Beiträge von ysa

    M Atwoods brillanter Roman ist eine einzige Verneigung vor dem großen Bühnenmagier Shakespeare. Mit der Figur des Theaterdirektors Felix hat die Grande Dame der kanadischen Literatur ein würdiges Pendant zu Shakespeares Prospero aus Der Sturm geschaffen, jenes Zauberers, der als Selbstporträt des alternden Barden aus Stratford-upon-Avon gilt.


    Soweit der Umschlagtext.


    Felix – ein begnadeter Theaterdirektor – möchte bei dem Festival in Makeshiweg Shakespeares „Sturm“ inszenieren mit sich selbst in der Rolle des Prospero. Dazu kommt es aber nicht mehr: eine Intrige seines engsten Mitarbeiters Tony führt dazu, dass Felix seine Arbeit verliert und sich völlig zurückzieht.
    Er verbringt lange Jahre vereinsamt in einer abgelegenen, schäbigen Hütte, sinnt auf Rache, verfolgt die Erfolge seiner Widersacher (Genial der Begriff: Schnüffelkobold Google!), lebt in einer Phantasiewelt mit seiner Tochter Miranda, die bereits im Alter von 3 Jahren verstorben ist.


    12 Jahre später bekommt er die Möglichkeit Shakespeares Sturm zu inszenieren – im Rahmen eines Bildungsprogrammes in einem Gefängnis. Dort nennt er sich dann übrigens logischerweise Mr. Duke. Und durch Zufall bekommt er auch die Möglichkeit zur Rache. Und darum geht es doch in Shakespeares Sturm: um Rache. Aber eben auch um Vergebung. Und seine Rache ist eines Theatermenschen würdig.


    M. Atwood erzählt uns Shakespeares Sturm neu: in einem akutellen Umfeld, in moderner Sprache – und trotzdem ist es Shakespeare. Denn sie schafft es, uns dieses Werk gleich mehrfach näher zu bringen: einerseits erlebt ja Felix das Schicksal des Prospero – Verrat und Verbannung. Andererseits inszeniert Felix dieses Stück mit den Gefangenen. Er erarbeitet das Werk mit den Häftlingen und der Leser lernt mit: Ariel, Prospero, Miranda und alle anderen werden lebendig dargestellt, in Frage gestellt und neu interpretiert. Man lernt sie neu und anders kennen und vor allem - wenn das nicht schon vorher der Fall war - schätzen. Giftiger Pesthauch! – Shakespeare ist zwar schon 401 Jahre tot, aber immer noch wirklich aktuell!


    Das Buch ist spannend, modern und auch informativ – eine wirklich gelungene Umsetzung im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt. Man muss Shakespeares Sturm nicht unbedingt kennen, aber es erhöht den Genuss und die Spekulationslust! Eine 100%ig gelungene Hommage an Shakespeare und ein interessanter Lesegenuss!


    5ratten
    :tipp:

    Hier nun meine Rezension zu diesem Buch. Die Leserunde war wieder ein besonderes Leseerlebnis: herzlichen Dank an alle Mitleserinnen! Eure Gedanken, Tipps und Kommentare sind einfach großartig! :herz:




    M Atwoods brillanter Roman ist eine einzige Verneigung vor dem großen Bühnenmagier Shakespeare. Mit der Figur des Theaterdirektors Felix hat die Grande Dame der kanadischen Literatur ein würdiges Pendant zu Shakespeares Prospero aus Der Sturm geschaffen, jenes Zauberers, der als Selbstporträt des alternden Barden aus Stratford-upon-Avon gilt.


    Soweit der Umschlagtext.


    Felix – ein begnadeter Theaterdirektor – möchte bei dem Festival in Makeshiweg Shakespeares „Sturm“ inszenieren mit sich selbst in der Rolle des Prospero. Dazu kommt es aber nicht mehr: eine Intrige seines engsten Mitarbeiters Tony führt dazu, dass Felix seine Arbeit verliert und sich völlig zurückzieht.
    Er verbringt lange Jahre vereinsamt in einer abgelegenen, schäbigen Hütte, sinnt auf Rache, verfolgt die Erfolge seiner Widersacher (Genial der Begriff: Schnüffelkobold Google!), lebt in einer Phantasiewelt mit seiner Tochter Miranda, die bereits im Alter von 3 Jahren verstorben ist.


    12 Jahre später bekommt er die Möglichkeit Shakespeares Sturm zu inszenieren – im Rahmen eines Bildungsprogrammes in einem Gefängnis. Dort nennt er sich dann übrigens logischerweise Mr. Duke. Und durch Zufall bekommt er auch die Möglichkeit zur Rache. Und darum geht es doch in Shakespeares Sturm: um Rache. Aber eben auch um Vergebung. Und seine Rache ist eines Theatermenschen würdig.


    M. Atwood erzählt uns Shakespeares Sturm neu: in einem akutellen Umfeld, in moderner Sprache – und trotzdem ist es Shakespeare. Denn sie schafft es, uns dieses Werk gleich mehrfach näher zu bringen: einerseits erlebt ja Felix das Schicksal des Prospero – Verrat und Verbannung. Andererseits inszeniert Felix dieses Stück mit den Gefangenen. Er erarbeitet das Werk mit den Häftlingen und der Leser lernt mit: Ariel, Prospero, Miranda und alle anderen werden lebendig dargestellt, in Frage gestellt und neu interpretiert. Man lernt sie neu und anders kennen und vor allem - wenn das nicht schon vorher der Fall war - schätzen. Giftiger Pesthauch! – Shakespeare ist zwar schon 401 Jahre tot, aber immer noch wirklich aktuell!


    Das Buch ist spannend, modern und auch informativ – eine wirklich gelungene Umsetzung im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt. Man muss Shakespeares Sturm nicht unbedingt kennen, aber es erhöht den Genuss und die Spekulationslust! Eine 100%ig gelungene Hommage an Shakespeare und ein interessanter Lesegenuss!



    http://www.heyn.at/list/9783813506754


    https://www.amazon.de/gp/custo…l?ie=UTF8&ASIN=B01N2QUZTD


    https://www.lovelybooks.de/aut…1-w/rezension/1457102813/


    Der Schluss des Sturm bleibt offen - und Shakespeare fordert in typischer Manier sein Publikum dazu auf, ihn durch ihre Anerkennung, ihren Applaus freizusetzen, ihn aus seinem Gefängnis zu entlassen!


    Ganz eindeutig: meinen Applaus, meine Anerkennung und meine Bewunderung haben sie - Shakespeare sowieso schon länger und M. Atwood jetzt auch!
    Der Schluss des Stückes bleibt offen - bei Shakespeare ebenso wie bei M. Atwood. Und da mit der abschließende Teil nicht wirklich gefällt, bleibt es mir überlassen, mir ein neues "Ende" zusammenzudenken. :zwinker:



    Die Schauspieler der Fletcher-Justizvollzugsanstalt haben ihre eigenen Vorstellungen von dem Ausgang des Stücks, die ich allesamt interessant finde, wiewohl mir gerade die Version des Teams Böser Bruder Antonio haarsträubend vorkommt! Zu viele Tote! Aber sie passt zu Antonio, der, und da sind sich alle einig, die böseste Figur des Stückes ist.
    Interessant ist in diesem Zusammenhang die Reaktion der übrigen Teams: alle wollen ein Happy End, selbst die härtesten unter ihnen!


    Ja! Das ist mir auch wirklich aufgefallen und hat mich berührt - alle wollen ein gutes Ende, alle wollen ein wenig Hoffnung behalten bzw gewinnen! Auch im Gefängnis ist Hoffnung enorm wichtig, lebensfördernd und handlungsbestimmend.



    Durch die Interpretation der Figur Caliban habe ich ganz neue Denkanstöße bekommen. Ich sehe ihn nun in einem neuen Licht, lange nicht so negativ, wie er mir vor dem Lesen des Romans hier erschienen ist. Caliban hat viele Facetten, ist vielleicht die interessanteste und ausbaufähigste Figur in "Der Sturm".
    Dagegen war mir Antonio nie so böse erschienen, wie ihn die Häftlinge gesehen haben und wie ihn Shakespeare möglicherweise auch gemeint hat.


    Genau so habe ich es empfunden - denn diese Interpretation des Caliban lässt mich meine eigenen Vorurteile in Frage stellen! Gewaschen, gebürstet und in neue Kleider gesteckt... und die Welt ist eine andere! Wie wahr! Und der Gedanke, dass Caliban Prosperos Sohn ist, gefällt mir gut! Und als Kind von Prospero und Sycorax hat er sicher noch großartige Fähigkeiten!



    Überhaupt sehe ich Shakespeares Stück nach dem Lesen von "Hexensaat" von einer ganz anderen Warte als zuvor. Ich habe es einfach viel besser verstanden - dank Margaret Atwood, die ihre eigene Auffassung des Sturms hier kunstvoll durch Felix und die Häftlinge/Schauspieler dargelegt hat.


    Ulrike, mir geht es ebenso: ich habe den Sturm noch einmal erlebt und erfahren. Alle Erklärungen von Atwood sind außerordentlich interessant und anregend! Ihre Art zu lehren - durch Felix und auch durch die Häftlinge - einfach großartig!


    Ehrlich: von Mme Atwood würde ich mir gerne noch mehr Werke des großen Barden erklären lassen! :herz: Das Buch ist ein Geschenk und mit Euch allen zusammen zu lesen ein wunderbares Erlebnis! Herzlichen Dank!
    :winken:

    Die letzten Seiten sind gelesen und ich bleibe zwiegespalten zurück:


    einerseits finde ich es grandios, welche Aufgabe Felix für seine Schüler noch gefunden hat. Das Schicksal der einzelnen Personen weiterzudenken. Mir gefällt dieses Gedankenspiel ausgesprochen gut! Und die Ergebnisse der Häftlinge sind bemerkenswert: natürlich gefällt mir der Gedanke, dass Ariel ein Umweltschutzgeist wird! Das passt doch wirklich zu ihm!


    Der böse Bruder Antonio - grausam, aber "realistisch". Miranda wehrhaft und Gonzalo würde sein persönliches Atlantis gründen. Ich denke, er hat endgültig genug von der ganzen Sippe! Und Caliban als Sohn Prosperos? Auch ein interessanter Gedanke!
    Die Schauspieler haben sich wirklich intensiv mit dem Stück und ihren Rollen auseinandergesetzt.


    Soweit gefällt mir die Entwicklung sehr gut, ich finde sie stimmig und logisch.


    Ebenso gefällt mir sein Abschied von Miranda. Felix schafft es endlich sie frei zu geben auch um selber weiter leben zu können.


    Aber der Epilog "Setz Mich Frei"...
    Felix muss seine Höhle verlassen, da seine Vermieter sich unkonventionell verabschiedet haben. Wie Prospero wird er den Zauberstab zerbrechen, sein Buch ins Wasser werfen.

    Er wird zum Beobachter:
    Dass Freddie Assistent des Direktors wird ist für meinen Geschmack ein wenig zuviel, aber das geht noch so einigermaßen. Anne-Marie ist auch dabei als Chefchoreografin.
    Aber was soll da eine Kreuzfahrt? Eine Parodie, die mir in diesem Zusammenhang nicht zusagt? Felix als Alternativprogramm zu Schlagersängern? Und Prospero beim Line Dancing? Denn, auch wenn er jetzt seine Rache hatte, ein klein wenig Prospero war er schon immer und wird es auch immer sein. Gut... jeder muss sich entwickeln, die Rache ist erledigt, ein neues Leben muss begonnen werden.... Aber gleich so? In trauter Zweisamkeit mit 8Handz?
    Und Estelle zieht die notwendigen Strippen...


    Neeiiinnn... ich möchte eine andere Zukunft für Felix...


    Ich gebe also zu, dass mir dieses Ende vorerst einmal nicht behagt. Zumindest diese gräsliche Kreuzfahrt.... könnte er nicht eine Vortragsreise für Gefängnisdirektoren machen oder ein Buch schreiben? Oder etwas ganz anderes... Anne-Marie würde ihm doch sicher das Stricken beibringen - soll sehr entspannend sein.
    :gruebel:


    Ich werde den letzten Teil sicherheitshalber noch einmal lesen... :lesen:

    Hier wurde auch schon erwähnt, dass Frau Atwood, obwohl sie nicht mehr die Allerjüngste ist, trotzdem noch über Medien und Internet, moderne Kommunikationstechnik etc gut informiert ist. Dem kann ich nur zustimmen! Mit dem Rückschluss, dass sie damit auch ganz deutlich macht, wie aktuell und immerwährend Shakespeare ist. Denn die Grundelemente seiner Geschichte sind auch heute noch überaus aktuell.
    :winken:


    Bei Atwood ging es mir eigentlich immer so, daß mir die Protagonisten eher fern blieben, ich war immer mehr beobachtender Zuschauer bei ihren Geschichten. Es gab auch noch keinen Protagonisten mit dem ich mich wirklich hätte identifizieren wollen oder können, vielleicht auch eine ihrer Eigenheiten. Ihre Protagonisten haben immer sehr viele Kanten und Ecken und dunkle Seiten. Genauso wie Prospero ist Felix nicht nur bewundernwert, bemitleidenswert, gut, sondern auch manchmal böse, rachsüchtig, unverständlich, egoistisch usw.
    Bisher hielten mich alle Atwood-Bücher ein bisschen auf Abstand. Anfangs hatte mich das gestört bei ihren Büchern, mittlerweile nicht mehr, man beobachtet bei ihren Büchern mehr und steckt weniger emotional drin, bei den Themen die sie teilweise für ihre Bücher wählt ist dieser Abstand vielleicht auch besser.


    Ich kenne Mme Atwood zu wenig um sagen zu können, ob es mir bei ihren Geschichten immer so geht oder ob diese Distanz nur in Hexensaat so ist - aber es stört mich überhaupt nicht und ich muss mich ja auch nicht mit den Protagonisten identifizieren oder mich zu sehr emotional verwickeln zu lassen - da bin ich 1000%ig Deiner Meinung, Firiath. Die Distanz erlaubt gutes Beobachten!


    Ich hab das ganze Buch lang immer wieder die Parallelen zwischen Hexensaat und Sturm gesucht und gefunden. Somit bin ich in der Geschichte - und es ist mir klar, wie absonderlich das klingt - immer wieder zwischen "Realität" (Felix) und "Fiktion" (Prospero) hin und hergewackelt. Es ergab interessante Perspektiven und natürlich logische Folgerungen. Aber irgendwie hab ich die ganze Zeit auf Abweichungen gewartet - vielleicht kommen die ja noch!


    Hier strotzt alles vor Symbolik, sogar Felix' Frühstücksei, das er aber offenbar auch abends gern zu sich nimmt (was ist eigentlich mit dem Cholesterin?). Gab es eigentlich diese Eiergeschichte auch im Sturm oder ist das ganz und gar auf Atwoods Mist gewachsen? Ich finde, diese Fruchtbarkeit, die ein Ei ja in sich trägt, steht für Schaffenskraft, aber auch Neues insgesamt - auch wenn Felix nicht unbedingt so wirkt auf den ersten Blick, ist er doch außerordentlich kreativ und auch inspirierend. Trotz der immerwährenden Rachegelüste findet er immer noch Zeit und Möglichkeiten, seine Kreativitätsschübe auszuleben!


    So hab ich mir das noch gar nicht überlegt!!! Danke für diesen Gedanken!
    Im Sturm ist mir keine Eiergeschichte aufgefallen - es sind also rein Atwoods Gedanken. Und so wie ich sie einschätze, hat sie auch in kleine Dinge Symbolkraft gesteckt und sich einiges dabei überlegt! Mir wäre das so nicht aufgefallen!
    OT: Cholesterin wird überbewertet :eis:



    Ein wirklich kluger Kopf, er gibt nicht Gleiches mit Gleichem zurück, sondern selbst seine Rache trägt Früchte positiver Art - sie schafft neue Verbindungen und Möglichkeiten für die "Unschuldigen" und in der Tat war seine Truppe extrem involviert in die ganze Geschichte. Mich hat das alles jedenfalls total gepackt!


    Felix ist zweifelsohne ein kluger Kopf und er nimmt Rache in dem Metier, in dem er zu Hause ist: im Theater, mit einem großen Bluff und viel Illusion! Und eigentlich auch mit viel Poesie! Und dass er ein kluger Kopf ist, beweist er nicht zuletzt damit, dass er die Rache beendet, bevor jemand wirklich Schaden nimmt! Was mich trotzdem fürchterlich stört, ist der Ausdruck "Trolle" für seine Helfer... das kommt doch recht hochmütig rüber! Dabei wäre Felix ohne seine Helfer zweifelsohne gescheitert.


    Wirklich beindruckend wie viele Erzähl- und Gedankenebenen sich öffnen und alle miteinander verwoben sind! Das ist wirklich jemand am Schreiben der sein Metier beherrscht und sich viele Gedanken über das Leben im Allgemeinen, Shakespeare und dieses Buch im Besonderen gemacht hat.


    Da kann ich Dir nur voll und ganz zustimmen: M. Atwood beherrscht ihr Metier, sie schafft es, den Leser zu leiten, zu lenken und vor allem zu fesseln! Ich glaube, dass dieses Buch auch jene begeistert, die mit Shakespeare nicht viel anfangen können oder sich nicht die Mühe machen wollen, Shakespeare kennenzulernen. Dieses Buch gefällt und fasziniert! Und ich gebe zu: ich lasse mir von ihr wirklich gerne Shakespeare erklären! :zwinker:


    Das war jetzt so weit ganz spannend zu lesen, aber mir fehlt etwas an Atwoods Stil, das ich nicht konkret benennen kann. Manches wird so detailliert beschrieben, dass ich den Überblick verliere, dafür geht anderes unter, wie zum Beispiel die Persönlichkeiten der Häftlinge. Felix ist mir trotz allem Mitleid und Respekt, den ich für ihn als Mensch und Regisseur empfinde, immer noch fremd. Vielleicht liegt es an der Lesepause, die ich eingelegt habe, um nicht zu weit voran zu sein.


    Ich hatte keine Lesepause und Felix, Anne-Marie und die Gefangenen sind mir auch noch immer ein wenig fremd. Ich kenne sie zu wenig, um sie als Persönlichkeiten wirklich gut wahrnehmen zu können. Hinzufügen muss ich hier, dass es mich überhaupt nicht stört! Ich glaube aber, das hängt auch sehr damit zusammen, dass ja Prosperos Geschichte in diese Geschichte mehrfach hineinverwoben ist, dass ich da immer auf der Suche nach Parallelen und Übereinstimmungen bin und andererseits auch immer nach Abweichungen suche. Treten die handelnden Personen hinter die Geschichten zurück? Geht das überhaupt?


    :gruebel:

    Weiter gehts... manchmal fällt es mir fast schwer, das Buch wegzulegen, wenn ein Bereich fertig gelesen ist - ich bin viel zu neugierig auf die Fortsetzung! Aber es tut gut, zwischendurch noch einmal über das Geschehene nachzudenken, eventuell Passagen noch einmal nachlesen und Gedanken dazu zu formulieren! :gruebel:


    Anne-Marie wird für Felix immer wichtiger - nicht nur was die Arbeit angeht. Für mich wird sie immer mehr zu Felix "Tochter". Miranda, seine tote Tochter, wird endgültig zu Ariel - sie kommt ja mit zur Arbeit und mischt mit! Danke für diesen Hinweis Firiath! Du hast gleich zu Beginn den entscheidenden Tipp gegeben!


    Die Ideen zur Umsetzung des Sturms - egal ob von Felix oder von den Gefangenen - faszinieren mich immer mehr! Es kommt mir mittlerweile wirklich vor wie ein "Blick hinter die Kulissen". Spannend und hochinformativ. Und immer wieder denke ich mir, dass es eigentlich einen tollen Film ergeben würde. Was meint ihr?


    Aber gleichzeitig bereitet Felix ganz konsequent auch seine persönliche Rache vor - mit voller Unterstützung von 8Handz und allen anderen!
    Der Tag der Rache... es hat mir gefallen, dass die Rache nicht blutig war. Prospero lässt seine Feinde ja auch ängstlich und verloren auf der Insel herumirren. Tony und Sal haben wenigstens dekorierte Zellen!
    Alles in allem finde ich diese Rache zwar ganz ok - aber es ist für mich so ziemlich die schwächste Szene bisher und vor allem - für meinen Geschmack - war alles etwas sehr unrealistisch. Vieles konnte ich als künstlerische Freiheit verbuchen, aber die Szene wo sich Freddie und Anne-Marie verlieben... die fand ich einfach nicht wirklich gut aufgebaut. Es ist mir schon klar, dass Shakespeares Miranda sich ebenso verliebt hat, aber gerade diese Szene hätte ich nicht so unverändert übernommen. Aber das ist nur ein kleiner Teil der ganze Geschichte!
    Dagegen fand ich die Art wie Felix die Trolle mobilisieren konnte - weil ja das ganze Programm gestrichen werden sollte und alle Gefangenen für etwas kämpfen mussten -wirklich angenehm. Keine großen Lügen und keine zu große Manipulation!


    Die Rache funktioniert und Felix bekommt seinen Willen, seine alte Stelle und Tony und Sal ihre Strafe. Wobei ich mich frage, warum er so unbedingt seine alte Stelle wiederhaben will!


