Meine Meinung:
Atmosphäre, die unter die Haut geht. Eine Handlung, die sämtliche Nerven wie Drahtseile spannt.
Die Welt wie wir sie kennen ist Vergangenheit. Längst haben die Menschen, blind vor Neid und Missgunst, die alte Ordnung zerstört. Es gibt kaum noch Autos und die Städte bestehen aus Flickenteppichen von neuen Häusern und Ruinen. Der Wiederaufbau geht nur langsam voran. Die Gesellschaft verteilt sich auf fünf Fraktionen: Altruan - Die Selbstlosen, Candor - die Freimütigen, Ken - die Wissenden, Amite - die Friedfertigen. Und Ferox - die Furchtlosen ... Im Alter von sechzehn Jahren muss sich die Altruan Beatrice, wie alle Gleichaltrigen, einem Eignungstest unterziehen und danach ihre Wahl für eine der Fraktionen treffen. Doch ihr Ergebnis ist nicht eindeutig und so trifft sie eine Entscheidung, die nicht nur sie selbst überrascht.
"Die Bestimmung" ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Dystopie und das Debüt der jungen Autorin Veronica Roth, mit dem sie auf Anhieb die amerikanischen Bestsellerlisten stürmte. Dystopien sind gerade sehr angesagt und man muss schon ganz genau die Spreu vom Weizen trennen. Neben "Die Bestimmung" kann man jedoch den größten Rest der Dystopien getrost als farb- und leblos bezeichnen.
Beatrice ist ein starker Hauptcharakter, der immer und immer wieder an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit getrieben wird. Dabei wirkt sie aber niemals unrealistisch oder wird gar als Superheldin stilisiert. Sie ist stur, manchmal mädchenhaft unsicher und dann doch wieder wagemutiger als alle ihre Fraktionsmitschüler zusammen. Wie es sich für eine ordentliche Dystopie gehört, ist die Handlung oft düster und trostlos, doch die Ausbildung von Beatrice birgt so manche Überraschung und nicht selten darf sich der Leser auch ein erleichtertes Aufatmen und sachtes Lächeln gönnen.
Sowohl die Gesellschaft als auch die Charaktere sind in sich stimmig beschrieben und Tris, wie sie sich selbst nach ihrer Entscheidung nennt, muss mehrere "Prüfungen" gemeinsam mit weiteren Schülern bestehen. Dabei wird sie immer wieder mit ihren ureigenen Ängsten konfrontiert und erst, wenn sie diese überwunden hat, wird sich ihr weiterer Weg entscheiden. Beatrice, die ihre Geschichte in der ersten Person im Präsens schildert, findet Freunde - und auch Feinde - und die Handlung ist eine einzige Achterbahnfahrt der Gefühle durch die stetig steigende Spannungkurve. Popcorn-Lektüre zum Mitdenken vom Allerfeinsten.
"Ich habe eine Theorie, wonach Selbstlosigkeit und Tapferkeit eigentlich dasselbe sind. Dein ganzes Leben lang hast du dich darin geübt, dich selbst zu vergessen, und genau das geschieht, wenn man in Gefahr schwebt. Man vergisst sich selbst. Man könnte also ebensogut zu den Alturan wie zu den Ferox gehören."
Das Buch ist eine klare Ansage für Mut und Zivilcourage und die dichte Atmosphäre, die Veronica Roth hier mit jeder Zeile erzeugt, lässt einen frösteln, fiebern, leiden, lachen - in oft atemloser Gemeinsamkeit mit Tris.
Fazit: Ein ganz besonderes Buch und für mich eine anhaltende Explosion der Lesegefühle.