Wolfram Fleischhauer - Das Buch in dem die Welt verschwand

Es gibt 112 Antworten in diesem Thema, welches 29.470 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von creative.

  • Hallo!


    Ich möchte mich auch gern in diese Leserunde einklinken (ich bin neu hier, habe aber schon öfter mitgelesen, ohne mitzureden).


    Also:
    Ich bin fast am Ende des 1. Kapitels und möchte das Buch eigentlich garnicht mehr weglegen... dadurch, daß es so schön (fließend) zu lesen ist, kann man sich alles genau bildlich vorstellen.


    Nicolai erscheint mir auch älter als 20. Aber wenn ich nicht weiter darüber nachdenke, ist`s ok.


    Sogar zum Lachen hat mich das buch gestern abend kurz gebracht, nämlich indem kurz beschrieben wurde, wie wohl die Perücke von Zinnlechner an dem Haken der Tür gelandet ist - "in Folge eines nachlässigen Wurfes" .


    @ creative:
    Genauso wie dieser Spruch beim Friedhofseingang brachte mich auch "Nur weil es da ist, ist es doch noch lange nicht wahr..." zum Grübeln. Könnte vielleicht beides sinngemäß das Selbe sein..?


    ...So, dann lese ich gespannt weiter!


    Liebe Grüße u. bis bald!

  • Hallihallo,


    @peregrina: Willkommen im Forum und in der Leserunde :winken:


    Wie allen anderen geht es auch mir so: Ich mag das Buch kaum aus der Hand legen und bin nun schon auf Seite 118 (Hardcover).


    Drei Fragen sind bei mir inzwischen aufgetaucht - vor allem hinsichtlich der Wahrheit :breitgrins:


    1. Der Versuch, den der Professor mit dem Hund in der Universität macht. Gab es den wirklich? :entsetzt:


    2. Dieser Apparat, der zerstörte Dokumente durchleuchtet und verloren Geglaubtes sichtbar macht: Gibt es den wirklich?


    3. Du schreibst auf Seite 118 des Hardcovers: <i>Was immer diesem Mädchen zugestoßen war - ihren Zustand konnte gegenwärtig nur <b>Morpheus</b> lindern.</i>


    Wieso Morpheus und nicht Morphium? Ist das wirklich ein Synonym?


    Ich bin übrigens sehr begeistert von der flüssigen, schön zu lesenden Sprache! Toll! Ich mache mich jetzt schon auf die Suche nach den restlichen Büchern von Wolfram. Interessant dabei ist übrigens, dass ich mich lange an das Buch gar nicht rangetraut habe. Keine Ahnung aus welchem Grund.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat

    Wieso Morpheus und nicht Morphium? Ist das wirklich ein Synonym?


    Leider liegt mein Buch immer noch bei der Post (*grml*) und ich bin demnach noch nicht angefangen. Aber hier würde ich so aus dem Stehgreif vermuten, er meinte damit: Schlaf.


    Nur der Schlaf (Morpheus= Gott des Schlafes) kann irgendwas lindern. Würde das passen? Morphium ist ja eher ein sehr stark Schmerz- bzw. Betäubungsmittel.

  • Zitat von "nimue"

    1. Der Versuch, den der Professor mit dem Hund in der Universität macht. Gab es den wirklich? :entsetzt:


    2. Dieser Apparat, der zerstörte Dokumente durchleuchtet und verloren Geglaubtes sichtbar macht: Gibt es den wirklich?


    3. Du schreibst auf Seite 118 des Hardcovers: <i>Was immer diesem Mädchen zugestoßen war - ihren Zustand konnte gegenwärtig nur <b>Morpheus</b> lindern.</i>


    Bei Frage 1 und 2 bin ich noch nicht, aber die 1. Frage würde mich auch sehr interessieren. An der Stelle musste ich schon ziemlich schlucken...

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo zusammen, ich bin jetzt auch mit dem ersten Teil fertig und es gefällt mir sehr gut.
    Wie die Wissenschaftler versuchen, die Phänomene des Körpers aufzuklären ist aus heutiger Sicht natürlich eher erschreckend. Da wird der Versuch an dem Hund solange wiederholt, wie es dem Puplikum gefällt und mehrere Kannichen müssen ihr Leben lassen, damit der Graf erforschen kann, wieviel eine Seele wiegt. Die Frage, ob die Tochter denn auch vorher und nachher gewogen wurde, war ja so naheliegend, dass sie Nicolai fast über die Lieben gerutscht wäre.
    Die Figur von Nicolai finde ich sehr gelungen. Er steht seiner Wissenschaft sehr kritisch und aufgeklärt gegenüber, kann der Versuchung aber trotzdem nicht wiederstehen, die für ihn ansich abwegige Methode des Magnetisierens auszuprobieren. Um so größer seine Überraschung, dass es anscheinend funktioniert.
    Mit dem zweiten Handlungsstrang kann ich noch nichts anfangen, wen wundert es.
    Bei der Inschrift Behüte mich der Himmel, dass mein Herz nicht etwas glaubt, was meine Augen sehen ist mir noch aufgefallen, dass man durch sie hindurch gehen muss, um den Friedhof zu betreten :schulterzuck:
    Der 2. Teil fängt mit der Einführung von Di Tassi sehr spannend an. Endlich eine Person, die das Geschehen in der Bibliothek kritsch beurteilt und Nicolai und seine Ansichten ernst nimmt.
    Nachdem ich eure Beiträge gelesen hatte, habe ich aber gestern abend kurz vor Mitternacht nach dem 1. Kapitel abgebrochen und lese lieber nachher bei Tageslicht weiter :breitgrins:
    So, liebe Grüße und :winken:
    Olima

    In te ipsum redi - Schaue in dich selbst hinein

  • Zitat von "Olima"

    Bei der Inschrift Behüte mich der Himmel, dass mein Herz nicht etwas glaubt, was meine Augen sehen ist mir noch aufgefallen, dass man durch sie hindurch gehen muss, um den Friedhof zu betreten


    Jetzt wo du das so schreibst, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich bedeutet der Spruch im Zusammenhang mit dem Friedhof: "Zwar siehst du hier ihre Gräber, aber in Wirklichkeit sind die Verstorbenen nicht tot, sondern haben das ewige Leben." Also ein Trost für die Überlebenden, die den Friedhof betreten. Das Auge sieht die Leiche (bzw. das Grab), aber das Herz soll an das Leben nach dem Tode glauben.
    So zumindest deute ich den Spruch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Guten Morgen allerseits,


    da haben sich über das Wochenende ja ein paar interessante Fragen angesammelt.
    Die "wissenschaftlichen" Schilderungen stammen tatsächlich aus zeitgenössischen Aufsätzen und Büchern. Die Wirklichkeit ist ja so verrückt, so etwas kann man sich gar nicht ausdenken. Daher gehe ich ja auch immer in Archive, um solche Sachen zu finden. Besonders interessant fand ich die Seelenärzte in Halle und die ganze Diskussion um Ansteckung, die man damals ja nicht nachweisen konnte. Hier sei nochmals auf das Buch "Der sympathetische Arzt" verwiesen, sehr anregende Lektüre.
    Was die beiden Sprüche betrifft, die etwas befremden: letztlich sagen sie ja nichts anderes als: Wahrheit ist eine (moralische) Entscheidung. Sie wird nicht gefunden, sondern erzeugt.
    Der Spruch auf dem Friedhof stammt von Margarete von Navarra, bei dem anderen bilde ich mir ein, er sei von mir. Aber vielleicht habe ich ihn auch irgendwo gelesen. Hier wird auf die Bedeutungsebene des Romans vorgegriffen, also auf die völlig unterschiedlichen Sichtweisen von Nicolai und Magdalena.
    Aber ich will lieber nicht vorgreifen, denn es soll ja spannend bleiben...

  • Ich habe gestern den zweiten Teil beendet, doch bevor ich nun zum dritten Teil übergehe, werde ich zunächst noch Heine zuende lesen :winken:

  • Jetzt bei der Zweitlektüre kann ich mein Augenmerk ganz anders ausrichten, die erste Spannung und das sich dadurch ergebene "Durchlesen in einem Rutsch" entfällt ja etwas. Wolfram dabei kann ich wirklich nur sagen, du hast den Roman wirklich super toll geschrieben, all diese Andeutungen, über die man zwar stolpert aber nicht begreift. Alles läuft auf den Schluss hinaus, klasse gemacht! Ich bin jetzt sogar noch mehr begeistert als bei der Erstlektüre, und ich bin froh diese Leserunde mitzumachen. :smile:

  • Zitat von "Saltanah"


    Natürlich bedeutet der Spruch im Zusammenhang mit dem Friedhof: "Zwar siehst du hier ihre Gräber, aber in Wirklichkeit sind die Verstorbenen nicht tot, sondern haben das ewige Leben." Also ein Trost für die Überlebenden, die den Friedhof betreten. Das Auge sieht die Leiche (bzw. das Grab), aber das Herz soll an das Leben nach dem Tode glauben.
    So zumindest deute ich den Spruch.


    Klar, doch. Na darauf hätte ich mit ein bisschen Grips auch selber kommen können :rollen: Manchmal denkt man einfach viel zu kompliziert bzw. in die ganz andere Richtung.
    Danke, Saltanah!


    Ansonsten finde ich es schon sehr erstaunenswert, dass man durchaus davon ausgehen kann, dies alles ist historisch wahr. Na, Zeiten waren das..... unvorstellbar!


    Ich bin jetzt mitten im 2. Teil, habe noch keine wirkliche Ahnung, wie ich die Lage einschätzen soll. Wer steckt mit wem unter einer Decke, wer hat mit der Sache zu tun? In wie fern ist di Tassi eine vertrauenswürdige Person?
    Meine Sympathien gelten eindeutig dem jungen Nicolai. Seine Aufgeschlossenheit, sein Instinkt, seine Art, das gefällt mir!


    PS: Gibts keine Idee zu den "geschnittenen Talern"?

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Heidi Hof"

    Jetzt bei der Zweitlektüre kann ich mein Augenmerk ganz anders ausrichten, die erste Spannung und das sich dadurch ergebene "Durchlesen in einem Rutsch" entfällt ja etwas.


    Also dass denk ich mir bei diesem Buch.


    Denn alles, worüber wir noch rätseln, wofür wir nach Zusammenhänge oder Querverbindungen suchen erscheint dir wohl nunmehr ganz augenfällig!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo Creative


    Ja!!! :klatschen:
    Nach der Lektüre des zweiten Buches von Heine gehen mir sämtlicher Lichter auf. Namensgebung und Alles! Du musst unbedingt Heine Lesen, dann weißt du auch die Arbeit zu schätzen, die sich Wolfram hier gemacht hat :zwinker: (Ich bin total aus dem Häuschen :jumpies: )

  • Zitat von "nimue"

    2. Dieser Apparat, der zerstörte Dokumente durchleuchtet und verloren Geglaubtes sichtbar macht: Gibt es den wirklich?


    Ich weiß zumindest, dass es heute Möglichkeiten gibt, das urprünglich geschriebene auf gelöschten und wiederbeschreibenen PErgamenten sichtbar zu machen.


    Zitat von "creative"


    Und zu guter Letzt gibt mir dieser Satz noch Rätsel auf: (S. 96, der letzte Satz des I. Kapitels):, der Spruch beim Friedhofseingang: "Behüte mich der Himmel, dass mein Herz nicht etwas glaubt, was meine Augen sehen."
    Ich überlege die ganze Zeit, wie das wohl gemeint sein kann. Dass man nicht alles glauben soll, was man auf den ersten Blick sieht? Dass man seinem Gefühl, seinem "Herz" mehr vertrauen soll? - Was meint ihr??

    [/quote]


    Hm, ich hatte diesen Satz ganz im Sinne der Aufklärung verstanden. Von uns aus sieht es auch so aus, als wäre die Erde eine Scheibe oder als würde die Sonne um die Erde kreisen. Aber man soll eben nicht alles glauben, was mit bloßem Auge erkennbar ist.


    Zitat von "Tirah"

    Als Nicolai beim Grafen war, wollte ich unbedingt immer wissen, wie's weitergeht - die Szenen mit der Postkutsche fand ich sehr störend - ich wollte doch wissen, was mit dem Grafen ist! :breitgrins:


    Ja, so ging es mir auch. Das hatte dann auch zur Folge, dass ich mit dem Lesen nicht aufhören konnte, bis diese Episode vorbei war. Der "Trick" hat also geklappt.


    Viele Grüße
    Claudi
    (die gerade in der germanistischen Bib sitzt, an ihrer Hausarbeit arbeiten sollte, aber erstmal kurz nach Heine sucht...)

  • Ich hoffe, die anderen Mitleser verzeihen eine kurze Frage zu einem anderen Buch von W. Fleischhauer ...


    Frage zu „Drei Minuten mit der Wirklichkeit“:


    Wolfram, du schreibt auf dem Cover, dass du begeisterter Tangotänzer bist.
    Kann es sein, dass du teilweise diesen Tangorhythmus in deine Sprache eingebaut hast? Manche Passagen kommen mir sehr viel „zackiger“ (extrem kurze Sätze, sehr viele Kommas und Einfügungen) vor, als deine sonstige Sprache. Oder entsteht das nur in meiner Phantasie?

  • So, zweiter Teil bis einschließlich Kapitel 9 und viele spannende Ansatzpunkte.
    Wie oben schon gesagt Di Tassi, eine Person, die Nicolai ernst nimmt, aber wieso beschäftigt sich das Reichskammergericht mit diesem Fall.
    Der Mord an Selling, ein Messer auf dessen Klinge dieselbe Gravur ist, wie auf den Schwertern der Engel auf dem Gemälde im Zimmer des Grafen. Und wieso wieder zwei Engel, die eine Pforte bewachen, genau wie die Pforte zum Friedhof.
    Eine junge Frau als Zeugin, anscheinend eine Magd, an der aber etwas gravierendes nicht übereinstimmt, obwohl sie Nicolais Blut in Wallung bringt (ich hatte schon Angst er würde sich nur für die Wissenschaft interessieren.)
    Ein Graf, der selbst in einem herruntergekommenen Schloß wohnt, aber sich nebenbei fast zwei Millionen Taler ergaunert. Um eine Idee von diesem Wert zu bekommen, Nicolai kann sich ein Buch im Wert von 2 Taler niemals leisten.
    Briefe die genaue Angaben über Person, Lebensweise und Lebensumstände beschreiben und auch hier nicht nur einer sondern hunderte.
    Und dann noch die Berichte über brennende Postkutschen und Nicolais Vorhersage anhand der Landkarte, wo die nächsten Überfälle zu erwarten sind.
    Einen Einblick in des Medizin-Wissen der "normalen" Bevölkerung bietet noch das Gespräch über Muttermale und ihre Bekämpfung, wo nimmt man denn auf die Schnelle einen verstorbenen Schwindsüchtigen her :zwinker:
    Den Abschnitt über Buchhändlerkriege, Buchdruckmonopole und Nachdrucke muss ich gleich nochmal lesen, da bin ich eben nur drübergeflogen, weil es nicht ganz so spannend war, aber sehr interessant.
    So, was haltet Ihr davon
    Gruß
    Olima

    In te ipsum redi - Schaue in dich selbst hinein

  • @ Olima:


    mir gehts wie dir, ich sammle auf einem Word-Sheet sämtliche Fakten und Vorkommnisse, genauso wie du.
    Von Zeit zu Zeit lese ich mir das Ganze durch und versuche, irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen. Bis jetzt leider noch nichts .......


    Besonders gespannt bin ich auf die Rolle, die Di Tassi letztendlich einnimmt.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"


    PS: Gibts keine Idee zu den "geschnittenen Talern"?


    Hab mal ein bischen rumgegoogled, bin aber leider nicht fündig geworden


    Schade schade


    Gruß Olima

    In te ipsum redi - Schaue in dich selbst hinein

  • Zu den geschnittenen Talern spukt mir was im Kopf herum, ich bin mir aber nicht sicher, ob es stimmt:


    Früher war Deutschland ja in unzählige Fürstentümer aufgeteilt und soviel ich weiß, gab es keine einheitliche Währung. Jedes Fürstenhaus hat seine Taler wohl selbst geprägt. "Ungeschnittene" Taler waren dann Taler, die noch keine Prägung hatten - man konnte sie also in jedem Fürstentum problemlos ausgeben.


    Ob das richtig ist, weiß ich nicht, vielleicht habe ich das auch falsch in Erinnerung.


    Zum lesen bin ich die letzten Tage leider gar nicht gekommen - vielleicht ja morgen wieder.

    viele Grüße<br />Tirah

  • Zu den ungeschnittenen Talern:


    Wegen des Metallwertes wurde an Münzen immer wieder herumgeschnitten. Daher wurden auch die geriffelten Ränder eingeführt, so daß man leichter sehen konnte, ob hier und da ein wenige Gold oder Silber abgezwackt worden war. Das Währunschaos in Deutschland war außerdem erheblich, so daß es oft schwierig gewesen sein dürfte, Münzen zu tauschen und den exakten Wert der Tauschwährungen zu ermitteln. Hier wird es auch dazu gekommen sein, daß man Münzen zerschnitten hat. Schließlich waren die Fürsten selber auch findige Falschmünzer, wenn es darum ging, ihre Schulden zu bezahlen. Die arbeiteten v.a. mit billigen Bleizusätzen, eine damals gebräuchliche Form der heimlichen Abwertung. Ungeschnittene Goldtaler waren jedenfalls eine begehrte Sache, daher tauchen sie hier auf.