Christian Mørk - Darling Jim

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  • Christian Mørk - Darling Jim


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    Postbote Desmond entdeckt ein schreckliches Verbrechen - eine unauffällige Frau hat scheinbar ihre eigenen Nichten in ihrem Haus gefangen gehalten, gefoltert und getötet. Aber auch die Hausbesitzerin ist tot, das Verbrechen erscheint vielschichtig, und das ist es auch. Nur bis hierhin stimmen die Klischees des Thrillergenres, jetzt schon verschwindet der wunderliche Postbote von der Bühne und an seine Stelle tritt ein jüngerer Kollege. Dieser reist durch das malerische, aber gefährliche Irland, auf der Suche der Geschichte der toten Frauen, die sich ihm selbst in ihren hinterlassenen Tagebüchern mitteilen. Der junge Mann trifft nicht nur auf ihre Geschichte, sondern auch die eines mysteriösen jungen Mannes, der der Schlüssel zum Verbrechen zu sein scheint...


    Als Psychothriller deklariert birgt "Darling Jim" doch mehr als die übliche Mischung des Genres, die im Grunde aus den Zutaten bestialischer Mord, sadistischer Killer und Ermittler (vorzugsweise weiblich und Pathologin) besteht. "Darling Jim" entfaltet verschiedene Erzählstränge, die meisterlich zusammen gebracht werden, unterschiedliche Perspektiven und Erzählformen; vom Märchen bis hin zum Tagebuch. Mehrere Stimmen kommen zum Tragen und weben zusammen einen überaus spannenden, gut entwickelten Plot, der einen zwingt, immer weiter zu lesen. Auch die eingeschobenen Märchen, die an anderer Stelle unangebracht erscheinen würden, gehören einfach zur Geschichte und werden zum Ende hin immer bedeutsamer.


    Auch die Sprache / die Übersetzung ins Deutsche hat mir gut gefallen, obwohl ich das Original nicht kenne, aber der sprachliche Ausdruck ist sehr angenehm und nicht so platt, wie das in Thrillern gerne vorkommt. Man liest "Darling Jim" zwar flüssig, aber ist bemüht, jedes Wort mitzubekommen, man fliegt nicht derart durch die Seiten wie bei manchen Fastfood-Romanen.


    Vor allen Dingen aber lebt der Roman von seinen Figuren, nicht nur von Darling Jim selbst, sondern auch jeglichen anderen Figuren. Zwar hätten vereinzelt die Charaktere noch eingehender vorgestellt werden können, gerade im noch immer leicht Verborgenen liegt für mich aber auch ein Reiz und Raum für eigene Interpretationen. Sehr gut fand ich, dass Jim selbst keine Dokumente hinterlassen oder seine eigene Erzählstimme hat, so bleibt er bis zum Schluss mysteriös.


    Insgesamt habe ich den Roman mit großem Genuss gelesen und war sehr positiv überrascht von meinem ersten Vorablesen-Buch. Die Leseprobe war zwar schon gut, der Roman selbst war aber noch sehr viel besser. "Darling Jim" würde ich als Abwechslung hartgesottenen Thrillerfans empfehlen, aber auch allen, die einen qualitativ guten Einstieg ins Genre suchen, der auch bis auf den Anfang nicht allzu blutig ist.


    5ratten

  • Christian Mørk - Darling Jim

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    In einem kleinen Örtchen in Irland werden drei Leichen gefunden: Eine Tante mit ihren beiden Nichten. Scheinbar hat sie ihre Nichten in ihrem Haus eingesperrt. Doch warum? Und wem gehört das leere Bett im Keller, dass vor kurzer Zeit noch benutzt wurde?
    Eines Tages findet der Postangestellte Niall ein Tagebuch, dass von einem der Opfer geschrieben wurde und bringt etwas Licht in die Dunkelheit und Niall sieht sich gezwungen, mehr über diese Familie herauszufinden.


    "Darling Jim" fängt wie viele Thriller an, und zwar mit der Entdeckung der drei Leichen. Und sofort fragt man sich, wie konnte das passieren? Was hat eine Tante dazu getrieben, ihre eigenen Nichten so zu quälen? Einfach nur aus Bosheit oder steckt noch mehr dahinter.
    Und wie passt der Titel "Darling Jim" zu dem ganzen Geschehen? Zusammen mit Niall macht sich der Leser auf die Suche nach der Wahrheit und ich habe regelrecht mitgefiebert. Von der ersten Seite an hat sich für mich ein unglaublich großer Sog entwickelt und ich konnte kaum aufhören zu Lesen.


    Die verschiedenen Charaktere wurden sehr gut beschrieben. Ich hatte erst die Befürchtung, dass Mørk sie etwas zu einseitig und flach darstellen könnte, doch zum Glück wurde das nicht bestätigt. Alle Charaktere haben ihre positiven wie negative Seiten, auch ihr Handeln war für mich nachvollziehbar.


    Mørk benutzt verschiedene Arten sein Buch zu schreiben, einmal schreibt er aus der Sicht von Niall (keine Ich-Form), und dann wiederum in Tagebuchform. Auch die Geschichte in der Geschichte, die erzählt wird, fand ich sehr spannend und vorallem überaus passend zu dem gesamten Buch.


    Es sind bereits mehrere Tage vergangen, seitdem ich das Buch beendet hatte und ich habe lange mit mir um eine Wertung gerungen. Für mich war es ein sehr spannendes Leseerlebnis, mit vielen unerwarteten Wendungen, aber dennoch sagt mir mein Bauchgefühl, dass es für die volle Punktzahl nicht gereicht hat.
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • "Lieber unbekannter guter Freund. Ich vermache Dir meine Geschichte und mein Morgen, denn wir werden bald tot sein."


    Getrieben von den Tagebuchaufzeichnungen der toten Fiona, welche kurz vor ihrem Ende ihre tragische Geschichte niederschrieb, macht sich der junge Postbote Niall auf, die Rätsel um die mysteriösen Ereignisse im irischen Malahide zu lösen. Dort wurden die Leichen zweier junger Frauen - Fiona und ihre jüngere Schwester - eingesperrt im Haus ihrer Tante Moira gefunden. Diese hat sie in den letzten Wochen ihres kurzen Lebens misshandelt, vergiftet und somit schließlich umgebracht. Doch nun ist auch Moira tot. Wer ist die unbekannte Person, welche ebenfalls im Haus gefangen war, aber letztendlich fliehen konnte? Wo ist sie jetzt? Und warum tat ihre eigene Tante den jungen Frauen diese Grausamkeiten an?


    Diese Fragen werden im Laufe von Nialls Nachforschungen geklärt. Er reist in das kleine Dorf, wo vor Jahren alles begann, und trifft auf wortkarge Dorfbewohner, ignorante Polizisten und auf ein Geheimnis, über das niemand mehr ein Wort verliert...


    Der Leser wird dabei immer stärker in die Welt einer alten, irisch angehauchten Geschichte gezogen. Die Geschichte wird dabei teilweise in einer Tagebuchform (also in der Ich-Perspektive) erzählt, teilweise aus Sicht des Postboten Niall. Die Wechsel sind recht gut gelungen, und die Situationen der einzelnen Personen sind überzeugend dargestellt. Die Rolle des Postboten Nialls ist jedoch nicht ganz nachvollziehbar. Für den Leser erforscht er die Geheimnisse um die toten Frauen, jedoch hat er innerhalb der Geschichte keine eindeutige Funktion. Weder klärt er die Morde für die Polizei auf, noch sind seine Erkenntnisse in irgendeiner Weise nützlich. Er wühlt lediglich das kleine Dorf, welches so sorgsam bemüht ist, vergangene Ereignisse zu vergessen, in den Grundfesten auf und erinnert an die Geschichte der Walsh-Schwestern, welche in ihrer Verzweiflung keinerlei Hilfe zu erwarten hatten.


    Zeitweise wirkt das Geschehen etwas wild durcheinander gewürfelt und manche "Lösungen" doch ein wenig an den Fingern herbeigezogen. Der Grundgedanke hinter "Darling Jim" war mir persönlich schon nach etwa der Hälfte des Buches klar, sodass die Frage nach dem "Wer?" und "Warum?" schon lange beantwortet war.


