@Holden Caulfield:
Das ist in der Tat sehr interessant... Also ich schiebe das entweder darauf, dass die Leute einfach nicht darüber nachdenken, weil es ein Roman ist (oder eine Fabel, oder was auch immer XD) oder ganz einfach, weil sie glauben, dass es so hätte passiert sein können. Wenn Letzteres wirklich der Fall ist, dann finde ich das gerade bei Kritikern wie Focus oder Frankfurter Allgemeine Zeitung besonders schlimm. Wissen die denn so wenig über das Dritte Reich...?
Ich kann mir auch vorstellen, dass es vielleicht weniger lobende Stimmen gegeben hätte, hätte sich erstmal jemand darüber Gedanken gemacht... Ich meine, mir ist noch so gut wie nie eine derartige Geschichte untergekommen, die nicht recherchiert war. Und wenn man dann noch darüber nachdenkt, dass
Schmuel durch die Lücke im Zaun hätte abhauen können,
wird das ganze noch schlimmer. (stefanie_j_h hat das ja schon gesagt) Welcher
9-Jährige Junge bleibt bitteschön freiwillig im KZ Auschwitz, wenn er weiss, dass er durch die Lücke verschwinden kann
? Das zeigt mir neben der Recherchefrage noch einmal die Arbeit, die an den Charakteren geleistet wurde... Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es irgendeinen Charakter gibt, der derartig naiv ist dort zu bleiben. John Boyne wollte ja offenbar über normale Kinder schreiben. Dann hätte er auch sowas wie normalen, menschlichen Fluchtinstinkt und Erhaltungstrieb beachten müssen...
Nach all diesen Überlegungen stellt sich dann die Frage: Wozu dieses Buch? Aber da will ich jetzt nicht weiterfahren... das ginge dann doch zu weit. Immerhin ist es ja doch noch ein Roman.