Mary Shelley - Frankenstein

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 13.705 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Für den SLW 2010 habe ich diese Ausgabe des Buches aus der Fischer Klassik Reihe gelesen:


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    Mary Shelley - Frankenstein


    Der junge und abenteuerlustige Forscher Robert Walton hat sich mit einem Schiff von Sankt Petersburg aus aufgemacht, um das Nordpolarmeer zu erkunden und womöglich eine Passage hin zu fernen Ländern zu finden. Als sein Schiff draußen auf dem Meer vom Eis eingeschlossen wird, ist er sehr überrascht, eine Gestalt in Hundeschlitten über das Eis fahren zu sehen, verfolgt von einer zweiten Person. Diese verliert jedoch den Anschluss als das Eis aufbricht und kann sich daraufhin gerade noch an Bord von Waltons Schiff retten. Von seiner langen Hatz erschöpft benötigt er einige Zeit, ehe er sich soweit erholt hat, dass er Walton seine Geschichte erzählen kann.


    Was Frankenstein, so der Name des Wissenschaftlers, seinem Gastgeber dann offenbart, ist geeignet, den Zuhörer an seinem Verstand zweifeln zu lassen: als Student in Ingolstadt fern der Schweizer Heimat beschäftigt er sich mit den aufkommenden Naturwissenschaften und entdeckt in seinem privaten Laboratorium nach langen Studien sogar, wie man einem künstlichen Geschöpf Leben verleihen kann. Aus Leichenteilen zusammengesetzt erschafft er eine Kreatur und erweckt sie zum Leben. Doch kaum ist der schöpferische Akt geglückt, überfallen ihn Entsetzen angesichts seines Tuns und er verstößt das Wesen. Doch ihre Wege kreuzen sich erneut, als Frankenstein nach dem Mord an seinem Bruder zu seiner Familie zurückkehrt und erkennt, dass sich die Schöpfung gegen den Schöpfer gewendet hat. Die Jagd nach dem selbst geschaffenen Monster führt Frankenstein quer durch Europa bis hinauf in den kalten Norden, wo seine Jagd an Bord von Waltons Schiff zu Ende zu sein scheint.


    Das ganze Geschehen wird von Walton in seinen Briefen an seine in London zurückgebliebene Schwester geschildert, wobei einige der Briefe die wörtliche Erzählung von Frankenstein enthalten, die in der Ich-Perspektive gehalten ist. Dadurch erfährt man viel darüber, was Frankenstein beschäftigt hat und sein Handeln bestimmte. Doch auch die Kreatur wird nicht nur als das Monster hingestellt, als das Frankenstein es sieht, sondern auch dieses Wesen ist zu Empfindungen fähig. Auf diese Art und Weise wird eine Schwarz-Weiß-Malerei vermieden und am Ende wusste ich selbst nicht mehr genau zu unterscheiden, wer Täter und wer Opfer ist.


    Eingebettet ist dies in atmosphärisch dichte Landschaftsbeschreibung, die die Erzählung zu einem guten Teil mit getragen haben. Besonders gruselig wurde es, als sich Frankenstein während eines Gewitters in den Bergen aufhielt und dort seinem Geschöpf begegnete. Gänsehaut war da garantiert!


    Auf alle Fälle war ich nach Beenden des Buches sehr froh, dass ich jetzt diesen Klassiker des Horrorromans kenne und kann ihn an alle weiter empfehlen, die wissen möchten, wo das Genre seine Wurzeln hat.


    4ratten

  • Huhu!


    Wieder eine Wissenslücke geschlossen. Frankenstein war wohl eines der Bücher, für dessen noch-nicht-gelesen-haben ich mich am meisten geschämt habe. Da hat sich letztes Wochenende ausgezeichnet dazu angeboten, es in einer Nacht zu lesen. Und das hab ich auch getan.


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    Meine Meinung:
    Als Leser folgen wir Victor Frankenstein vom Treffen seiner Eltern bis zu seiner Karriere an der Universität und zum bitteren Ende und dem Wesen, das er erschaffen hat.
    Victor Frankenstein, das Kind, habe ich schnell lieb gewonnen. Er erzählt von einer Familie, die von Liebe erfüllt ist, trotz einiger Schicksalsschläge und adoptierten Geschwistern. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Familie Frankenstein war für mich greifbar und hat dieses Buch erst so tragisch werden lassen.


    Denn Victors Ambitionen, die mit dem Verschlingen von Büchern über Magie und Wissenschaft begann, führen ihn bald zur Universtität in Ingolstadt. Sein größtes Ziel ist es, etwas zu erschaffen, ein Wesen, das dem Menschen überlegen ist in seiner Perfektion. Dass er dieses Wesen kreiert, ist kein Spoiler, jedoch wendet sich Victor sofort von seiner Kreatur ab, ja flieht sogar.


    Mary Shelley experimentiert mit verschiedenen Themen, die mich alle interessiert haben. Verantwortung zu übernehmen, wie weit die Wissenschaft gehen darf, sogar Erziehung und was ein Leben sinnvoll macht. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Ton der Geschichte, der durchgehend düster ist, sich bis zum Ende hin noch mehr gesteigert hat. Und wer hätte gedacht, dass mir das Monster von allen Charakteren schlussendlich am liebsten ist?


    Mein einziger Kritikpunkt sind die allzu-perfekten weiblichen Charaktere (Victors Mutter und seine Adoptivschwester Elizabeth gleichermaßen sind geradezu Engelswesen) und die vielen Beschreibungen von Reisen. Während mich die Landschaftsbeschreibungen nicht gestört haben, musste ich mich durch die "Reise-Kapitel" schon etwas quälen. Insgesamt aber ein sehr empfehlenswertes Buch!


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Mary Shelley experimentiert mit verschiedenen Themen, die mich alle interessiert haben. Verantwortung zu übernehmen, wie weit die Wissenschaft gehen darf, sogar Erziehung und was ein Leben sinnvoll macht.


    Diese Themen sind immer noch aktuell, vielleicht sogar mehr als damals. Ich finde, sie hat ihrer Zeit ziemlich vorgegriffen, was das betrifft.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich hatte das Buch mal auf englisch auf dem SUB. Doch es war so minimal bedruckt, dass ich realisierte, diese Ausgabe werde ich nie und nimmer lesen, also habe ich es aussortiert. Deine Ausgabe sieht wirklich toll aus, Wendy, und deine Rezi macht mir wirklich Lust, mir das Buch irgendwann doch noch einmal zuzulegen. Aber dieses Mal auf deutsch und mit grösserer Schrift :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Dafür, dass es so wenige Seiten hat, hat es sich auch eher langsam gelesen. Die Sprache ist halt doch eine Herausforderung, hat mir aber sehr gut gefallen. Ich habe ja auch noch die Penguin Popular Classics Ausgabe (diese beigen Bücher mit den bräunlichen Gemälden vorne drauf), aber diese hier ist viel hübscher.

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  • Ich finde es auch toll, verschiedene Sprachstile kennen zu lernen und zu erfahren. Da macht es nichts, wenn man dann halt mal länger an einem Buch hat :smile:

    //Grösser ist doof//

  • Jari: Genau das finde ich auch immer wieder spannend. Und ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn ein Buch, das ein paar Hundert Jahre auf dem Buckel hat, sich trotzdem flüssig und gut liest. Dazu kommt noch, dass Englisch für die meisten von uns eine Fremdsprache ist.
    Frankenstein ist zwar nicht in dem lockeren Ton von Jane Austen geschrieben (eher das Gegenteil), aber ich habe beim Lesen nie gestockt. Sicher war es düster und ich habe länger für jede Seite gebraucht als vielleicht in einem modernen Buch, aber die Geschichte steckt mir immer noch im Kopf und wächst dort irgendwie weiter. :entsetzt:


    Ich muss wohl bald diese "Prequels" von Kenneth Oppel lesen. Eine Serie namens "The Apprenticeship of Victor Frankenstein". Bin gespannt, wie diese Jugendbücher in die Welt von Mary Shelleys Frankenstein integriert werden.

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  • Jetzt musste ich grad kurz überlegen, aber zumindest der erste Teil wurde ins Deutsche übersetzt:


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    Wobei ich rein von den Covern her, die deutsche Ausgabe einem jüngeren Publikum zuordnen würde. Die englischen Cover machen mir sehr viel mehr an. Aber auch der deutsche Titel sagt mir nicht sonderlich zu. Klingt zu sehr nach der berühmten Reihe mit "T"...

