Oscar Wilde - Das Bildnis des Dorian Gray

Es gibt 140 Antworten in diesem Thema, welches 44.364 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Das fände ich ja toll! Ich müsste das Buch einfach dieses Jahr noch lesen, weil ich es für den SLW angemeldet habe :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Das sollte kein Problem sein. Im Juli bin ich im Urlaub, aber ansonsten bin ich sehr flexibel :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich auch. Eigentlich wollte ich es auf nächsten Monat schieben, aber Juni wäre ansonsten auch klasse :winken:

    //Grösser ist doof//

  • So, ich hab das Buch wieder zur Hand genommen und endlich kann ich es voll und ganz geniessen. Anscheinend bin ich über den Zauberberg hinweg :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Das freut mich für dich, Jari. :breitgrins: Tauch ein in die schöne, heile Welt, ähm *hust*... Ich bin dann mal gespannt, was du am Ende dazu meinst.

  • Ich liebe Oscar Wilde, aber der "Dorian Gray" ist nicht gerade mein Lieblingswerk von ihm. An der Handlung und v.a. deren Pointe gibt es zwar nicht viel auszusetzen, was mich aber ein wenig störte (womit ich mich allerdings auf ziemlich dünnes Eis begebe, da die Lektüre doch einige Jahre zurückliegt), war zum einen, dass dieser Roman Wilde relativ wenig Möglichkeiten lässt, seine grössten Stärken auszuspielen (Ironie, Leichtigkeit, Bonmots), zum anderen - und das war mein Hauptproblem -, dass die Huysmans-Adaption in dem betreffenden Kapitel nicht recht gelungen ist. In "Gegen den Strich" gelingt es dem Autor, die Dekadenz seines Helden anhand der verschiedensten unendlich verfeinerten Obsessionen (Farben, Düfte usw.) überaus suggestiv zu schildern, während die analogen Passagen bei Wilde zu eher langweiligen Aufzählungen verkommen. Sollte meine Erinnerung trügen, korrigiere man mich bitte!


    Einstweilen aber "nur":
    3ratten & :marypipeshalbeprivatmaus:

    Tell all of my friends, I don&#039;t have too many: just some rain-coated lovers&#039; puny brothers. Dallow, Spicer, Pinkie, Cubitt - rush to danger, wind up nowhere.<br />Patric Doonan - raised to wait. I&#039;m tired again, I&#039;ve tried again...<br />and now my heart is full. Now my heart is full and I just can&#039;t explain, so I won&#039;t even try to.<br />(Morrissey)

    Einmal editiert, zuletzt von Rydal ()

  • @Stormy: Ja, natürlich, heile Welt :breitgrins:


    Rydal: Interessante Schilderung. Ich kenne bisher nur Dorian und die Märchensammlung von Wilde, von daher kann ich keine grossen Vergleiche anstellen.

    //Grösser ist doof//

  • Inhalt:


    Der unbedarfte Dorian Gray kommt nach London und schliesst rasch Freundschaft mit einem Maler. Die Schönheit des Jungen raubt dem Künstler Basil Hallward den Atem und rasch schon ist Dorian sein liebstes Motiv. Doch als Lord Henry auf der Bildfläche erscheint, zieht er Dorian mehr und mehr in seinen Bann. Aus dem zurückhaltenden Jungen wird ein genusssüchtiger junger Mann. Aber Dorians dunkelstes Geheimnis sollte nie jemand erfahren. Nie sollte jemand erfahren, dass Dorians Wunsch, nie zu altern Wirklichkeit geworden ist. Dafür ist Basils Meisterwerk, das Bildnis des Dorian Gray, umso entstellter...


    Meine Meinung:


    Meine gelesene Ausgabe bestand aus zwei Teilen: Einerseits der Märchensammlung "Ein Granatapfelhaus", andererseits der berühmtesten Geschichte Wildes: Das Bildnis des Dorian Gray.


    Die Märchensammlung lässt sich gut an einem warmen Nachmittag im Garten lesen. Denn der Titel hält was er verspricht. Die Märchen sind kurz, aber auch kurzweilig, und entführen in fremde Welten und irgendwie verspürt man plötzlich Lust auf Granatäpfel. Meine erste Begegnung mit Oscar Wilde war somit durchwegs positiv.


    Dann kam Dorian. Erst musste ich das Buch noch einmal pausieren, doch beim zweiten Anlauf klappte es dann und wieder zog Oscar Wilde mich in seinen Bann. Er bedient sich einer wahrhaft schönen Sprache. Sie ist weder zu überladen, noch zu ausschweifend, dennoch farbig und schillernd. Obwohl es eine Sprache ist, derer man sich heutzutage nicht mehr bedient, kann man das Buch ohne grössere Probleme lesen. Sobald man sich mal daran gewöhnt hat, geht Wildes Stil einem runter wie geschmolzene Schokolade.


    Die Geschichte um Dorian Gray und dessen Veränderung fand ich faszinierend. Immer mehr und mehr lässt er sich von Lord Henry in eine Welt zerren, die ihn ebenso zerstört, wie am Leben hält. Das verfluchte Bild jedoch zeigt Dorians wahres Geschicht. Mehr und mehr verändert es sich, so wie Dorian äusserlich schön bleibt.


    Wilde schildert diese Veränderung äusserst geschickt. Es ist nicht etwas, das sich von einem Tag auf den anderen vollzieht, sondern Dorian gerät mehr und mehr in den Sog dieser ach so schillernden Welt und genauso geht seine Veränderung von statten.


    Lord Henry seinerseits fand ist sehr, sehr faszinierend. Er hat Ansichten, über die ich ab und zu bloss den Kopf schütteln konnte. Dennoch hörte ich ihm gerne beim Sprechen zu. Woher nahm der nur seine Argumente? Was geschah, damit ein Mensch sich ein solches Weltbild zurechtlegte? Herny erinnerte mich oft an ein Schwarzes Loch. Dass sich Dorian nicht aus seinem Griff winden kann, war mir von Anfang an klar.


    In der Mitte des Buches gab es leider einige öde Szenen. Irgendwann hatte ich genug von Abendessen und Tischgesellschaften und Dorians seltsamen Hobbys. Das ist zwar alles ein Teil seines Lebens, aber auf die Dauer strapazieren diese ausführlichen Schilderungen dennoch meine Geduld.


    Aber zum Glück wurde es alsbald wieder spannend und ergreifend! Und das bis zum bitteren Ende.


    Fazit:


    Eine äusserst faszinierende und ergreifende Geschichte. Ein strahlender moderner Klassiker, der sehr viel Wahrheit in sich birgt. Nach langer, langer Zeit endlich eine grosse Wissenslücke geschlossen. Toll!


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    4ratten

    //Grösser ist doof//

  • Ich hab ja nach wie vor nur die Ausgabe gelesen in der die pikanteren Szenen noch nicht gestrichen wurden :err: Aber nach dem ich gerade wieder (durch die Adrian Mayfield Romane) in diese ganze Welt eingetaucht bin, hab ich schon sehr große Lust bekommen mich verstärkt mit Wilde und auch seinem ganzen Werk zu beschäftigen.
    Dorian stelle ich mir übrigens immer ein wenig wie Lord Alfred "Bosie" Douglas vor. Ich finde das passt irgendwie. (Hier ein Bild von ihm: Bosie

  • Hehe, das Bild hat was. Und du machst mich auf die gestrichenen Stellen neugierig :grmpf: :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Naja ich hab ja keinen Vergleich, aber in meiner Ausgabe steht das gerade die Szenen die etwas weniger subtil Homosexualität beschreiben vor der Veröffentlichung als Roman entschärft werden mussten. Der Skandal betraf wohl vor allem die Ausgabe die in der Zeitung erschien.

  • Ich hab wohl auch eine entschärfte Version gelesen, jedenfalls ist das alles hier ziemlich harmlos. Mal sehen, ob ich irgendwo eine Ausgabe ohne Zensur erwische?

    //Grösser ist doof//

  • Gut, wenn ich eine Ausgabe finde, die ungekürzt ist, wird sie gekauft! Auf deiner steht es zum Glück auch drauf. Wir gehen oft ins Bücher-Brocky, also wird es früher oder später den Weg zu mir finden :err:

    //Grösser ist doof//

  • Jari
    Es müsste eigentlich immer dabei stehen, weil sie sich ja von der konventionellen stark unterscheidet. Es würde mich auf jeden Fall interessieren welche Unterschiede es gibt. In der obigen Ausgabe stehen diese zwar im Anhang, aber eben im Vergleich zur englischen Ausgabe. Da wird es schwer diese zu erkennen, wenn der Text nicht vorliegt, bzw. man ja auch vorher alles in deutsch gelesen hatte.

  • Das würde mich auch interessieren und falls mir eine Ausgabe begegnen sollte, werde ich berichten :winken:

    //Grösser ist doof//

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    Dorian Gray ist ein ungewöhnlich schöner junger Mann und die große Inspiration des Malers Basil Hayward. Als er ein besonders gelungenes Porträt von sich selbst betrachtet und Basils Freund, Lord Henry Wotton, laut darüber nachdenkt, dass Jugend und Schönheit doch das einzig Erstrebenswerte seien, entfährt Dorian unbedacht der Wunsch, es möge doch das Porträt statt seiner altern.


    Nach einiger Zeit stellt Dorian fest, dass offenbar sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist, doch er empfindet dabei mehr Schrecken als Freude, und im weiteren Verlauf seines Lebens wird klar, dass es tatsächlich mehr Fluch als Segen ist, denn alle, mit denen er engen Kontakt pflegt, tragen in irgendeiner Form Schaden davon, während er selbst trotz seines ausschweifenden Lebensstils über all die Jahre hinweg immer noch ein hübscher Jüngling von vielleicht zwanzig Jahren bleibt. Äußerlich zumindest.


    Oscar Wildes Klassiker entführt uns in die Welt der reichen Müßiggänger im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Man isst, trinkt, feiert, gibt sich den Künsten und der geistreichen Konversation hin. Lord Henry spricht beispielsweise fast ausschließlich in wohlgesetzten Bonmots über Gott und die Welt. Seine Ansichten sind teilweise ziemlich haarsträubend, aber ich mochte die vielen kleinen spitzen Seitenhiebe, die in diversen verbalen Schlagabtauschen versteckt waren.


    Dorian selbst, am Anfang noch ein formbar wirkender, verträumter junger Mann, macht eine starke Wandlung durch und wird im Lauf der Geschichte nicht unbedingt sympathischer, aber seine Entwicklung fand ich unter dem Aspekt seiner besonderen und ziemlich zweischneidigen "Gabe" äußerst glaubwürdig.


    Wilde schafft in seinem höchst eleganten Stil unglaublich viel Atmosphäre, und seine Sprache ist einfach ein Hochgenuss. Zum Niederknien schön! Aus heutiger Sicht fallen natürlich besonders die Passagen ins Auge, die durch die Blume auf Homosexualität hindeuten (auch wenn meine Clothbound-Classics-Ausgabe den zensierten Text beinhaltete, waren die Originalwortlaute im Anhang mit abgedruckt - sehr interessant, den direkten Vergleich zu haben).


    Abgerundet wird die Penguin-Ausgabe durch eine detaillierte Einführung (die man in Unkenntnis des Werkes aber besser hinterher liest, um sich keine Spoiler einzufangen), die wichtigsten Lebensdaten und - besonders spannend - einige Rezensionen, die kurz nach Erscheinen des Buches veröffentlicht wurden.


    5ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • :breitgrins:


    Damals hatte ich das Buch noch gar nicht ;) Ich bin ja dem Penguin-Verlag generell äußerst dankbar für die Clothbound Classics - dadurch bin ich zu einigen tollen Leseerlebnissen gekommen, die ich sonst vielleicht (noch) nicht entdeckt hätte.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    ist wahrscheinlich das berühmteste Buch von Oscar Wilde


    Inhalt: Verführt durch den geistreichen Zyniker Lord Wotton, stürzt Dorian sich haltlos ins lüsterne Londoner Nachtleben. Ausschweifung und Genuss wecken in ihm den innigen Wunsch nach unvergänglicher Jugend - und auf wundersame Weise altert fortan nicht mehr er selbst, sondern ein Porträt von ihm. Doch Dorians unbedachter Pakt mit dunklen Mächten hat grausame Folgen.


    Meine Meinung: Ich habe nichts erwartet von dem Buch und war grenzenlos begeistert. Die drei Hauptpersonen Dorian Gray, Lord Henry und der Maler Basil Hallward könnten unterschiedlicher nicht sein.


    Lord Henry ist ein sehr ungewöhnlicher Mann, der viel redet und mit seinen Philosophien und Überzeugungen alle beeinflusst.
    Basil Hallward ist vollkommen vernarrt in Dorian Gray und liebt es ihn zu malen.
    Und Dorian Gray selbst ist ein junger Mann, der Lord Henry quasi verfallen ist und ihm überallhin folgt.


    Anfangs war mir Dorian noch sympathisch. Ein junger Mann, der sich verliebt, aber er lässt sich komplett von Lord Henry beeinflussen. Anfangs hinterfragt er seine Ideen nicht einmal sondern übernimmt sie einfach. Erst nach und nach beginnt er selbst nachzudenken. Aber da ist es teils schon zu spät.


    Wie sich das Bild anfangs langsam und dann immer schneller verändert fand ich sehr gut dargestellt.


    Besonders faszinierend fand ich das 11. Kapitel. Es ist komplett anders als alle anderen. Es kommen keine direkten Reden vor und es vergehen im ganzen Kapitel fast 20 Jahre. Es ist quasi eine Schlüsselstelle im ganzen Buch.


    Den Schluss fand ich wiederrum sehr gut gemacht. Und der einzig logische Schluss, den es geben kann.


    Alles in allem ein sehr beeindruckendes Buch.


    5ratten