William Shakespeare - Wie es euch gefällt/As You Like It

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  • für mich ist (warum auch immer) "Muhme" schon so ein abstoßendes Wort, und "Mühmchen" ist abstoßend mit einer rosa Schleife drum ...


    :totlach:


    Liest denn noch jemand eine andere Übersetzung? Jetzt würde mich ja schon interessieren, wie es da dann gelöst ist.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Die Dummie-Zusammenfassung war hilfreich, um den Geschehnissen besser folgen zu können und zu verstehen, was da überhaupt passiert. Die Handlungen der Figuren hat sie aber auch nicht unbedingt nachvollziehbarer oder glaubwürdiger für mich gemacht.


    Also ich kannte die Grundzüge der Geschichte bei "Hamlet" überhaupt nicht :redface: Habe mich auch mit Absicht vorher nicht informiert um zu sehen, ob ich es auch so verstehe, und siehe da, es hat geklappt.


    Genauso geht es mir auch. Die Geschehnisse in "Wie es euch gefällt" kann ich schon folgen. Aber die Handlungen nicht ganz nachvollziehen. Es sind mir, glaub ich, wirklich zu viele Personen bzw zu viele Liebesgeschichtchen die auch nur angetatscht, aber nicht richtig ausgearbeitet werden. Das wirkt etwas oberflächlich, was das ganze für mich sehr unglaubwürdig macht.


    Ich bin jetzt übrigens durch mit dem Stück.

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels

  • Hallo,


    ich bin immer noch im 3. Akt, also noch nicht weiter gekommen. Aber ich hätt 2 Anmerkungen:


    :totlach:


    Liest denn noch jemand eine andere Übersetzung? Jetzt würde mich ja schon interessieren, wie es da dann gelöst ist.


    In meinem Hörbuch wurde die Übersetzung von Thomas Brasch verarbeitet und hier ist immer von "Cousinchen" die Rede. Mir ist der Begriff "Mühmchen" überhaupt nicht untergekommen.



    Genauso geht es mir auch. Die Geschehnisse in "Wie es euch gefällt" kann ich schon folgen. Aber die Handlungen nicht ganz nachvollziehen. Es sind mir, glaub ich, wirklich zu viele Personen bzw zu viele Liebesgeschichtchen die auch nur angetatscht, aber nicht richtig ausgearbeitet werden. Das wirkt etwas oberflächlich, was das ganze für mich sehr unglaubwürdig macht.


    So geht es mir auch, obwohl ich noch nicht durch bin - und ich habe gehofft am Ende kommt der AHA-Effekt.
    Ich muss wirklich sehen ob ich hier mal eine Aufführung dazu finde - das würde mich interessieren.


    Grüße
    schokotimmi

  • So, dann will ich mal meine Notizen zum 5. Akt posten:


    In der 1. Szene wird der Pfarrer als "Textdreher" bezeichnet. Das kam früher auch schon mal vor, und ich fand's super! :teufel: Anscheinend durfte man die kirchlichen Herren auch vor 400 Jahren schon ungestraft aufs Korn nehmen, ich war mir da gar nicht so sicher.


    Wie alt schätzt ihr eigentlich Probstein und Käthchen? Ich weiß nicht, ob's an den Namen oder an irgendetwas anderem liegt, aber auf mich wirken die nicht mehr ganz taufrisch.


    Was mich in diesem Akt ziemlich geärgert hat, war die ach so tolle Rosalinde. Für mich war ihr Verhalten hier gar nicht komödiantisch, sondern ziemlich gemein! Schon als sie in der 2. Szene zu Phoebe, die ja in Ganymed verliebt ist, sagt:


    Ich will Euch heiraten, wenn ich je ein Weib heirate, und ich heirate morgen.


    Echt fies, auch wenn sie es durch raffinierte Wortklauberei hinbekommt, nicht zu lügen! :grmpf:
    Und dann weiter in der 4. Szene:


    Wenn Ihr Euch aber weigert, mich zu nehmen,
    Wollt Ihr Euch diesem treuen Schäfer geben?


    Wie kann man nur einen anderen Menschen als Trostpreis anbieten? :grmpf:
    Und wie kann sich dieser andere Mensch so demütigen (lassen)?
    Denn dass die Ehe mit Silvius für Phoebe wirklich nichts anderes als bloße Pflichterfüllung ist, zeigt sich ja dann, als es so weit ist:


    Ich breche nicht mein Wort: du bist nun mein;
    Mich nötigt deine Treue zum Verein.


    Nein wirklich, ich finde Rosalinde hier einfach nur unmöglich. Und alle, die brav nach ihrer Pfeife tanzen, genauso! Mit "Liebe" haben all die Tändeleien in diesem Stück für mich überhaupt nichts zu tun, nicht einmal mit Verliebtheit. Rückblickend wirken alle so auf mich, als ob ihnen einfach fürchterlich fad im Schädel gewesen wäre, und drum war ihnen dieses Kreuz-&-Quer-Anbandeln eine nette Abwechslung zur Langeweile. Gut, bei Orlando liegen die Dinge vielleicht ein bisschen anders, aber sonst ...


    Und der plötzliche Sinneswandel nicht nur beim Bösen des jüngeren Brüderpaars (Oliver), sondern auch beim Bösen des älteren Brüderpaars (Friedrich), der alle aus dem Wald zurück an den Hof holt und ihnen alles wiedergibt ... :rollen:


    Nein, das war wirklich nicht mein Stück. Ich wollte mir eine DVD besorgen, um zu sehen, ob ich dann mehr damit anfangen kann, habe aber keine Verfilmung gefunden. Als Theateraufführung würde ich es mir interessehalber sicher ansehen, aber nochmal lesen wohl kaum.

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Sind sie doch auch, oder? Ich glaube zumindest, dass sie sich auf Englisch auch mal als "cousin" ansprechen :gruebel:


    Ja, das sind sie, ich habe nochmal im Personenregister nachgesehen. Aber wenn "Muhme" auch für Basen verwendet wurde, hat es hier im Text seine Berechtigung.


    Ich bin nun auch fertig mit dem Stück und nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Die vielen verschiedenen Beziehungen, die sich so schnell anbahnen, empfinde ich eher als störend. Da wären eine oder bestenfalls zwei genug gewesen. Es geht auch alles sehr schnell voran; die Figuren haben im Wald zwei, drei Auftritte und sind fast schon verheiratet, aber durch die natürliche Kürze eines Dramas ist mehr Ausführlichkeit wohl nicht möglich.



    Was mich in diesem Akt ziemlich geärgert hat, war die ach so tolle Rosalinde. Für mich war ihr Verhalten hier gar nicht komödiantisch, sondern ziemlich gemein!


    Gemein war es schon, aber wenn man bedenkt, dass es eine Komödie ist, hat es schon wieder etwas Erfrischendes, wie sie durch ihre hinterlistig abgerungenen Versprechen ihren Freunden und Leidensgenossen Ehegatten zuschanzt. Ich sehe jedenfalls das Publikum vor der Bühne sitzen, wie es amüsiert beobachtet, in welche Schlingen die arglosen Beteiligten tappen.

  • Ich bin nun auch durch und war vom Ende etwas enttäuscht. Das geht dann auf einmal alles so schnell und das ganze Verwirrspiel Rosalinds löst sich in Nichts auf. Ich fand das Stück nur mittelmäßig und habe schon viel besseres von Shakespeare gelesen. Grundsätzlich mag ich die Komödien auch ganz gerne, nur diese spezielle einfach nicht :sauer:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Gemein war es schon, aber wenn man bedenkt, dass es eine Komödie ist, hat es schon wieder etwas Erfrischendes, wie sie durch ihre hinterlistig abgerungenen Versprechen ihren Freunden und Leidensgenossen Ehegatten zuschanzt. Ich sehe jedenfalls das Publikum vor der Bühne sitzen, wie es amüsiert beobachtet, in welche Schlingen die arglosen Beteiligten tappen.


    Ja gut, da hast du sicher recht. Bei Filmen oder besonders bei Cartoons lache ich ja auch oft über Sachen, die ich im richtigen Leben überhaupt nicht lustig finden würde. Da gelten halt andere Gesetze, nur beim Lesen konnte ich mich nicht so in diesen speziellen Humor hineinversetzen.


    @Stefanie: Im Großen und Ganzen scheinen wir ja alle recht ähnlich zu denken ...

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Nein wirklich, ich finde Rosalinde hier einfach nur unmöglich. Und alle, die brav nach ihrer Pfeife tanzen, genauso! Mit "Liebe" haben all die Tändeleien in diesem Stück für mich überhaupt nichts zu tun, nicht einmal mit Verliebtheit. Rückblickend wirken alle so auf mich, als ob ihnen einfach fürchterlich fad im Schädel gewesen wäre, und drum war ihnen dieses Kreuz-&-Quer-Anbandeln eine nette Abwechslung zur Langeweile. Gut, bei Orlando liegen die Dinge vielleicht ein bisschen anders, aber sonst ...


    Das ist eine sehr gute Beobachtung. Ich denke genau das ist auch der Sinn des Stückes. Shakespeare macht sich hier ein wenig lustig über die verschiedenen Konventionen von Liebe: die Liebe auf den ersten Blick, die höfische Liebe, Zweckehen, Poesie als Ausdruck von Liebe.
    Ich denke, auf für Shakespeare hat das nichts mit "wahrer Liebe" zu tun. Sehr schön in diesen Zusammenhang passt dann auch Shakespeares Sonett 130:


    My mistress' eyes are nothing like the sun;
    Coral is far more red than her lips' red ;
    If snow be white, why then her breasts are dun;
    If hairs be wires, black wires grow on her head.
    I have seen roses damask, red and white,
    But no such roses see I in her cheeks;
    And in some perfumes is there more delight
    Than in the breath that from my mistress reeks.
    I love to hear her speak, yet well I know
    That music hath a far more pleasing sound;
    I grant I never saw a goddess go;
    My mistress, when she walks, treads on the ground:
    And yet, by heaven, I think my love as rare
    As any she belied with false compare.


    Der Liebsten Aug' ist nicht wie Sonnenschein,
    Nicht wie Korallen rot der Lippen Paar,
    Gilt Schnee als weiß, muß braun ihr Busen sein,
    Sind Haare Draht, ist schwarzer Draht ihr Haar.
    Weiß sind und rot die Rosen an dem Strauch,
    Doch solche Rosen sind nicht ihre Wangen,
    Von Wohlgerüchen strömt ein süßrer Hauch,
    Als meines Mädchens Atem hat empfangen.
    Ich höre gern sie sprechen, doch gegeben
    Ist der Musik noch angenehmrer Klang,
    Ich sah zwar niemals eine Göttin schweben,
    Doch auf der Erde ruht der Liebsten Gang.
    Und doch beim Himmel ist sie mir so wert
    Wie jede, die verlognes Gleichnis ehrt.


    Poesie hat eben nichts mit wahrer Liebe zu tun und kann sie auch nicht gut ausdrücken. Und genauso ist es im Stück: Das Stück spiegelt keine reale Liebe wieder, sondern parodiert verschiedene Arten von der Vorstellung von Liebe.

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • So, ich bin jetzt auch fertig. :breitgrins:


    Ich muss zugeben, dass mir das Ende recht gut gefallen hat. Ich hatte das Stück zwar schonmal im Theater gesehen, aber noch nie gelesen und beim Lesen sind mir Rosalinds viele witzige Kommentare noch viel mehr aufgefallen. Ja, es stimmt schon, Phoebe ist irgendwie am Schluss die Leidtragende, aber ich denke, das darf man hier nicht so ernst sehen. Das Stück soll unterhalten. (Und alle, denen Phoebes Schicksal nun hart vorkommt, sollten wohl dann lieber nicht die "Komödie" Der Widerspenstigen Zähmung lesen. :smile: )


    Mir hat das Stück insgesamt eigentlich recht gut gefallen. Es wird nicht mein Lieblingsstück, aber für eine Komödie war As You Like It nicht schlecht. :zwinker:
    (Ich befürchte, ich muss mich doch mal genauer mit den Komödien beschäftigen... )

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Mrs.Dalloway: Danke für dieses schöne Sonett! Hatte für mich etwas wunderbar Anderes, einmal so ein Liebesgedicht zu lesen. Es unterstreicht tatsächlich, was du gesagt hast - nämlich dass Wie es euch gefällt nur eine Parodie sein kann - und macht mir Shakespeare sehr sympathisch. Ehre gerettet! :breitgrins:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Ehre gerettet! :breitgrins:


    Das war mein Ziel! :breitgrins:


    Und ja, das Sonett ist super. Ich liebe es.

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Hallo,


    also ich habe den 4. Akt beendet und habe heute was ganz neues ausprobiert - deutsch hören und English im gleichen Augenblick mitlesen. Das ging sehr gut, weil ich so die Handflung am besten aufnehmen konnte. Ich glaube aber, dass ich natürlich das English selbst dann nicht mehr im Detail wahrnehme.


    Insgesamt ist Rosalind für mich ein typisches Weibsbild - intrigant, hochnäßig, eitel mit Hang zur Dramatik. Cecila dagegen ist eher das "Dummerchen". Phoebe braucht einen Mann der Ihr die Meinung sagt und kann mit dieser Gefühlsduselei nix anfangen. Na da werden doch hier schöne Frauenbilder gezeichnet - ein tolles Geschlecht sind wir...


    Trotzdem finde ich die Szenen manchmal wirklich komisch, nicht zum Totlachen, aber zum grinsen - alles so schön überzogen, Wald hier Wald da... ach und die Szene mit Schlange und Löwe - spätestens hier merkt man dass es die reinste Parodie ist. Das läuft auf Friede, Freude, Eierkuchen hinaus - ganz klare Sache. Eigentlich fast grandious wie Shakespeare das hier macht - die Leute wollen veralbert werden. Genau das zeigt er uns!


    Das Sonnett passt auch super da hinein!


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • Insgesamt ist Rosalind für mich ein typisches Weibsbild - intrigant, hochnäßig, eitel mit Hang zur Dramatik.


    Ich habe Rosalinds Verhalten eher so interpretiert, dass sie in ihrer Verkleidung ganz anders auftritt, viel selbstsicherer, weil sie ja nicht ihr eigenes Ich zur Schau stellt, sondern sich als Fremder ausgibt. Sie wäre nicht die Erste, die auf einer Bühne ganz anders agiert als sie es sich im wirklichen Leben und in ihrer eigenen Haut traut. Es ist oft nicht leicht, über seinen Schatten zu springen und im Lauf eines Lebens selbst aufgestellte Konventionen zu überwinden, doch als fremder Schäfer kann sie gewissermaßen bei Null anfangen und sich ein anderes Ego zulegen, für das sie nicht geradestehen muss, weil es nicht ihr wirkliches Ich ist.

  • So, ich bin auch fertig. Den letzten zwei Akten stand ich beim Lesen sehr gelassen gegenüber, weil ich keine Erwartungen mehr hatte, dass das "mein" Stück wird.
    Insofern konnte ich mich auch über die Übertreibungen und Wiederholungen und zig Liebesbeziehungen nicht mehr aufregen. :zwinker:



    Und der plötzliche Sinneswandel nicht nur beim Bösen des jüngeren Brüderpaars (Oliver), sondern auch beim Bösen des älteren Brüderpaars (Friedrich), der alle aus dem Wald zurück an den Hof holt und ihnen alles wiedergibt ... :rollen:


    Ja, das war schon ein bisschen - ähm - unrealistisch. :breitgrins: Und ich hab auch nicht gleich kapiert, dass Oliver jetzt wirklich ein netter Kerl geworden ist. Ich war mir sicher, dass das nur ein böser Trick ist und er den anderen eine Falle stellt.




    Was mich in diesem Akt ziemlich geärgert hat, war die ach so tolle Rosalinde. Für mich war ihr Verhalten hier gar nicht komödiantisch, sondern ziemlich gemein!


    Ja, sie war schon gemein. Aber ich muss zugeben, dass es mir gefallen hat, dass hier eine Frau die Zügel in der Hand hat. Die anderen Stücke von Shakespeare (und generell der Zeit) sind doch eher männerlastig, oder? Gibt es noch andere Stücke, in denen eine Frau die Hauptfigur ist? Mrs. Dalloway?


    Ich habe Rosalinds Verhalten eher so interpretiert, dass sie in ihrer Verkleidung ganz anders auftritt, viel selbstsicherer, weil sie ja nicht ihr eigenes Ich zur Schau stellt, sondern sich als Fremder ausgibt.


    ...und sich als vor allem Mann ausgibt. Dadurch hat sie natürlich die Möglichkeit vermeintlich männliche Eigenschaften "auszuprobieren".


    Womit ich bei meiner Begeisterung für die weibliche Heldin wieder Abstriche machen muss. Weil eigentlich steht dadurch ja doch wieder ein Mann im Mittelpunkt. :spinnen:



    Insgesamt fand ich das Stück mal mehr mal weniger o.k., mehr aber nicht. Ich schau dann mal, welche Stücke ihr als nächstes vorschlägt. :winken:


  • Die anderen Stücke von Shakespeare (und generell der Zeit) sind doch eher männerlastig, oder? Gibt es noch andere Stücke, in denen eine Frau die Hauptfigur ist? Mrs. Dalloway?


    Ähem... :breitgrins: Da hast du genau mein Schwerpunktthema getroffen.
    Es gibt durchaus noch Stücke, in denen die Frauenrollen ziemlich stark und dominant auftreten. Beispiele dafür sind Beatrice aus Much Ado About Nothing, die sich schwört niemals zu heiraten (aber da Much Ado eine Komödie ist, dürft ihr dreimal raten, wie es ausgeht... :rollen: ). Dann gibt es auch noch Joan la Pucelle (Johanna von Orleans) im ersten Teil von Henry VI, die den englischen Krieger Talbot im Krieg in die Knie zwingt. Auch Cleopatra aus Antony and Cleopatra ist eine sehr starke Frauenfigur, die sich auch vor allem dadurch auszeichnet, dass sie sehr offen ihre Sexualität auslebt.


    Starke Frauen bei Shakespeare ist immer ein bisschen ein schwieriges Thema, da die starken Frauen aus den Komödien am Ende ja doch alle heiraten und bei den Tragödien und Historien werden dominante Frauen, wie z. B. Joan la Pucelle oder auch Cleopatra meistens mit "Andersartigkeit" verbunden (Joan als Französin, die ja der Erzfeind der Englander waren und die somit als französische Frau ein doppeltes Feindbild für englische Maskulinität darstellt und Cleopatra als die erotisierte, exotische Herrscherin, die schon eher dem Mythos als der Geschichte angehört) und somit doch irgendwie aus der Gesellschaft ausgeschlossen und unterdrückt. Ein Happy End ist ihnen auch nicht vergönnt.


    Und jetzt kommen wir aber zu meiner Lieblingsfigur aus dem Bereich "Starke Frauen", die da wäre Queen Margaret. :breitgrins:
    Margaret taucht in allen vier Stücken der York-Tetralogie (die drei Teile von Henry VI und Richard III) auf, was schon einmal sehr beeindruckend ist und sie macht einfach eine unglaubliche Entwicklung durch. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber an Margaret kann man so viele verschiedene Frauenbilder ablesen, dass es schon fast so wirkt, als wäre sie mehr als nur eine Figur. Und die interessanteste Queen Margaret finden wir dann in Richard III. (Ich setze das nachstehende jetzt mal in Spoiler, da sich manche ja bestimmt noch überraschen lassen wollen)


    Ihr seht schon, ich bin Margaret-Fan, auch wenn sie keine durch und durch positive Figur ist. Sie ist auf keinen Fall Sympathieträgerin, aber für mich ist sie die komplexeste Frauenfigur Shakespeares. :herz:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • O.k., danke! Ich will jetzt die Margaret-Stücke lesen, bitte! Und auf die Cleopatra hast du mich jetzt auch neugierig gemacht. :breitgrins:



    Starke Frauen bei Shakespeare ist immer ein bisschen ein schwieriges Thema, da die starken Frauen aus den Komödien am Ende ja doch alle heiraten


    Ja klar. Dass die starke Frauen heiraten haben wir ja noch viel später bei Jane Austen z.B. Und auch heute noch (sorry, da fällt mir jetzt spontan als Beispiel nur Sex and the City ein :zwinker:). Da mach ich dem guten Mr. Shakespeare jetzt keinen Vorwurf, dass er diesbezüglich kein Umdenken eingeleitet hat.

  • ...und sich als vor allem Mann ausgibt. Dadurch hat sie natürlich die Möglichkeit vermeintlich männliche Eigenschaften "auszuprobieren".


    Du hast recht, es sind "männliche" Eigenschaften, die Ehre unseres Geschlechts ist gerettet.
    Nein im Ernst - klar kann sie in Verkleidung weitergehen, aber wie sie sich da gibt ist nicht gerade vorteilhaft, finde ich. Für mich kommt es wie ein höfischen Spiel und Gezänk rüber - wäre der Wald nicht und sie hätte gewissen Stand bei Hofe - es würde passen.


    Aber eine Frage, kann mir einer mal die Szene mit Touchestone und Audrey und der Hochzeit erklären, was sollte das? Wollte er sie damit rumkriegen, oder was sonst?


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo,


    auch ich habe das Stück nun beendet und meine Frage zu Touchstone und Audrey hat sich geklärt, obwohl ich irgendwie nicht so ganz verstanden habe wie sie sich lieben gelernt haben, aber gut das ging ja hier insgesamt relativ schnell.


    Das Ende fand ich eigentlich richtig gut, hier hat Rosalind ihr Theater dann vollends aufgelöst - passt doch genau zu "The world is a stage" - sie hat ihre Liebesgeschichten inszeniert und ausgeführt. Also für mich das genau passende Ende zu diesem Stück - viel Trauer, Dramatik und Melancholie am Anfang und immer heiterer und unwirklicher zum Ende zu.


    Viele Grüße
    schokotimmi