Stephen King - Duddits / Dreamcatcher

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 7.563 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Duddits / Dreamcatcher
    Stephen King


    Erscheinungsjahr: 2001
    Auflage: 2001
    ISBN: 3548254152
    Verlag: Ullstein
    Genre: Fantasy / Science-Fiction


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    Stephen King ist ein Phänomen – zum Autor und seiner Bedeutung für die moderne Belletristik muss an dieser Stelle wohl kaum noch ein Wort verloren werden. Phänomenal allerdings finde ich – neben seinen eindrucksvollen, packenden Werken an sich – seine schriftstellerische Entwicklung und die stilistische Experimentierfreudigkeit, die er gerade im letzten Jahrzehnt an den Tag legte. So versucht er sich auch gern in Bereichen, die jenseits dessen liegen, was ihn zum „King of Horror“ machte und verliert sich dadurch nicht in allmählich langweilender inhaltlicher wie formaler Beliebigkeit, so wie dies leider beispielsweise beim deutschen „Pendant“ Wolfgang Hohlbein zu bemängeln ist.


    Doch genug der Vorrede, nun zur eigentlichen Buchbesprechung.
    „Duddits“ – ein zunächst irritierender Titel – zumal die deutsche Übersetzung des Originaltitels „Dreamcatcher“ eigentlich auch niemandem weh getan hätte –, wenn man nicht weiß, dass dies der Spitzname des zentralen Charakters in Kings Meisterwerk aus dem Jahre 2001 ist. Duddits ist ein vom Down-Syndrom benachteiligter Sonderling, so aufgeweckt wie ein Knäckebrot, aber äußerst liebenswert und menschlich. Im Großteil des Buches scheint er eher eine Nebenrolle zu spielen, entwickelt sich aber alsbald zum Zentrum der Geschichte und eines Geflechtes, das durch den die Handlung tragenden Freundeskreis gebildet wird. Diese Freunde sind – als Erwachsene: Der ziemlich abgerissene, vor sich hinvegetierende Biber; Pete, der Autoverkäufer mit einer hellsichtigen Begabung, deren Herkunft und Bedeutung sich im späteren Verlauf noch erklären wird; Henry, seines Zeichens Psychoanalytiker mit einer ähnlichen mentalen Fähigkeit, die ihm nicht immer nur nützlich in seinem Beruf ist; und schließlich ist da noch Jonesy, ein Geschichtsprofessor, mit dem es das Schicksal gar nicht gut zu meinen scheint. Und auch er teilt die jeweils etwas verschieden ausgeprägten speziellen Geistesgaben seiner Kindheitsfreunde. Als Erwachsene bleibt ihnen von ihren gemeinsam verbrachten Jahren und Verbundenheit nur noch ein alljährlicher, geradezu ritueller Jagd-Ausflug in die Berge, der sich diesmal als höchst schicksalsträchtig erweisen soll. Der Kontakt zu Duddits ist mit dem Älterwerden abgerissen, aber auch dies hat seine Gründe, die erst im späteren Verlauf klar werden sollen. Und als Duddits wieder ins Blickfeld des Geschehens rückt, erwachen längst vergessene Erinnerungen und Fähigkeiten bei den Freunden, die Vergangenheit fließt mit der Gegenwart zusammen und Freunde, ebenso wie einzelne, scheinbar unwichtige Details im Erzählverlauf bilden wieder eine Einheit; und im Zentrum des Traumfänger-Netzes sitzt – ein passiver Spielball der Mächte und dennoch der Schlüssel zu allem – der von der Restwelt bemitleidete und belächelte Duddits.


    Über den weiteren Verlauf der Geschichte will ich nicht zu viele Worte verlieren, sondern nur als Stichwortgeber anreißen, dass der Trip in die Wälder nach der Begegnung mit dem seltsamen Jäger McCarthy, einer eigentümlichen Infektion und der Quarantäne des gesamten Landstriches durch das Militär – die Charakterzeichnung des Befehlshabers allein ist eine wahre Wonne und Genuss – zu einer stürmischen, atemberaubenden Achterbahnfahrt mutiert, die nicht nur für die Freunde alles verändern wird.


    Wie von King gewohnt, widmet sich der Prolog – der auf ein paar neugierig machende und Themen weisende Nachrichtenauszüge von 1947 bis 2000 folgt – der Formgebung der Hauptfiguren; für King ist dieser einführende Part allerdings ungewöhnlich kurz geraten, denn sofort mit Teil 1 des eigentlichen Buches geht es direkt in die Vollen und der Spannungs- und Handlungsbogen setzt ohne weitere Vorwarnung ein, packt den zu diesem Zeitpunkt bereits reichlich neugierig gewordenen Leser und schleift ihn förmlich durch ein Nerven zerfetzendes Abenteuer, das eine Mischung aus Akte-X-Material, Science-Fiction, Actionfilm, Psychothriller und Horror ist, wobei Elemente einfließen, die King bereits bei Werken wie „The Stand“. „Tommyknockers“ und „The Green Mile“ einsetzte, die hier aber zu ganz neuen Höhen aufgefahren, erweitert und perfektioniert werden und keineswegs zu einer unnötigen Wiederaufwärmungskur geraten.


    Besonderen Applaus hat sich King für die plastische Charakterformung der tragenden Figuren verdient; die psychologische Komponente des Romans ist erstaunlich und erschreckend zugleich. Der Spannungsbogen sowohl der Handlung als auch der stückweisen Informationsfreigabe reißt keinen Augenblick ab, verliert sich nie in nutzlosen Beschreibungen und selbstverliebter Schriftstellerei – obwohl das schreiberische Niveau des Romans in King-typischem Wälzerformat hoch angelegt ist – und weiß zu überraschen, zu packen und zu begeistern. Es fällt schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen, wenn die Geschichte den Leser einmal in sich aufgesogen hat; man sollte sich also auf schlaflos durchlesene Nächte einstellen und Beruhigungsmittel für die Nerven bereit halten – denn die wird man dringend benötigen. Das ungewöhnlicherweise gänzlich von Hand vorgeschriebene und vielleicht gerade deshalb so ungekünstelt-authentisch und schriftstellerisch überzeugende „Duddits – Dreamcatcher“ kann es als potenzieller Genre-Klassiker in jedem Fall mit dem Format von „Es“ aufnehmen und ist ein Meilenstein in Kings Schaffenswerk geworden.


    Als letzte Anmerkung sei erwähnt, dass demnächst eine Verfilmung dieses Buches in die Kinos kommen wird – man darf gespannt sein, denn die Handlung bietet reichlich Futter für einen Film, wobei zu argwöhnen sein dürfte, dass die psychologischen Aspekte dabei reichlich zu kurz kommen werden.


    Homepage des Autors: http://www.stephenking.com

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Also ich muss sagen, dass das Buch - wie so oft - besser als der Film war - generell ist das irgendwie so.
    Und ich muss zugeben, dass ich den Film vielleicht nicht kapiert hätte, wenn ich das Buch nicht schon vorher gelesen hätte, das Buch dagegen fand ich gut - wie fast alles von King =)


    Wo ich allerdings sagen muss, dass der Film gelungen ist, das wäre Friedhof der Kuscheltiere.


    kleine Anmerkung: Bei ES is es auch nich gelungen, dem Buch gerecht zu werden - und zwar auf keinen Fall!

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

  • Schöne Rezi!


    Hmmm, mich hat immer der Film von dem Buch abgehalten, den fand ich einfach grauenhaft!


    Finde aber das keine Verfilmung von seinen Büchern wirklich etwas besonderes ist.
    Aber ist es nicht oft so, dass manche Bücher gerade zu nach einer Verfilmung schreien und man andere wiederrum lieber nur lesen sollte?!
    :hm:
    In King's Büchern ist die Handlung einfach zu dicht, finde ich, um sie wirklich gut Verfilmen zu können.


    Aber mal sehen werde mir das Buch vieleicht nun doch noch zulegen. :breitgrins:


    Gruß
    Cappu

  • Ich habe das Buch gelesen. Und mir hat es echt gut gefallen. Ist zwar ein bisschen abgedreht, aber echt spannend!
    Den Film habe ich nicht gesehen!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hab das Buch schon vor längerem gelesen und mir hat es auch gefallen (aber mir gefällt fast alles von King, da gibt es nur wenige Ausnahmen)


    Den Film kenne ich auch nicht, aber ich bin auf King-Verfilmungen nicht scharf, weil ich sie oft einfach nur schlecht finde!

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • ja, bei Verfilmungen werden sämtliche "Details" vergessen, die gerade bei King äußerst wichtig sind und man fragt sich bei manchen Filmen, wo denn nun dieses oder jenes Kapitel hinverschwunden sei =)

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

  • Mir hat das Buch auch wirklich gut gefallen. Ich wollte es erst gar nicht lesen, weil mich das Thema so überhaupt nicht interessiert hat, aber ich war schon nach wenigen Seiten total gefesselt und konnte gar nicht mehr aufhörn. :breitgrins:
    Den Film hab ich gesehen. Nicht unbedingt die schlechteste King-Verfilmung, aber auch bei weitem nicht die Beste. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man da einige Dinge nicht versteht, wenn man das Buch nicht kennt. Es spielt sich zu viel in den Gedanken und sogar "zwischen den Zeilen" ab.

    Das Wertvollste, das ein Mensch dir schenken kann, ist seine Zeit, denn sie ist unwiederbringlich verloren.

  • Zitat von "Cappuchino"

    Finde aber das keine Verfilmung von seinen Büchern wirklich etwas besonderes ist.


    Sicherlich ist ein Großteil der Kingverfilmungen nicht gerade sehr berauschend, selbst nicht mal Rhea-M, welche von King selber stammt.


    Aber was ist denn mit:


    STAND BY ME, SHINING (natürlich die von Kubrick), MISERY, DOLORES, HEARTS IN ATLANTIS, NEEDFUL THINGS ???


    Auch hier kann man nicht von wort- bzw. szenengetreuen Adaptionen sprechen, was bei einer Buchverfilmung sowieso unmöglich ist, aber das Flair und die Charakterzeichnungen sind bei den oben genannten Verfilmungen sicherlich erstklassig getroffen.

    Jeder hat das Recht dumm zu sein, leider missbrauchen einige dieses Recht ständig!

  • Zitat von "alexprasse"

    Sicherlich ist ein Großteil der Kingverfilmungen nicht gerade sehr berauschend, selbst nicht mal Rhea-M, welche von King selber stammt.


    Aber was ist denn mit:


    STAND BY ME, SHINING (natürlich die von Kubrick), MISERY, DOLORES, HEARTS IN ATLANTIS, NEEDFUL THINGS ???


    Ich hätte es wohl anderst Vormulieren sollen: Keine Verfilmung die ICH gesehen habe fand ich sehr berauschend. :zwinker:
    Klar, Shining und The green Mile fand ich nicht schlecht, ich meine damit nur das ICH persönlich lieber King Bücher lese als desen Verfilmungen ansehe.
    Aber jeder hat ja zum Glück seine eigene Meinung! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Cappu

  • Ich habe Duddits - Dreamcatcher auch neulich gelesen. Ich fand das Buch wie jedes von Stephen King einfach klasse. Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber werde ich bald nachholen. :smile:

  • Hi!


    Habe das Buch gestern Abend beendet und habe das dazu zu sagen:


    Zum Inhalt:
    Es ist Herbst und in Maine landen Ausserirdische, die der hiesigen Bevölkerung nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Die US-Army weiss natürlich Bescheid, da dies nicht die erste Landung ist und schickt ein Grossaufgebot in die Region. Ahnungslos sind dagegen vier Freunde, die sich jedes Jahr zu einem einwöchigen Jagdausflug in den Wäldern Maines treffen. Ihre Begegnung der dritten Art verläuft alles andere als harmonisch. Schon bald stecken sie im Schlamassel ihres Lebens.


    Meine Meinung:
    Ein typischer Stephen-King-Roman. Der Meister des Horrors schafft es auch hier wieder mal, eine Geschichte, die in drei Sätzen erzählt wäre, auf über 800 Seiten auszubreiten. Er tut das in seiner bekannten Art: Man erhält sehr detailierte Ausschnitte aus den Biografien der Protagonisten (etwa was an einem einzigen Tag oder auch nur in einer Stunde passiert ist), aber der Gesamtüberblick fehlt weitgehend. Rund um diese Erinnerungen, die für die Geschichte natürlich wesentlich sind, wird langsam, aber sicher der Horror aufgebaut. Es werden Zusammenhänge hergestellt und der «grosse Plan» der Ausserirdischen wird aufgedeckt - auch wenn dieser letzten Endes keine grosse Überraschung darstellt.
    «Duddits» ist ein sehr typischer King-Roman. Das bedeutet, dass er wirklich gute Unterhaltung bietet, versetzt mit Gruselelementen, die man besser nicht vor dem Einschlafen lesen sollte. Dazwischen immer die bereits erwähnten Rückblicke der Protagonisten auf Kindheits-/Jugenderinnerungen und auch Einblicke in die Abgründe ihrer Seelen (einer trägt sich mit Selbstmordgedanken, einer ist Alkoholiker). Und wenn schon das Militär mitspielt, darf der soziopathische Killer natürlich auch nicht fehlen - inklusive treuen Untergebenen, von denen mindestens einer meutert. Tiefgang sucht man vergebens, subtile Botschaften auch - da kommt eher die Holzhammermethode zum Zuge. Trotzdem ist das Buch nicht schlecht. King macht zwar immer dasselbe, aber das macht er gut.


    4ratten


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Duddits von Stephen King


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    Kurzbeschreibung von Amazon:
    "Was für die vier Freunde Pete, Henry, Jonesy und Beaver als harmloser Jagdausflug in die Wälder von Maine geplant war, endet für sie völlig unverhofft in einem bizarren Albtraum. Retten kann sie am Ende nur noch ihr alter Freund Duddits, der hellseherische Fähigkeiten besitzt.
    Mit seinem neuen Roman knüpft Stephen King an seine großen Erfolge wie "Der Friedhof der Kuscheltiere" oder "Es" an."


    Meine Meinung:
    Dass ich alle King-Bücher, die mir in die Hände fielen, verschlungen habe, ist schon etliche Jahre her. Doch im Rahmen des diesjährigen SLW wollte ich dieses Buch, das nun auch schon länger im Regal stand, lesen. Gleich zu Beginn wurde ich auch nicht enttäuscht, denn dieses Buch fing gar nicht so king-typisch an. Viele andere Bücher von ihm sind über ein Drittel erstmal furchtbar langweilig und mit Einleitung beschäftigt. Doch hier begann direkt die Geschichte. Auch, wenn man sich erstmal fragt, was da los ist und Zusammenhänge nicht wirklich versteht, ist es direkt spannend, gruselig, eklig. Wirklich eklig. Da ich aber denke, dass das genau der Grund ist, aus dem man King liest, hat er meine Erwartungen vollstens erfüllt. Ich hatte zwar nicht mit Außerirdischen gerechnet, aber das hat weder der Story noch der Spannung einen Abbruch getan. Meiner Meinung nach hat King eine unglaubliche Gabe, Dinge und vor allem Charaktere so zu beschreiben, dass man meint, man kenne sie persönlich. Diese fast 800 Seiten sind so vollgepackt mit Beschreibungen, Hintergrundwissen, Charakterdarstellungen, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, wie man das verfilmen will.


    Mein Fazit:
    Zu empfehlen für King-Fans oder Leute mit starken Nerven und robustem Magen. Wer King erwartet, bekommt hier auch King.


    Von mir 4ratten

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.

  • Das war eines der letzten Bücher von King, die ich gelesen habe. Und das eigentlich schon nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, keine Horrorbücher mehr zu lesen. :gruebel:
    Gegen das Buch spricht: Ich kann mich nicht an die Figur "Duddits" erinnern :schulterzuck:, dafür brachte mich der Thread dazu, sofort an die Jagdhütte zu denken und folglich auch an die


    Seltsam, wie die Erinnerung funktioniert :zwinker:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Vorgestern lief übrigens der Film "Dreamcatcher" im TV. Da ich das Buch ja erst letztes Jahr gelesen habe, konnte ich mich an die Handlung noch ganz gut erinnern. Meiner Meinung nach waren leider einige Details weggelassen worden, die wichtig gewesen wären. Auch die Figur Duddits kam im Film viel zu kurz. Mein Mann hat, da er das Buch vorher nicht gelesen hatte, den Film nicht so richtig verstanden und ich musste ihm noch einige Zusammenhänge erklären. Möglicherweise war die TV-Version auch gekürzt. Ansonsten waren viele Dinge gut umgesetzt, die schauspielerischen Leistungen sehr gut.


    Der Film bekommt von mir 2ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Meine Meinung
    Mit Stephen Kings Büchern habe ich bisher gemischte Erfahrungen gemacht: "Es" war ziemlich unheimlich, streckenweise aber auch etwas zäh, "Das Spiel" fand ich langweilig. Allerdings liegt die Lektüre auch schon mehr als 10 Jahre zurück, einem neuen Versuch stand also nichts im Wege. "Dreamcatcher" befand sich noch in meinem Schrank, war angemeldet für den SLW ... und los gings. Und ich wurde positiv überrascht!


    Stephen King erschafft mit relativ einfachen Mitteln eine unheimliche und düstere Atmosphäre, die sich an mich langsam herangeschlichen hat, um mich dann hinterrücks zu überwältigen. Von Anfang an werden Ereignisse und Verbindungen angedeutet, die erst später erklärt werden und im Zusammenhang einen Sinn ergeben. So hat man von Anfang an das Gefühl, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt, kann aber die Erklärung noch nicht richtig greifen.


    Der Großteil der blutigen Action passiert übrigens schon relativ früh. Obwohl diese Szenen schon ziemlich abschreckend wirken, hat mich die Beschreibung des "Pilzes" mehr erschreckt. Dieses langsame Miterleben des eigenen Todes und die gleichzeitige Empfindung von Hoffnungslosigkeit und Ausgegrenztwerden finde ich schrecklich. Hier hat mich der Horror echt gepackt.


    Ansonsten hält sich der Horror eher in Grenzen, ich würde das Buch in Richtung "Paranormal" einordnen. Die Charaktere stehen dabei im Vordergrund und deren Gestaltung gelingt dem Autor auch ganz ausgezeichnet. Stephen King versteht es, die paranormalen Ereignisse und die damit verbundenen Ängste und Gefühle aus allen möglichen Blickwinkeln zu beleuchten. Er beschreibt alles sehr ausführlich, nach den anfänglich schnellen Abläufen verlangsamt sich die Handlung spürbar. An sich habe ich das alles gerne gelesen, da er aber zusätzlich gerne mit Wiederholungen arbeitet, wurde mir die detaillierte Beschreibung der Verfolgungsjagd doch etwas lang. 100 Seiten weniger hätten es vielleicht auch getan.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, allerdings wird Stephen King wohl nie zu meinen absoluten Lieblingsautoren zählen. Sein Schreibstil liegt mir nur bedingt, die ständigen Wiederholungen und die extrem ausführlichen Beschreibungen sind mir dann doch zu viel. Aber ich mag seine Geschichten und seine Charaktere. Einem wohldosierten Häppchen King sollte also in Zukunft nichts mehr im Wege stehen.
    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Stephen King


    Duddits = Dreamcatcher


    OT: Dreamcatcher


    Henry, Jonesy, Pete und Biber sind beste Freunde. Als sie etwa 13 Jahre alt sind, helfen sie dem gleichaltrigen Duddits, als dieser von älteren Jungs gequält wird, aus der Patsche. Duddits ist behindert (Down-Syndrom) – und wird der Fünfte im Bunde, ein echter Freund.


    Als die Jungen heranwachsen und jeder seiner eigenen Wege geht, bleibt Duddits zurück. Die anderen verlieren ihn immer mehr aus dem Blick, er ist eigentlich nur mehr eine Erinnerung an glückliche Kindertage und ein Grund für ein schlechtes Gewissen, weil man sich ja längst mal melden wollte…


    Jedes Jahr treffen sich die vier Freunde im November zum Jagen in Maine. Mittlerweile Ende 30, reichlich desillusioniert, halten sie an dieser Tradition fest. Doch dieses Jahr wird der Jagdausflug zum Horrortrip, denn es gab in der Nähe eine UFO-Bruchlandung, und die Aliens scheinen nicht in freundlicher Absicht gekommen zu sein. Möglicherweise noch schlimmer ist, wie das US-Militär mit dieser Bedrohung fertigwerden will: Das Gebiet wird großflächig abgeriegelt, und alles, was dort kreucht und fleucht, gilt als potentiell konterminiert…


    King gelingt es, im ersten Teil eine recht gruselige Atmosphäre zu schaffen. Das lässt nach, wenn der Leser begreift, womit er es zu tun hat. In der zweiten Buchhälfte stehen dann eine Verfolgungsjagd und diverse Gewaltszenen im Vordergrund. Ein bisschen zu viel war mir auch die vorgreifende Unkerei am Anfang der Geschichte. Reklamieren muss ich außerdem, dass Henry kein Byrus in den Magen bekommen hat, obwohl es ihm auf Zahnfleisch und Zunge wuchs – unglaubwürdig!


    Wie immer hatte ich aber auch diesmal Spaß mit King, und es reicht für


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.