Francis Ackerman Junior steht hinter einem Verkaufsthresen in einer Tankstelle, als zwei Polizisten hereinstürmen. Sie sehen sich um, die Waffen gezogen. Sie rufen: "Jemand hat einen Überfall gemeldet, waren Sie das?"
Und dann bemerken sie erst, dass die Hauptfigur selbst bewaffnet ist. Er zielt mit einem Gewehr auf irgendwas hinter dem Thresen. Wieso tut er das?
Das wird zwar nicht verraten, jedenfalls nicht sofort, aber dafür fängt die Hauptfigur direkt an zu reden. Sie sagt sowas wie: "Schön, dass Sie da sind. Ich kenne Sie nicht, aber ich bin ein psychopathischer Irrer und ich bedrohe jemanden, der hier hinter dem Verkaufsthresen liegt mit einem Gewehr. Und oh, ich hab den Abzug schon gedrückt, das heißt, wenn Sie mich jetzt erschießen, dann erschießen wir gemeinsam dieses unschuldige Opfer, das hier liegt. Ob hier wirklich jemand liegt, verrate ich nicht. Sonst wäre es ja gar nicht nervenkitzelig. Aber vielleicht lassen Sie mich ja auch am Leben und ich kann weiter mein wirklich beklopptes Spielchen mit Ihnen spielen.
Und mein Autor hat ein Buch mit Nervenkitzel geschrieben. Wenn ich mit Ihnen als sympathietragender Randfigur fertig bin, werde ich Ihr Leben zerstört haben. Und der WOW-Effekt ist gegeben, weil ich absolut anders handele, als man allgemein von Hauptfiguren kennt. Ich bin so richtig, richtig gemein und böse."
Es folgen diffuse Szenen:
Ein toter Polizist, der durch die Bretterwand des Verkaufsthresens hindurch ermordet wird
(wow, was Gewehre heutzutage alles wegwumsen) und dann kam der Moment, bei dem ich dachte, dass das wohl nicht für mich geschrieben wurde. Ich mag nämlich keine unlogischen Szenen.
Die Hauptfigur Francis Ackerman junior (das "Junior" ist wichtig, weil, wie der Klappentext verrät, der Senior bereits ein Psychopath war, der seinen Junior zum total gefährlichen Monster abgerichtet hat) nutzt den Moment, in dem der Polizist abgelenkt ist. Er zündet den Angeschossenen mit Feuerzeugbenzin an und während der Polizist noch stümperhaft versucht zu handeln, brennt der Angeschossene auch schon lichterloh.
Kurze Zeit darauf (wirklich sehr kurze Zeit) ist der Angeschossene tot. Ich bin kein Experte, aber ich empfinde es als relativ unwahrscheinlich, dass ein Mensch dermaßen schnell wegen wenigen Schlücken Feuerzeugbenzin abbrennt und prompt verstirbt.
Es beginnt ein weiters, ebenfalls unsäglich dramatisches Kapitel. Francis Ackerman Junior und der Polizist sind zum Polizisten nach Hause gefahren. Leider ist die Familie des Polizisten zuhause und Francis Ackermann Junior bedroht alle. Er sagt sinngemäß: "Jetzt hat Vati die Gelegenheit entweder die geile Ehefrau, sich selbst oder sein süßes Töchterchen zu retten. Aber einer stirbt auf jeden Fall."
Die Hauptfigur betont einige Male, dass die Ehefrau "geil" aussieht und dass er es affig findet, was für ein schönes Zuhause der Polizist hat.
Für mich das Ende des Buchs. Ich mag Thriller, ich mag Krimis, ich habe keine Angst vor spannenden Szenen und kenne extreme Gewaltszenen aus Literatur und Fernsehen, aber ich habe noch gar keine Idee von der Hauptfigur. Es geht unmittelbar dermaßen zur Sache, dass ich mich frage: Wäre es nicht einfacher, wenn der Polizist sich irgendwie dazu entschließt diesem Irren das Handwerk zu legen? Es reizt mich überhaupt nicht, zu wissen wie der Serienkiller tickt und dass er wahllos Menschen ermordet und dabei ein Buchserienhype um ihn herum aufgebaut wird ist mir sehr rätselhaft. Manches, das gedruckt wird, ist aus meiner Sicht einfach Blödsinn. Ethan Cross und sein LektorInnenteam ist dabei dermaßen unfähig, logische Abläufe oder grammatikalisch einfache Sätze abzuspulen, dass ich mich auch aus diesem Blickwinkel von "Ich bin die Nacht" verabschieden muss.
Ich möchte das Buch nicht weiterlesen und ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe es abzubrechen.