Mir hat das Ende des Buches sehr gut gefallen - der ringförmige Schluss, der einen zum Ausgangspunkt und zum erwachsenen Protagonisten zurückbringt. Und gerade der "Raum für Spekulationen", der einige von Euch gestört hat, gibt ja jedem die Freiheit, seine eigene Geschichte daraus zu machen?! (Ich wird übrigens ganz am Ende interessehalber mal das vorne erwähnte Interview zum Buch mal anhören, um mich ausnahmsweise mal zu vergewissern, ob meine eigenen Ideen mit denen des Autors irgendeine Ähnlichkeit haben; wenn Interesse besteht, fass ich gerne hier zusammen, aber wenn, dann wirklich erst, wenn jeder die Möglichkeit hatte, seine eigenen Vorstellungen auszudrücken, oder?)
An kritischen Punkten seines Lebens scheint der Protagonist immer wieder auf die Hilfe, die Lettie und seine Familie für ihn bedeuten, zurückzugreifen - allerdings inzwischen auf einer Art "unbewussten Ebene"; nur ein Kind kann so unbefangen zwischen Realität und Magie hin- und herwechseln; von einem "normalen" Erwachsenen erwartet man das einfach nicht (mehr).
Solch ein kritischer Punkt war wohl das anfangs erwähnte Begräbnis - ja, für mich auch zeitlich sicher das eines Elternteils.
" You wanted to get away from everyone and be on your own. So first of all you drove back to the place you'd lived in as a Boy, and when that didn't give you what you missed, you drove to the end of the lane and you came here, like you always do. "
Für mich ist die Quintessenz des Buches, dass jeder in sich selbst oder woanders etwas finden muss, dass ihm im Leben zusätzliche/besondere Kraft verleiht, wenn's mal kritisch wird. Bei einem Kind sind das in den ersten Jahren die Eltern, früher oder später (im Falle des Protagonisten wohl ziemlich früh..) muss jeder einsehen, dass auch diese "nur menschlich" sind und man zusätzlich auch selbst Verantwortung für sich übernehmen muss. Die Quelle dieser Kraft ist wohl ziemlich individuell: Es können z.B. andere Menschen sein, die Religion oder etwas, das man tief in sich selbst in seiner Imagination oder seiner Persönlichkeit verborgen trägt. Und weil dies so individuell ist, gefällt mir eben gerade der Interpretationsspielraum : Jeder kann das Buch so lesen, wie es für ihn passt..
Der Ichfigur des Romans wird jedenfalls bestätigt (ob durch eigene Kontemplation oder durch ein echtes Gegenüber, ist eigentlich nicht wichtig?), dass seine "Sinnsuche" prinzipiell erfolgreich ist/war:
" You're growing a new heart, for a start. "
( " A story only matters, I suspect, to the extent that the people in the story change. " wie es vorher heißt.. )
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Der Showdown in den Kapiteln vorher und das Bedrohliche von mehreren anderen Ebenen her erinnert fast schon an Multiversen. Sehr schön finde ich den finalen Hinweis von Lettie darauf, dass man all das Wissen darum eigentlich beiseite schieben muss, um das Hier und Jetzt richtig genießen und leben zu können.
" So you used to know everything? - ..you really have to give it all up if you want to play. - To play what? - This. "
" I do not miss childhood, but I miss the way I took pleasure in small things, even as greater things crumbled. "
(Passt übrigens doch auch sehr gut zu den wirklich immer wieder sehr genießerischen "Essensbeschreibungen" - die sind wirklich sehr im Hier und Jetzt.. )