    Alles in allem komme ich auf: 3ratten

    &quot;Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben.&quot;

  • Sex and Crime, Mystery und Psycho


    Christian Mørk beginnt sein Buch mit einem grausamen Mord in einem Haus in Dublin: "Sklavenschwestern von eigener Tante ermordet". Er erzeugt gruselige Spannung und legt hier Handlungsstränge, die viele Lösungsungen ermöglichen und Höchstspannung auslösen.
    Danach sackt der Leser in ein literarisches Loch.
    Im Ort taucht ein ausnehmend hübscher Mann auf, der ein auffälliges rotes Motorrad fährt. Er wird zum Anziehungspunkt aller Frauen einschließlich der Zwillingsschwestern und der Tante.
    "Darling Jim", so nennt ihn eine Geliebte, erzählt in den örtlichen Lokalen Geschichten. Mørk beschreibt das Äußere Jims mit den Attributen eines Wolfs. Diese geben Jim den Charakterzug eines reißenden Tieres.
    Die Gruselgeschichte, die Jim zum Besten gibt fasziniet die Frauen. Der begehrte Jim nutzt seine bevorzugte Situation voll aus,


    Dieser Teil des Buches zieht sich über ca. 150 Seiten hin. Teilweise hat mich die Handlung nicht sonderlich interessiert, teils hat mich die sprachlich niveaulose, manchmal ordinäre Wortwahl angeödet.
    Da mich das Buch aber am Anfang so fasziniert hatte, hielt ich mir vor Augen, dass Christian Mørk ja doch irgendwie gut und spannend schreiben kann, und hoffte, dass es vielleicht irgendwo wieder besser werden würde. Also weiter lesen ...
    Und tatsächlich wir erfahren, warum die Nichten bei ihrer Tante im Haus leben und wie es zu dem entsetzlichen Blutbad kommen konnte.
    Diesen Teil des Buches hat Mørk sprachlich besser und spannend ausgestaltet.


    Hier rundet sich der Krimi und nimmt den Spannungsbogen und die Handlungsstränge des Anfangs gekonnt wieder auf. Die Erwartungen an einen mitreißenden Krimi. erfüllen sich doch noch.
    Schließlich gelingt es Christian Mørk im letzten Teil, "Der gelähmte Prinz", Fantasy und Reality zu verknüpfen - und das sehr überzeugend und glaubwürdig.


    EDIT: Spoilerkästen eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Cabriofahrerin: du verrätst in deiner Rezi ziemlich viel von der Handlung ...
    Ich wollte das Buch eigentlich noch lesen, ohne zu wissen, wer wen tötet oder vergewaltigt. :rollen:


    Grüße von Annabas :winken:

  • Rache ist das zentrale Thema dieses Thrillers - sowohl als Handlungsantrieb als auch als Ziel. Dies allein deutet bereits darauf hin, dass das Buch „Darling Jim“ für seine Leser einiges bereithält - und um es gleich vorweg zu nehmen: man wird nicht enttäuscht.


    Fiona, Aoife und Róisín sind Schwestern, leben in einer kleinen Stadt in Irland und erliegen, wie viele andere Frauen in der Region auch, dem Charme Jims. Dieser ist Geschichtenerzähler, ein sogenannter seanchaí, und ist viel mehr, als er zu sein vorgibt. Leider erkennen die Schwestern dies viel zu spät, was ihnen zum Verhängnis wird. Ein einzelner Mann schafft es, angetrieben von niederen Beweggründen, erst einen Keil zwischen die Geschwister, dann zwischen Freunde und schließlich zwischen die Bewohner der ganzen Stadt zu treiben. Reihenweise erliegen sie seinem Charme. Alle, egal ob jung oder alt, himmeln ihn an und man stellt sich als Leser schon gelegentlich die Frage, was so besonders an ihm ist.


    Erzählt wird die Geschichte der Schwestern durch ihre Tagebücher. Ein am Geschehen unbeteiligter Mann findet diese und lässt sich von den Mädchen ihre Geschichte erzählen. Dies geht soweit, dass er schließlich Nachforschungen anstellt und das Leben der Schwestern nachvollziehen und vor allem offene Fragen klären möchte. Als Leser schwebt man währenddessen immer etwas in der Luft. Die Geschichten, von denen man teilweise nicht weiß, ob sie wahr sind oder nicht, sind geprägt von den Gefühlen der Erzählerinnen und lassen einen verstehen, wie es zu der einen oder anderen Handlung kam. Parallel dazu kann man nur schwer begreifen, wie es überhaupt zu den Geschehnissen kommen konnte. Man wird also permanent gefordert und muss sich bereits während des Lesens immer wieder Urteile bilden, was das Lesen unheimlich spannend und anspruchsvoll gestaltet.


    Gleiches trifft auf das Ende zu. Die Auflösung ist gleichermaßen schockierend und gefühlsbetont, dass es selbst beim Lesen teilweise nicht ganz einfach ist, den Spagat zu schaffen. Belohnt wird man für seine „Bemühungen“ mit einer sehr tiefgründigen und unkonventionell erzählen Geschichte, bei der man gelegentlich nicht weiß, mit wem man sympathisieren soll/möchte bzw. mit wem nicht.


    Christian Mørk zeichnet seine Charaktere unterschiedlich stark, was aber dem Handlungsverlauf geschuldet und notwendig ist, um verschiedene Aspekte richtig wirken lassen zu können. Er offenbart dem Leser genau so viel, wie nötig ist, um Gedankengänge und Handlungen verstehen bzw. nachvollziehen zu können, lässt aber gleichzeitig noch genug offen, um dem Leser eine Interpretationsmöglichkeit zu geben und die Charaktere selbst kennen lernen zu können.


    „Darling Jim“ ist für mich ein sehr tiefgründiges Buch, was besonders durch die Handlungsmotivationen der einzelnen Charaktere interessant ist und dem Leser einen Einblick in die Psyche von Opfern und Tätern gleichermaßen gewährt. Die Erzählweise des Autors ist unkonventionell, funktioniert aber ausgesprochen gut und macht das Buch zu einem Lesevergnügen.


    Meine Wertung: 4ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Zum Autor:
    Christian Mørk, geboren in Dänemark, ging mit Anfang zwanzig in die USA. Dort arbeitete er als Journalist für Variety und die New York Times, bevor er als Filmproduzent für Warner Bros. nach Los Angeles ging. Für sie drehte er mit dem irischen Regisseur Neil Jordan einen Film und verliebte sich in Irland und seine Mythen. Heute lebt Christian Mørk als Schriftsteller und Drehbuchautor in Brooklyn. Nach der dänischen Erstausgabe erscheint „Darling Jim“ zeitgleich mit der deutschen Übersetzung in den USA.


    Klappentext:
    Die Bewohner des kleinen irischen Dorfs Malahide mieden das Haus, noch lange nachdem es desinfiziert und wieder bewohnbar gemacht worden war und die Leichen friedlich unter der Erde ruhten. Drei tote Frauen waren in dem Spukhaus gefunden worden, Moira Walsh und zwei ihrer Nichten. Sie waren auf grauenvolle, unerklärliche Weise gestorben. Wer aber hatte sie gequält und getötet? Hing das alles mit diesem Fremden zusammen, Jim? Jim Quick war als Märchenerzähler durch die Pubs der Gegend gezogen und hatte Schauergeschichten zum Besten gegeben. Die meisten Frauen waren seinem teuflischen Charme auf der Stelle erlegen. Aber auch von Jim gab es seit einiger Zeit kein Lebenszeichen mehr.


    Meine Meinung:
    Zu Beginn sind die Morde und es wird knisternde Spannung aufgebaut. Im weiteren Verlauf dieses Handlungsstranges kommt schon immer mehr der Erzählstil durch, die Spannung nimmt ab. Als die Tagebücher nach und nach veröffentlicht werden, ist das Romanniveau erreicht. Es passiert nur sehr selten etwas Überraschendes. Der Fortgang und auch der Schluß des Buches sind vorhersehbar.
    Mir fehlen für einen Psychothriller der Nervenkitzel und die Spannung. Für mich handelt es sich mehr um einen Roman mit kriminalistischen und mystischen Beigaben.


    2ratten

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Das Märchen vom bösen Wolf...


    ... oder von dem, der auszog die Walsh-Morde zu klären



    Es war einmal in Malahide, da lebte ein Briefträger namens Niall und behaglicher Ruhe. Doch eines Tages stolperte er in der Arbeit plötzlich über ein mysteriöses Büchlein, das sein Leben von nun an verändern sollte. Denn das Büchlein vermochte eine grausame Tat zu klären, nämlich den grausamen Tod von Moira Walsh und ihrer beiden Nichten Fiona & Róisín aus der Strand Street Nummer 1. Niall war sehr mutig und so begab er sich auf ihre Spuren und in ihre todbringende Vergangenheit...


    Oft hat man schon Diskussionen darüber mitbekommen, ob die Märchen der Gebrüder Grimm zu grausam sind. Befürworter dieser Theorie sollen Christian Morks Roman "Darling Jim" lesen um zu wissen, wie grausam Märchen wirklich sein können.
    Denn als ein Märchen - wenn gleich auch ein sehr modernes - lässt sich dieser Thriller am besten beschreiben.
    Er bietet einen bösen Wolf, wie auch arglose Zicklein, eine böse Hexe und einen mutigen Prinzen.
    Schade ist nur, dass der Autor seine Märchenfiguren sehr oberflächlich handeln lässt und sie wenig tiefgründig gestaltet hat.
    Anders ist der Thriller aber auf jeden Fall und somit durchaus interessant und besonders.
    Die Handlung ist gut strukturiert und klar, die Sprache verständlich und ansprechend. Wie in einem Märchen notwendig wird das Geschehen sehr bildhaft und magisch dargestellt.
    Die Art und Weise der Aufklärung der Tathintergründe ist treffend gewählt. Wer könnte eine Geschichte besser erzählen als jemand, der sie selbst erlebt hat? So lässt der Autor Fiona & Róisín durch ihre Tagebücher sprechen.
    Schön ist auch, dass am Ende alle offenen Fragen stimmig geklärt worden sind und der Leser somit über alle Hintergründe und Folgen bestens Bescheid weiß.
    Einige unerwartete Geschehnisse sorgen zudem für Spannung, wenn sie auch am Ende teils gestellt oder unglaubwürdig wirken, als ob der Autor die Lust verloren hätte.


    Alles in allem ein gutes und stimmiges Buch, das durch seine sprachliche und methodische Gestaltung über andere Schwächen hinwegsehen lässt. Ein Roman mit interessanten Figuren, die dem Buch das gewisse "Etwas" verleihen, nämlich eine märchenhafte Erscheinung. Und wenn es nicht gelesen wurde, dann lesen wir es noch heute.

  • Ich habe das Buch bei der Lesung von Christian Moerk in München geschenkt bekommen (solche Lesungen sollte es öfter geben ;-)). Da ich im Internet schon einiges über diesen Roman gelesen hatte, fing ich auch sofort an zu lesen. Da das Buch sehr ansprechend und spannend geschrieben ist, war ich auch nach wenigen Tagen fertig.


    Besonders gut gefällt mir die ungewöhnliche Sprache des Autors: Es finden sich etliche Bilder, die ich so wirklich noch nie gelesen hatte. Einiges davon schoß vielleicht ein klein wenig übers Ziel hinaus (kann natürlich auch an der Übersetzung liegen), aber nie so sehr, dass es störend gewesen wäre.


    Ebenfalls top sind die Charaktere und der Handlungsaufbau – ein in jeder Hinsicht gelungenes Buch!


    Nicht ganz sicher bin ich mir bei der auf dem Buchcover prangenden Bezeichnung "Psychothriller". Für mich ist das Buch eher eine dramatisch-tragische Familiengeschichte mit irischem Folklore-Einschlag.
    4ratten

  • Als Niall das Tagebuch von Fiona Walsh findet, ahnt er noch nicht, dass diese Zeilen sein Leben verändern und riskieren werden. Die Existenz von Niall war bis zu diesem Zeitpunkt so verloren, wie die der Walsh-Schwestern, die mehrere Monate eingesperrt in dem Haus ihrer Tante lebten. Seinen gemalten Geschichten fehlte es an Inhalt, den er auf der Suche nach der Wahrheit über den Todesgrund der Schwestern findet.