    Aber trotz allem: die letzen beiden Absätze gefallen mir dann wieder sehr, sehr gut . Felix fühlt sich nicht als großer Sieger oder Rächer und Miranda souffliert das passende Zitat von Shakespeare dazu - großartig!!!


    :winken:

    Er sollte sie vor allem um seines eigenen Wohles willen loslassen. Ich kann verstehen, dass der Schmerz groß ist, aber nach 12 Jahren sollte Felix an sich selbst denken und sein Leben leben, ohne Rücksicht auf Miranda. Er bindet sich gedanklich und blockiert sich damit. Ich habe aber das Gefühl, dass Miranda irgendwie selbständiger wird - so blöd das klingt bei einer imaginären Person. Vielleicht macht er einen Wandel durch und sieht es unbemerkt realistischer als früher.


    Das sehe ich wirklich auch so und ich bin mir fast sicher, dass irgendetwas in dieser Art noch thematisiert wird. Allerdings schafft es Felix ja durchaus, nicht vollständig in seine Miranda-Scheinwelt abzugleiten - das ist ja immerhin ein Vorteil für ihn!
    Ja... ich hatte beim Lesen auch das Gefühl, dass Miranda irgendwie in die Pubertät kommt und sich ein weng loslöst!
    Miranda ist ein sehr interessanter psychologischer Aspekt - obwohl jedes Gespräch mit Miranda für mich tieftraurig und beklemmend ist!
    :geschenk:

    Ich kenne die Autorin nicht wirklich gut... der erste Versuch (Der blinde Mörder) ist jedenfalls schon länger her und war zu der Zeit nicht so wirklich ein Buch für mich - es hat mich einfach nicht gefesselt. Es gehört aber zu jenen Büchern, die ich bei Gelegenheit wieder einmal lesen möchte. Schließlich ist es ja oft einfach die falsche Zeit für ein Buch!


    Auf alle Fälle werde ich in Zukunft öfters nach ihren Büchern sehen... und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann noch spannende Lesestunden verbringen werde!


    :winken:

    Was habt ihr bisher von Atwood noch gelesen?


    Ich kenn die Autorin noch nicht sehr lange, hab erst letztes Jahr "Der Report der Magd" und die "MaddAddam"-Triologie (Oryx und Crake usw.) gelesen, war so begeistert von ihrem Stil und den vielfältigen Denkanregungen und der "Bissigkeit" darin, daß ich mir noch "Der lange Traum" und "Alias Grace" gekauft hab, außerdem ruht auch noch das ganz neue "Das Herz kommt zuletzt" auf meinem SuB. Die erstgenannten Bücher waren alle nicht einfach zu lesen, haben viele Ecken und Kanten, ich war auch nicht mit allem einverstanden, hab mich wirklich daran gerieben, manches hat mich auch echt gestört während des Lesens und dennoch fand ich sie großartig und denke immer noch ab und an darüber nach, das muß man erstmal hinbekommen als Autor.


    Ich kenne die Autorin zwar schon etwas länger... aber der erste Versuch (Der blinde Mörder) ist schon länger her und war zu der Zeit nicht so wirklich ein Buch für mich - es hat mich einfach nicht gefesselt. Es gehört aber zu jenen Büchern, die ich bei Gelegenheit wieder einmal lesen möchte. Schließlich ist es ja oft einfach die falsche Zeit für ein Buch!


    Auf alle Fälle werde ich in Zukunft öfters nach ihren Büchern sehen... und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann noch spannende Lesestunden verbringen werde!


    :winken:

    Nochmals der Schnüffelkobold - weil mir der Begriff wirklich gut gefällt und weil ich wissen wollte, wie der im Original ist. Ein Freund hat ausgeholfen und vielleicht interessiert es ja auch noch andere hier:


    Schnüffelkobold Google ist im Original " Snoop gremlin google" :winken:

    Felix arbeitet unbeirrt weiter - einerseits an der Inszenierung des Sturms und andererseits an der Inszenierung seiner Rachen. Diesbezüglich sieht Felix langsam wie es ablaufen könnte Tony und Sal von Trollen umgeben. Von ihnen gehütet. Von ihnen bedroht. Zu einer bibbernden Masse reduzeirt - Troll & Söhne halt...


    Etwas später bezeichnet er die Trolle als ultimative Waffe. Ich hoffe ja wirklich, dass M. Atwood von allzu blutiger Rache Abstand genommen hat - Prosperos Rache ist ja auch nicht Mord und Totschlag, oder? Allerdings fallen mir dann natürlich sofort auch wieder die Schüsse im Prolog ein... und ich bin wieder ratlos!
    Der Gedanke, dass Felix die Gefangenen zu Trollen macht, sie zu ausführenden Kräften seiner Rache umfunktioniert, gefällt mir ganz und gar nicht!


    Anne-Marie wird seine Verbündete. Aber sie wird auch zur Verbündeten der Schauspieler. Sie unterstützt sie und ihre Ideen bezüglich des Theaterstückes und der Rap des bösen Bruders Antonio ist einfach großartig! Auch wenn Felix seine zustimmung dazu nur zögerlich geben kann. Eifersucht? Sicher! Dabei könnte er doch stolz sein. Schließlich sind das ja nur die Folgen seiner Arbeit. Und ich glaube nicht, dass dieser Monolog unbedingt von Prospero gesprochen werden muss, um die Rache auch gut auf die Bühne zu bringen!
    Wirklich zu Herzen gehend fand ich die Idee mit den besonderen Bildern, die kurzzeitig wie Sterne leuchten sollen. Stimmt schon - ist ein wenig schmalzig... aber hin und wieder hab ich sehr viel übrig für Kitsch! :redface:


    Der Zusammenbruch, der folgt, wird entscheidend für den Rest der Handlung: Felix ist in seiner Trauer verloren und einsam. Erkennt er, dass er selber gleichzeitig Gefangener und Wärter ist?


    Sein Einkaufsbummel ist interessant und amüsant. Auch weil erstmals die Requistien "gezeigt" werden. Alles wird phantastisch und nachdem der Sturm ja ein Märchenspiel ist, darf die Phantasie ruhig ein wenig überborden mit blauen Flügeln und Echsenaugen.
    Ein sehr interessanter Satz ist mir da auch noch aufgefallen. Auf der Seite 177 steht: Es genügen ein paar Dinge: Das Gehirn vervollständigt dann das Bild
    War das bei mir nicht mit dem Prolog so? Der Hinweis auf Schüsse und das Wissen, dass Rache ein wichtiges Element der Geschichte ist und prompt fürchte ich eine blutige Geschichte. Dabei sind Regisseure doch Fachleute für Theaterblut...


    Es ist immer wieder beklemmend für mich, wie lebendig und lebensbestimmend Miranda für Felix ist. Wie sollte er ihr sagen, dass nur er sie sehen kann. Sie würde es niemals glauben Schrecklich! Bei diesen Sätzen mußte ich schon schwer schlucken. Seine Trauer scheint endlos und unüberwindbar. Aber wenn seine Miranda eher ein Ariel ist (und davon bin ich ziemlich überzeugt) dann wird er sie loslassen müssen!


    Damit habe ich jetzt die Notizen von 3 Uhr Früh (Nachtdienst) kurz zusammengefasst.
    Alles in allem: wir sind mitten in dieser Geschichte in der Geschichte!
    Nach wie vor finde ich die Hinweise auf die Theaterarbeit, das Erarbeiten eines Theaterstückes wirklich informativ und spannend!


    Es ist ein tolles Buch, aber das Lesen mit Euch gemeinsam macht es zu etwas ganz Besonderem!


    :winken:

    Besonders amüsant fand ich auch die Art, wie Felix Anne-Marie Greenland vorstellt und wie die Gefangenen auf sie reagieren! Giftiger Pesthauch! :zwinker:


    Weil hier schon irgendwo darüber diskutiert wurde und weil ich es wirklich interessant finde: ich sehe Hexensaat nicht als reine Neuauflage oder Adaption von Shakespeares Sturm. Felix adaptiert den Sturm für seine Schauspieler, aber Margret Atwood erzählt hier mehr als eine neue Variante eines alten Stücks! Sie schafft Neues aus und mit Altem. Bewundernswert!


    :winken:

    Ich bin wirklich verzaubert!!! Diese Buch hat mich im Sturm erobert! :zwinker:


    Beeindruckend ist die Art, wie Felix Shakespeares Sturm für die Gefangenen fassbar macht, wie er dieses Stück aufarbeitet! Ich lerne mit! :verlegen: Ganz große Klasse! Schon rein die Idee, die Kraftausdrücke zu sammeln und nur die Ausdrücke, die im Buch vorkommen, auch bei den Treffen zu benützen! Wirklich eine ausgezeichnete Idee, das Stück, die Sprache in den Alltag mitzunehmen!


