Friedrich Dürrenmatt - Der Besuch der alten Dame

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    Der Besuch der alten Dame
    Friedrich Dürrenmatt



    Inhalt

    Im kleinen Städchen Güllen schwängerte vor vierzig Jahren Alfred Ill Kläri Wäscher, die er dann sitzen ließ. Mittlerweile ist aus Kläri Wäscher die Multimillionärin Claire Zachanassian geworden. Als solche erscheint sie jetzt wieder in Güllen, um sich zu rächen. Sie bietet der Stadt 1 Milliarde, falls jemand Alfred tötet...
    Eine spannende und fesselnde Handlung, die ein Bildnis für die menschlichen Laster Korruption, Versuchung und Gier ist.



    Meinung

    Schullektüren trete ich grundsätzlich immer skeptisch gegenüber, aber diese ist die beste, die ich jemals gelesen habe.
    All die Werte, die das Buch vermitteln will, kommen voll und ganz rüber. Armut, Geld, Bestechlichkeit.
    Dass das auch schon vor vielen Jahrzehnten von einem Autoren so gut dargestellt und tiefgründig geschildert wird: Respekt.
    Ich hatte das Buch innerhalb von zwei Tagen durhc und kann gar nicht verstehen, wie Klassenkameraden schon nach den ersten 10 Seiten sagen konnten: "Das ist ja Müll."
    Na ja, da kristallisiert sich eben heraus, wer etwas von guter Literatur versteht.
    Einziger Minuspunkt: Von mir aus hätte das Buch noch viel viel länger sein können.


    4ratten


    EDIT: Betreff angepasst und Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich hab das Buch auch in der Schule gelesen.
    Und mir hat es auch sehr gut gefallen.
    Ich glaub ich will es nochmal lesen :))


    Meine Meinung zu der Meinung der Klassenkameraden.
    Bei mir war das in der Schule immer so.
    Egal, welches Buch es war.
    Es war laut meinen Klassenkameraden immer dumm, langweilig, blöd, usw.
    Die haben einfach nicht gern gelesen, und drum alles schlecht gefunden.
    Also gib nicht zu viel auf diese Meinung.


    GLG

  • Hallo,


    auch bei uns war es Pflichtlektüre, aber ich fand es hochinteressant, wie sich menschlichen Abgründe auftun, wie weit Geldgier und auch gnadenlose Rachsucht Menschen treiben kann.


    Gruß


    gretchen

  • Es ist mit Sicherheit über 20 Jahre her, als ich das Buch in der Schule gelesen habe. Ich kann mich aber daran erinnern, dass es für mich das beste und interessanteste Buch war. Mir hat es damals gut gefallen. Vielleicht sollte ich das heute nochmal lesen (ich glaube, es liegt irgendwo zwischen meinen Taschenbüchern).


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich hatte das Buch nicht als Pflichtlektüre in der Schule, aber wir hatten einen Auszug davon in einem Deutschbuch und der hat mich damals neugierig gemacht, worauf ich dann das ganze Buch gelesen habe (war aber glaube ich die Einzige, der das so ging... :smile:).
    Ich fand das Theaterstück auch sehr gut, vor allem weil sehr gut dargestellt wird, dass der äußere Schein doch trügen kann und dass hinter der Rechenschaffenheit einiger Menschen ziemliche Abgründe lauern. Finde die Idee sehr gelungen und sehr gut umgesetzt. Vor allem, weil ich schon glaube, dass so ein Szenario gar nicht so weit hergeholt ist - leider -! :sauer:
    Ich glaube, dass viele Schüler sich vllt. nicht so sehr dafür begeistern können, ist wohl der Schreibstil eines Theaterstückes. Und zum anderen gibt es bestimmt auch viele, die es in der Schule lesen, es gar nicht so schlecht finden, aber es nicht öffentlich zugeben, weil sie dann z. B. als "uncool" gelten!
    @ Alexandra: Wer weiß, vllt. geben es ja mal in ein paar Jahren einige deiner Klassenkameraden zu! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Wir hatten es auch als Schullektüre und ich fand es schrecklich, obwohl ich mich ziemlich darauf gefreut habe. "Die Physiker " hat mir nämlich sehr gut gefallen...hm....ich sollte es vielleicht nochmal lesen . Leider kann ich gar nicht mehr sagen warum genau es mir nicht gefallen hat, an der Sprache lag es ganz sicher nicht.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Ein Uralt-Thread, ich weiß. Hat gestern zufällig jemand die Verfilmung mit Christiane Hörbiger auf ORF 2 gesehen?


