Khaled Hosseini - Drachenläufer

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 29.871 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Khaled Hosseini - Drachenläufer


    Inhalt:
    Afghanistan 1975: In Kabul wächst der zwölfjährige Amir auf, der mit Hilfe seines Freundes Hassan unbedingt einen Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen will. Hassans Vater ist der Diener von Amirs Vater, doch trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verbindet die beiden Jungen eine innige Freundschaft.
    Am Ende des erfolgreichen Wettkampfs wird die Freundschaft von Amir auf schreckliche Weise verraten. Diese Tat verändert das Leben beider dramatisch, ihre Wege trennen sich.
    Viele Jahre später kehrt der erwachsene Amir aus dem Ausland in seine Heimatstadt Kabul zurück um seine Schuld zu tilgen.
    Der Leser wird Zeuge der dramatischen Schicksale der beiden Jungen. ihrer Väter und Freunde, und erlebt ihre Liebe und ihre Lügen, ihre Trennung und Wiedergutmachung.


    Fazit:
    Es ist eine ruhig erzählte Geschichte, geschrieben in der Ich-Form des Jungen Amir.
    Neben dem eigentlichen Geschehen erfährt man noch einiges aus der jüngsten Geschichte Afghanistans.
    Doch Vorsicht:
    Das Buch schlägt einen wie eine Faust in den Magen, ich habe das Buch Ostern innerhalb von 2 Tagen gelesen und wusste nicht das ich bei der Lektüre eines Buches so heulen kann. Nach Beendigung konnte ich 3 Tage kein anderes Buch mehr zur Hand nehmen, da mich diese Geschichte doch sehr aufgewühlt hatte


    Gäbe es mehr als 5ratten dieses Buch hätte sie verdient


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo Papyrus,


    ich bin jetzt erst durch Deinen Verweis im Thread zu "In meinem Himmel" auf Deine Rezi hier aufmerksam geworden.


    So gut, ja? :hm:


    O.k.... Wunschliste! Hört sich wiklich gut an - allerdings weiß ich nicht, ob ich mit Afghanistan etwas anfangen kann. Zu Ländern in der Ecke hatte ich bisher noch keinen Bezug aufbauen können. Ich bin wohl doch zu westlich geprägt ;)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich finde das das Buch sehr schön geschrieben ist, die Prägung spielt da eigentlich keine große Rolle (wobei man die Handlung auch in ein anderes Land verlegen könnte, eben überall hin wo die Falschen das Sagen haben).


    Es geht in dem Buch um Freundschaft, um Vertrauen, um Liebe und Verrat und um Wiedergutmachung. Mich hat wirklich noch kein Buch so berührt wie dieses.


    P.S. In der Buchhandlung meines Vertrauens hatte keiner das Buch gelesen. Auf mein Anraten hin hat "meine" Buchhändlerin dies dann gelesen und meinte das es wohl ihr Buch 2005 ist.


    Vielleicht eine kleine Leseprobe:


    Dezember 2001
    [...] als ich aufblickte, entdeckte ich am Himmel zwei Drachen - rot mit langen blauen Schwänzen. Sie tanzten hoch oben über den Bäumen am westlichen Ende des Parks, schwebten Seite an Seite wie ein Augenpaar, das auf San Fransisco hinunterblickte, die Stadt, die ich heute mein Zuhause nenne. Und plötzlich flüsterte Hassans Stimme in meinem Kopf: Für dich - tausendmal. Hassan mit der Hasenscharte, der so gerne Drachen steigen ließ. [...]Ich blickte zu den beiden Drachen hinauf. Ich dachte an das Leben, das ich geführt hatte, bis jener Winter des Jahres 1975 kam und alles veränderte. Und mich zu dem machte, der ich heute bin. [...]

  • Hallo Papyrus,


    o.k.... überzeugt! Steht ganz oben auf der Wunschliste ;)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Oh ja, kein Zweifel, das Buch gehoert auch zu meinen TOP Titeln des Jahres!!!


    Dabei interessierte mich diese Geschichte eigentlich ueberhaupt nicht als ich davon hoerte. Was soll ich mich mit zwei 12jaehrigen Jungs identifizieren koennen? Und dann noch Afghanistan, ein Land, das mich ehrlich gesagt gar nicht sonderlich interessiert. Doch warum wird es in meinem kanadischen Buecherforum immer wieder von Lesern enthusiastisch beworben?


    Und schon nach den ersten Seiten, wusste ich warum dies Buch in den USA und in Kanada zu einem Riesenbestseller geworden ist. Der Schreibstil ist poetisch ohne ausschweifend zu werden, klar und fluessig zu lesen ohne dabei an Tiefgang vermissen zu lassen. Und die Geschichte fesselt! Es ist viel mehr als die Geschichte zweier Jungs. Da spielt Schuld und Suehne, Rassismus, Krieg, Liebe, Religion und Politik mit rein. Dabei werden diese Lehrstunden zur afghanischen Kultur und Geschichte wie nebenbei in die erfundene Geschichte mit eingeflochten. Da wird die idyllische Kindheit schnell mit Tragik abgeloest.


    Einige Kritiker haben geschrieben es seien zu viele Schicksalsschlaege gewesen. Aber realistisch gesehen hat das Afghanistan der juengeren Zeitgeschichte mehr an Schicksal zu bieten als man sich je vorstellen moechte. Und da flossen bei mir auch die Traenen. Das Buch hat kein Hollywood Happy End, aber sehr wohl ein Stueck Hoffung. Und das macht es auch wieder realistisch.


    Fazit
    Ein sehr persoenlicher und emotionaler Roman, der gleichzeitig dem Leser en passent ein einzigartiges Stueck Geschichte und Kultur beibringt. Eines der TOP Buecher des Jahres fuer mich!

    Gruss aus Calgary, Canada
    <br />Beatrix
    <br />
    <br />***********************
    <br />Heimat ist kein Ort,
    <br />Heimat ist ein Gefühl.
    <br />
    <br />Herbert Grönemeyer

  • Wieder ein von der Kritik hochgelobtes Buch gelesen :smile:


    Kabul 1975. Amir und Hassan sind die besten Freunde, doch gesellschaftlich gehören sie verschiedenen Schichten an. Amir ist der Sohn eines reichen Geschäftsmanns, Hassans Vater, ein Angehöriger der Minderheit der Hazara, ist dessen Diener.


    Die Jungen stört das eigentlich nicht, sie bereiten sich eifrig auf den Drachenläuferwettbewerb vor, den sie gewinnen wollen. Doch manchmal kann es Amir nicht lassen, Hassan zu bevormunden und mit seinem Wissensvorsprung zu prahlen.


    Nach dem Drachenlaufen, das Amir gewinnt, woraufhin er im ganzen Viertel gefeiert wird, kommt es zum Bruch zwischen den Jungen. Amir stößt seinen treuen Freund vor den Kopf, die Wege der beiden trennen sich.


    Kurz darauf erschüttert der Sturz des Königs Afghanistan, von da an ist nichts mehr wie vorher, und Amir und sein Vater fliehen vor den katastrophalen Zuständen in die USA.


    Dort leben sie in einer Gemeinschaft von Exilafghanen. Amir studiert, heiratet, führt eigentlich ein ganz normales Leben, bis ihn im Sommer 2001 ein Anruf aus Afghanistan aus der Routine reißt. Ein alter Freund seines Vaters ist todkrank und möchte Amir noch einmal sehen - eine Reise, die Amirs Leben noch einmal tiefgreifend verändert.


    Abgesehen von den Taliban, Hamid Karsai und den US-Angriffen wusste ich vor diesem Buch praktisch nichts über Afghanistan, deshalb war es hochinteressant, über die Kultur und Gebräuche dieses Landes zu lesen, auch darüber, wie es früher einmal war.


    Das Buch ist ein Roman über Familie und Freundschaft, Schuld und Sühne, über Verrat und Liebe, in einer sehr schönen Sprache erzählt. Innerhalb der Geschichte gibt es viele Parallelen zu entdecken, aber nie mit dem Holzhammer und nie als übertriebenes Stilmittel. Mir gefiel auch, dass das Ende kein schmalztriefendes Happy-End ist, aber trotzdem hoffnungsvoll.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich hoere es gerade als audiobook und bin begeistert. es ist in english und der autor liest es selbst, was einen sehr interessanten effekt ergibt.


    ich bin auch ganz froh, dass ich es nur als audiobook habe, ansonsten wuerde es mich zu sehr beschaeftigen und ich wuerde es wahrscheinlich nicht aus der hand legen. so habe ich jeweils nur 20 minuten auf dem weg zur uni.

    &quot;Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf&quot; Kurt Tucholsky

  • Hallo,
    ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur noch anschliessen.
    Anfangs hatte ich ein wenig Bedenken, dass sich das Buch hauptsaechlich um Politik drehen koennte, da es in Afghanistan spielt.
    Ich wurde dann aber sehr schnell positiv ueberrascht und wurde von der Geschichte gefangen genommen.
    Es ist ein sehr vielschichtiges und beruehrendes Buch in einem angenehmen und dazu passenden Sprachstil.
    Der Author schreibt so ueberzeugend, dass ich mich manchmal gefragt habe, ob er die Geschichte selbst erlebt hat.
    Ich kann das Buch auch nur weiter empfehlen!

  • Das Buch klingt schön, ich denke ich werde auch mal gucken das ich es lese. Wenn ihr das gut fandet kann ich euch auch Andy und Marwa empfehlen. Das spielt zwar im Irak und die Geschichte ist wahr erzählt, aber so klingt es wie das hier vorgestellte Buch.


    jem

  • Ja, nach euren Beiträgen gibt es wohl nix hinzuzufügen.


    Schliesse mich allen Punkten an und bekräftige sie ausdrücklich.


    Alles in allem, war es mir fast schon ein bisschen zu traurig.


    Als nächstes muss was fröhliches her!

  • "Drachenläufer" ist wirklich ein beeindruckendes Buch. Wie so viele hier, dachte ich auch erst: na ja, Afghanistan, sollte man mehr drüber wissen, aber so wirklich reizt es mich ja nicht. Aber nachdem sämtliche Kolleginnen es mir wärmstens empfohlen haben, habe ich es doch gelesen. Und bereue es nicht, ganz im Gegenteil. Es ist erschütternd und macht nachdenklich. Man erfährt einiges über die afghanische Kultur. Manchen Charakter möchte man einfach nur noch in den Arm nehmen und vor dieser Welt beschützen. Es gibt soviele Menschen dort unten, die solche Schicksale wahrhaftig ertragen müssen.


    Es bekommt von mir: 5ratten

  • Eines der schönsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Obwohl es schon zwei Jahre her ist, dass ich es gelesen habe, trage ich die Personen immer noch mit mir herum. Ich denke, ihr wisst, was ich damit meine.


    Anfangs wollte ich es gar nicht lesen, da ich mich nicht so sehr zum Schauplatz Asien, Afghanistan hingezogen fühle. Und oft mag ich mich auch nicht auf Bücher einlassen, die in aller Munde sind oder von der Kritik hoch gelobt werden. Nachdem ein Freund es mir aber einfach in die Hand gedrückt hat, konnte ich nicht anders und habe halt mal angefangen zu lesen. Und bin nicht mehr weggekommen. Das Schicksal der Menschen in diesem Buch hat mich ganz tief berührt, bis heute. Und obwohl ich beim Lesen oft traurig war, hat mich das Ende dann doch wieder versöhnt, da es so voll Hoffnung ist.


    LG, Auelie

  • Meine Meinung
    Amir, Sohn eines wohlhabenden Paschtunen und Hassan, ein Hazara und Sohn des Dieners von Amirs Vater, werden von der gleichen Amme gestillt und wachsen gemeinsam auf. Hassan würde für Amir alles tun. Amir selbst sieht diese Beziehung wesentlich egoistischer. Er nutzt seine bessere Herkunft aus, er ist stolz, wenn er Hassan etwas vorlesen kann, dieser kann weder lesen noch schreiben, aber auf den Gedanken, es dem Freund zu lehren, kommt er nicht. Auch die Beziehung Amirs zu seinem Vater ist sehr kompliziert. Amir liest viel und schreibt eigene Geschichten. Der Vater erwartet vom Sohn, dass er Fußball spielt und die traditionellen Wettkämpfe im Drachensteigen gewinnt. Letzteres gelingt ihm zwar mit Hassans Hilfe, aber Hassan muss diesen Sieg Amirs teuer bezahlen. Der Freund könnte zwar helfend einschreiten als Hassan in größter Not ist, er verrät jedoch die Freundschaft. Für ihn ist der Sieg beim Drachensteigen wichtig, er hat endlich die Aufmerksamkeit des Vaters erlangt, nach der er sich so lange sehnte. Der Verrat, den Amir an Hassan beging, verfolgt ihn noch als erwachsener Mann. Amir, der schon Ende der 70er Jahre mit dem Vater in die USA geflüchtet ist, findet keine Ruhe. Als er Jahre später dann die Möglichkeit bekommt, seine Schuld abzutragen, macht er sich auf den Weg nach Afghanistan.