    //Grösser ist doof//

  • Ich habe ja vor 2 Jahren eine englische Penguin-Version gekauft, weil die gerade günstig war. Jetzt wollte ich das lesen und ich muss sagen, ich habe nach wenigen Seiten aufgegeben. Ich werde das Buch auf Deutsch kaufen müssen. :breitgrins: Shelleys Sprache ist soo schön und doch ein wenig kompliziert. Viele Wörter kenne ich zwar, sind mir aber nicht so geläufig, dass ich nicht überlegen müsste. Immer wieder wurde ich aus dem Fluss gerissen, weil ich gewisse Passagen zweimal lesen oder einzelne Wörter sogar nachschauen musste. Und ich würde jetzt nicht sagen, dass mein Englisch so wahnsinnig schlecht ist. :zwinker: Jemand, der ein bisschen mehr mit der Sprache vertraut ist, vielleicht auch damit arbeitet oder es als zweite Muttersprache hat, hat vermutlich weniger Probleme. Aber ich lege es jetzt erstmal weg und kaufe mir dann eine deutsche Version. Gefallen würde es mir ja.

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    Meine Meinung
    Endlich konnte ich diese Bildungslücke auch schließen und ja, es hat sich gelohnt! Ehrlich gesagt hatte ich mir gar nicht soo viel von diesem Roman erhofft, aber die Autorin hat es wirklich geschafft, mich zu begeistern. Schon die Rahmenhandlung mit der Expeditionsfahrt fand ich klasse und die Geschichte an sich hat mich dann endgültig in ihren Bann gerissen.


    Dazu trug bestimmt auch der klare Stil Shelleys bei. Kein Geschnörksel, dafür detaillierte Beschreibungen und ein strikter Handlungsverlauf ... für mich perfekt! Richtig genossen habe ich übrigens, dass hier einfach eine Geschichte erzählt wird ohne unnötige Action oder Verschwörungstheorien. Das nervt mich nämlich mittlerweile an modernen Romanen.


    Dabei ist die Handlung nicht ohne. Es gibt einige brutale Stellen und auch an Spannung lässt es Shelley nicht fehlen. Damit hätte ich tatsächlich nicht unbedingt gerechnet. Sowieso war mir von der Geschichte im Vorhinein nicht viel bekannt, nur das bisschen, was ich aus der aktuellen Popkultur so kenne (und die verzerrt das Bild ja deutlich). Umso spannender fand ich es, Frankensteins Geschichte mitzuerleben.


    Der Roman wirft viele moralische Fragen auf, z.B. nach dem Recht des Menschen, die Natur zu beeinflussen und mit ihr zu experimentieren. Shelley stellt diese Fragen aber nie offensiv, sondern der Leser macht dies fast automatisch selbst. Ein bisschen hatte ich ja mit dem erhobene Zeigefinger gerechnet, aber der blieb aus.
    Die Autorin schafft es auch wirklich, konsequent aus der Sichtweise Frankensteins zu erzählen, der seine Schöpfung verabscheut. Zwar erfährt man auch die Geschichte des Monsters, aber die Darstellungen Frankensteins überwiegen. So muss man für sich selbst entscheiden, wen man als Opfer und wen als Täter ansehen möchte, Shelley kaut es einem auf jeden Fall nicht vor.


    Ich persönlich fand die Geschichte von Frankensteins Monster erschütternd und kann Frankensteins Handlungsweise zwar nachvollziehen, aber nicht verstehen. Er erschafft ein Wesen und wirft es einfach so von sich, kein Wunder, dass das nicht ohne Konsequenzen bleibt. Ob das Handeln des Monsters aus Veranlagung heraus entsteht oder allein aus der ständigen Ablehnung der Menschen, wird letztendlich ja nicht ganz geklärt (zumindest in meinen Augen, da man die Erzählung des Monsters nur über Frankenstein selbst mitbekommt). Ich für meinen Teil hatte großes Mitleid mit Frankensteins Monster und nicht nur einmal hätte ich Frankenstein am liebsten eine Schaufel auf den Kopf gedonnert, damit er sich endlich mal Gedanken macht und zu seiner Verantwortung steht.


    Sehr interessant fand ich übrigens, dass der "Erweckungsprozess" gar nicht beschrieben wird. Ich hatte immer die Szene aus der Verfilmung von 1931 im Kopf, aber im Buch selbst wird eigentlich sehr wenig dazu gesagt.


    Für mich hat an diesem Buch einfach alles gepasst. Ich bin fasziniert, begeistert und nachdenklich gestimmt zugleich aus dieser Geschichte wieder augetaucht. Ein tolles Buch, dass meiner Meinung nach zurecht immer noch gelesen wird und gerade in unserer Zeit wieder hochaktuell ist.
    5ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Meine Meinung: Wer hat schon Mal nicht von Frankenstein gehört oder auch Filme über ihn gesehen? Als ich das Buch nun las war ich überrascht über den Verlauf von Victor Frankenstein, denn ich hatte mir immer Illusion über die Kreatur gemacht, aber nie über den Schöpfer. Und nun saß ich und las ganz spannend über Victors Lebensverlauf.


    Ich fand den Prolog schon interessant, die Frage um das Leben und was danach passiert etc. Als ich dann den ersten Kapitel las, war ich irritiert was das nun mit Frankenstein zu tun hat , bis Victor auftauchte und die Geschichte von ihm erzählt wurde.


    Shelley´s Schreibstil gefiel mir, es ist gut detailliert. Und es waren Themen vor allem um den Wissenschaft herum, die einige Fragen mit sich brachte. Wie weit darf ein Mensch gehen ? Wann wird eine Grenze überschritten ? Man beschäftigt sich auf jeden Fall mit Fragen die auch jetzt aktuell sind.


    Ich habe mich, wie Victor selbst auch gefragt, ob die Kreatur sich anders entwickelt hätte, wenn Viktor von Anfang bei der Kreatur blieb und ihn lehrte wie das Leben und Menschen funktionieren. Denn ich hatte ehrlich gesagt mit der Kreatur Mitleid. Vor allem als die ersten Menschen auf ihn schlugen und ihn für sein Aussehen beschimpften....


    Mit Victor hatte ich auch Mitleid, denn als Wissenschaftler will man sicherlich Grenzen austesten und wenn man eins überschreitet muss man mit den Konsequenzen rechnen und bei ihm waren es ja die Menschen, die dadurch starben.


    Ich finde das Buch verdient es gelesen zu werden und ich bin froh, dass ich dank SWL jetzt schon lesen konnte!
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich hatte vor ein paar Wochen mal auf meinem Kindle die ersten Seiten gelesen und habe es dann aber wieder, auf Grund so vieler begonnener Bücher, zur Seite gelegt. Besteht denn das ganze Buch aus Briefen an die Schwester?

  • Ein Buch, das ich bisher immer noch nicht gelesen habe. :redface: Und ich weiß nicht einmal, wieso, denn eigentlich ist es genau mein Ding. Eine schöne Schauergeschichte mit Gruselfaktor. Und allein schon die Entstehung dieses Romans ist eine Geschichte wert. :smile:

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:


  • Besteht denn das ganze Buch aus Briefen an die Schwester?

    Nie gar nicht. Ich glaube es gab nur 1-2 Briefe die von der Schwester mal vorgelesen wurde.


    @Blckfairy: Ich bin froh dank Valentine das Buch gelesen zu haben, denn sie hat für SWL14 mir eine Wichtelliste gebastelt. Und ich war eigentlich eher skeptisch und bin froh das Buch doch gelesen zu haben. :smile:

  • Ich habe es im Urlaub tatsächlich geschafft, auch "Frankenstein" noch zu lesen. Das Buch stand schon eine Weile auf meiner to do-Liste und nun kam der richtige Zeitpunkt dafür.
    Der Anfang hat mich auch ein wenig irritiert, weil ich nicht wusste, wie die Geschichte sich entwickeln soll, aber ich muss sagen, dass das sehr gut gelöst wurde. Schon die ersten Seiten waren so spannend, dass ich immer weiterlesen musste.
    Neben der eigentlichen Geschichte um Victor und Frankstein geht es vor allem um die Frage, wie weit ein Mensch in der Wissenschaft gehen darf. Obwohl dieses Buch schon recht alt ist, hat es seine Aktualität nicht verloren, denn diese Frage ist heute aktueller denn je!


    4ratten

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    Verlag: Collector´s Library
    Format: Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen
    Ersterscheinungsjahr: 1818



    Robert Walton befindet sich auf dem Abenteuer seines Lebens. Er träumt davon, am Nordpol ein noch unbekanntes Land zu entdecken und es erforschen zu können. Sollte dies nicht gelingen, so möchte er mit seiner Reise dem Geheimnis des Magnetismus auf die Spur kommen und wenn das nicht klappt, zumindest eine kürzere und schnellere Passage in den Süden finden. Seine Reise beginnt von Russland aus, von welchem er am 11.12.17- seiner in England zurückgebliebenen Schwester den ersten Brief über seine Erlebnisse schreibt. Er ist frohen Muts über den erfolgreichen Ausgang seines Vorhabens, nur einen Umstand bedauert er - das Fehlen eines Freundes, mit dem er seinen Traum teilen kann und der ihn ergänzt.


    Nach einigen Monaten befindet er sich schließlich auf dem Eismeer. Eines Tages steckt sein Schiff im Eis fest und muss auf Anker liegend warten, bis es wieder aufbricht. Dabei machen er und seine Crew eine seltsame Entdeckung, als sie von der Ferne einen riesigen Mann beobachten, der mit einem Hundeschlitten gen Norden hetzt. Am Tag darauf retten sie einem anderen fast erfrorenen Mann auf einer Eisscholle treibend das Leben. So lernt Robert Viktor Frankenstein kennen.

  • Bis einschließlich Kapitel 8 (Seite 107):


    Robert kümmert sich aufopferungsvoll um den Fremden, sodass sich dieser langsam aber sicher zu erholen beginnt. Von Roberts Enthusiasmus und Forscherdrang alarmiert, entschließt er sich letztendlich, ihm die eigene Geschichte als warnendes Beispiel für zuviel Wissensdurst zu erzählen.


    Viktor Frankenstein wächst als Sohn einer reichen Genfer Familie auf. Seine Eltern sind sich trotz großem Altersunterschied in gegenseitiger Liebe und Achtung ergeben und vergöttern ihren Sprössling geradezu. Die ersten Jahre seines Lebens befinden sie sich durchgehend auf Reisen innerhalb von Europa. Als er fünf ist, nehmen seine Eltern die Waise Elisabeth als Tochter in ihrer Familie auf, beenden kurz darauf ihr Wanderleben und kehren mit ihren Kindern zurück in die Schweiz.


    Er erweist sich in Folge als glänzender Schüler, der sich in seiner Freizeit besonders für die alchemistischen Studien von Albertus Magnus, Paracelsus und Aggripa Cornelius begeistert. Mit siebzehn beginnt er nach dem Tod seiner Mutter in Ingolstadt sein Studium in den Naturwissenschaftlichen Fächern, schwört dabei den Alchemisten ab und stürzt sich mit Feuereifer in die noch jungen Wissenschaften, insbesondere in die Chemie. Schnell gehört er zu den Besten und hat nach zwei Jahren sogar schon seine Lehrer überholt.


    Als er entdeckt, wie er aus unbelebter Materie Leben erschaffen kann, gibt es für ihn kein Halten mehr. Ohne Rücksicht auf die Konsequenzen macht er sich an die Erschaffung eines Wesens, vergräbt sich in seine Arbeit und bricht jeglichen Kontakt mit der Außenwelt ab. Letztendlich glückt ihm sein Vorhaben. Kaum steht er vor der Vollendung seines Lebenswerkes, stößt ihn die Monstrosität seiner Erschaffung ab. Der Schöpfungsakt ist erfolgt, mit seiner Schöpfung will er aber nichts mehr zu schaffen haben.


    Nachdem er von dem Dämon, wie er ihn nennt, geflohen ist, trifft er auf seinen Freund Henry aus Genf, der nun endlich auch in Ingolstadt studieren darf. Damit wird es allerdings erst einmal nichts, da Frankenstein von einem Nervenfieber geplagt, die nächsten Monate am Krankenbett verbringt. Als er genesen ist, möchte er mit seinen früheren Studien nichts mehr zu tun haben, froh darüber, dass das Resultat seiner Bemühungen verschwunden ist.


    Kurz vor der Rückkehr in die Heimat erhält die traurige Nachricht, dass sein kleiner Bruder William grausam ermordet wurde. In Genf angekommen, erreicht ihn die nächste Hiobsbotschaft: seine Zieh-Schwester Justine soll für die furchtbare Tat verantwortlich sein. Frankenstein ist sich aber sicher, dass das Monster dafür verantwortlich ist, hat er ihn doch in einer Sturmnacht gesehen.


    Frankenstein versucht mit der Erzählung seiner Lebensgeschichte dem jungen Robert ein warnendes Beispiel zu geben. Auffällig ist dabei die unbeabsichtigte Enthüllung seines sehr schwachen Charakters. Er zerfließt in Selbstmitleid und betrachtet sich auch jetzt noch am Ende der Welt mehr als Opfer der Umstände denn als selbstverantwortlich für sein Elend. Sein Weltbild ist egozentrisch, andere Menschen kommen nur am Rande vor. Ihre Beschreibung bleibt stereotyp, ihre Charaktere sind eindimensional.


    Zum Beispiel ist seine geliebte Elisabeth weniger ein eigenständiger Mensch, sondern sein Besitztum. Spaßeshalber von seiner Mutter am Vorabend der endgültigen Aufnahme in die Familie als Geschenk für ihn angekündigt, nimmt er dies wörtlich und sagt in der Rückschau über sie: "...my more than sister, since till death she was to be mine only." (Seite 42, Kapitel 1).

  • In ihrem Roman "Frankenstein" vertritt Mary Shelley die These, dass der Mensch von Natur aus edel und gut ist und sich erst durch negative Umwelteinflüsse und unglückliche Umstände schuldig macht. In diesem Sinne arbeitet sie die Figuren von Frankensteins Eltern und seiner "Kusine" Elizabeth heraus. Diese drei sind das Idealbild eines anständigen und aufrechten Menschen. Zum Beispiel macht sich der Vater auf die Suche nach einem verarmten Freund, um ihm finanziell unter die Arme zu greifen. Er kann diesem zwar nicht mehr helfen, versorgt aber dessen zurückgebliebene Tochter. Zwei Jahre später heiraten die beiden, nachdem sie Gefühle füreinander entwickelten. Sie lieben und umsorgen ihren Sohn Viktor, der für lange Zeit das einzige Kind bleibt.


    Frankenstein wächst also unter den denkbar günstigsten Umständen auf. Trotzdem lädt er als junger Mann nicht nur schwere Schuld auf sich, er bleibt auch bis an sein Lebensende davon überzeugt, im Umgang mit seinem Geschöpf richtig gehandelt zu haben. Dabei stellt seine wirklich unverzeihbare Sünde nicht der überhebliche Schöpfungsakt und damit seine versuchte Gleichstellung mit Gott dar - diesen Schritt bereut er aufrichtig und ernsthaft - sondern seine völlige Ablehnung dem von ihm geschaffenen Wesen gegenüber. Sein "Kind" kann für sein abscheuliches Aussehen nichts dafür, doch nicht einmal Frankenstein als sein Schöpfer möchte hinter die schreckliche und furchteinflössende Fassade blicken. Er verurteilt ihn vom ersten Augenblick an, nennt ihn Monster, Dämon und abscheuliches Insekt, verweigert ihm einen eigenen Namen und überlässt ihn seinem Schicksal.


    Das Monster, das sich zeit seines Lebens nach Gesellschaft, menschlicher Wärme und Nähe sehnt, verroht mit jeder Ablehnung und mit jeder Ungerechtigkeit zusehends, bis er schließlich sein Inneres dem Äußeren angeglichen hat. Viktor und sein Monster zehren vom gegenseitigen Hass aufeinander. Ohne es zu merken, sind beide voneinander abhängig und werden erst durch den Tod wieder frei.


    Fazit: Ein intensiver Roman, der den Leser auch nach zweihundert Jahren nicht unberührt lässt.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()