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich gar nicht mehr an die Handlung erinnern konnte, deshalb wird Dürrenmatts Büchlein (es ist ja wirklich nicht besonders dick) das nächste auf meiner Liste!


    lg, Frau 32

  • Leider habe ich den Film verpasst (in D lief er in der ARD), aber das Buch war wirklich nicht schlecht ... könnte ich auch mal wieder lesen, das war Schullektüre in der 10. Klasse und ist demnach schon eine Weile her ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hier meine Rezension:


    Dem kleinen Örtchen Güllen geht es schlecht. Die Wirtschaft ist bankrott gegangen, die Menschen haben keine Arbeit – selbst die Züge halten jetzt nicht mehr in Güllen. Niemand kann sich so recht erklären, wie das passieren konnte, fix ist aber, dass alle darunter leiden. Doch Claire Zachanassian hat ihr Kommen angekündigt. Die geborene Güllnerin hat es zu erheblichem Vermögen gebracht, seit sie damals, als sie noch Klara Wäscher hieß, die Stadt verlassen hat, um in die Welt hinaus zu ziehen und ihre Ehemänner 1-6 zu heiraten und wieder zu verlassen.


    Dem Nachbarort hat sie ein Krankenhaus geschenkt, heißt es. Ein Choral wird einstudiert, die Turngruppe übt eine Choreografie und der Bürgermeister schreibt beschwingte Reden. Man hält sich in den Vorbereitungen vor allem auch an Alfred Ill, dem Jungendfreund Claires, weil man sich von ihm erhebliche Unterstützung im Vorhaben, der Grand Dame Zachanassian Millionen für die Stadt abzuschwatzen, erhofft. Ill wird von den Güllnern zum beliebtesten Einwohner erklärt, der amtierende Bürgermeister erklärt Ill bereits zu seinem Nachfolger. Die Freude und Erwartung der Güllner sind groß, als die Zachanassian schließlich einen Schnellzug per Notbremsung in Güllen halten lässt und sie ihm mit einem seltsamen Gespann entsteigt.


    Doch nicht nur Claires Gespann ist mehr als nur ungewöhnlich, sondern auch ihre Freigiebigkeit. Sie verspricht der Stadtkasse eine Milliarde und auf alle Bürger aufgeteilt noch einmal eine Milliarde. Die vermeintlich edle Spende an die Wiege ihrer Kindheit ist aber an eine ungehörige Bedingung geknüpft. Claire Zachanassian möchte Gerechtigkeit kaufen. Sie fordert die Bewohner Güllens dazu auf, Alfred Ill zu töten, der ihr großes Unrecht getan habe.


    Anfangs stellen sich die Bürger hinter ihren beliebtesten Mitbürger. Niemand möchte Hand anlegen, doch alle möchten das Geld. Die Wirtschaft in Güllen floriert plötzlich wieder, die Menschen richten sich neu ein, nehmen sich Kredite auf und bringen sich selbst damit immer mehr unter Druck. Irgend jemand muss wohl den Mut aufbringen, Ill aus dem Weg zu räumen. Niemand möchte der Erste sein, dennoch machen sich alle mitschuldig an einer stillen Hetzjagd.


    Ill spürt den zunehmenden Druck und verzweifelt. Selbst seine Frau und seine Kinder scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben. Er spürt, dass sein letztes Stündchen bald geschlagen haben muss.


    „Der Besuch der alten Dame“ ist ein komisches Theaterstück, das nicht nur durch die Dramatik der Handlung und Geschichte an sich, sondern auch durch den Humor Dürrenmatts zu einem lebendigen Gleichnis wird.


    Wie Dürrenmatt im Nachwort selbst schreibt, geht es ihm nicht darum, sich zum Moralapostel der Gesellschaft zu erheben, sondern einfach nur einen Denkanstoß zu liefern. Er geht sogar so weit, sich zu fragen: „Was würde ich tun?“. Und genauso geht es auch dem Leser bzw. idealerweise Zuseher. Gerade weil ein unmoralisches Angebot der Kern der Geschichte ist und wahrscheinlich gerade weil Dürrenmatt keinen Moralitätsanspruch erhebt, ein umso nachdenklicheres Werk, in dem man für viele Zustände unserer Gesellschaft Parabeln entdeckt. Egal ob vom Autor beabsichtigt oder nicht.
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    Taschenbuch: 152 Seiten
    Verlag: Diogenes Verlag; Auflage: 15., Aufl. (1. Januar 1999)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3257230451
    ISBN-13: 978-3257230451


    5ratten

  • Ein Stück das ich bisher noch nicht gelesen habe. Da ich Dürrenmatt aber sehr schätze wird sich das sicher ändern.^^


    In der Schule haben wir Die Physiker gelesen, das war sehr unterhaltsam und gleichzeitig auch sehr interessant und nicht so schwer zu interpretieren. Man konnte eine Menge herausziehen. Da hat der Untericht richtig an Schwung gewonnen. Es hatte sogar Leuten gefallen die sonst im Deutschuntericht mit jeder Lektüre ihre Probleme hatten.
    Mal sehen wie mir Der Besuch der alten Dame gefällt!

  • ich habe gestern mit diesem Stück begonnen und ich bin begeistert. Ich sitze auf meinem Sofa und grinse vor mich hin, auch wenn es teilweise auch recht ernst ist. Bin schon gespannt auf den zweiten Akt und ob denn wohl am Ende einer im Sarg liegt. :teufel:


    Viele Grüße Tina

  • Viel Spaß beim Lesen, tina. :winken:
    Ich hatte es vor Unzeiten als Schullektüre. Aber neben "Die Pysiker" hat es mir noch mit am besten von allen Pflichtlektüren gefallen.

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Danke Apassionata, den habe ich und ich bin schon fast am Ende, nur muss ich sagen, dass sich ab dem zweiten Akt schlagartig die Stimmung ändert. Einerseits ist es schon fast tragisch und erschreckend, andererseits aber muss ich nach wie vor oft vor mich hinschmunzeln und weiß aber gar nicht, ob es wirklich zum schmunzeln gedacht ist. Vielleicht bin ich einfach zu makaber veranlagt.


    Viele Grüße Tina


  • Einerseits ist es schon fast tragisch und erschreckend, andererseits aber muss ich nach wie vor oft vor mich hinschmunzeln und weiß aber gar nicht, ob es wirklich zum schmunzeln gedacht ist.


    Das kann ich nachvollziehen. Ich war beim Lesen auch ständig hin- und hergerissen zwischen Entsetzen über die Tragödie, die sich da anbahnt und einer Art Schadenfreude, weil sich die Beteiligten (Ill und die Güllener) die Suppe alle selber eingebrockt haben.


    Das Fiese an der Geschichte ist, dass man als Leser zwar weiss, dass die Güllener eigentlich falsch handeln, es aber trotzdem gut nachvollziehen kann... wirklich gruselig...


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

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    OA: 1955
    155 Seiten
    ISBN: 978-3257230451


    Inhalt:


    Im kleinen Städtchen Güllen schwängerte vor vierzig Jahren Alfred Ill Kläri Wäscher, die er dann sitzen ließ. Mittlerweile ist aus Kläri Wäscher die Multimillionärin Claire Zachanassian geworden. Als solche erscheint sie jetzt wieder in Güllen, um sich zu rächen. Sie bietet der Stadt 1 Milliarde, falls jemand Alfred tötet...
    (Quelle: Amazon)


    Eigene Meinung:


    Dieses Schauspiel hat viele Facetten. Einerseits ist es sehr humorvoll, ja schon fast komisch, aber auf der anderen Seite ist es so makaber, dass es schon eher tragisch ist.
    Das Hauptthema dieses Stückes ist Gerechtigkeit, denn ihr soll ja, im Gegenzug zu der äußerst großzügigen Geldspende, genüge getan werden.
    „Der Besuch der alten Dame“ hat mir sehr gut gefallen, denn es ist ein Stück, welches trotz vielen zwinkernden Augen, sehr zum nachdenken anregt; unter anderem über die Frage, inwiefern man Gerechtigkeit wirklich konsequent einfordert. Es wird durch Dürrenmatt mehr als deutlich herausgestellt, dass diese Gerechtigkeit, welche auf den ersten Blick jeder Mensch möchte, doch sehr biegsam ist, wenn es um eigenen Interessen geht, welche gefährdet oder gewahrt werden können. Jeder ist sich selbst der Nächste und sobald es an die ureigenen Interessen geht, kann die Gerechtigkeit sehr schnell auf den zweiten Platz rücken, um den eigenen bequemen Lebensweg zu ebnen, auf dem auch Korruption ihren Platz findet. Natürlich ist die Handlung und vor allem die Vollstreckung des „Urteils“, äußerst übertrieben dargestellt, aber es wirft doch die Frage auf, wie weit ein Mensch zu gehen bereit ist, wenn es ihm nutzt und inwiefern dann Moral und Gerechtigkeit hintenangestellt werden und jene sogar mit einem Kapitalverbrechen wiederhergestellt werden darf.


    5ratten


    Tina

  • Ich hatte das Stück in diesem Schuljahr auch als Pflichtlektüre, und mir hat selten ein Schulbuch so gut gefallen wie dieses. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir ausgiebig interpretiert haben, Figuren charakterisiert haben. Was man eben so macht in der Schule.


    Ich werde mal versuchen, dieses Jahr mir in Mannheim den Besuch der alten Dame anzusehen. So viel ich weiß, soll die Inszenierung etwas merkwürdig, die Schauspieler aber sehr gut sein. :smile:
    Läuft noch im Juni und Juli, danach ist Schluss in der Spielzeit. Die Physiker laufen dort auch noch.

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero

  • Ich habe dieses buch auch damals in der Schule gelesen und es hat mir so gut gefallen. Wir hatten die Rollen natürlich auch verteilt und so kam es gut rüber beim lesen. natürlich ist es moraöisch so ne Sache, aber man kann die Bewohner natürlich auch gut verstehen.
    Ich mag dieses Stück sehr gerne und würde es mir auch gerne mal in echt anschauen.

    Hinter den Wolken ist der Himmel blau.

  • Rollenlesen ist eine tolle Sache, Dürrenmatt eignet sich dafür natürlich bestens. Ich finde es immer noch schade, dass wir damals "nur" den Richter und seinen Henker gelesen haben, den ich nicht so toll fand. Hätten wir "Der Besuch der alten Dame" gelesen, wäre ich wohl schon viel früher Dürrenmatt-Leser geworden :zwinker:

    //Grösser ist doof//