    Die Handlung des Romas beginnt Mitte der 70er Jahre und zieht sich in verschiedenen Episoden bis in unsere jüngste Vergangenheit hin. Dem Autor gelingt es hervorragend, Details aus dem Alltag in Afghanistan auf interessante Weise mit der Handlung des Buches zu verknüpfen. Politische Hintergründe werden beleuchtet und ich konnte mir ein gutes Bild über die Lebensumstände der Bewohner Kabuls zu Zeiten des Friedens, aber auch unter der sowjetischen Besatzung und unter der Taliban-Herrschaft machen. Er scheute auch nicht die realitätsnahe Schilderung von Gräueltaten, die in Kriegzeiten an der Tagesordnung waren. Trotzdem hatte ich als Leser nie den Eindruck ein Voyeur zu sein. Denn ich lachte mit dem Protagonisten, ich litt mit ihm, ich verachtete ihn und ich liebte ihn. Dies war nur durch die fantastische Erzählweise Khaled Hossenis möglich, der diesen Roman so einfühlsam und in einem so lebendigen Stil schrieb, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, eine wahre Geschichte zu lesen. Das ist aber nicht zuletzt des Ich-Erzählers Amir geschuldet, der mich mit seiner nicht zu blumigen aber spürbaren arabischen Erzählweise völlig in seinen Bann zog. Manche Passagen waren fast schon poetisch. Mir persönlich war das Ende des Buches mit etwas zu viel Action beladen, zu amerikanisch. Aber das ist Geschmacksache, spannend war es auf jeden Fall. Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Drachenläufer“ ein äußerst bemerkenswertes Buch ist, das ich sehr gern weiterempfehle. Ich hoffe, von diesem Autor noch viele Bücher lesen zu können, er ist ein wunderbarer Erzähler.


    5ratten

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Ich habe das Buch gerade beendet und kann mich euren Meinungen nur anschließen. Ein sehr berührendes, emotionales Buch über Wiedergutmachung und Vergebung, in dem die Geschichte vom Ich-Erzähler Amir so intensiv erzählt wird, dass auch ich wie Karthause oft das Gefühl hatte, eine wahre Geschichte zu lesen. Um so erschütternder ist der Eindruck, die sie am Ende hinterlässt (und tatsächlich steckt ja auch etwas Persönliches vom Autor in der Geschichte, wie das Interview am Ende des Buches zeigt).
    Sehr gut wurden auch das Leben und die Menschen in Afghanistan beschrieben und einem während des Lesens nahe gebracht. Das Afghanistan vor dem Krieg, das man nicht aus den Nachrichten kennt, genauso wie die Schrecken unter der Taliban-Herrschaft haben hier Gesichter bekommen.

    Ein wirklich sehr bewegendes Buch.


    5ratten

  • Ich habe das Buch im Rahmen des SUB-Listen-Wettbewerbs 2007 gelesen und fand es sehr beeindruckend.


    Das geht schon mal damit los, dass es sich vor allem um Afghanistan dreht, ein Land, das mich von jeher interessiert hat. Der Autor spannt den Bogen von den frühen Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts bis ins Jahr 2002 und vermittelt die Entwicklung dieses Landes über den ganzen Zeitraum hinweg. In dieser Zeit ist in Afghanistan sehr viel passiert; viele politische Umbrüche, mehrere (Bürger-)Kriege mussten die Afghanen über sich ergehen lassen. Diese Tragödie eines ganzen Landes ist eng mit dem Schicksal des Ich-Erzählers Amir verbunden, den der Leser von Kindheit an begleitet. Sein Leben ist sicher nicht beispielhaft für das der meisten Afghanen, aber auch an seinem Beispiel kann man sehr gut erkennen, wie sehr das einstmals blühende Land vor die Hunde gegangen ist. Der Autor beschönigt hier nichts, und einige grausame Szenen haben mich doch sehr betroffen gemacht - von den Gräueltaten der Taliban und zuvor der Russen zu wissen, ist eine Sache; hier die konkreten Bilder geschildert zu bekommen, eine ganz andere. Da musste ich doch oft heftig schlucken.


    Im Mittelpunkt steht aber vor allem die persönliche Tragödie von Amir, der schon von Kindheit an eine schwere Schuld mit sich herumträgt. Erst im Laufe seines Lebens, das ihn ins Exil führt, erfährt er die tieferen Hintergründe für all das, was er als Kind nicht verstehen konnte. Er, eigentlich ein schwacher, verzagter Mensch und keinesfalls mit dem Ehrbegriff des stolzen Afghanen auf Du und Du, begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die ihn verwandelt und ihm die Chance zur Wiedergutmachung bietet. Dabei wird aber auch klar, dass es für manche Dinge einfach auch zu spät sein kann.


    Das alles ist sehr fesselnd und ergreifend erzählt, manchmal direkt schon rührselig. Aber das passt genau zu dieser Geschichte, die wohl niemanden kalt lässt, und die auch nicht auf Biegen und Brechen auf ein Happy-End hinauslaufen will. Die Verflechtungen von Vergangenheit und Gegenwart sind sehr raffiniert ausgedacht und bescherten mir so manchen aha-Effekt. Auch das Leben der Exil-Afghanen, die sich einerseit an das Leben ihrer neuen Heimat anpassen wollen, andererseits aber ihre Traditionen und Gebräuche nicht aufgeben können, ist ein interessanter Aspekt des Romans.


    Das Buch ist durchwegs spannend zu lesen und hat mir einige sehr schöne, aber auch traurige und nachdenkliche Lesestunden bereitet. Geheult hab ich nicht am Schluss, aber für einen dicken Kloß im Hals hat es schon gereicht.


    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von Miramis ()

  • Ich habe das Buch jetzt gestern gekauft (nächstes Jahr darf ich ja nur 12 kaufen :zwinker:), weil ich immer wieder davon höre (besonders von Papyrus :winken:) WIE schön das Buch doch ist. Jetzt steht es auf jeden Fall auf meinem SUB-Karren und erhält Lesepriorität.


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo zusammen,
    dann will ich auch mal meinen Senf zu diesem beeindruckenden Buch geben :breitgrins:


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    Zum Inhalt:
    Afghanistan, Mitte der 70er Jahre. Amir Aga, der Sohn eines reichen Paschtunen, unternimmt viel mit seinem Diener und Freund Hassan, einem Hazari. So sind sie bei ihrem Hobby, dem Drachenkampf, ein eingespieltes Team. Doch dann verrät Amir Hassan und verändert somit sein und Hassans Leben für immer...


    Meine Meinung:
    Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist spannend und voller Überraschungen – dann wiederum ist sie zu Tränen rührend und tiefsinnig. Der Leser erlebt alles aus der Ich-Perspektive von Amir Aga. Manchmal möchte man ihn für seine „Taten“ würgen, dann wieder fühlt man mit ihm und kann sich in seine Lage hineinversetzen.
    Der Autor ist selbst Afghane und erzählt damit unglaublich authentisch, lebensnah und unaufdringlich aus dem Alltag der Afghanen sowie deren Kultur und Geschichte. Ich fand es sehr interessant, da natürlich auch geschichtliche Wendepunkte in dem Buch eine große Rolle spielen. Der Bezug zum heutigen „Afghanistan-Krieg“ lässt sich stets herstellen, allerdings aus einer anderen Sicht – nämlich die der Bevölkerung. Davon kriegt man m.M.n. in den Nachrichten nicht so viel mit.


    Ich würde „Drachenläufer“ jedem empfehlen, egal wie alt, welches Geschlecht, welche Lesevorlieben der- oder diejenige hat. Es hat mich tief berührt und mitgerissen und ich denke, alle anderen aus der Leserunde haben das genauso empfunden :winken:


    Dafür gibt es 5ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: absolut :daumen:


    Heute kommt ja auch der Film ins Kino - da muss ich rein! :popcorn:


    lg, m3rlin

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!

  • Hallo,


    auch ich habe das Buch im Rahmen einer LR gelesen und muss sagen, das Jahr beginnt traumhaft.


    Inhalt:
    Im friedlichen Afghanistan der 70er Jahre wachsen Amir und Hassan in Kabul gemeinsam auf. Beide sind Freunde und spielen viel gemeinsam obwohl Hassan ein Hazari und "Diener" Amirs ist. Im Drachenkampf sind sie ein lang geübtes Team, doch mit 12 Jahren begeht Amir einen schweren Fehler, der beider Leben sehr verändert - es entsteht eine Schuld, doch ob sie Jahrzehnte später wiedergutgemacht werden kann, dafür müßt ihr schon selbst dieses wundervolle Buch lesen.


    Meinung:
    Das Buch ist traumhaft, einfühlsam und sehr authentisch geschrieben, aus Sicht Amirs erlebt man viele kleine und große Dinge, man fühlt mit ihm, man hasst ihn aber man freut sich auch mit ihm. Der Autor schafft es wunderbar kleine und große Ereignisse zu verbinden. so erfährt man viel über das friedliche Afghanistan, aber auch Bürgerkrieg und Terror kommen sehr emotional-erschreckend rüber. Ein Buch, das mehr in einem selbst bewegt als tausend Berichte über Afghanistan in den Nachrichten.
    Die vielen Überraschungseffekte wirken weder aufgesetzt, noch konstruiert - und das Ende rundet einen realistisch anmutenden Roman gefühlvoll ab.


    Von mir gibt es auf jeden Fall: 5ratten


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Meine Meinung: Hosseini bedient hier virtuos die Klaviatur moralischer Kategorien, die in Frage gestellt, verraten, pervertiert und doch auch gelebt werden. Dabei geht es nicht nur, wie der Klappentext suggeriert, um „Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung“, obwohl alle diese Dinge zentral für das Buch sind. Es geht auch darum, wieviel Demütigung ein Mensch ertragen kann und welche „Wiedergutmachung“ überhaupt möglich ist. Dies ergibt sich schon allein aus dem Rahmen, in dem der letzte Teil der Geschichte angesiedelt ist: das Afghanistan unter den Taliban. Im Grunde sind die Begebenheiten, die Hosseini hier einbaut, typisch für moderne Kriegsgebiete überall, und wenn man genug davon gelesen hat, dann wundert und erschrickt man sich darüber nicht mehr so sehr. Hier ist es trotzdem anders, weil nicht abstrakte Opfer in Form von Zahlen sondern „konkrete“ Personen betroffen sind, so konkret, wie sie eben im Rahmen eines Romans für den Leser werden können.


    Insgesamt ist es Hosseini gelungen ein wunderbares Portrait des verlorenen Afghanistans zu zeichnen, auch wenn der Ausschnitt aus dem Leben der gutsituierten Mittelschicht sicher nicht repräsentativ für das Land in den 1970er Jahren ist. Der Tonfall der Erzählung wie die eingestreuten Begriffe aus dem Farsi, dem Paschtu und dem Arabischen sorgen für ein „orientalisches“ Flair, auch wenn ich mir für die Begriffe ein Glossar gewünscht hätte. Auch eine Karte mit den wichtigsten Orten wäre wünschenswert, denn obwohl diese Namen regelmäßig in den Nachrichten auftauchen, muß ich mich doch erst immer etwas mühselig orientieren.


    Trotz all dieser positiven Aspekte hat mich das Buch mit einem leichten Unbehagen zurückgelassen. Dieses hat nichts mit den geschilderten Abscheulichkeiten zu tun, sondern liegt in der Konstruktion der Geschichte begründet. Es war über die Gesamtheit betrachtet für meinen Geschmack einfach zu viel der Parallelen von einem Leben zum anderen, ein Bruch wäre hier wünschenswert gewesen. Das hätte dann vielleicht nicht mehr ganz so auf die Tränendrüse gedrückt, aber das Buch wäre kaum weniger bewegend gewesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()