Nun habe ich "Glennkill" auch zu Ende gelesen und hier ist meine Meinung:
Um es gleich vorweg zu nehmen: wer hier einen spannenden Krimi erwartet, wird von dem Roman enttäuscht sein. "Glennkill" ist ein Schafskrimi, und das bedeutet, es geht zuerst einmal und hauptsächlich um Schafe.
Schafe, wie sie sich selbst sehen
Schafe, wie sie die Welt sehen
Schafe, wie sie die Menschen sehen
Wer sich auf diese Schafe einlässt, wird allerdings große Freude an dem Buch haben.
Die Schafherde des verstorbenen Schäfers George Glenn ist nämlich eine Ansammlung von Individuen, die von Leonie Swann in ihrer Verschiedenheit ganz genau gezeichnet werden. Jedes hat seinen eigenen Charakter und bringt diesen in das Gesamtgebilde dieser Schafherde ein.
Dabei werden die einzelnen Schafe aber nicht einfach nur mit menschlichen Eigenschaft versehen - nein, das wäre viel zu einfach. Jedes Schaf bleibt bei aller Pfiffigkeit, Intelligenz, Hartnäckigkeit, Schnelligkeit, Ausdauer, Durchsetzungsfähigkeit immer noch ein Schaf, und das macht die Geschichte so liebenswert.
Daher erscheint es auch ganz passend, dass die Handlung nur langsam Fahrt aufnimmt und sehr lange nicht richtig in die Gänge kommt, aber so sind Schafe nun mal...
Ich fand die Geschichte jedenfalls ganz bezaubernd und kann sie jedem Tierfreund nur empfehlen. Für die eher zu vernachlässigende Krimikomponente, die leider etwas dahindümpelt, gibt es einen kleinen Punktabzug und daher "nur"
Oh je, ich kann Miss Maple (das Hauptermittlungsschaf) direkt vor mir sehen, mit vorwurfsvollem Blick - wo sie sich doch so angestrengt hat, um den Fall zu lösen; was kann sie dafür, wenn der Rest der Herde nur ans Grasen denkt?
Viele Grüße
Määhramis