    Ich bewundere auch Felix Fähigkeiten, den Gefangenen die einzelnen Personen des Stückes näher zu bringen, so dass sie sie auch akzeptieren können! Großartige Manipulation! Allerdings fürchte ich, dass Felix die Gefangenen zu Trollen umfunktionieren will... und das würde mir überhaupt nicht gefallen...
    Allerdings hat ja auch Prospero Ariel und Ariel seine Trolle ausgenutzt!


    Erschütternd fand ich auch ganz zu Beginn dieses Abschnitts die Aussage von Felix, dass er ein Mittagessen mit Estelle vorziehen würde. Er wäre zwar Witwer, aber trotzdem nicht frei - weil er eben für seine Tochter verantwortlich ist. Das ist schon sehr aussagekräftig! Sein psychischer Zustand ist äußerst labil, knapp vor dem Abgleiten ins Irreale! Seine Arbeit erledigt er allerdings höchst einfallsreich, konstruktiv und diszipliniert! Fantastisch!


    Erstaunlich ist es für mich jedoch, dass Felix hier so einfach als Mr. Duke arbeiten kann. Ist das realistisch, dass jemand, der in einer JVA arbeitet, nicht genau überprüft wird?
    Eigentlich egal...


    :winken:

    Inzwischen habe ich auch die Bedeutung des Namens Miranda nachgesehen. Offensichtlich wurde der Name von Shakespeare für sein Stück erfunden und bedeutet so viel wie die "Wunderbare, Bewundernswerte". Verständlich, dass Felix seine Tochter so nannte.


    :klatschen: Das sind spannende Infos! Ein von Shakespeare erfundener Name! Das macht ihn gleich noch besonderer! (den Namen und Shakespeare natürlich auch!)


    [quote author=Doris link=topic=45065.msg964856#msg964856 date=1494263571


    Ich habe schon gelesen, dass manche Leute, die der realen Welt langsam entgleiten, am Anfang noch merken, dass manches fragwürdig ist, was sie tun oder denken. Aber mit zunehmender Dauer sehen sie ihre Empfindungen als Realität an. Da kehrt sich sozusagen alles um. Wer weiß, wie das mit Felix und seiner Schein-Miranda noch endet?


    [/quote]


    Das kann ich mir genau so gut vorstellen! Und um nicht endgültig der realen Welt zu entgleiten, übernimmt Felix ja auch die Arbeit in der Vollzugsanstalt. Aber deshalb wird Miranda sich nicht auflösen. Und weil Prospero am Schluss ja Ariel freigibt, könnte ich mir schon vorstellen, dass diese Schein-Miranda eher ein Ariel ist... Firiaths Gedanken diesbezüglich lassen mich nicht mehr so ganz los.


    Hier zu lesen ist einfach Lesen mit Mehrwert! Herzlichen Dank an alle, die dies ermöglichen! :laola:

    Die Passagen in denen er über seine Tochter schreibt, haben etwas verzaubertes, wie auch die übersinnlichen Elemente in der Sturm. Ich überlege schon ob die Geist-Miranda vielleicht sogar mehr "Ariel" sein könnte und weniger "Miranda" aus dem Originalstück...


    Das ist wirklich ein toller Gedanke!!! :daumen: Es stimmt, gerade die Passagen mit Miranda haben etwas wirklich verzaubertes an sich.
    Irgendwo erwähnt er, dass sie sich nie weit vom Haus entfernt. Dass sie nicht weit kommt. Der Satz hat mich wirklich stutzig gemacht, allerdings auch unangenehm berührt! Ich kann mir das nicht so ganz erklären!


    Die gefallen mir auch, obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich das Stück las, und mich nicht mehr in allen Einzelheiten daran erinnern kann. Man kann aber an dem Buch auch Gefallen finden, ohne den "Sturm" zu kennen. Eine gewisse Affinität zum Theater allgemein macht das Lesen aber spannender. Seid ihr eigentlich Theaterliebhaber?


    Die eingestreuten Hinweise auf Shakespeares Sturm gefallen mir auch wirklich gut - auch wenn ich mir sicher bin, dass ich viele davon überlese...
    Und ja... ganz eindeutig ja, ich liebe das Theater! Vielleicht finde ich auch deshalb die Arbeitsweise von Felix in der Anstalt so interessant. Wie er ein Stück aufbereitet. Wie die einzelnen Rollen in Teams bearbeitet werden. Wirklich toll!


    :winken: