Beiträge von dreizehn

    Annika Scheffel - Bevor alles verschwindet


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    Der "grobe" Inhalt dieses Buches lässt sich sehr leicht zusammenfassen. Ein namenloses Dorf in einem Tal soll für ein großes Erholungs- und Freizeitgebiet geflutet werden. Eine Handvoll Einwohner sind noch da und harren aus bis zum letzen Augenblick. Ihr Verharren ist das letzte Aufbäumen gegen einen übermächtigen Gegner.


    In einer Rückschau bzw. Countdown begleitet der Leser die Einwohner im letzten halben Jahr vor der Flutung. Jeder Person ist ein Kapitel und der Monat vor der Flutung gewidmet, beschäftigt sich aber nicht ausschließlich mit dem einzelnen Einwohner. Es ist mehr ein Zusammenspiel aller Protagonisten, die unüberwindbar auf das Ende ihrer Gemeinschaft zusteuern, eine Art Endzeitstimmung.


    Dieses Dorf erscheint mir dabei wie ein eigener Kosmos, eine Idylle in einer abgeschlossenen Schneekugel, die nunmehr aufgebrochen wird. Dabei kommen auch weniger positive Dinge zum Vorschein aber die letzten Verbliebenen halten dennoch an dieser "Idylle" fest, obwohl sich bereits alles in Auflösung befindet.


    Erwartet habe ich hier einen klar nachvollziehbaren klassischen Erzählstrang zur Umsiedlung einer Gemeinde, wie es sie zu Hunderten bereits gegeben hat. Bei "Bevor alles verschwindet" verschwinden jedoch nicht nur das Dorf sondern auch die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie. Fantastische und mythische Elemente formen ein imaginäres Gebilde, eine Art Märchen mit Fabelwesen, in dem auch die realen Menschen plötzlich merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legen und in einer Geisterwelt wandeln.


    Der Roman ist mal ganz offensichtlich, mal doch im Verborgenen gespickt mit Andeutungen zu Sprichwörtern, Märchen, Geistern.... Die Figuren erscheinen mir in einem Mischmasch völlig suspekt, dann liebevoll sympathisch, menschlich aber auch abstoßend. Wider besseres Wissens fieberte ich mit ihnen in der Hoffnung auf ein Happy End.


    Fazit:
    Ein Roman wie eine Art nächtlicher Traum, in dem sich Realität mit zu viel Fantasie vermischt und nah an der Grenze zum Alptraum schrammt.
    Die magischen Elemente sind mir zeitweise etwas zu dominant und damit verwirrend. Aber gerade deswegen entsteht so eine Art Sogwirkung in die Geschichte hinein, die mich vor allem auch durch eine einfache klare und doch sehr poetische Sprache überzeugt hat.
    Nach der letzten Seite empfiehlt es sich, den Anfang noch einmal zu lesen. Mir hat das sehr geholfen um einen Abschluss zu finden.


    4ratten

    Marion Röbkes - Esoterischer Reiseführer Sachsen-Anhalt
    Ein außergewöhnlicher Reiseführer, der die andere Geschichte Ihres Reiseziels kennt


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    Aus dem Klappentext:
    Übersichtlich gegliedert, konzentrieren sich diese Reiseführer auf das Neue, auf das esoterisch Wesentliche. Geister, Hexchen oder Kraftplätze finden - kleine Symbole führen durch das Buch und den Reisenden zu seinem Ziel. Nicht nur magische oder mystische Orte und Begebenheiten sind beschrieben, sondern es werden dazu obendrein geheimnisvolle überlieferte Geschichten erzählt. Einmalig in dieser speziellen Form. Mit vielen Fotos und Zeichnungen illustriert, die ideale Ergänzung zum klassischen Reiseführer.


    Mein Eindruck:
    Als Reiseführer oder auch nur als Ergänzung zu einem Reiseführer würde ich dies nicht bezeichnen. Es handelt sich doch eher um eine lose Zusammenstellung von Sagen, die man zu den bestimmten Orten zurechnen kann. Worauf sich dabei das esoterische bezieht oder warum nun gerade der bezeichnete Ort ein Kraftplatz sein soll, wird nicht erläutert. Dafür gibt es nach jedem Kapitel die Adresse und Telefonnummer von Tourismusverein, Museum oder ähnlichem.


    Kindische gezeichnete Symbole - zum Beispiel ein Einhorn oder "Bettlakengeist" weisen am Anfang des jeweiligen Kapitel auf Phänomen, Sage oder ähnliches hin. Ein paar sporadisch eingefügte Schwarz-Weiß-Fotos machen das Büchlein sicherlich nicht einladender. Und selbst bei diesen Bildern hat man sich wohl eher auch noch ziemlich vergriffen, denn ein Hügel mit einem Plattenbaugebiet wirkt wenig einladend.


    Außerdem gehöre ich zu den Realisten, denen die Autorin nicht sonderlich wohlgesonnen ist, denn anders kann ich mir ihre spitzfindigen Kommentare zu wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht erklären. Dies spricht auch weiterhin für mangelnde Objektivität und Professionalität.


    Fazit:
    Für mich ist dieses Büchlein eine lieblose unzusammenhängende Ansammlung von Sagen und einzelnen Hexenschicksalen, die ich sicherlich nicht brauche um an bestimmten Orten eine gewisse Magie zu empfinden. Die erstreckt sich aber eher auf die Schönheit der Natur und des Augenblicks als auf Aberglauben, Pendeln oder Wünschelruten.


    :marypipeshalbeprivatmaus:

    William Lindesay - Im Schatten der Chinesischen Mauer


    Zu Fuß durch die Wüste Gobi zum Gelben Meer


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    Während einer Wanderung am Hadrianswall entsteht die Idee zu einem Lauf entlang der Chinesischen Mauer. Der Marathonläufer William Lindesay will der erste sein, dem dieses Abenteuer gelingt.
    Sein Buch ist nicht nur ein Reisebericht sondern auch der Ausdruck einer Obsession, eine Idee zu verwirklichen. 2500 km zu Fuß durch ein Land, das vor allem für Ausländer verschlossen ist, ohne genaues Kartenmaterial oder Ausrüstung ist ein heikles Unterfangen. Aber William Lindesay hat sich weder von den Strapazen, Krankheit, Gefangennahme oder auch der Angst vor der Ausweisung aus China abhalten lassen. Ach mehreren Anläufen kann er seinen Traum 1987 verwirklichen.


    Diesem Reisebericht fehlen die Bilder, da sie durch die chinesischen Behörden konfisziert wurden. Dafür lässt Lindesay den Leser durch seine Tagebucheinträge, die seine Erzählungen ergänzen, hautnah an seinem Weg teilnehmen. Er beschreibt die Mauer, gibt kurze Einblicke in den geschichtlichen Hintergrund zur Entstehungszeit aber auch zur jüngeren Geschichte. Trotz vieler Widrigkeiten spürt man seine Begeisterung für das Land aber vor allem für die Menschen, denen er begegnet. Er lässt sie mittels einiger Zeilen in seinem Reisetagebuch zu Wort kommen.
    Damit gestaltet sich der erste Teil dieses Buches als interessantes Zeitdokument einer abenteuerlichen Reise.


    Leider wurde dieser Stil nicht beibehalten. Lindesay hat während seines Chinaaufenthalts nach einer Verhaftung und Rückführung nach Peking seine zukünftige chinesische Frau kennengelernt. Der Mauerlauf tritt dadurch völlig in den Hintergrund und wird nur noch im Schnelldurchlauf ohne den anfänglichen Enthusiasmus abgehandelt. Dafür steht seine überirdisch schöne Verlobte und ihr Kennenlernen im Vordergrund.


    Fazit:
    Nach einem anfänglichen starken informativen Teil wandelt sich dieser Reisebericht zu "Süssholzgeraspel" und ist damit in der Reihe "Reisen Menschen Abenteuer" von National Geographic eines der schwächeren Bücher.


    2ratten

    Deborah Scaling Kiley/Meg Noonan - Ich will überleben
    Der dramatische Kampf einer Frau auf hoher See


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    Deborah Scaling führte ein eher unstetes, kompliziertes Leben und litt an Bulimie. Doch für eines konnte sie sich immer begeistern - das Segeln. Der Auftrag, die Segelyacht "Trashman" zusammen mit 4 anderen Crewmitgliedern nach Florida zu überführen, kommt ihr daher sehr gelegen. Allerdings gibt es von Anfang an Spannungen zwischen den Crewmitgliedern, die Yacht erweist sich als schwerfällig und sinkt innerhalb von Minuten während eines schweren Sturms. Die Crew kann sich gerade noch in ein kleines Gummiboot retten. Ohne Wasser, Lebensmittel und trockene Kleidung, umringt von Haien beginnt für sie auf hoher See der Kampf ums Überleben. Am Ende werden nur zwei von ihnen durch einen russischen Frachter gerettet.


    Deborah Scaling ist eine der Überlebenden dieses Unglücks. Mit ihrem Bericht versucht sie die Ereignisse zu verarbeiten, die sie während ihres gesamten weiteren Lebens beeinflussten. Aber es ist zugleich auch eine Art Warnung an alle Segler.
    Ihre Schilderungen sind realistisch und schonungslos. Es liest sich wie eine erfundene Horrorgeschichte, die einen nicht mehr loslässt. Ich mochte das Buch nicht mehr weglegen und irgendwie war da noch die Hoffnung, dass am Ende alles gut ausgeht. Aber das wahre Leben schreibt wohl doch die grausamsten Geschichten. Man durchlebt die anfängliche Hoffnung, die Verzweiflung, die Wut, die Angst, die physische und psychische Anstrengung während des Lesens mit. Dabei verzichtet Deborah Scaling auf einzelne Schuldzuweisungen. Es wird klar, dass eine ganze Reihe von Ursachen letztendlich zur Katastrophe führten. Menschliches Versagen, Alkoholismus, schlechte Ausrüstung und die Unberechenbarkeit der See sind Teil davon.


    Neben den dramatischen Ereignissen spürt man auch den Kampf einer jungen Frau mit sich selbst. Sie erscheint nicht als glanzvolle Heldin und ist mir auch teilweise eher unsympathisch.
    Letztendlich hat sie aber gerade durch ihr vorheriges nicht gerade geradliniges Leben eine gewisse Zähigkeit, die ihren Überlebenswillen gestärkt haben.


    Inwieweit die einzelnen Geschehnisse der Wahrheit entsprechen, kann ich nicht beurteilen. Der Bericht wirkt sehr authentisch, tragisch und beängstigend. Der zweite Überlebende hat sich bisher nicht zu den Ereignissen geäußert.


    Am Ende des Buches befindet sich noch das übersetzte Protokoll des Arztes des russischen Frachters. Bei diesem musste ich ein wenig schmunzeln, denn er spiegelt schon ein wenig russischen Nationalstolz zum damaligen Zeitpunkt (1982) wieder und unterscheidet sich daher in einzelnen Punkten etwas zu den Erinnerungen von Deborah Scaling.


    4ratten

    Danke Valentine!!!
    Bei mir funktioniert leider die Suche und der Aufruf der übrigen Smilies zur Zeit nicht. Da erscheint immer eine weiße Seite.


    Dafür gab es einiges über das Seelenleben oder die Schwierigkeiten der täglichen körperlichen Hygiene zu erfahren, da sind Frauen eben doch ein bisschen anders als Männer :breitgrins:. Genau wie ihre männlichen Kollegen bleibt sie dabei aber immer sachlich.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Recht gute Bewertung, aber wenigstens eine Ratte ist meiner leider rein theoretischen Begeisterung für solche Touren geschuldet :zwinker:


    Allerdings gibt sie eher keine Auskünfte über bestimmte elementarste Dinge, die mich bei solch einer Tour interessiert hätten. :redface:


    Zu mehr als drei Ratten hat es bei mir nicht gereicht obwohl ich derartiger Literatur sicherlich auch nicht abgeneigt bin. Das liegt aber sicher auch daran, dass ich gerade noch ein anderes Buch einer Seglerin gelesen hab, welches noch intensiver geschrieben ist.

    Maud Fontenoy - Der Atlantik und ich
    3600 Seemeilen im Ruderboot über den Atlantik


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    Die Französin Maud Fontenoy hat es geschafft. Sie hat im Jahre als erste Frau den Nordatlantik in West-Ostrichtung in einem Ruderboot überquert und sich damit ihren Traum erfüllt.


    Ihr Buch ist kein normaler Reisebericht, der von Abenteuerlust, Entfernungen oder technischen Details erzählt. Maud hat ihre Erlebnisse nicht geschönt. Im Mittelpunkt stehen ihre Empfindungen und ihr Kampf mit sich selbst den Widrigkeiten des Nordatlantiks zu trotzen.


    Nebel, Kälte, orkanartige Stürme, meterhohe Wellen, die Angst vor sich nähernden Schiffen aber vor allem auch die Einsamkeit beherrschen ihre Schilderungen. Sie ist so oft physisch und psychisch am Ende ihrer Kräfte, dass ihre Reise als wahre Tortur erscheint. Aber genau dann ist sie in der Lage in sich verborgene Reserven zu mobilisieren und schöpft aus einem Sonnenuntergang, aus der Begegnung mit Walen und kurzen Telefonaten neue Energie und man spürt ihre Lebensfreude und auch ihre Liebe zur See.


    Fazit:


    Ein sehr ehrlicher gefühlsbetonter Bericht über ein kühnes Vorhaben, der eher auch in die Sparte der Motivations- bzw. Selbstfindungsliteratur seinen Platz einnehmen könnte.


    3ratten

    Eure Kurzkritiken schrecken mich jetzt schon ab. :rollen:



    Auf meinem SUB liegt schon eine Weile "Risiko" von Steffen Kopetzky. Im Buchladen war ich total begeistert, könnte ein tolles Bich für mich sein. Diese Euphorie hat sich sehr schnell gelegt.
    Mir fehlt momentan die Lust. Irgendwie gibt es gerade kein Thema, was mich wirklich anspricht.

    Ich kannte ihn vorher nicht und bin daher positiv überrascht. Sein Buch über die Wüsten der Erde ist jetzt ganz oben auf meiner Wunschliste.
    Was mir wirklich extrem positiv auffällt ist sein Respekt gegenüber Menschen und der Umgebung. Er wirkt nicht wie ein Draufgänger und kann auch mal einen Gang zurückschalten.

    Michael Martin - 30 Jahre Abenteuer
    Unterwegs in den Wüsten der Erde

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    Dieses Buch ist eine Art Zwischenbilanz nach 30 Jahren des Reisens und Fotografierens.
    Es erzählt in kurzen Abschnitten von den Anfängen aus Kinder- und Jugendtagen bis in die Gegenwart über den Werdegang eines "Abenteurers", den vor allem die Wüsten dieser Erde in den Bann gezogen haben.
    Aus jedem Abschnitt spürt man die Begeisterung Michael Martins für das, was er tut - sei es das Reisen an sich, das Fotografieren aber auch die Präsentation des Erlebten in Vorträgen rund um die Welt.
    Dieses Buch ist kein einzelner Reisebericht an sich sondern eine Art "Best of" mit einer sehr persönlichen Note des Menschen Michael Martin. Er hat erzählerisches Talent und vermag mit seinen Anekdoten seine eigene Faszination auf mich zu übertragen. Neben abenteuerlichen manchmal ironischen Berichten finden sich viele wissenswerte Dinge über die Regionen, die er bereist hat. Dazu kommt die sorgfältige Auswahl verschiedener Fotos von den ersten Plakaten zu seinen Diavorträgen über Bilder seiner Reisen bis zu persönlichen Familienfotos. Dabei hat Michael Martin einen eigenen Blickwinkel und vor allem einen festen Grundsatz. Entgegen aller anderen üblichen Abbildungen verzichtet er auf das Zeigen nackter Frauen und handelt mit Bedacht. Sein Vorgehen und seine Erzählweise sind respektvoll.


    Als ganz besondere Zugabe beinhaltet dieses Buch auch das Interview mit Denis Scheck aus dem Jahre 2011. Für mich ist dies ein lesenswertes Fazit. Denis Scheck stellt die richtigen Fragen und Michael Martin antwortet beeindruckend umsichtig und persönlich.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Danke für Deinen Leseeindruck. Ich hätte bei dem Titel auch eher auf einen der großen Flüsse irgendwo im Ausland getippt.


    Carmen Rohrbach hat ja auch einige Reiseberichte geschrieben. Da die Bücher in der National Geographic Reihe aufgelegt werden, hatte ich bisher eines ihrer Bücher gelesen. Allerdings war ich ziemlich enttäuscht, weil das eigentliche Erkunden der fremden Kultur zu kurz kam. Stattdessen gab es eher die Aufarbeitung persönlicher Dinge....


    Vielleicht gebe ich ihr ja doch noch mal eine Chance. :smile: