Christian Mørk - Darling Jim
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Postbote Desmond entdeckt ein schreckliches Verbrechen - eine unauffällige Frau hat scheinbar ihre eigenen Nichten in ihrem Haus gefangen gehalten, gefoltert und getötet. Aber auch die Hausbesitzerin ist tot, das Verbrechen erscheint vielschichtig, und das ist es auch. Nur bis hierhin stimmen die Klischees des Thrillergenres, jetzt schon verschwindet der wunderliche Postbote von der Bühne und an seine Stelle tritt ein jüngerer Kollege. Dieser reist durch das malerische, aber gefährliche Irland, auf der Suche der Geschichte der toten Frauen, die sich ihm selbst in ihren hinterlassenen Tagebüchern mitteilen. Der junge Mann trifft nicht nur auf ihre Geschichte, sondern auch die eines mysteriösen jungen Mannes, der der Schlüssel zum Verbrechen zu sein scheint...
Als Psychothriller deklariert birgt "Darling Jim" doch mehr als die übliche Mischung des Genres, die im Grunde aus den Zutaten bestialischer Mord, sadistischer Killer und Ermittler (vorzugsweise weiblich und Pathologin) besteht. "Darling Jim" entfaltet verschiedene Erzählstränge, die meisterlich zusammen gebracht werden, unterschiedliche Perspektiven und Erzählformen; vom Märchen bis hin zum Tagebuch. Mehrere Stimmen kommen zum Tragen und weben zusammen einen überaus spannenden, gut entwickelten Plot, der einen zwingt, immer weiter zu lesen. Auch die eingeschobenen Märchen, die an anderer Stelle unangebracht erscheinen würden, gehören einfach zur Geschichte und werden zum Ende hin immer bedeutsamer.
Auch die Sprache / die Übersetzung ins Deutsche hat mir gut gefallen, obwohl ich das Original nicht kenne, aber der sprachliche Ausdruck ist sehr angenehm und nicht so platt, wie das in Thrillern gerne vorkommt. Man liest "Darling Jim" zwar flüssig, aber ist bemüht, jedes Wort mitzubekommen, man fliegt nicht derart durch die Seiten wie bei manchen Fastfood-Romanen.
Vor allen Dingen aber lebt der Roman von seinen Figuren, nicht nur von Darling Jim selbst, sondern auch jeglichen anderen Figuren. Zwar hätten vereinzelt die Charaktere noch eingehender vorgestellt werden können, gerade im noch immer leicht Verborgenen liegt für mich aber auch ein Reiz und Raum für eigene Interpretationen. Sehr gut fand ich, dass Jim selbst keine Dokumente hinterlassen oder seine eigene Erzählstimme hat, so bleibt er bis zum Schluss mysteriös.
Insgesamt habe ich den Roman mit großem Genuss gelesen und war sehr positiv überrascht von meinem ersten Vorablesen-Buch. Die Leseprobe war zwar schon gut, der Roman selbst war aber noch sehr viel besser. "Darling Jim" würde ich als Abwechslung hartgesottenen Thrillerfans empfehlen, aber auch allen, die einen qualitativ guten Einstieg ins Genre suchen, der auch bis auf den Anfang nicht allzu blutig ist.