Dieses Buch ist eigentlich schwer in eine Kategorie einzuordnen, aber hier passt es wohl nicht schlecht. :smile:
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Inhalt:
Die junge Amerikanerin Julie Jacobs findet heraus, dass sie in Wirklichkeit Giulietta Tolomei heisst und dass eine ihrer direkten Vorfahrinnen Vorbild für William Shakespeares Julia Capulet war. So lassen es jedenfalls die Aufzeichnungen vermuten, die Julies Mutter nach ihrem frühen Tod hinterlassen hat. Aus den Aufzeichnungen wird auch klar, dass die ursprüngliche Geschichte, die Shakespeare in «Romeo und Julia» nacherzählt, in Siena statt in Verona spielt. Julie macht sich nach Siena auf, um die Forschung ihrer Mutter fortzusetzen und herauszufinden, ob auf ihrer Familie tatsächlich immer noch ein Fluch liegt, der bis in die Epoche der unglücklichen, originalen Giulietta Tolomei zurückreicht.
Meine Meinung:
Anne Fortier setzt uns hier eine Mischung aus historischem Roman, Thriller und Liebesroman mit komödiantischen Elementen vor. Das ist gewöhnungsbedürftig und ergibt unterm Strich keine sehr glaubwürdige Geschichte, auch wenn sich die Autorin bemüht hat, Hokuspokus jeder Art weitgehend aus dem Spiel zu lassen, was ich ihr bei dem Plot hoch anrechne.
Ausserdem hat sie darauf verzichtet, ihre Charaktere mit mehr als (höchstens!) zwei Eigenschaften pro Person auszustatten. Will heissen: Das Personal kommt sehr holzschnittartig daher. Glücklicherweise werden Teile der Geschichte aus der Perspektive von Julie erzählt, was wenigstens der Titelfigur sowas wie ein Profil verleiht.
Die Stärke des Buches liegt in der Geschichte. Offenbar ist es tatsächlich so, dass Shakespeare bei diesem Drama auf eine ältere Geschichte aus Siena zurückgegriffen hat, die insgesamt anders abläuft als seine Fassung. Diese Vorgängerversion wird im Buch nacherzählt (wobei nicht klar ist, wie viel die Autorin dann noch selber daran herumgewerkelt hat) und sie ist noch dramatischer als das, was der gute Shakespeare daraus gemacht hat. Das alleine ist schon sehr spannend und der Teil des Buches gefiel mir am besten.
Dann gibt es noch den Aspekt, dass die Ereignisse, die um 1340 in Siena zur tragischen Geschichte von Romeo und Giulietta führten, bis in die heutige Zeit nachwirken. Daraus hat Anne Fortier einen Handlungsstrang geschaffen, der es in sich hat. Dank Fehlinformationen und falschen Annahmen kommt Julie erst nach und nach dahinter, wer in Siena wie mit wem verbandelt ist und wer letztlich auf ihrer Seite steht und wer die Ganoven sind. Das ist alles clever konstruiert und unterhaltsam präsentiert. Die Schnitzeljagd nach den verbliebenen Puzzleteilen hätte wirklich Spass gemacht, wenn die Umsetzung noch ein bisschen besser gewesen wäre. Aber eben, die holzschnittartigen Figuren und die drittklassigen Actionszenen haben den ultimativen Lesekick verhindert.
Fazit:
Eigentlich ein tolles Buch, das extreme Lust auf einen Besuch in Siena macht und eine alternative Romeo-und-Julia-Geschichte präsentiert, die mir besser gefällt als Shakespeares Version. Leider insgesamt ein wenig überladen und mit zu vielen kleinen Mängeln behaftet für eine Spitzenwertung.
7 von 10 Punkten (wobei ich auch ein Auge zudrücken und 8 hätte geben können)