Beiträge von Alice

    Das Buch konnte mich eben bisher nicht wirklich fesseln - weder von den Charakteren, der Handlung noch vom (aber angenehm-unauffälligen) Stil her; Euren Besprechungen entnehme ich aber, dass das bisher vielleicht nur eine Art "Exposition" war und werde daher doch weiterlesen. :)

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    Inhalt : Der Amerikaner Nathan Price geht im Jahr 1960 als Missionar in den Kongo - mit ihm gehen seine Frau Orleanna und seine 4 Töchter. Das Buch beschreibt die 18 gemeinsamen Monate der Familie in einem abgelegenen Dorf im Dschungel und in seinem letzten Drittel die weitere Lebensgeschichte der Frauen. Für jede Einzelne war die Zeit in dem afrikanischen Dorf eine absolut prägende Erfahrung, jedoch führt sie sie anschließend zu individuell sehr verschiedenen Biographien, in denen Afrika aber immer eine wichtige Rolle einnimmt.
    Dem Titel entsprechend ist die Geschichte in verschiedene "Bücher" (beginnend mit "Genesis"..) unterteilt - in den einzelnen Kapiteln wechseln sich die Frauen der Familie mit der Beschreibung ihrer Eindrücke jeweils ab. Jedes "Buch" beginnt mit einer Einleitung der Mutter, Orleanna.


    Mein Eindruck : Nachdem ich mich zunächst (die ersten gut 100 Seiten..) etwas schwer tat, in das Buch "hineinzukommen", ist mein Fazit letztendlich überwältigend positiv. Die "Poisonwood Bible" ist im Rückblick ein klug aufgebautes Epos über das Zentralafrika der Zeit von vor mehr als 50 Jahren und deren Folgen.. aber es ist noch viel mehr: Nämlich eine äußerst tiefgründige und poetische Analyse der "afrikanischen Seele" und gleichzeitig der Beziehungen innerhalb einer Familie. Wie gut die ganz besondere Sprache bei der Übersetzung übertragen werden konnte, kann ich nicht sagen, aber im Original ist es schon frappierend, wie im Stil zwischen den Charakteren und Altersstufen differenziert wird. Hierbei noch ganz abgesehen vom immer wieder sehr schönen individuellen Schreibstil der Autorin.


    In die beschriebene Zeit fallen die Loslösung des Kongo von der Kolonialmacht Belgien und die Regierungszeiten des ersten Präsidenten Patrice Lumumba und des ihm nach seiner Ermordung nachfolgenden Diktators Mobutu - all diese Ereignisse spielen eine wichtige Rolle in der Handlung und sind nicht einfach nur "Rahmenbedingungen"; mit 650 Seiten ist das Ganze mMn zu umfang- und detailreich, um hier näher auf Inhaltliches einzugehen, aber das Buch hat bei mir ein wirklich eindrückliches "Gesamtgefühl" hinterlassen.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Vielen Dank für das schöne Bld auch von mir, knödelchen! :smile:


    Und in FARBE - nach dem Coverbild war sie in meinem Kopf jetzt immer schwarz-weiß, stellte ich gerade fest.. *g* Frisch restauriert ist sie, glaub ich, auch noch..
    Ich hab diese Stiege in Wien vor ein paar Jahren ja wie gesagt leider aus Zeitgründen verpasst - ruhigere Gegend und Bäume - das animiert mich jetzt dann doch für's nächste Mal!

