Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

Es gibt 121 Antworten in diesem Thema, welches 28.192 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Ich hatte sehr lange Schwierigkeiten mit dem Buch Die Beispiele, die die Autorin beschrieben hat, waren mir in der Botschaft zu ähnlich: introvertierte Menschen, die sich überwinden dadurch Großes erreichen konnten. Nicht, dass ich ihr das nicht glaube, aber sie machte diese Überwindung zu einfach. Für mich waren es zu viele Beispiele, die ich nicht gebraucht hätte.


    Es gab auch bei den für mich schwierigen Passagen Dinge, die mir gut gefallen haben: Susan Cain erklärt den Unterschied zwischen schüchtern und introvertiert sein und erklärt, wie sich introvertierte Menschen in bestimmten Situationen fühlen. Mit den Listen von Fragen, deren Beantwortung mich in der einen oder anderen Kategorie zuweisen, konnte ich dagegen weniger anfangen. Auch nicht mit den Tests, die immer wieder gemacht wurden, um Unterschiede im Verhalten und extravertierten und introvertierten Menschen zu zeigen. Da hat mir gefehlt, was mit den Ergebnissen passierte.


    Wirklich abgeholt hat mich die Autorin in den letzten Kapiteln, in der sie darüber schrieb, wie sich introvertierte Personen innerhalb einer Partnerschaft und hier vor allem in Konflikten verhalten. Für mich persönlich war das das Kapitel, aus dem ich am meisten mitnehmen konnte. Bei dem, was sie über Eltern mit introvertierten Kindern geschrieben hat, musste ich teilweise schlucken. Da gibt es noch viel Hilflosigkeit und den Wunsch, die Kinder aus dem vermeintlichen Schneckenhaus zu holen, auch wenn das gegen alles ist, was sich diese Kinder wünschen. Oder es wird mit Unverständnis oder sogar Spott reagiert. Das war nicht immer einfach zu lesen, weil mir einiges sehr bekannt vorkam.


    Das Buch ist schon einige Jahre alt, ich fände es interessant zu lesen, was sich in den Augen der Autorin seitdem auf diesem Gebiet getan hat. Mir haben große Teile nicht so gefallen, wie ich erwartet habe. Aber die Dinge, die ich daraus mitnehmen konnte, haben die zähen Teile ausgeglichen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Schade, dass es Dich nicht gänzlich überzeugen konnte, aber gerade die Punkte, die Du als positiv hervorhebst, Kirsten, mochte auch ich ganz besonders.

    Susan Cain erklärt den Unterschied zwischen schüchtern und introvertiert sein und erklärt, wie sich introvertierte Menschen in bestimmten Situationen fühlen.

    Ich habe es als Kind schon so dermaßen gehasst, wenn ich als "schüchtern" abgetan wurde, selbst von meiner Mutter kam das gerne mal so entschuldigend, "sie ist halt schüchtern", wenn ich nicht mit anderen Kindern spielen wollte, weil die mir irgendwie nicht zugesagt haben. Mit Kindern (und ganz oft auch Erwachsenen), die ich auf Anhieb sympathisch fand, habe ich nämlich durchaus schnell eine Basis gefunden.


    Tief im Inneren wusste ich damals schon, dass das nicht stimmt, aber ich konnte es natürlich nicht in Worte fassen und bin Susan Cain auch fast zehn Jahre nach der Lektüre immer noch dankbar, dass sie mein Weltbild diesbezüglich wieder ins Lot gebracht hat.

    Da gibt es noch viel Hilflosigkeit und den Wunsch, die Kinder aus dem vermeintlichen Schneckenhaus zu holen, auch wenn das gegen alles ist, was sich diese Kinder wünschen.

    Auch das kommt mir sehr bekannt vor und es ärgert mich, dass es immer noch als gesetzte Norm gilt, dass man sich in Gruppen wohlfühlt und ständig mit anderen zusammen sein muss/will. Ich hatte als Kind und Jugendliche natürlich auch Spaß mit Freund:innen, aber mindestens genauso schön war die Zeit, die ich mit mir alleine verbringen konnte. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Insofern fand ich es klasse, dass das hier thematisiert wurde und auch extrovertiertere Eltern Tips und Anhaltspunkte an die Hand bekommen, wie sie mit eher introvertierten Kindern umgehen können und was diese brauchen - und dass Introversion eben kein Fehler in der Software ist, sondern etwas ganz Normales.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen