Ich hatte sehr lange Schwierigkeiten mit dem Buch Die Beispiele, die die Autorin beschrieben hat, waren mir in der Botschaft zu ähnlich: introvertierte Menschen, die sich überwinden dadurch Großes erreichen konnten. Nicht, dass ich ihr das nicht glaube, aber sie machte diese Überwindung zu einfach. Für mich waren es zu viele Beispiele, die ich nicht gebraucht hätte.
Es gab auch bei den für mich schwierigen Passagen Dinge, die mir gut gefallen haben: Susan Cain erklärt den Unterschied zwischen schüchtern und introvertiert sein und erklärt, wie sich introvertierte Menschen in bestimmten Situationen fühlen. Mit den Listen von Fragen, deren Beantwortung mich in der einen oder anderen Kategorie zuweisen, konnte ich dagegen weniger anfangen. Auch nicht mit den Tests, die immer wieder gemacht wurden, um Unterschiede im Verhalten und extravertierten und introvertierten Menschen zu zeigen. Da hat mir gefehlt, was mit den Ergebnissen passierte.
Wirklich abgeholt hat mich die Autorin in den letzten Kapiteln, in der sie darüber schrieb, wie sich introvertierte Personen innerhalb einer Partnerschaft und hier vor allem in Konflikten verhalten. Für mich persönlich war das das Kapitel, aus dem ich am meisten mitnehmen konnte. Bei dem, was sie über Eltern mit introvertierten Kindern geschrieben hat, musste ich teilweise schlucken. Da gibt es noch viel Hilflosigkeit und den Wunsch, die Kinder aus dem vermeintlichen Schneckenhaus zu holen, auch wenn das gegen alles ist, was sich diese Kinder wünschen. Oder es wird mit Unverständnis oder sogar Spott reagiert. Das war nicht immer einfach zu lesen, weil mir einiges sehr bekannt vorkam.
Das Buch ist schon einige Jahre alt, ich fände es interessant zu lesen, was sich in den Augen der Autorin seitdem auf diesem Gebiet getan hat. Mir haben große Teile nicht so gefallen, wie ich erwartet habe. Aber die Dinge, die ich daraus mitnehmen konnte, haben die zähen Teile ausgeglichen.