Beiträge von Alice


    Punktesysteme zur Steigerung der Motivation und zur Bewertung der Arbeit, oft mit dem schönen Wort "Gamification" beschrieben.


    Früher, in einer unmoderneren Zeit, nannte man das in seiner einfacheren direkteren Art "Akkordarbeit" - und es war nicht besonders "angesehen". Halt nur bezahlt. ;)

    (Bezugnehmend auf Tomke)
    Ja, ich musste auch an dieses hier denken : "Lifestyle-Armband"


    In der Werbung wird vorgeschlagen, es rund um die Uhr zu tragen, um alle Daten flächendeckend aufzuzeichnen "für ein bewussteres Leben". Einige der beworbenen (!) Aspekte fand ich schon vor der Lektüre des Buches alarmierend gruselig..

    Meiner Meinung nach ein gutes Buch - natürlich kein "Wohlfühlbuch" aber ( Aeria..) - und ich bin mit Suse einer Meinung, dass wir es eigentlich alle lesen sollten.


    Mit Mac Oss stimme ich überein bezüglich der Hauptfigur Mae: Sie ist stimmig in ihrer Rolle. Gerade Menschen, die eigentlich nicht sehr "individuell" sind und sich im Grunde selber nicht sehr wichtig finden, sind ja anfällig gegenüber der vorherrschenden Meinung in ihrer Umgebung und leicht zu bestechen, indem man ihnen eine gewisse "mediale" Wichtigkeit verleiht - ein Blick ins Fernsehprogramm genügt..


    Sicher hätte man die technische Science-Fiction-Komponente noch glaubhafter herausarbeiten oder das Ganze "literarischer"* und mit subtileren Charakteren ausgestattet darstellen können - das hätte aber wahrscheinlich zu einem Roman des etwa doppelten Umfangs geführt, der Vielen dadurch als "unlesbar" erschienen wäre: Sehr kontraproduktiv bei der Absicht dieses Buches. Denn meiner Meinung nach hätte man im Gegenzug wenig weglassen können: Sogar die erwähnten "Längen" haben mMn ihre Funktion, nämlich größtenteils, diesen "nicht-informativen Informationssumpf" zu illustrieren, in dem Mae teilweise feststeckt..
    Für den "Zweck" des Buches, uns einfach mal manche Dinge (ganz pauschal) etwas.. von außen und in äußerster Konsequenz besehen zu lassen, ist die gegenwärtige Form eigentlich optimal: Sind doch die meisten Leute (einfach definitionsgemäß..) "durchschnittlich" und orientieren sich auf eigentlich erschreckende Weise daran, was ihre Umgebung ihnen gerade als "angesagt" zu verstehen gibt. Und stabilisieren diese dadurch (erst mal??). Dafür gibt's leider genug Beispiele..


    Ziemlich gut fand ich eben die Darstellung der "Demagogie" von Francis' Reden (z.B. auch die kleine Nebenbei-Tatsache, dass er sich wegen seines behinderten Sohnes eine Art "unwidersprechbaren Moralvorsprung" verschafft..): Diese pseudo-logischen Verdrehungen von pauschalen, erst-mal-gutklingenden Aussagen wie "Wir teilen alles" - "Alle Information ist frei" - "Sicherheit vor Verbrechen" - "Du hast das Recht, Bescheid zu wissen" zu konzern/gruppenabsichtskonformen Konsequenzen kommt einem teilweise so bekannt vor, dass es einen geradezu gruselt.. ebenso wie die organisierten "gemeinschaftsfördernden Maßnehmen" und die Exzesse des kommunikativen Multitasking. Gibt es doch aktuell wirklich schon eine große, gefühlt immer noch zunehmende Menge an Leuten, mit denen man kein Gespräch mehr führen kann, das nicht mindestens alle paar Minuten von "ankommenden Nachrichten" unterbrochen wird, oder während dessen sie gar selber mit Dritten, abwesenden noch zusätzlich kommunizieren. Die Frage der Priorität persönlicher gegenüber beliebigen Beziehungen fließt an mehreren Stellen des Buches sehr eindrucksvoll ein..



    (*Dass er das grundsätzlich auch könnte, zeigt für mich übrigens eine kleine Stelle bei Maes prekärer Kajakfahrt:
    Auf der Insel Blue erkennt sie, dass sie ein Vogelnest und dessen Inhalt, auf den sie eigentlich neugierig ist, nur genau besehen könnte, indem sie es herunternimmt und dadurch aber zerstört. Sie lässt es bezeichnenderweise in Ruhe..)


    Die Kajakfahrten sind für Mae in ihrem Leben der einzige dargestellte "Gegenpol" zum Rest ihres Lebens - aber anscheinend nicht beeindruckend und wichtig genug für sie, um ein Übergewicht zu bekommen. Dazu ist sie wohl einfach nicht eigenwillig genug.


    4ratten

    Lies unbedingt mal "Rubinrot" daraufhin wenigstens, wenn Du irgendwie Zeit hast (auch wenn das Cover vielleicht abschreckt.. ;) ) - Kerstin Giers Sprache ist eben immer wirklich.. leicht, witzig, gewandt. Ich mag sie - auch als inzwischen normalerweise Nicht-Jugendbuchleserin. :)


    (Hab gerade festgestellt, dass Cassandra Clare leider keine Deutsche ist - schade..)


    [Ergänzung: Übersehen, das mit der Unendlichen Geschichte oben, sorry.. :redface:]

    Ist "nach 1985 erschienen" ein absolutes Totschlagkriterium?
    "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende ist zwar von 1979, war aber doch eine Art Urmodell für eine Menge "modernerer" Fantasy "mit doppeltem Boden" (hat sie geradezu begründet??) und gehört darum unbedingt hinein, oder??


    Ansonsten die "Jonathan Jabbok"-Bände (Neschan-Trilogie) von Ralf Isau (ab 1995) - da ist die Herkunft von der unendlichen Geschichte (und vom "Herrn der Ringe".. ;) ) z.B. auch sehr deutlich. (Auch hier.. )


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Passt hier nicht auch die Edelstein-Trologie von Kerstin Gier??



    Wenn Diese Bücher nicht passen, musst Du mir das mit dem "regelwidrig einmischen" in der Definition vielleicht noch mal erklären bzw. man müsste noch mal genauer in den Inhalt schauen - mir kommt's so vor, als passen die (nach flüchtiger Lektüre der Definition.. :redface:)

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Fannie Flagg - Fried Green Tomatoes at the Whistle Stop Café


    Was für ein Buch!! :smile:


    60 Jahre amerikanische Geschichte von den 20ern an - und was wir daraus lernen können, vor allem menschlich. Das Ganze in einem Rückblick auf eine bunt gemischte Gemeinschaft von Menschen in einem Miniort in Alabama - rund um ein Café, das von zwei ganz besonderen Frauen geführt wird. Mittendrin die Frage, was einen Mord rechtfertigen könnte..


    Wehmütig - aber unsentimental.
    Herzerwärmend - dabei völlig unkitschig und nie "zuckrig".
    Nostalgisch - aber von durchaus zupackenden Charakteren bevölkert.
    Komisch und unterhaltsam - jedoch nie albern.
    Lebensklug - keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger.


    Wahrscheinlich waren meine Leseeindrücke auch immer noch von der wirklich beeindruckenden Verfilmung geprägt, die ich vor Jahren (2x..) gesehen habe - die ist wirklich kongenial! - das Buch aber hat natürlich Platz für noch viel mehr Facetten.
    Unglaublich, wie ein Buch, dessen Hauptthemen nominell durchaus sehr ernster Natur sind (Depression, Armut, Rassenkonflikt, Behinderung, Minderheiten..) es schafft, mit dem "Hintergrund" Freundschaft, Liebe, Familienzusammenhalt, Mut und Solidarität eine so positive Stimmung zu verbreiten.


    5ratten *


    (Amazon-Link zur englischsprachigen Ausgabe nachträglich eingefügt)

    Ich wird den Thread ganz sicher mitverfolgen - eine reguläre Teilnahme ist vielleicht nicht sinnvoll, da ich die ersten beiden Ann-Bände in der englischen Version/E-Book (wie Holden..) schon Ende letzten Jahres gelesen habe..


    Ich hab die Ann-Bücher erst vor wenigen Jahren kennengelernt und war vor allem fasziniert, wie aktuell (zeitlos?) Vieles darin doch noch ist (man beachte das Geburtsjahr der Autorin!) - beim Wiederlesen ist mir dann vor allem der besonders liebevolle Blick auf die Natur aufgefallen.
    Ich wünsch allen hier ganz viel Spaß beim Lesen! :smile: :smile:

    (Ich habe gerade erst realisiert, dass es wohl üblich ist, dass jeder Teilnehmer der Leserunde eine finale Rezension schreibt - also versuche ich, hier auch noch mal eine Art "zusammengefasste Meinung" abzugeben.)


    Neil Gaimans Buch "The Ocean at the End of the Lane" ist ein sehr persönliches Buch mit vielen autobiographischen Elementen - der Autor gibt an, dass die (nie benannte) Hauptfigur ihm selbst als Kind sehr ähnlich sei.
    Im Laufe des Buches, das als erinnernder Rückblick angelegt ist, vermischen sich zunehmend realistische Schilderungen und Fantasy-Elemente - allmählich entwickelt sich ein bedrohliches und spannendes Szenario, in dem die Ichfigur übernatürlichen Mächten gegenübertreten muss, die immer mehr in sein Zuhause vordringen und denen er sich stellen muss. Ihm stehen dabei 3 Nachbarinnen, die Hempstock-Frauen, hilfreich zur Seite, deren Macht und Herkunft im Laufe des Buches immer deutlicher wird, aber nie ganz konkret aufgelöst wird. Diese leicht offene Form gibt uns die Möglichkeit, das Buch auch als Parabel zu lesen und es ganz individuell auszulegen - man kann es sozusagen auf mehreren Ebenen lesen und für sich erschließen.
    Das schmale Buch präsentiert sich in einer unaufdringlichen, aber wunderschönen Sprache und enthält eine Menge kluger jedoch unprätentiöser Sätze, meist Gedanken zu Kindheit und Erwachsenwerden, die man noch eine Weile in der Erinnerung mit sich herumträgt - sicher ein Buch, das man mehrmals im Leben lesen kann.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ein schöner runder stimmiger Roman - hat mir sehr gut gefallen. :smile:
    In sehr passender und ruhiger Sprache (auch in der Übersetzung) beschreibt Elizabeth Gilbert im weiten Bogen das Leben der fiktiven Naturkundlerin Alma Whittaker, einer Zeitgenossin Darwins, die genau so alt ist wie das 19. Jahrhundert (ein schönes Detail, finde ich.. ;) ).
    Almas Vater Henry Whittaker hat im Aufbegehren gegen den etablierten Joseph Banks, den großen englischen Botaniker und frühen Direktor der Kew Gardens, ein amerikanisches Pflanzenhandelsimperium aufgebaut, das seine kluge Tochter mit allen bildungsmäßigen Privilegien versieht. Nicht gegeben ist ihr dagegen das Privileg der körperlichen Schönheit - in einer längeren Phase ihres Lebens hadert sie damit und findet später erst ganz allmählich nach schmerzhaften Erfahrungen und durchaus auch einigen geistigen "Nasenstübern" zu der Einsicht, dass sie dennoch ein vom Glück beschenkter Mensch ist.


    Man merkt dem Roman die liebevolle und aufwändige Recherchearbeit an - fast könnte Elizabeth Gilbert den Leser überzeugen, dass sie eine passionierte Pflanzenliebhaberin ist, aber dazu fehlt dann doch ein begeisterteres und detailreicheres Eingehen auf den Inhalt der amerikanischen Treibhäuser (was sicherlich aber nur Leser überhaupt merken und bedauern, denen die Botanik so richtig am Herzen liegt.. ;) ). Das ist aber vielleicht kein richtig wichtiger Nachteil, da der Roman mit 700 Seiten ja auch so schon lang genug ist - Elizabeth Gilbert war schon immer das "menschliche" wichtiger, und dieser Aspekt ist ihr sehr gut gelungen - auch der Zeitgeist ist mMn sehr stimmig eingefangen. Ich jedenfalls habe mich keine Minute gelangweilt.


    4ratten (+ ev. :marypipeshalbeprivatmaus: ..)

    Ja, Elizabeth Gilbert kann schreiben - und sie nervt; beides kann ich unterschreiben.


    Ihre Beschreibungen sind schön zu lesen und teilweise sehr originell, ihre Personenporträts treffend und lebensecht, ihre Fähigkeit, sich manchmal einfach ganz auf die Gegenwart einzulassen, sympathisch. Sie ist neugierig, an Vielem interessiert und agiert oft warmherzig.


    Allerdings ist sie auch so zutiefst davon überzeugt, dass Ihr *Schicksal (dass ich manchmal auch gar nicht sooo furchtbar finden konnte..) von so großer Tragik und vor allem auch von allgemeinem Interesse ist, dass ich mich auch denen anschließe, die davon ein wenig.. irritiert waren.
    (*Trotz all ihrer Privilegien - als da wären Begabung, Charme, gutes Aussehen und nicht zuletzt auch finanzieller Erfolg, der zu einer großen persönlichen Freiheit führt - ist ihr Schicksal natürlich ungleich härter als vergleichbare, da sie viel sensibler und emotionaler und - das aber bitte nicht zuuuu sehr! - neurotischer ist als andere Menschen. Ihre Nerven sind sozusagen "Premiumnerven"..)


    Immer, bevor es aber dann mal wirklich zu schlimm wird mit der tollen Elizabeth, der alle Herzen zufliegen und die sofort beliebig lebenslange Freundschaften knüpft, wo sie nur will, deren Leid aber auch tiefer und grausamer ist als das jedes "Normalos" etc. etc., kommt dann doch eine kleine selbstironische oder "bescheidene" Bemerkung (ein bisschen hat sie's also selbst gemerkt und kann doch zuweilen ein wenig aus sich selbst heraustreten?!).
    Wahrscheinlich sind wir eben alle einfach nur neidisch. :breitgrins:

    Ich fürchte aber doch, dass sich Religionen insofern grundsätzlich von Politik unterscheiden, dass ihre Regeln nur sehr begrenzt diskussionsfähig sind und logischen oder Fairness-Argumenten nicht standhalten müssen.
    Zusätzlich/andererseits soll man (und zwar alle!) aber Respekt vor diesen Regeln haben.
    Das birgt ein gewisses.. Explosionspotential ?!


    Die Religion ist andererseits im vorliegenden Fall wohl "nur" instrumentalisiert worden (daher ist die allgemeine "aber-nicht-alle-Moslems-sind-böse"-Diskussion sehr ehrenwert und natürlich sinnvoll, lenkt aber mMn auch leider die Diskussion ein wenig von der eigentlichen Tat ab..) und nicht Ursache der Morde - aber ein Mensch ohne Schusswaffe kann niemanden erschießen (erklärt bekanntlich einige Unterschiede in der Kriminalität USA/Europa..).

    (Ich denke, wenn man Richard Dawkins liest, muss man als "mildernde Umstände" berücksichtigen, wie Atheisten in den Gelobten Staaten von Amerika angesehen werden - kann man sich im doch ziemlich toleranten Deutschland kaum wirklich vorstellen, glaube ich.. Kein Wunder, dass dieser Druck dann "Stacheln" erzeugt, die übrigens auch ich beim Lesen als unangenehm und respektlos empfinde.)


    Ich muss sagen, dass ich noch nie ein so dünnes Büchlein gelesen habe, das mir dann so viel länger vorkam.Ich bin auch froh, dass ich wegen der Leserunde das Buch viel langsamer gelesen habe, als ich es sonst getan hätte. Wahrscheinlich hätte ich es in 1-2 Tagen durchgelesen und hätte mir auch nicht so viel Zeit dafür genommen.
    Irgendwie stört es mich jetzt nicht so sehr, dass einige Fragen offen bleiben, aber ich habe schon noch einige Tage darüber nachdenken müssen. Also definitiv kein Buch, das man einfach zuklappt und nicht mehr drüber nachdenkt!


    Das kann ich so voll unterschreiben! :smile:


    Euch allen an dieser Stelle schon mal vielen Dank für diese schöne Leserunde - ich fand es sehr interessant, die verschiedenen Leseeindrücke miteinander zu vergleichen - und dabei z.B. festzustellen, dass Manches durchaus wohl auch jahrgangsabhängig ist.. z.B. hatte ich die gleiche Ähnlichkeits-Assoziation wie Valentine zwischen dem "Wegpicken der Welt" durch die Hungervögel und dem "Nichts" der Unendlichen Geschichte (wenn man N.G.s Geburtsjahr besieht, nicht so weit hergeholt.. ;) ) - andere haben jedoch Parallelen zu Büchern aufgeführt, die ich wiederum gar nicht kenne..


    Für mich macht wie gesagt gerade das viele Offene aus dem Büchlein (auch) eine Parabel.

    Ich denke, dass der Junge darum keinen Namen hat, weil er eigentlich Neil Gaiman selbst ist.
    In dem vorne (2. oder 3. Abschnitt..) verlinkten kurzen Interview sagt er, dass die Gestalt ihm selber als Kind sehr ähnlich sei (speziell die Affinität zu Büchern..), irgendwo bezeichnet er sie auch als "me-ish" - und schließlich hat er das Buch ursprünglich für seine Frau geschrieben.


    Er muss doch wissen, dass er gar keine Chance hat, wenn er einfach wegrennt... Aber da war er dann wohl doch nicht so "reif", wie er uns bis dahin immer erschien.


    Ich hatte das so verstanden, dass ihm der Preis für seine Rettung als zu hoch erschien und er sich daher ganz bewusst opfern wollte - also eben gerade sehr reif. Passt auch dazu, dass er nach seiner Rettung meint, er muss den dann gezahlten Preis iwie "rechtfertigen". Muss vielleicht aber auch noch mal nachlesen..

    Mir hat das Ende des Buches sehr gut gefallen - der ringförmige Schluss, der einen zum Ausgangspunkt und zum erwachsenen Protagonisten zurückbringt. Und gerade der "Raum für Spekulationen", der einige von Euch gestört hat, gibt ja jedem die Freiheit, seine eigene Geschichte daraus zu machen?! (Ich wird übrigens ganz am Ende interessehalber mal das vorne erwähnte Interview zum Buch mal anhören, um mich ausnahmsweise mal zu vergewissern, ob meine eigenen Ideen mit denen des Autors irgendeine Ähnlichkeit haben; wenn Interesse besteht, fass ich gerne hier zusammen, aber wenn, dann wirklich erst, wenn jeder die Möglichkeit hatte, seine eigenen Vorstellungen auszudrücken, oder?)


    An kritischen Punkten seines Lebens scheint der Protagonist immer wieder auf die Hilfe, die Lettie und seine Familie für ihn bedeuten, zurückzugreifen - allerdings inzwischen auf einer Art "unbewussten Ebene"; nur ein Kind kann so unbefangen zwischen Realität und Magie hin- und herwechseln; von einem "normalen" Erwachsenen erwartet man das einfach nicht (mehr).
    Solch ein kritischer Punkt war wohl das anfangs erwähnte Begräbnis - ja, für mich auch zeitlich sicher das eines Elternteils.
    " You wanted to get away from everyone and be on your own. So first of all you drove back to the place you'd lived in as a Boy, and when that didn't give you what you missed, you drove to the end of the lane and you came here, like you always do. "


    Für mich ist die Quintessenz des Buches, dass jeder in sich selbst oder woanders etwas finden muss, dass ihm im Leben zusätzliche/besondere Kraft verleiht, wenn's mal kritisch wird. Bei einem Kind sind das in den ersten Jahren die Eltern, früher oder später (im Falle des Protagonisten wohl ziemlich früh..) muss jeder einsehen, dass auch diese "nur menschlich" sind und man zusätzlich auch selbst Verantwortung für sich übernehmen muss. Die Quelle dieser Kraft ist wohl ziemlich individuell: Es können z.B. andere Menschen sein, die Religion oder etwas, das man tief in sich selbst in seiner Imagination oder seiner Persönlichkeit verborgen trägt. Und weil dies so individuell ist, gefällt mir eben gerade der Interpretationsspielraum : Jeder kann das Buch so lesen, wie es für ihn passt..


    Der Ichfigur des Romans wird jedenfalls bestätigt (ob durch eigene Kontemplation oder durch ein echtes Gegenüber, ist eigentlich nicht wichtig?), dass seine "Sinnsuche" prinzipiell erfolgreich ist/war:
    " You're growing a new heart, for a start. "
    ( " A story only matters, I suspect, to the extent that the people in the story change. " wie es vorher heißt.. )


    __________________________


    Der Showdown in den Kapiteln vorher und das Bedrohliche von mehreren anderen Ebenen her erinnert fast schon an Multiversen. Sehr schön finde ich den finalen Hinweis von Lettie darauf, dass man all das Wissen darum eigentlich beiseite schieben muss, um das Hier und Jetzt richtig genießen und leben zu können.


    " So you used to know everything? - ..you really have to give it all up if you want to play. - To play what? - This. "


    " I do not miss childhood, but I miss the way I took pleasure in small things, even as greater things crumbled. "


    (Passt übrigens doch auch sehr gut zu den wirklich immer wieder sehr genießerischen "Essensbeschreibungen" - die sind wirklich sehr im Hier und Jetzt.. ;) )


    .. die Wurmlöcher in der Physik. Das sind doch auch sozusagen Portale in andere Dimensionen. Ob das ein Zufall ist?


    Ein nettes Detail, fand ich auch. Und sicher nicht nur "Zufall". Irgendwo im X. Kapitel sagt Ursula:
    "It (the path) is in him. It is not a tunnel. Not any longer. It does not end. I fastened the path inside him too well when I made it and the last of it is still inside him. ..." Yeah - ein "Wurmloch".


    In diesem Abschnitt wird besonders oft auf das (mMn..) konkrete "Hauptthema" des Buches eingegangen, nämlich das des (scheinbaren?) Dualismus Kind-Erwachsener. Da gibt's einige sehr schöne Stellen, wie ich finde:


    " Nobody actually looks like what they really are on the inside. "


    " Grown-ups and monsters aren't scared of things. "


    " Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. The truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world. ... Except for Granny, of course. "


    " Adults should not weep, I knew. They did not have mothers who would comfort them. "


    Dass Lettie eine ganz bestimmte Rolle für den Jungen spielt, dass sie essentiell wichtig für ihn ist, indem sie ihm "hilft, es selbst zu tun/damit fertig zu werden", sein "Anker" ist (so verstehe ich es jedenfalls?!), ist ihm auch selbst klar:
    " I would have trusted her to the gates of hell and back. "


    Und zur "Leseweise" (teilweise weiter vorne, z.B. zu Abschnitt 2, diskutiert):
    Ja, beim Lesen tauche ich auch (wie z.B. von SABO beschrieben) erst mal ganz in die Geschiochte ein und "nehme sie so an" - aber bei einer beeindruckenden Geschichte, an die man also halt hinterher auch weiter denkt, kommt eben dann die 2. Ebene hinzu; bei einer Leserunde/Diskussion wie hier ist das wohl fast unvermeidlich - und auch sehr interessant, finde ich.


    Für mich ist es so, dass die genauere Betrachtung einer Sache mit einem gewissen.. "Zauber" ihr diesen nicht nehmen kann - wenn er echt ist. Ja, und mir gefällt das Buch auch. :)