Arno Geiger - Der alte König in seinem Exil

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  • Arno Geiger - Der alte König in seinem Exil


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    Arno Geiger erzählt vom Leben mit seinem Vater, der an Alzheimer-Demenz erkrankt ist.


    Ich habe jetzt den Anfang gehört und finde es richtig schmerzlich, das Buch zu hören. Geiger erzählt von den Anfängen der Erkrankung, die er und die Familie erst im Nachhinein als solche verstehen. Sie waren dem Vater zum Teil böse, wenn er in ihren Augen Unsinn gemacht hat, um sie (anscheinend) zu ärgern, oder oft einfach unwirsch und ungerecht zu ihm. Arno Geiger zitiert [...] (ich habe vergessen, wen er zitiert, und beim Hörbuch ist es so schwierig, nachzuschauen :sauer:), der sinngemäß gesagt hat, dass derjenige der schreibt, sich von einer Schuld befreien möchte, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Und so kommt es bei mir auch an, dass er sich schämt, seinen Vater so behandelt und so schlecht von ihm gedacht zu haben und einfach nicht zu merken, dass er in Wahrheit krank wurde.


    Ich habe keine Berührungspunkte mit dementen Menschen (ich hatte nur mal einen dementen Hund, aber das ist ja nur bedingt vergleichbar), manche Sachen wusste ich, wie z.B. den Drang zu laufen, aber andere Sachen haben mich schon erschreckt. Wie muss sich der arme Mann (und natürlich auch andere Erkrankte) gefühlt haben, wenn er merkte, wie ihm wieder etwas entglitten war.



    Das fand ich wirklich ganz ergreifend und ich hatte selbst Tränen in den Augen.

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Oh wie schön, dass du so schnell von deinen Eindrücken schreibst - ich glaube ich werd es mir gleich als nächstes laden! Ich glaube aber, es wird nicht nur traurig sein, ich habe bei "Kulturzeit" einen Beitrag gesehen und da gab es wirklich schöne, lustige Momente von denen Arno Geiger erzählt hat!


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich bin jetzt schon ein ganzes Eckl weiter und muss sagen, dass das Buch mich sehr berührt.


    Es jetzt nicht nur solche traurigen, schmerzlichen Szenen, sondern in der Tat auch lustige, innige, friedliche, schöne, natürlich immer mal wieder traurige oder auch erschreckende Begebenheiten.


    Arno Geiger erzählt nicht nur vom Krankheitsfortschritt, sondern richtet den Blick auch immer wieder in die Vergangenheit seines Vaters, teils in dessen Kindheit, teils in seine eigene, und malt so ein Bild der Persönlichkeit seines Vaters, wie er vor der Alzheimer-Demenz war.


    Sehr lustig ein Gespräch zwischen August und einem anderen Erkrankten,


    Insgesamt mag ich den Umgang von Arno mit seinem Vater und finde sein Vorgehen, einfach auf die Gedankenwelt seines Vaters einzugehen, ganz toll.

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Das Buch interessiert mich auch total, ich weiß aber noch nicht, ob ich es wirklich lese, wegen der Thematik. Ich habe früher beruflich u.a. mit Demenzkranken zu tun gehabt und das ist eine wirklich furchtbare Krankheit. Was ich nur sagen wollte, ich finde den Titel des Buches toll gewählt. Ich weiß zwar nicht, wie sein Vater früher war, aber ich finde er klingt halt ziemlich passend.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich lade das Buch gerade auf meinen iPod und werde nachher gleich beginnen - ich bin schon ganz gespannt!


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich bin fertig damit - Rezi folgt. Ich bin schon auf deine Eindrücke gespannt :winken:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Arno Geiger – Der alte König in seinem Exil, gelesen von Matthias Brandt


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    Arno Geiger schreibt in seinem Buch über seinen Vater. August Geiger ist an Alzheimer-Demenz erkrankt, zunächst unerkannt. Hier wird in liebevollen Worten erzählt, wie Arno Geiger, aber auch seine Familie, die Krankheit des Vaters entdeckt und in dem Maße, wie der Vater Orientierung in der Realität verliert, ihn und seine Beziehung zu ihm völlig neu erlebt.


    Das ist nicht immer einfach und oft nicht schön, manchmal traurig, manchmal lustig, teilweise sehr innig, mitunter friedlich und schön, oft aber auch erschreckend. Man wird hier einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, und hier ist der Sprecher, Matthias Brandt, ein echter Gewinn. Er findet für jede Situation einen angemessenen Tonfall, und man kann dank seiner Interpretation des Textes richtig mit Arno und August Geiger mitfühlen.


    Aber nicht nur über die Gegenwart, auch über des Vaters Vergangenheit weiß Arno Geiger in ansprechendem und flüssigen Stil zu erzählen – nicht alles kann rekonstruiert werden, denn den Vater kann er ja nicht mehr fragen...


    So wird hier nicht nur das Bild eines Krankheitsverlaufes gezeichnet, auch das Bild eines Menschen, der von Kindheit an bis zum Alter immer wieder Veränderungen unterworfen wird – am Ende einer sehr großen. Doch so, wie Arno Geiger die Geschichte seines Vaters darstellt, ist dies nicht immer nur negativ und von Verlust geprägt, sogar August Geiger hat im Alter trotz der Krankheit immer noch Gewinn an Lebensqualität.


    Ein sehr schönes Buch, sehr schön gelesen, ein schwieriges Thema authentisch und berührend erzählt – das gibt 4ratten

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Hallo,


    vielen Dank Räubertochter für deine Rezi. Ich habe mich zuerst gewundert, warum du trotz positiver Ausführungen "nur" 4 Ratten vergeben hast - ich bin jetzt aber bei ca. der Hälfte des Hörbuches und kann es nachvollziehen. Die Darstellungen, Beschreibungen und auch die Erzählweise sind berührend, interessant, eindrucksvoll. Das gilt sowohl für die Darstellung der Krankheit als auch für die Lebensläufe, und trotzdem fehlt der letzte kleine Punkt um dem ganzen 5 Sterne zu geben.


    Aber trotzdem - ich finde es bewundernswert, wie Geiger die Etappen beschreibt, wie er sich mit der Krankheit und den Eigenarten seines Vaters arrangiert hat. Wie unverständlich vieles für die Familie war, wie sie es falsch gedeutet haben aber auch erstaunlich und ergreifend, wie sich die Familie zusammenreißt, zusammenhält und gemeinsam mit dem Vater lebt und ihn versorgt.


    Einen großen Teil der 1. Hälfte habe ich bei der Gartenarbeit gehört und ich muss sagen dass war gut so, obwohl es dem Thema nicht wirklich gerecht wird, denn ich war ja nicht 100%ig dabei. Trotzdem war es für mich so in Ordnung, intensiver wollte ich es nicht erleben, denn meine Gedanken schweiften oft genug in private Brührungspunkte ab...so konnte ich die positiven Aspekte mitnehmen und gehe optimistisch an die Sache heran. Schön was ein Frühlingsnachmittag und ein Hörbuch bewirken kann.


    Ich hoffe auch der 2 . Teil ändert mein Empfinden nicht.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe das Buch nun beendet und hier folgt sozusagen der 2. Teil meiner Rezi mit Abschlussbemerkung.


    Es klingt jetzt vllt. komisch, aber die 2. Hälfte war weniger schockierend für mich, man hat sich an das Geschehen "gewöhnt". Ich hoffe das klingt jetzt nicht abwertend, so ist es nicht gemeint - aber im Erzählfluss werden Wiederholungen deutlich, man erkennt zwar hier und dort extreme Situationen die das Fortschreiten der Krankheit aufzeigen, doch werden hier und da auch immer wieder Erlebnisse erzählt, die man schon kennt. Es ist schwer zu erklären, aber dieses Gefühl was Arno vermittelt hat glaube ich auch etwas mit seiner Einstellung zu tun, am Anfang war es schwer, unbekannt und man hat oft falsch auf den Vater reagiert, die Krankheit dauert über 10 Jahre und man hat sich damit arrangiert, man weiß besser damit umzugehen und besser auf seine "Anfälle" zu reagieren. So wird es auch im Buch deutlich.
    Berührend fand ich Teile, wo es um Augusts Betreuerinnen ging, wie gut er mit einer auskam, wie schwer es für viele andere war.
    Ganz besonders gelungen fand ich das Ende, denn es bricht mit einer Erwartung, die zumindest ich schon früh im Buch hatte. Ich spoilere es mal, weil es wirklich schön ist, wenn mans nicht vorher weiß:


    Alles in allem ein schönes Buch, als Hörbuch toll umgesetzt, nicht zu lang aber auch nicht zu kurz. Berührend und manchmal traurig aber auch komisch an manchen Stellen.
    Ich kann es empfehlen auch wenn das letzte I-Tüpfelchen fehlt.


    4ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich hab es nicht gehört, sondern gelesen - und ich bin tief beeindruckt.


    Arno Geiger gelingt es, nicht nur die Krankheit und das Abgleiten seines Vaters in dieselbe zu schildern, sondern ein Bild der Familie zu zeichnen. Es geht nicht nur um Alzheimer, sondern um Familienbande, den Wandel der Gesellschaft und ihrer Werte... in vielen kleinen Nebensätzen zeigt er dem Leser, wie schön und vor allem wertvoll das Leben trotz einer derartigen Diagnose noch sein kann. Ganz besonders berührend fand ich die den Kapiteln vorangestellten kleinen Unterhaltungen mit seinem Vater.


    Das Ende fand ich auch sehr, sehr gelungen!


    Ich habe in den letzten Jahren einige derartige Berichte über an Demenz erkrankte Familienmitglieder gelesen, keines davon war dermaßen warmherzig, mit einem Schmunzeln in den Augen geschrieben und trotzdem verharmlost es diese schreckliche Krankheit nicht.


    Von mir gibts dafür die volle Punktzahl!


    5ratten

    LG, Dani


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