Hi!
Da der erste Roman Andreas Eschbachs noch keinen eigenen Thread hat, eröffne ich ihn mal :smile: Vorweg ein Wort dazu, wieso ich ihn in die Unterkategorie Fantasy & Phantastik und nicht in die Abteilung Sciene Fiction stelle: Für SF hat es mir zu wenig Science. Nur weil ein Buch auf verschiedenen Planeten spielt, ist es für mich noch lange keine SF Eschbachs Geschichte gehört meines Erachtens zur Phantastik und deshalb steht der Thread ganz bewusst hier. :smile:
Jetzt aber zum Buch, das ich in der Ausgabe mit diesem scheusslichen Cover gelesen habe:
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Inhalt:
Die Haarteppichknüpfer sind Männer, die aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter Teppiche für den Kaiser – eine Art Herrscher des Universums – knüpfen. Für einen Teppich brauchen sie ihr ganzes Leben, der Lohn dafür ist allerdings so gross, dass die nächste Generation davon leben kann. Der Haken an der Sache ist allerdings der, dass es nur für eine Familie reicht. Das bedeutet, dass ein Haarteppichknüpfer nur seine weiblichen Nachkommen und einen Sohn am Leben lässt. Und dieser Sohn wiederum muss das Metier eines Haarteppichknüpfers lernen und sich an die Arbeit an seinem eigenen Haarteppich machen, um die Schuld an seinem Vater abzutragen und gleichzeitig der nächsten Generation das Überleben zu sichern.
So weit, so gut. Allerdings häufen sich Gerüchte, dass der Kaiser nicht mehr lebt und an seiner Stelle sollen Rebellen herrschen. Nur: Was geschieht dann mit den Haarteppichen? Wieso werden sie immer noch produziert und gekauft? Um diese Fragen dreht sich die Geschichte.
Meine Meinung:
«Die Haarteppichknüpfer» ist Andreas Eschbachs erster Roman und das merkt man auch. Die Idee, die in dem Buch steckt, ist brillant und bietet Ansätze für allerlei Überlegungen, zum Beispiel dass es aussergewöhnlich ist, dass in einer Kultur die männlichen (statt wie unter Menschen eher üblich) statt die weiblichen Nachkommen getötet werden. Andrerseits sind die Frauen trotzdem nicht wirklich gut dran, da ein Haarteppichknüpfer mehr als eine Frau heiraten darf. Zudem dienen die Frauen und Töchter nur als Haushälterinnen, Mütter und natürlich als Haarlieferantinnen.
Leider ist der Roman sehr kurz gehalten und entsprechend bleibt für soziale Studien nicht viel Platz. Und auch die Charakterzeichnung leidet unter der Kürze, die meisten Figuren bleiben blass und austauschbar.
Und ein in einer Nebenhandlung vorkommender talentierter Flötenspieler verschwindet einfach aus der Geschichte, ohne dass es eine Erklärung gibt, was er in der Geschichte überhaupt sollte und weshalb er vorkommt. Als ob er vergessen worden wäre, nach dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn». Dieses Gefühl beschlich mich später noch öfter und hätte man Eschbach 200 Seiten mehr für seine Story zugestanden, wäre wohl ein «runderes» Produkt dabei herausgekommen oder zumindest möglich gewesen.
Die Geschichte wird sehr sprunghaft erzählt und man wird als Leser mitten in Szenarien hinein geschubst, ohne zu wissen, wo und mit wem man jetzt grade da ist. Nach ein paar Seiten fand ich mich jeweils problemlos zurecht, aber ich könnte mir vorstellen, dass andere Leser durch sowas auf die Dauer genervt sind. Bei mir wars auch an der Grenze.
Das beste an dem Roman ist zweifellos die Geschichte mit einer der fiesesten Auflösungen, die ich bisher gelesen habe. Als ich herausgefunden hatte, was mit den Haarteppichen geschieht, stand mir das eine oder andere Haar zu Berge. Ebenfalls sehr interessant waren die Überlegungen zu der Allmacht des Kaisers und wie man eine solche Macht wieder loswerden kann oder eben auch nicht. Das entsprechende Kapitel, «Der Kaiser und der Rebell», ist meiner Meinung das beste im ganzen Buch und bietet wohl am meisten Stoff zum Nachdenken.
Fazit:
Die Story ist wirklich gut und das Buch unterhält. Aber Erzählweise, (fehlende) Ausführlichkeit und Charakterzeichnung fand ich nicht sehr gelungen, drum auch keine sehr hohe Wertung. 5 von 10 möglichen Punkten.
Gruss
Alfa Romea