    Nach meiner Erinnerung ist es so, dass sich der Film gar nicht bemüht, den Roman 1:1 abzubilden, sondern sich (klugerweise) quasi den zentralen Handlungsstrang herauspickt.
    Da das Buch ja die Basis vom Film ist und nicht umgekehrt, ist auch hier eine "Enttäuschung" unwahrscheinlich - aber die Thematik des Buches ist eben auch viel weitläufiger.
    Trau Dich! :smile:

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    Oliver Sacks - Drachen, Doppelgänger und Dämonen (Über Menschen mit Halluzinationen)


    Der schreibende Neurologe behandelt in diesem Buch (es ist eines seiner neueren, aus dem Jahr 2012) das Thema "Halluzinationen". Meist handelt es sich dabei um optische Erscheinungen, aber auch Halluzinationen in Bezug auf Gehör, Geruch und Tastsinn werden angesprochen.
    Haupt-AHA-Effekt (eventuell nicht nur für den Nichtbetroffenen..) ist eigentlich, wie verbreitet dieses Phänomen ist: Die 15 Kapitel besprechen verschiedene Zustände und Situationen, in denen Halluzinationen auftreten, und das Spektrum reicht dabei von Sehverlust, Migräne, Epilepsie, Drogenkonsum, Parkinson und Gehirnläsionen bis zu Trancen, (ganz normalen) Aufwach- und Einschlafsituationen und Nahtod-Erlebnissen..
    Zusammenhänge mit Albträumen, Geistererscheinungen, spirituellen Erlebnissen u.Ä. präsentieren sich als naheliegend und auch wahrscheinlich.. und Halluzinationen werden auch durchaus ein wenig "entpathologisiert" .. ;)


    Illustriert und geradezu gespickt ist der Text wie bei Oliver Sacks üblich mit zahlreichen Erlebnisberichten von Patienten, oft in deren eigenen Worten - viele Leser empfinden das bei diesem Autor oft als ein "Zuviel", aber er lässt einem die Wahl: Die meisten der Berichte sind in Form von Fußnoten eingefügt, die man mitlesen kann - oder eben nicht. Ich empfinde die Beschreibungen aber als geradezu essentiell bei diesem Thema, da sie wohl die einzige Möglichkeit sind, "halluzinationslosen" Menschen das Phänomen einigermaßen nahezubringen. Manchmal ist das Lesen dadurch auch ein wenig "Arbeit", aber mMn lohnt es sich.


    Es handelt sich - wie bei Oliver Sacks üblich - nicht um ein "Fachbuch", sondern um ein Buch für interessierte Laien. Sein Stil, betroffene Patienten vor allem als Menschen mit (einigen) Besonderheiten und nicht als reine "Fälle" darzustellen, ist schon legendär und wird von mir immer wieder als durchaus "echt" wahrgenommen.
    Und wie fast immer fühle ich mich nach dem Lesen "bereichert" im Blick auf einige Dinge..


    (Jetzt gibt's dann nur noch 1,5 Bücher von Oliver Sacks, die ich noch nicht gelesen habe.. und da er vor einiger Zeit gestorben ist, werden auch keine neuen mehr nachkommen.
    Bei diesem hier brauchte ich einen kleinen Anstoß, um es zu lesen - danke, TAMKA! - über den sehr ich froh bin.)

    Durch die viiielen (kurzen) Einzelfälle, die sich aber aus der Vielfalt der Erscheinung ergeben, ist es teilweise etwas.. "unorganischer" (?) zu lesen als seine anderen Bücher, daher "nur"


    4ratten

    Im BUCH "Die Vermessung der Welt" geht es um den Vergleich der Weltsichten von zwei (Natur)Wissenschaftern mit sehr unterschiedlichen Lebensarten: A. v. Humboldt und Friedrich Gauß.
    Humboldts Reisen spielen insofern eine Rolle, als sie dessen Art/Grundlage darstellen, die Welt anzusehen - während Gauß' eben extrem häuslich ist und seine Betrachtungen nur rein "geistige" sind.
    So jedenfalls hab ich den Roman verstanden - den Film kenn ich nicht.
    Im Roman jedenfalls ist Humboldt durchweg in Deutschland..


    Danke für Deine Rezension, Doris.. werd mir das Buch mal ansehen! :)

    Boah, ja - sooo lange her! :smile:
    Ich erinnere mich noch, dass die weißgrundigen "Schneider-Bücher" zu meiner Kinderzeit beliebte Geburtstagsgeschenke waren. Und das freiwillig *g* und sogar erschwinglich..


    Hab gerade aus nostalgischen Gründen mal gegoogelt - und mir fiel sofort Eines auf:


    Hanni und Nanni sind erstaunlicherweise heutzutage erBLONDet!!
    Was ist das denn?? :redface:

    Hab gerade meinen Irrtum bemerkt, oben die letzten Worte des Romans Eulenfeld zugeschrieben zu haben - in Wirklichkeit stammen sie vom Amtsrat Zihal. *sorry*


    Dafür kann ich noch das Mosaiksteinchen beisteuern, dass Etelka anscheinend Doderers eigener Schwester Helga nachgezeichnet ist, die ebenfalls Selbstmord begangen hat..
    Und es gibt Parallelen zwischen Mary K. und Doderers erster Frau.

    Mir stellte sich halt die Frage, ob es sich bei Mary K. und damit auch ihrer Tochter um reale Personen handelt - bei anderen Personen mit "Initialennamen" (z.B. E.P.) war es ja so. Und ob es eventuell in diesem Fall sogar eine Person aus Doderers Verwandtschaft oder jedenfalls näherer persönlicher Bekanntschaft ist??
    Es gab noch eine weitere, ähnliche Textstelle, durch die ich auf diese Idee kam, mal sehen, ob ich sie noch finde..
    Mary K.s Tochter tritt aktiv eigentlich nur in Erscheinung bei dem spontanen Teekränzchenmit Grete Siebenschein, das sich kurz vor dem Unfall in Mary K.s Wohnung zusammengefunden hat - ansonsten wird sie nur (immer lobend) in ihrer Eigenschaft als "Erziehungsobjekt" ihrer Mutter erwähnt.


    .. ich fand z.B. einige etwas rätselhafte Stellen, die für mich wohl auf Bezüge zur Biographie des Autors hindeuten - ist das noch jemandem so gegangen??)


    Versteht jemand z.B. diese Stelle auf S. 833 ganz unten??


    "Fräulein (! also Marys Tochter..) K. war am Teetische sitzen geblieben. .. O Mädchen, nicht Lämmlein! Tochter, Enkelin, Urenkelin, deren Biographie zu schreiben wäre, als die schönste aller anziehenden unbekannten Aufgaben - wo bist Du heute? Wer ist Dein Herr geworden? Wer vermeint da, daß du sein seiest? .."
    (während draußen der Unfall der Mutter geschieht)


    Nie vorher wurde Marys Tochter mehr als nur beiläufig erwähnt, oder?
    Welche Rolle spielt sie für den Autor - gibt es vielleicht wirklich eine Verwandtschaft zu den K.s oder bezieht er sich nur auf deren Verwandtschaft zu Mary K. ("Tochter" - aber warum dann die Enkel- und Urenkeleigenschaft - von Marys Vorfahren war wirklich nie die Rede) und das ist nur eine Art "elegische Momentabschweifung"?? *verwirrt*

    Das Ende war ja jetzt geradezu ein Showdown!


    Dem Titel gerecht werdend, tritt die Strudlhofstiege - eben auch in ihrer genauen Architektur! - an dramaturgisch wichtiger Stelle noch mal ganz in den Vordergrund (S. 786uf) - schön auch schon die Antwort "Immer!" von Melzer auf die Frage, ob er von der Strudlhofstiege komme (S. 764).
    Auch die "Menschwerdung" findet ihren definierten Punkt, und das erst auf S. 892 (wobei der Leser Melzers Vornamen auch final nicht erfährt..).


    Eine Tote und eine Schwerverletzte, keine undramatische Bilanz - beide unter den Frauen, die ja anfangs eher spartanisch bemessen auftraten, aber das hat sich ja in den letzten Teilen des Romans dann ziemlich geändert..


    Viele Bezüge auf Szenen weiter vorne verleihen diesen nachträglich ihren Sinn - mir fiel z.B. das "Timing" der Ankunftszeiten der Züge auf, das ja in der Zeit vor und nach dem Krieg verschieden gehandhabt wurde, was in der Handlung durchaus eine Rolle spielte..


    Überhaupt: Timing..
    Darum geht's ja in dem Buch oft (fiel mir auch nachträglich noch auf - vorher allerdings meist bestimmte Daten, weniger Minuten wie dann am Ende..), und in diesem letzten Teil ganz besonders. Es erinnert ja mitunter bei der Beschreibung des Unfalltags an einen Kriminalroman, wie das "aufgedröselt" wird..
    Wenn ich einen Schritt zurücktrete, geht es in der Strudlhofstiege sehr oft darum, dass Dinge, die sich scheinbar zufällig so ergeben, eben doch nicht zufällig sind, weil es sich um Entwicklungen handelt, die durchaus meist ihren guten Grund haben.. z.B., wenn Melzer genau zeitlich passend zum Ort des Unfalls kommt, weil er eben vorher beschlossen hatte, dass es wichtig war, seinem Gesprächspartner genau und in Ruhe zuzuhören und darum in zeitlichen Verzug gerät - sogar, wenn er dadurch ein für ihn wichtiges Treffen verpasst (was ihm aber aber auch da schon als "aufgeschoben, aber nicht aufgehoben" erscheint..). Dass er sich an dieser Stelle so verhält, darauf arbeitet seine ganze Charakterdarstellung vorher eigentlich hin..?! Und so ist es eben nicht "Zufall". Ebensowenig wie das zeitlich passende Erscheinen Theas - das damit ja zusammenhängt.
    Wenn man an den Rest des Romans zurückdenkt, ist diese "Kasualität" recht oft ein Thema.
    Für mich vielleicht eine Art Quintessenz: Dass viele Geschehnisse doch durchaus Zusammenhang und Folgerichtigkeit besitzen - auch, wenn solches nicht sofort evident ist. Dass sie eben eine "Geschichte" haben.


    Thea Rokitzer.. aus verschiedenen Stellen war eigentlich schon von Anfang ihres Auftretens an ziemlich klar, welche Rolle sie mal spielen würde. Aus unserer Zeit heraus erscheint ihre Darstellung reichlich.. merkwürdig, oder? Dass eine weibliche Person auch naiv oder nicht übermäßig scharfsinnig sein kann, sei ja akzeptiert ;-), aber.. die Wortwahl zuweilen.. wie sah man das vor gut über 50 Jahren??
    Ich erinnere mich da an:


    Lämmlein.. (öfters) (einschließlich der Geräuschentwicklung bähbäh..)
    Ja, und andauernde Pfirsichvergleiche.. (jaaaa, die Gute hat eine jugendliche und reine Haut..)
    Das mit dem Gemäldependant vom (hohlen?) Kürbis war auch schon ziemlich.. gemein.
    Den Vogel abgeschossen hat aber dann doch folgende Formulierung:
    "Auch das Lämmlein berührte diese zart mit dem milchigen Mäulchen." (Und das an hochromantischer Stelle!!)


    Den letzten Satz - eine weitere Essenz? - überlässt der Autor dann Eulenfeld - passt irgendwie auch. Der hat ja durchaus "Kontur" gekriegt im Laufe des Geschehens.

    (Weitere Einzelheiten verkneif ich mir (erst mal?) zugunsten der Lesbarkeit dieses Beitrags.. ich fand z.B. einige etwas rätselhafte Stellen, die für mich wohl auf Bezüge zur Biographie des Autors hindeuten - ist das noch jemandem so gegangen??)


    (Bösen Tippfehler beseitigt.. : )

    (Als kleine Ermutigung, falls noch jemand "hängt"..) :


    Ich hab gestern wieder angefangen und bin in kurzer Zeit ein ganzes Stück weitergekommen, weil es sich gerade für mich ziemlich gut liest. Viele meiner Probleme mit dem Roman haben wohl durchaus mit Ungeduld von meiner Seite zu tun - wahrscheinlich ist aber auch allgemein der heutige Roman einfach "schnelllebiger" als der vorliegende - bei dem eben der Autor viel Zeit und auch das Vertrauen des Lesers verlangt, um sein Szenario darzulegen.. (Erinnert mich ein wenig an die russischen Klassiker, von denen ich auch noch so einige auf die Zeit verschiebe, "wenn ich mal älter, geduldiger und abgeklärter bin" - sollte allmählich mal.. ;) Die gelesenen hab ich allerdings als etwas "gradliniger" empfunden als die Stiege.)


    Schon einmal in der Mitte des zweiten Teils hatte sich ja die Anzahl der Handlungsstränge etwas reduziert,was ich damals als angenehm empfunden hatte.. auf den letzten knapp 200 Seiten fokussiert sich das Ganze dann wohl jetzt ganz und wiederum bekommen Dinge von vorher ihren Sinn. Ein paar zitatwürdige Stellen gibt's mMn auch - könnte ich vielleicht ganz am Ende wieder.. (falls jemand Interesse hat und mit seinen Eindrücken vergleichen will..?)


    Die baumartige Struktur dieses Roman hätte bei einem 2. Lesen des Romans sicherlich den Effekt, den Doris auch schon voraussagte: Man würde Vieles mit völlig anderen Augen aufnehmen und so die Struktur von Anfang an besser durchschauen. Ob ich allerdings diese Zeit noch jemals aufwenden werde, halte ich für zweifelhaft - vielleicht schaffen wir es ja, auch hier "retrograd" Einiges zu analysieren.. eventuell lässt uns ja das Gedächtnis an unterschiedlichen Stellen im Stich.. meins jedenfalls tut es zeitweise eben..


    Also - die letzten 130 Seiten vor mir seh ich gerade sehr positiv! :smile:

    zum Zitat
    (Ja - wieder mal ein Beispiel dafür, dass es der Status Quo ist, der von den meisten Menschen als "normal" (im wörtlichen Sinne..) empfunden wird - und dass es immer nur eine Minderheit von Leuten ist, die sich ihre eigenen Gedanken über Moral und Wahrheit macht. Das ändert sich anscheinend nie.)
    ________________


    Wie erwähnt sind ja Sarah (und ihre Schwester Nina) Grimké historische Figuren - man sollte im Buch nicht die Anmerkungen hinten verpassen, in denen die Autorin erklärt, was in ihrem Buch historisch und was fiktiv ist.
    Die Schrift einer der beiden Schwestern war wohl auch der Anstoß für Harrier Beecher-Stowes "Onkel Toms Hütte"..


    Ein wichtiges, gut lesbares Buch mit stimmig dargestellten Charakteren. Die Darstellung erscheint glaubhaft - es wird dabei weder zusätzlich "auf die Tränendrüse gedrückt" noch irgendetwas verharmlost.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    (.. : Aus dem Leben einer Familienpsychologin) (2013 - 256 S.)


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    Sophie Seeberg - Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey!
    (offizielle Inhaltsangabe im Link..)


    Dieses Buch ist nicht ganz, was es scheint..
    Nämlich eben nicht ein sich-darüberstellendes-sich-Lustigmachen über Leute aus bildungsfernen Schichten, sondern wirklich das, was der Untertitel angibt: Berichte aus der Arbeit einer Familienpsychologin - und zwar einer, die Berichte schreibt, die entscheidend dafür sind, ob Kinder in ihrem familiären Umfeld verbleiben sollten.
    Starker Tobak also eigentlich - und vor dem Haupttext sollte man auch unbedingt die Einleitung lesen, die die Motivation für diese Art der Darstellung erklärt.


    Ja, es wird sich auch "lustig gemacht" - aber nie auf Kosten der Schwachen oder Gutwilligen.
    Armut allein ist aber sicher kein Grund, seine Kinder zu vernachlässigen - diese Verbindung wäre ein Affront für alle Eltern, die sich auch unter schwierigsten Bedingungen für ihre Kinder einsetzen und sich bemühen, ihnen trotz materieller Knappheit alle Chancen zu verschaffen.
    Armut stellt aber auch weder einen guten Charakter noch moralisches oder beschützendes Benehmen sicher - und man hat eben nicht die materiellen Möglichkeiten, die Sorge für und um seine Kinder durch Einsatz von Geld zu delegieren..


    Die Behandlung dieses schwierigen Themas der Vernachlässigung von Kindern in unserem reichen Deutschland in einem solchen Kontext stellt sicher eine Gratwanderung dar - jemandem, der wie Sophie Seeberg viel Zeit damit verbringt, sich auf sehr nachdenkliche und mitfühlende Art mit diesen Kindern und ihren Familien auseinanderzusetzen, sei sie erlaubt: Und meiner Meinung nach ist sie gelungen.
    Rotzig-frech-egoistische vernachlässigende Mütter und Väter dürfen mMn bloßgestellt werden - auch, wenn sie selbst "benachteiligt" sind. Meist ist anscheinend nur das wörtliche Zitieren einiger Aussagen nötig:
    " .. Aber das Kindergeld behalt ich! Schließlich hab ich das Kind zur Welt gebracht, dann ist das meins."
    Sehr oft wird kein ausdrückliches "Urteil" über Personen gefällt, sondern es wird nur die Situation dargestellt.. meistens reicht das schon und ist auf fassungslos machende Art entlarvend.. Man lacht sozusagen vor Schreck.


    Nicht nur mit den betroffenen Kindern, sondern auch mit betroffenen Eltern, die einsichtig, verzweifelt oder gutwillig sind, geht Sophie Seeberg übrigens sehr sanft um - Ziel ihres Angriffs sind immer nur diejenigen, die mit viel Ellenbogen andere auf die Seite drängen, um ihre eigenen Interessen auch noch in einem "unterprivilegierten" Milieu durchzusetzen. Und die können es vertragen (ob der Grund für ihre Kaltherzigkeit oder sogar Bosheit vielleicht auch in deren eigener Kindheit und Umgebung liegt, spielt in diesem Zusammenhang wirklich eine sekundäre Rolle).


    Das richtige Wort für die Art der Darstellung wäre wohl eher nicht "humoristisch", sondern "skurril".
    Ohne den provozierenden Titel und das Cartoon-Cover würden wohl viel weniger Leute dieses Buch lesen - es wäre aber sehr wünschenswert, dass es viele tun, da das Thema ein sehr wichtiges ist und aus verschiedensten Gründen oft genug verdrängt wird.. darum finde ich es nicht nur legitim, sondern sogar eine gute Idee..


    4ratten

    Ich habe "Die Blaufärber" dann schließlich im Rahmen des TAMKA-Wettbewerbs gelesen - meine Motivation war dabei ja vor allem das Thema "Farbe und Färben". Ohne diesen gewissen "selbstgemachten Druck" des Wettbewerbes (und der Hoffnung, dass doch noch etwas mehr Neues über historisches Färben zutage käme) hätte ich dieses Buch sicherlich abgebrochen.. wie Bine hab ich mich mehr oder weniger hindurch gequält und kann mich ihren Eindrücken größtenteils anschließen.


    Ein positiver Charakter zur Identifikation fehlt völlig, das Maß an aneinandergereihtem Unglück und Intrigen (aber ohne wirklich gute Geschichte..) ist einfach ZU voll, die Liebesgeschichte hässlich und über das Färben und seine Geschichte liest man auch nichts wirklich Neues oder Interessantes. Die im Umschlag beschriebene "manische Suche nach dem perfekten Blau" spielt sich auf sehr wenigen Seiten ganz am Ende ab - und endet natürlich wiederum mit einem Unglück. Die Sprache ist auch, wenn sie nicht gerade unauffällig ist, dann gleich exaltiert statt passend.


    Die Frucht der auf dem Innenumschlag erwähnten ausgedehnten Recherche-Reisen in die Türkei, nach Marokko und nach Mali ist für mich nicht wirklich sichtbar, ebenso die Motivation der Academie francaise für den verliehenen Preis.
    Für mich eine verschenkte Chance, ein interessantes Thema darzustellen - das Ganze verbleibt immer in dem vom Autor geschaffenen äußerst unerfreulichen Mikrokosmos.
    Immerhin 2 Ratten für ein paar Absätze über Farbe, die zwischendurch ein wenig Freude bereiten.


    2ratten


    Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten, ich habe weiter nichts von Doderer gelesen. .. Ich könnte nicht sagen, ob Doderer bei manchenn innerlich stärker beteiligt ist.


    Ich auch nicht. :smile:
    Mit den "anderen Themen" meinte ich die in diesem Roman, bei denen eigentlich uns allen (?) schöne Passagen aufgefallen waren: Naturbeschreibungen, Stimmungen in der Stadt, ich finde auch: Allgemeine gesellschaftliche Verhaltensmuster..



    Gute Frage. Ich denke, das kommt auf den Inhalt an, aber der Hauptgrund wird sein, dass der Autor die Leserschaft unterhalten will.


    Darüber kann man wahrscheinlich lange diskutieren.. und auch, was "Unterhaltung" eigentlich ist..
    Man denke allein an die Einteilung zwischen "Klassiker" ("E-Roman".. :zwinker:) , "Unterhaltungsroman" etc) - und an den in zuweilen in Worte gefassten Gesichtsausdruck einiger Mitforumler, wenn einige Klassiker (iwie eigentlich zurecht..) unter "Liebesromane" gereiht werden..
    Ich denke eben, die meisten Romane enthalten als eines der Hauptelemente den Umstand, dass der Hauptcharakter irgend eine Form von Entwicklung/Veränderung durchmacht.. und das eben zumeist durch die Interaktion mit anderen Charakteren. Eben darum finde ich die "Beschreibung der v.a. auch emotionalen Interaktionen der Charaktere" so wichtig..
    Auf welchem inhaltlichen und Sprach-"Niveau" (meine Güte, dieses WORT.. :-/ ) die Beschreibung stattfindet, macht dann eben den Wert? die Einordnung? des Romans aus. Und naturgemäß findet bei älteren Büchern da eine gewisse.. Selektion statt, sodass man doch bei älteren noch "erhaltenen" Romanen meist den "wertvolleren" Anteil konserviert findet. Wie bei Musik halt. Vielleicht (und hoffentlich!) sind das dann die Bücher, an die viele Leute auch mit zeitlichem Abstand nach dem Lesen öfter mal gedacht haben? Was wird wohl aus unserem Jahrhundert bleiben??


    Ich selbst möchte keine Romane aus rein intellektuellen Gründen lesen (dafür gibt es für mich Sachbücher..) - ein Roman muss für mich "Seele"&Kopf" ansprechen, um "gut" zu sein. (Da findet ein gewisser "emotionaler Transfer" von Autor zu Leser statt.)
    Was "Unterhaltung" fördert oder zerstört, ist wohl bei Jedem etwas anders - bei mir wirken z.B. ein schlechter Stil und zu banale Charaktere absolut kontraproduktiv; zu rein "abstrahierender" Literatur hab ich aber andererseits auch noch wenig Zugang gefunden - bei jemand Anderem mögen die Vorlieben wieder ganz anders sein.
    *Auch die jeweilige Situation und "Anwendung", zu der man ein Buch liest, spielt eine Rolle.




    Ich habe gerade extreme Probleme mit dem Zigarettenschmuggel-Teil.


    Das war auch der Teil, mit dem ich die größten Schwierigkeiten hatte. Selbst die Motivation bleibt unklar - Eulenfeld werden später auch die Worte in den Mund gelegt, "Editha habe doch Geld gar nicht nötig" (sinngemäß). Entweder ist die eigentliche Handlung wirklich banal (@ Doris) - oder wir werden es am Ende doch besser verstehen??


    (*Satz ergänzt)