    Fiona, Rosie und Aiofe hätten nie damit gerechnet, dass ihr friedliches Leben an einem sonnigen Morgen ein Ende nimmt. Die Normalität verschwand als die Bewohner der Stadt West Cork dem Charme eines einzigen Mannes erliegt und einen Fremden in ihren Kreis aufnimmt. Es heißt, das wahrer Hass nicht aus Wut entspringt. Wahrer Hass entspringt der Liebe. Und so schafft es ein Mensch, dass Familienliebe zu Feindschaft und Rivalität wird. Das eine Frau ihre eigenen Nichten einsperrt und wie Sklaven behandelt. Darling Jim ist ein Verführer und ein Mörder. Er beeinflusst das Leben von Frauen und beendet dies gelegentlich.


    Der Psychothriller zeigt wie unterschiedlich Menschen, Freunde und Schwestern in Extremsituationen reagieren. Was beeinflusst unser menschliches Miteinander? Wann trauen wir einem Fremden mehr als einem Mitbürger, den wir seit der Kindheit kennen? Wie leicht kann man Menschen beeinflussen und gegeneinander ausspielen? Das alles sind Hintergrundfragen, die in diesem Roman eine Rolle spielen und ihn zu einer spannenden Leseerfahrung machen. Christian Mørk versteht es im richtigen Moment Spannung aufzubauen, um den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.

  • Der Klappentext dieses Buches hat mich sofort an gesprochen, die Kombination aus dänischem Autor ,der in den USA lebt und irischem Handlungsort war mir allerdings schon etwas suspekt, vermutlich hat sich der Autor bei einigen irischen Klischees bedient. Eher zufällig ist das Buch bereits jetzt bei mir gelandet, ich wäre ansonsten durchaus bereit gewesen auf das Erscheinen einer Taschenbuchausgabe zu warten.


    Der Autor nutzt eine eher ungewöhnliche zeitliche Erzählstruktur. Er beginnt in gewisser Weise am Ende, um von dort die Geschichte in Rückblicken aufzurollen. Die Hauptperson im aktuellen Geschehen ist Niall, verhinderter Zeichner, der als Postbote arbeitet und zufällig Informationen aus erster Hand über die Erlebnisse der Schwestern, um deren Geschichte und ihre Beziehung zu dem titelgebenden Charmeur Jim sich alles dreht, erhält. Er wirft kurzerhand seinen ungeliebten Job hin und macht sich auf, die Hintergründe aufzudecken. In der Heimatstadt der Schwestern, wo alles seinen Anfang nahm erlebt er zwar nur Niederlagen und erfährt hauptsächlich Mythen, die sich um die Geschehnisse ranken, aber da gibt es auch noch ein zweites Tagebuch… Da sich die Geschichte erst im Laufe des Buches entfaltet, möchte ich hier keine weitergehende Inhaltsangabe hinschreiben, um für eine zukünftige Lektüre nichts zu verraten.


    "Darling Jim" ist kein typischer Thriller, es gibt keinen eindeutigen Bösewicht und kein eindeutiges Opfer. Es gibt aber auch keine Figur, der man als Leser seine uneingeschränkte Sympathie schenken könnte, praktisch jeder trägt seine eigene Schuld mit sich herum. Selbst Postbote Niall, der unschuldigste Handelnde, ist von seiner Einstellung her niemand, mit dem man sich identifizieren möchte, dazu ist er zu unentschlossen und bedient zu sehr die Rolle des Versagers. Trotz einem Mangel an echten Sympathieträgern ist das Buch faszinierend, im Laufe der Geschichte sympathisiert man immer mal wieder mit einzelnen Personen, nur um ein paar Seiten weiter von ihrem Verhalten schockiert oder enttäuscht zu werden. Der Autor eröffnet seinen Lesern so die Möglichkeit hinter vordergründige Täuschungen zu sehen und zu erkennen, dass es nicht immer einfach ist Position zu beziehen und es manchmal mehr Zwischentöne, Manipulationen und verborgene Motive gibt als eindeutige Wahrheiten. Und doch war es gerade ein rücksichtsloses Beharren auf dem eigenen Willen, der zu den schrecklichen Dingen im Buch geführt hat.


    Das Buch endet in gewisser Hinsicht schlüssigerweise sehr offen, es gibt keine Strafen und Belohnungen, die sich auf die vorangegangenen Taten beziehen, sondern bestenfalls eine Zukunft, deren Richtung man selbst bestimmen kann. Eine faszinierende Geschichte, auf die man aber bereit sein muss sich einzulassen.


    4ratten