Wolfgang Herrndorf - Tschick

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    Wolfgang Herrndorf, Tschick
    (Rowohlt Berlin, September 2010)
    ISBN 978-3-8713-4710-8
    256 Seiten; € 16.95 (HC)



    Wolfgang Herrndorf ist ein Hamburger Autor, der unter anderem auch als Illustrator für das Satiremagazin Titanic gearbeitet hat. Zudem hat er zuvor bereits zwei Bücher veröffentlicht und mit einer Erzählung am Ingeborg-Bachmann-Preis teilgenommen.
    Tschick ist nun sein neuestes Buch, ein Roman über das Erwachsenwerden und zugleich ein Roadmovie...


    Maik, der Erzähler der Geschichte, kommt aus Berlin-Marzahn und ist vierzehn. Er freut sich auf zwei Wochen alleine zuhause, denn seine Mutter ist offiziell in einer Schönheitsfarm - inoffiziell auf Entzug - und sein Vater auf ausgedehnter Geschäftsreise mit seiner Assistentin. Immerhin hat er seinem Sohn 200 Euro und die Anweisung "keinen Scheiß zu machen" hinterlassen. Zur Not darf Maik ihn sogar telefonisch kontaktieren!


    Maik ist ein wohlstandsverwahrloster Jugendlicher und in Tatjana, das schönste Mädchen seiner Klasse, verliebt. Als diese eine Geburtstagsparty schmeißt, wird Maik als Außenseiter leider gar nicht erst eingeladen. Und so macht er sich mit Tschick, der eigentlich Andrej heißt und relativ neu in der Klasse ist, auf zu einer echten Odyssee... In einem geklauten Lada fahren die beiden durch die halbe Republik. Dabei begegnen sie allerhand merkwürdigen Gestalten, zum Beispiel einem Mädchen auf einer Mülldeponie, und sie kommen durch eigenartige Landstriche, wie zum Beispiel Mondlandschaften, die durch den gnadenlosen Braunkohleabbau entstanden sind. Ein folgenschwerer Unfall darf dabei auch nicht fehlen...


    Das Buch ist voller witziger Situationen und Gespräche, so dass ich wirklich seitenweise am Kichern war - allerdings nie über die beiden Jungs! Aber das noch viel Großartigere in dieser Geschichte sind die Unterhaltungen, die des öfteren nur so vor Klug- oder sogar Weisheit strotzen - Themen wie Freundschaft oder Sterblichkeit inklusive. Vor allem Tschick, von Haus aus bettelarm und wahrscheinlich auch als asozial zu bezeichnen, ist ziemlich clever...


    Was allerdings nicht unerwähnt bleiben darf: da Maik der Erzähler ist, ist die Geschichte in Jugendsprache "verfasst". Anfangs war ich dadurch ehrlich vor den Kopf gestoßen - wer möchte schon ersthaft einen Text von über 250 Seiten voller Ausdrücke lesen? Aber Wolfgang Herrndorf schafft es von der ersten bis zur letzten Seite nicht zu übertreiben, sondern die beiden äußerst authentisch darzustellen. So glaubhaft, dass ich mich manchmal an meine eigene Jugend erinnert habe - auch wenn die Ausdrücke damals teilweise andere waren.


    Ehrlich gesagt finde ich es sehr schwierig, Näheres über den Inhalt des Buches zu erzählen. Viele Begegnungen und Erlebnisse kann ich nicht einfach aus dem Zusammenhang reißen, da sie sonst nur halbherzig da stehen. Nur soviel vielleicht: das Buch ist - auch wenn man dies auf den ersten Seiten nicht unbedingt vermutet - ein echtes Kleinod! Es hat mich zum Lachen gebracht, nachdenklich gestimmt und nicht nur einmal gerührt.


    Fazit: Ein Buch für alle Erwachsenen, vor allem die, die jung geblieben sind und gerne ein Buch lesen, das einfach glücklich macht. Und ein Buch für alle Maiks und Tschicks dieser Welt! :zwinker:


    5ratten



    [size=6pt]Edit: Mir ist gerade aufgefallen, dass es auf diversen Seiten Leseproben gibt: einfach bei der Suchmaschine Leseprobe + Tschick eingeben... Die ersten Seiten geben immerhin Aufschluß, wie der Stil so ist und vor allem, dass ziemlich viel witziges zu erwarten ist.[/size] :breitgrins:

    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von dubh ()

  • Hallo,


    ich lese das Buch auch gerade und ich bin hin und weg... :herz: Ich bin mal gespannt, was noch so kommt, aber ich glaube, das wird mein Buch des Jahres.
    Deine Rezension liest sich übrigens sehr gut, wird dem Buch sehr gerecht, finde ich.


    Viele Grüße, Louise

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Hallo Louise!



    Deine Rezension liest sich übrigens sehr gut, wird dem Buch sehr gerecht, finde ich.


    Dankeschön! :redface: Naja, mich hat das Buch einfach umgehauen - und nachdem ich durch war, musste ich sofort eine Rezension schreiben, was dann auch zügig von der Hand ging... Ich finde die beiden Jungs teilweise echt so großartig, dass ich mittlerweile über so manche Jugendlichen, die so an einem vorbeiziehen, anders denke. Und ich hoffe wirklich, dass in so einigen ein bißchen Tschick und ein bißchen Maik steckt.
    Jedenfalls freut es mich, dass Dir das Buch auch so gut gefällt und hoffe, dass es auch so bleibt! Und wenn es dann noch Dein Buch des Jahres wird - na dann ist es umso cooler. Bei mir gehört es definitiv zu den besten Büchern 2010! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo dubh,


    ich habe gestern Abend noch weitergelesen und ich musste so lachen, bis sich mein Mann beschwert hat, weil er nicht schlafen konnte. :breitgrins:


    Aber ich finde es auch einfach toll, dass sich solche Stellen mit eher nachdenklichen Stellen abwechseln.


    Hast Du die beiden anderen Bücher des Autors auch gelesen? Ich nicht, aber ich glaube, ich muss das noch machen.


    Viele Grüße, Louise

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Hallo Ihr beiden. :winken: Hört sich sehr interessant an, was Ihr über das Buch sagt.


    Was meint Ihr - ist das Buch auch geeignet für einen knapp 15jährigen Großstadtbengel (9. Klasse), der zwar mehrmals die letzten Harry-Potter-Bände verschlungen und zuletzt bei Stephen King reingeschnuppert hat, aber ansonsten nicht viel liest? Also was Thema, Sprache, Verständlichkeit, Anspruch usw. betrifft?


    Viele Grüße
    Stefan


    P.S.: Ich habe die Leseprobe gelesen, und ich bin geneigt, das Buch als Weihnachtsgeschenk für besagten Bengel in Erwägung zu ziehen. :zwinker:

  • Hallo,


    ich finde das immer recht schwierig einzuschätzen, aber ich denke, dass es gut ankommen könnte, auch bei einem Jugendlichen, der sonst nicht so viel liest. Das Buch ist nicht zu dick (was vielleicht abschrecken könnte), es ist wirklich sehr, sehr witzig, die Hauptfiguren sind Jugendliche und überhaupt gibt es ja viele Punkte, mit denen jugendliche Leser sich identifizieren können (z. B. die Schulszenen am Anfang).


    Mir ist der Einstieg nicht ganz so leicht gefallen (also jetzt vielleicht die ersten drei Seiten oder so), weil ich aufgrund der Kurzbeschreibung mit einem anderem Beginn gerechnet hatte, da wurde meine Erwartung also eine bisschen durchkreuzt. Aber es ist ja nicht gesagt, dass das bei anderen Lesern auch so ist und dass das einen schon dazu bringt, das Buch zur Seite zu legen.


    Viele Grüße, Louise

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List


  • Mir ist der Einstieg nicht ganz so leicht gefallen (also jetzt vielleicht die ersten drei Seiten oder so), weil ich aufgrund der Kurzbeschreibung mit einem anderem Beginn gerechnet hatte, da wurde meine Erwartung also eine bisschen durchkreuzt. Aber es ist ja nicht gesagt, dass das bei anderen Lesern auch so ist und dass das einen schon dazu bringt, das Buch zur Seite zu legen.


    Ja, wenn die Leseprobe mit dem Anfang des Buches beginnt, dann scheint es gleich quasi mittendrin auf der Polizeiwache einzusteigen. Kann natürlich verwirrend sein.



    ich finde das immer recht schwierig einzuschätzen, aber ich denke, dass es gut ankommen könnte, auch bei einem Jugendlichen, der sonst nicht so viel liest. Das Buch ist nicht zu dick (was vielleicht abschrecken könnte), es ist wirklich sehr, sehr witzig, die Hauptfiguren sind Jugendliche und überhaupt gibt es ja viele Punkte, mit denen jugendliche Leser sich identifizieren können (z. B. die Schulszenen am Anfang).


    Die Zusammenfassungen beim Perlentaucher erwecken zumindest den Eindruck, dass das Buch auch für Jugendliche geeignet sein könnte. Und selbst wenn nicht - ich glaube mir könnte es gefallen. :zwinker:


    Vielen Dank. :winken:

  • Ja, wenn die Leseprobe mit dem Anfang des Buches beginnt, dann scheint es gleich quasi mittendrin auf der Polizeiwache einzusteigen.


    Ja genau, das ist der Beginn.
    Und der Rest wird dann in einer durchgängigen Rückblende erzählt. Man weiß also einiges schon vom Anfang, wobei das nur Bruchstücke sind, die man nicht so recht einzuordnen vermag, was meiner Meinung nach das ganze schon spannend macht.


    Zitat


    Kann natürlich verwirrend sein.


    Ich denke, das ein bisschen Verwirrende ist gewollt und hängt auch damit zusammen, dass Maik über die vergangenen, dem Leser noch unbekannten Ereignisse nachdenkt.
    Und meine Verwirrung kam noch daher, dass in meiner Vorstellung vor dem Lesen das Buch damit beginnt, dass Maik sich am Pool langweilt. Aber der echte Anfang ist besser. :smile: Vor allem der Teil noch, der auch danach kommt, der ist ja schon wichtig für das ganze.


    Die Zusammenfassungen beim Perlentaucher erwecken zumindest den Eindruck, dass das Buch auch für Jugendliche geeignet sein könnte. Und selbst wenn nicht - ich glaube mir könnte es gefallen. :zwinker:


    Vielen Dank. :winken:


    Diese Zusammenfassungen sind schon interessant. In einer steht ja, dass die Ereignisse absehbar seien, was ich jetzt gar nicht finde. Ich bin ja noch nicht fertig und kann mir nicht vorstellen, wie es weitergeht, geschweige denn mir ein passendes Ende ausdenken.


    Zitat


    ich glaube mir könnte es gefallen. :zwinker:


    Dann freuen wir uns einfach schon mal auf noch eine weitere Rezension. :smile: :winken:


    Viele Grüße, Louise

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  • Hast Du die beiden anderen Bücher des Autors auch gelesen? Ich nicht, aber ich glaube, ich muss das noch machen.


    Hallo GeezLouise,


    nein, ich habe die beiden anderen Bücher von Wolfgang Herrndorf nicht gelesen. Warum kann ich gar nicht sagen - am wahrscheinlichsten ist, dass mich die Bücher rund um Regener, Schamoni, Strunk & Co. langsam ein bißchen genervt haben und ich Herrndorf dort einsortiert habe. "Tschick" gehört irgendwie dazu, irgendwie aber auch nicht: die Story hat irgendwie mehr Tiefgang, ist überraschend, weil man bei den Jungs nicht alles so erwartet (dank der eigenen Vorurteile vielleicht)...


    Liebe Grüße
    dubh


    MacOss: Auf jeden Fall! Irgendwie kann fast jeder dieses Buch lesen - auf jeden Fall aber die "Artgenossen" von Maik und Tschick! :breitgrins:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo dubh,



    nein, ich habe die beiden anderen Bücher von Wolfgang Herrndorf nicht gelesen. Warum kann ich gar nicht sagen - am wahrscheinlichsten ist, dass mich die Bücher rund um Regener, Schamoni, Strunk & Co. langsam ein bißchen genervt haben und ich Herrndorf dort einsortiert habe. "


    Ich kannte Wolfgang Herrndorf vorher gar nicht. :redface:
    Aber mein Mann hat mir jetzt die beiden anderen Bücher geschenkt. Ich bin mal gespannt, aber Tschick hat natürlich jetzt auch die Messlatte hoch gelegt.


    Ich bin jetzt übrigens auch durch mit dem Lesen und wollte noch meine Rezension abliefern. Aber eigentlich kann ich Deiner Rezension und meinen Postings gar nicht mehr so viel hinzufügen.
    Ich hatte ja ein bisschen Angst, dass mir das Ende vielleicht nicht sooo hundertprozentig gefallen würde, aber das war unbegründet. Ich finde, es ist ein schönes, passendes Ende geworden.


    Herrndorf hat, gerade auf der Reise der beiden Jungs, eine tolle Mischung hingekriegt. Da wechseln sich wirklich urkomische, slapstickhafte Szenen mit eher nachdenklichen, philosophischen ab und man merkt an einem gewissen Punkt, dass die beiden einfach nur noch ehrlich zueinander sind und sie auch die Schutzpanzer, die sie z.B. in der Schule um sich herum errichten, abgelegt haben.
    Natürlich wird ihre Reise auch geprägt von den vielen Menschen, die sie treffen. Oft sind diese Begegnungen ja nicht so lang, aber Herrndorf schafft es trotzdem, die Personen einfach so echt werden zu lassen. Oft umgibt diese auch nochmal ein "Hauch von Geheimnis", manchmal dachte ich, dass man über diese oder jene Person auch nochmal ein eigenes Buch schreiben könnte.


    Und weil das Buch leider so schnell gelesen war, habe ich beschlossen, mir auch das Hörbuch zu kaufen, wenn es im Januar erscheint. Ich bin eigentlich kein Hörbuch-Typ, aber ich bin sehr gespannt, wie es umgesetzt wird.



    Fazit:
    Ein Buch, das mich zum lauten Lachen gebracht hat, fast zum Weinen und mich mit einem sehr warmen Gefühl zurückgelassen hat.
    Neben "Die Tribute von Panem" mein Buch des Jahres.
    5ratten:tipp:

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  • GeezLouise: Freut micht sehr, dass Dir das Buch im Ganzen so gut gefallen hat! Ich fand Maiks Fazit übrigens auch eine ziemlich gute Stelle... Irgendwie macht es Hoffnung, dass man selbst mehr Ein-Prozenter trifft! :zwinker: Und das mit dem Hörbuch ist ein guter Hinweis - ich bin zwar ebenfalls keine große Hörbuch-Freundin, aber das würde ich mir wohl auch gerne antun... Und wegen der zwei anderen Herrndorf'schen Bücher: magst Du berichten? :engel:


    MacOss: Gern' geschehen! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Und wegen der zwei anderen Herrndorf'schen Bücher: magst Du berichten? :engel:


    Klar, das mach ich dann. :winken:

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Nun hat es das Buch auch in eine österreichische Tageszeitung geschafft: klick

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Vielen Dank für den Link! :winken:

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Eure Kommentare hören sich toll an! Eine Kollegin hat mir das Buch ans Herz gelegt und auch gleich ausgeliehen. Morgen gehts los... bin gespannt! :winken:

    Ein Buch ist ein Freund, der deine Fähigkeiten aufdeckt; <br />es ist ein Licht in der Finsternis und ein Vergnügen in der Einsamkeit;<br />es gibt, und es nimmt nicht.<br />&lt;b&gt;Mosche Ibn Esra &lt;/b&gt;<br /><br />:leserin: &lt;b&gt;Der An

  • Ich habs gestern begonnen und heute beendet - einfach ein tolles Buch - ich musste lachen und schmunzelt und es gibt traurige Momente. Der Schreibstil ist klasse und das ganze kam für mich unglaublich lebhaft und bildlich rüber - ich fühlte mich, als sei ich dabei... irgendwie konnte ich mir das alles beim lesen so gut vorstellen - unglaublich!


    Ich kann nur sagen: lesen, unbedingt!


    :tipp:

  • Inhalt:


    Maik ist reich. Reich und langweilig. So langweilig, dass er noch nicht einmal zur Geburtstagsparty von Tatjana eingeladen wird, in die Maik so schrecklich verliebt ist.
    Tschick heiss eigentlich Andrej Tschichatschow, ist Russe und auch nicht zu Tatjanas Party eingeladen. Russen, Nazis und Idioten sind dort nicht willkommen.


    Und dann kreuzt Tschick bei Maik auf. In einem "ausgeliehenen" Lada und die Jungs entschliessen sich dazu, in die Wallachei zu fahren. Um Urlaub zu machen wie ganz normale Leute auch. In einem geknackten Lada...


    Meine Meinung:


    Wolfgang Herrndorfs "Tschick" ist ein Buch, in dem alles drunter und drüber geht. Der Lada übrigens auch.


    Herrndorf lässt Maik seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen und zwar so, wie ein ganz normaler Fünfzehnjähriger redet. Deswegen geht an manchen Stellen die Grammtik schon einmal flöten, aber ich fand, dass dies die Authenzität des Buches erhöht hat. Denn auf diese Weise hat man Maiks Stimme konstant ihm Ohr und es ist fast so, als würde er neben einem sitzen und die ganze verrückte Geschichte erzählen.


    Dabei ist die Sprache nicht nur authentisch, sondern auch mit einem sehr trockenen Humor ausgestattet. Das Buch ist durch und durch witzig, nicht nur die Abenteuer der Jungs sind genial, sondern auch die Jungs selber. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, ich musste einfach wissen, wie es weitergeht.


    Tschick und Maik tuckern quer durch die Umgebung Berlins und obwohl Landschaftsbeschreibungen vorkommen, so lebt das Buch doch von seinen Figuren. Nicht nur Tschick und Maik sind wahre Originale, der Autor lässt noch viele andere kurlige Personen auftauchen. Die Sprachtherapeutin, Ina oder der letzte Einwohner eines verlassenen Dorfes, der mit der Flinte auf den Lada schiesst.


    Herrndorf wartet mit originellen Einfällen auf und Maiks einfache Sprache lassen das Buch zu einem richtigen Page-Turner werden.
    So erleben wir mit, wie die beiden Jungen sich anfreunden und langsam über sich hinauswachsen. Vor allem Maik, der sich zu Beginn des Buches noch fast gar nichts traut, entwickelt sich ein grosses Stück weiter. Ob nun zum Guten oder zum Schlechten, das bleibt dem Leser überlassen.


    Mich rührte vor allem die Freundschaft, die zwischen Tschick und Maik entsteht. Während Maik Tschick anfangs noch misstraut und ihn lieber loswerden will, werden sie durch die Abenteuer, die sie erleben, zu richtigen Freunden und stehen auch füreinander ein. Man merkt sofort, dass die beiden ein tolles Team sind. Und vielleicht hätten sie es sogar bis in die Wallachei geschafft - Ich hätte es ihnen gegönnt! Auch wenn keiner zu Beginn überhaupt wusste, wo die Wallachei liegt...


    Das Ende war für mich zwar nicht wirklich zufriedenstellend, aber hier wurde darauf zurückgegriffen, wie so ein Abenteuer auch im realen Leben ausgegangen wäre. Somit trübt der Schluss meine Freude an diesem Buch nur wenig.


    Obwohl in "Tschick" zwei Jugendliche die Hauptrolle spielen, würde ich das Buch nicht als Jugendbuch bezeichnen und auch nicht zu jungen Lesern empfehlen. Vieles, das in diesem Werk angesprochen wird, ist nur zwischen den Zeilen vorhanden. Man erfährt viel über das Leben, das Erwachsenwerden und unseren Alltag, aber ohne dass es direkt angesprochen wird.


    Fazit:


    "Tschick" ist ein Buch, das man unbedingt im Sommer lesen solle. So kommt volle Stimmung auf wenn Maik und Tschick durch Deutschland fahren.
    Wer Coming-of-Age-Bücher mag, sollte mal einen Blick riskieren. Auch Leser, die lustige Bücher schätzen, denn Tschick ist lustig durch und durch. Jene, die Roadmovies mögen, werden "Tschick" lieben.


    Wie schon erwähnt, würde ich das Buch erst ab einem gewissen Alter empfehlen. Junge Erwachsene werden ihren Spass mit den beiden Ausreissern haben und vielleicht plötzlich selber Lust bekommen, die Welt zu entdecken. Ältere Leser werden die Feinheiten, mit denen "Tschick" aufwartet, jedoch eher herausspüren können.


    Ich bin noch immer begeistert von diesem Buch und habe grosse Lust, es gleich noch einmal zu lesen!


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    5ratten

    //Grösser ist doof//

  • Gut, jetzt habt Ihr es endlich geschafft, das Buch steht nun auch auf meiner Wunschliste!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen