Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Dr. Watson berichtet in „Studie in Scharlachrot“ von seinem ersten „gemeinsamen“ Fall mit den genialen Ermittler Sherlock Holmes. Nachdem beide aus Kostengründen eine gemeinsame Wohnung in der Baker Street bezogen haben, lässt Holmes seinen Freund an den Ermittlungen in einem Mordfall teilhaben. Ein Mann wurde tot in einem leer stehenden Haus aufgefunden und die Ermittler von Scotland Yard stehen vor einem Rätsel. Gut, dass Holmes ein solches Genie auf dem Gebiet der Kriminalistik ist, dass ihn der Fall vor keine größeren Probleme stellt.
In diesem ersten Bericht von Watson wird das Kennenlernen der späteren Freunde erklärt, es wird der Grund für ihre gemeinsame Wohnung erläutert und Holmes wird von Grund auf charakterisiert. Das ist auch für Leser, die bereits mit anderen Fällen des Duos vertraut sind, sehr interessant und aufschlussreich, erklärt es doch viele der später immer wieder dargestellten Fähigkeiten und Eigenarten des Detektivs. Außerdem erklärt diese Art Einführung ein Stück weit Holmes’ Arroganz, die er in fast jedem seiner Fälle mehr oder weniger stark an den Tag legt. Das macht es zwar im Ergebnis kaum besser, sorgt aber immerhin für einen Aha-Effekt.
Der Fall, der Scotland Yard Kopfschmerzen bereitet, ist wie erwartet raffiniert. Auch wenn Holmes’ Schlussfolgerungen immer etwas weit her geholt erscheinen, sind seine Erklärungen doch schlüssig – so auch in diesem Fall. Etwas unangenehm ist leider nur bereits erwähnte Arroganz, die selbst Watson zeitweise auf die Nerven zu gehen scheint. Immer wieder betont Holmes seine unglaublichen Fähigkeiten und beschwert sich im gleichen Atemzug darüber, dass all das Lob für die Aufklärung eh nur die Polizisten einstecken werden. Dabei wäre er doch das Genie, das in allen relevanten Fachgebieten unschlagbar wäre. Er hat ja irgendwo recht, aber muss er das auch so raushängen lassen?
Abgesehen von Holmes’ Charakter hat mich der Aufbau des Buches gestört. Es ist in zwei Teile gegliedert, die wiederum aus je sieben Kapiteln bestehen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wäre da nicht der Aufbau. Der Mörder, und damit verrate ich nicht zu viel, steht bereits nach dem ersten Teil des Buches, also etwa nach der Hälfte, fest. Danach geht es dann nur noch um das Warum. Das ist zwar durchaus interessant, unglücklicherweise leidet der Lesefluss aber extrem darunter, dass die Erklärung nicht ebenfalls von Watson erzählt wird. Statt dessen gibt es einen Rückblick auf das Leben des Täter, welches in der dritten Person erzählt wird. Da es dann auch noch einige Zeit dauert, bis sich dem Leser der Sinn dieses Rückblicks erschließt, leidet die Motivation zum Weiterlesen schon ein wenig. Das ist sehr schade, denn bis zu diesem Zeitpunkt wird die Handlung gewohnt temporeich, geradlinig und spannend vermittelt.
Das Ende ist glücklicherweise wieder versöhnlich und hebt noch einmal Holmes’ Genie hervor. Er selbst wäre darüber vermutlich verzückt. Ich bin zufrieden. Das muss reichen.
Meine Wertung: