Robert Galbraith - Der Seidenspinner

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    Titel: Der Seidenspinner
    Autor(in): Robert Galbraith (Pseudonym von J.K. Rowling)


    Allgemein:
    672 S., : Blanvalet Verlag, 2014


    Inhalt:
    Cormoran Strike ist neuerdings ein gefragter Mann. Seit seinem großem Ermittlungserfolg (Der Ruf des Kuckucks) um den Mord an einem Model kann er sich jedenfalls nicht beklagen. Als die Ehefrau des Romanautors Qwen Quine in seinem Büro erscheint, glaubt er zunächst an einen recht einfachen Fall. Sie möchte das er herausfindet wo ihr Mann ist, denn dieser ist spurlos verschwunden und hat nur Andeutungen gemacht das sein neuer Roman einschlagen würde, wie eine Bombe. Als Strike anfängt zu ermitteln wird ihm aber klar, das doch mehr hinter dem Verschwinden zu stecken scheint als seine Frau auch nur erahnt. Denn der Roman "Der Seidenspinner" ist eine bösartige Satire auf das Leben und hat viele der engsten Freunde und Bekannte im Blick, die Quine in seinem Umfeld versammelt hatte.
    Doch noch immer glaubt niemand an ein ernsthaftes Verbrechen... bis Quines Leiche gefunden wird. Der brutale Mord zeigt aber auch das der Mörder vor allem skrupellos und brutal vorgeht. Strike ist sich sicher, dass der Schlüssel zu allem das Manuskript ist, das keiner gelesen haben will...



    Meine Meinung:
    Das Rowling auf Krimi kann hat sie ja schon mit dem ersten Band "Der Ruf des Kuckucks" bewiesen. Das sie nun auch nachlegen kann, das hat sie nun ebenfalls gezeigt. "Der Seidenspinner" ist wirklich ein toller Roman geworden. Spannend, ein bisschen abgedreht, aber gerade so, das es nicht zu viel wird und mit seinem Detektiv einfach wieder unschlagbar gut. Vor allem die Beziehung zwischen Cormoran Strike und seiner Assistentin Robin ist dabei immer wieder spannend. Man kann richtig spüren das das es irgendwie Knistert ohne das dabei der eigentliche Fokus des Romans aus den Augen verloren wird. Es stimmt einfach wieder alles. Die Mischung zwischen Privatleben und Fall ist perfekt und gerade so das man eben auch den Menschen hinter dem Detektiv näher kennen lernen möchte.
    Die falschen Fährten sind ebenfalls sehr schön gelegt, aber nicht so das es überhaupt nicht mehr nachvollziehbar wäre, auch wenn man einem gemeinsam mit Strike klar ist wer es vermutlich nicht gewesen ist – obwohl auch das immer mal wieder durchaus zweifelhaft ist. Und der Mord selbst ist dermaßen Bösartig und da wäre natürlich der ein oder andere Seitenhieb auf das Literaturgeschäft. Ich glaube Rowling hat es richtig Spaß gemacht hier auch mal Dampf abzulassen *gg* Überhaupt beweist sie einmal mehr welches Talent sie im konstruieren von Handlung und wie genial sie darin ist lose Handlungsstränge zusammen zu führen.
    Ich hatte richtig viel Spaß mit "Dem Seidenspinner" und hoffe natürlich auf weitere Fortsetzungen!


    4ratten

  • Der Lula Landry Fall und seine Auflösung haben Cormoran Strike kurzzeitig berühmt gemacht. Zahlreiche wohlhabende Mandanten beauftragen seine Detektei und seine finanzielle Lage entspannt sich zusehends. Dennoch langweilen ihn die immergleichen Fälle, in denen er untreue Partner beschatten und überführen soll. Als eines Tages die Leonorea Quine, die Ehefrau eines Schriftstellers, vor ihm steht und ihn bittet, ihren verschwundenen Mann zu finden, sagt Cormoran zu, obwohl die Bezahlung eher unsicher scheint. Er hat keine Ahnung, worauf er sich mit dem eigentlich ganz einfach erscheinenden Fall einlässt. Quine hatte vor seinem Verschwinden sein neuestes Manuskript "Bombyx Mori" an seine Agentin geschickt und es enthält offensichtlich einigen Zündstoff, da mehrere reale Personen darin aufs Übelste diffamiert werden. Immer tiefer dringt Strike in das Umfeld des Schriftstellers ein und lernt die Welt von Autoren, Verlegern, Agenten und Kritikern kennen. Seine Assistentin Robin unterstützt ihn hierbei wieder tatkräftig.


    Für mich war es ein solider Kriminalroman, wie auch schon der erste Fall. Wirklich begeistern oder so fesseln, dass ich die Nächte durchgelesen hätte, konnte mich aber keins der Bücher.


    Hier habe ich mich insbesondere mit den vielen Personen und den Verknüpfungen untereinander schwergetan. Ich konnte mir nicht wirklich merken, welche reale Person welcher Figur in Quines Buch zugeordnet war. Noch dazu fand ich "Bombyx Mori" ziemlich abartig und wollte die Beschreibungen seines Inhalts eigentlich garnicht so genau lesen – mag sein, dass mir hierdurch der eine oder andere Hinweis entgangen ist.


    Interessant fand ich die Weiterentwicklung der Hauptfiguren. Man lernt beide deutlich besser kennen als noch im ersten Teil, war mein Empfinden. Strike hatte sich ja endgültig von seiner langjährigen Freundin getrennt und dieses Mal anscheinend endgültig. Robin hingegen steht eigentlich kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Matthew, aber zwischen ihnen kriselt es, weil er ihre Begeisterung für ihren Job einfach nicht nachvollziehen kann. Auch ist er Strike gegenüber ziemlich misstrauisch und negativ eingestellt, während Robin ihren Chef in beruflicher Hinsicht sehr bewundert. Strike seinerseits begreift relativ lange nicht,dass Robin mehr in die Arbeit als Detektiv eingebunden werden will und es ihr nicht ausreicht, nur seine Sekretärin zu sein – hier gibt es also noch reichlich Klärungsbedarf.


    Insgesamt gut geschriebene und durchaus spannende Unterhaltung, bei der für mich aber immer noch ein bisschen was fehlte.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Inzwischen läuft Cormoran Strikes Büro sehr gut. Die Jobs, die er an Land zieht sind auf Dauer langweilig, aber lukrativ. Dann taucht Leonora bei ihm auf und fordert kurz angebunden, dass Strike ihren Mann Owen Quine suchen soll, die Rechnung würde von der Literaturagentin Elizabeth Tassel beglichen. Strike nimmt den Auftrag wider besseren Wissens an und macht sich auf die Suche nach dem eigenwilligen Autor. Schnell wird ihm klar, dass der Fall recht komplex ist, denn in dem Manuskript seines neuen Roman greift Owen alle Leuten in seinem Umfeld massiv an, indem er Intimitäten öffentlich macht.
    Wieder einmal gelingt es J. K. Rowling unter dem Pseudonym Robert Galbraith einen atmosphärisch dichten und intelligent konzipierten Kriminalroman zu präsentieren. Die Orte sind sehr schön bildhaft beschrieben, so dass man sich fühlt, als sei man selbst auf einem Trip durch London. Aber auch die beteiligten Personen sind sehr gut dargestellt in ihrer Egozentrik und teils aufgesetzten Eigenwilligkeit. Quine selbst sorgt dafür, dass er aufgrund seines Outfits auffällt und im Gespräch bleibt, indem er gelegentlich abtaucht. Feindschaften werden gepflegt und sorgen für Publicity.
    Cormoran ist sympathisch, intelligent und selbstbewusst. Durch seine Sensibilität hat er auch ein Gespür für andere Menschen und sieht Einzelheiten, die anderen verborgen bleiben. Sein Leben hat ihm eine Menge unangenehmer Erfahrungen beschert, nicht zuletzt der Verlust seines Unterschenkels, der ihm ständig Beschwerden bereitet. Dass er aber auch Sinn für Humor und kleine Biestigkeiten hat, beweisen seine Weihnachtsgeschenke für die Neffen und sein Patenkind. Unterstützt wird Strike durch seine ambitionierte und hübsche Assistentin Robin Ellacott, die nichts lieber tut, als ermitteln, was ihrem Freund und zukünftigen Ehemann Matthew absolut nicht gefällt. Sie agiert mit Feingefühl und Zurückhaltung, aber stets scharfsinnig.
    Es gibt eine überschaubare Zahl von Protagonisten, die aber alle ein Motiv haben und dadurch verdächtig sind.
    Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist aber aufgrund der eigenwilligen Charaktere und Strikes besonderer Ermittlungsweise interessant und spannend. Wieder einmal blieben mir entscheidende Details verborgen, so dass ich mich zwar gefühlsmäßig auf einen Verdächtigen eingeschossen hatte, aber bis zum Schluss doch im Dunkeln tappte.
    Ein spannender Kriminalroman mit eigenwilligen Verdächtigen und einem ganz besonderen Ermittlerduo.



    4ratten

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    Schon der erste Band um den Privatermittler Cormoran Strike aus der Feder von Robert Galbraith aka J. K. Rowling hat mir sehr gut gefallen. Strike ist absolut nicht perfekt, aber auch nicht so ein depressiver Trauerkloß, obwohl er als Soldat in Afghanistan Schlimmes erlebt und ein Bein verloren hat und seine Verlobung mit einer Society-Schönheit den Bach runtergegangen ist. Nachdem ihm der Fall Lula Landry - der in "The Cuckoo's Calling"/"Der Ruf des Kuckucks" geschilderte rätselhafte Tod eines jungen Models - einige Bekanntheit und viele neue Klienten eingetragen hat, läuft seine verschuldete Detektei immerhin rentabel, er hat eine anständige Bleibe gefunden und haust nicht mehr im Hinterzimmer seines Büros, und seine pfiffige Assistentin Robin, die eigentlich nur befristet eingestellt war, ist geblieben und ist nach wie vor ein Goldstück. Allerdings knirscht es auch ab und an ein bisschen zwischen ihr und ihrem Boss, wenn sie das Gefühl hat, dass er sie unterschätzt und ihr nur die langweilige Büroarbeit überlässt.


    Als Leonora Quine bei Strike auftaucht und ihn bittet, ihren seit zehn Tagen verschwundenen Mann zu suchen, willigt er ein, obwohl sie nicht sonderlich zahlungskräftig ist, weil die Suche nach einem verschollenen oder untergetauchten Schriftsteller mal was anderes ist als die üblichen Seitensprung-Verdachtsfälle, die sein täglich Brot darstellen. Owen Quine ist schon öfter mal für ein paar Tage von der Bildfläche verschwunden und dann wieder aufgekreuzt, aber jetzt ist er doch schon ungewöhnlich lange weg, daher der Suchauftrag der Ehefrau.


    Mit den dürren Hinweisen, die sie ihm gegeben hat, versucht Strike, über Quines Kontakte bei Agenturen und Verlagen etwas herauszubekommen, aber das einzige, was er erfährt, ist, dass Quine ein ziemlich ekelhafter Zeitgenosse sein muss und sein jüngstes Werk ein hochbrisantes Buch, denn in dieser ziemlich abstoßenden Fantasy-Groteske, die von Gewalt und Sex nur so strotzt, nimmt er so ziemlich jeden aufs Korn, der ihm jemals quer gekommen ist. Vor allem einige bekannte Gestalten aus der Literaturszene kommen in "Bombyx Mori" (übersetzt "Seidenspinner", daher der Titel) überhaupt nicht gut weg, und so wurde auch alles daran gesetzt, dass das Manuskript nie veröffentlicht wurde.


    Und dann wird Strike schließlich doch noch fündig und stößt auf Quine. Beziehungsweise auf dessen Leiche, zu einem atemberaubend grässlichen Tableau inszeniert und ziemlich übel zugerichtet, mit deutlichem Bezug zu Szenen aus seinem unveröffentlichten Skandalroman.


    Puh, Rowling/Galbraith kann auch ganz schön eklig, die Leichenfundszene ist nichts für schwache Nerven und die Zusammenfassung von Quines Roman ist auch ziemlich unappetitlich. Aber das nimmt gottlob nicht allzu viel Raum ein; viel mehr Platz ist für Strikes Ermittlungen, seine Gedankenwelt und auch für Robins Leben vorgesehen. Bei ihr läuft gerade überhaupt nichts rund, trotz der Verlobung mit ihrem (schnöseligen, doofen) Freund Matthew (der hoffentlich noch in diesem Buch einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten bekommt!)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir gefällt es auch gut. Ich finde, Strike ist ein toller Protagonist und ergänzt sich super mit Robin. Mir gefällt auch, wie seine Behinderung in die Geschichte eingebunden wird - nicht als vordergründiges Problem, aber man sieht auch ganz klar, dass alles ein klein bisschen schwieriger ist, wenn man einen Unterschenkel zuwenig hat.


    Und ich bin sehr gespannt, wer Quine getötet hat. Momentan bin ich mir nur, wie Strike, ziemlich sicher, wer es nicht war ... oder doch? :breitgrins:

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    Leonard Cohen





  • Ich habe wieder ein bisschen weitergelesen und Strike und Robin auf einer ziemlich ungemütlichen Fahrt durch einen fiesen Schneesturm begleitet, weil der Verleger des toten Quine Strike um ein Gespräch gebeten hatte, aufgrund eines gebrochenen Beins aber selber nicht reisen kann. Der Empfang bei Daniel Chard war nur unwesentlich wärmer als das Wetter, aber immerhin aufschlussreich, und es gab auch ein gutes Gespräch zwischen Strike und seiner Mitarbeiterin, die jetzt endlich nicht mehr frustriert ist und nicht mehr glaubt, Strike bräuchte sie nur als Tippse und Empfangsdame (was ich eh keinen Meter gedacht habe).

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    Leonard Cohen





  • Mittlerweile hat es eine Verhaftung gegeben, weil die Beweislage ziemlich eindeutig ist, aber Strike ist immer noch nicht überzeugt, dass die Person wirklich der Mörder ist. Ich bin geneigt, seinem Riecher zu vertrauen. Bestimmt gibt es irgendeinen Twist, der erklärt, warum wer wem was in die Schuhe schieben wollte.


    Und ich hoffe, dass Strike sich endlich mal um sein Bein kümmert. Er hat sich schon relativ früh im Buch bei einem Sturz das Knie verdreht und kann kaum noch laufen, wurschtelt sich aber immer noch irgendwie durch. Wahrscheinlich befürchtet er (nicht ganz zu Unrecht), dass ihn ein Arzt erst mal ganz aus dem Verkehr ziehen würde, und das kann er natürlich zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen überhaupt nicht brauchen.


    Robin hat zum Glück ein bisschen ein Auge drauf, auch wenn sie gemerkt hat, dass Strike es gar nicht schätzt, wenn man sich zu besorgt gibt.

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    Leonard Cohen





  • Ähnelt das Buch stilistisch dem "Plötzlichen Todesfall"? Ich würde gerne wieder einmal etwas von Rowling lesen, aber nicht als Krimiserie, obwohl es nach deinen Beschreibungen her doch lesenswert klingt.

  • Ja, kann man schon sagen, dass der Stil ähnlich ist.


    Gib der Reihe doch mal eine Chance - aber unbedingt mit dem 1. Teil anfangen. Das hier versteht man zwar auch ohne das Vorwissen aus Band 1, aber es macht mehr Spaß, wenn man die Entwicklungen in Strikes persönlichem Leben von Anfang an kennt.

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  • Der erste Band hat über 600 Seiten, das lässt auf Ausführlichkeit hoffen und macht das Buch noch attraktiver für mich. Unsere Bücherei hat es im Bestand, da werde ich es holen, wenn der SLW dieses Jahres für mich beendet ist.

  • Ja, ausführlich ist es - Liebhaber schneller Thriller werden sich vielleicht eher langweilen, aber wer an Krimis eher das Psychologische und Zwischenmenschliche interessiert (und ich schätze Dich so ein, dass Du auch dazugehörst), dürfte das Buch mögen.


    Hast Du eigentlich auch die Potters gelesen?

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    Leonard Cohen





  • Ja, aber nur die Bände 1 - 5. Den ersten empfand ich als echte Kinder- oder Jugendlektüre und als lediglich ganz nett. Dass ich dann bis zum Fünften weiterlas, bwohl ich Fantasy nicht besonders mag, liegt daran, dass die Bücher stilistisch immer besser wurden und die Charaktere und die Handlung an Tiefe gewannen. Deshalb gefiel mir auch "Ein plötzlicher Todesfall" so gut. Das war Rowling at her best.


    Die Vorliebe für Psychologisches und Zwischenmenschliches habe ich, deshalb mag ich auch Elizabeth George und liebte die Wallander-Krimis. Ansonsten bin ich mit Krimis durch, da gibt es nur wenige Ausnahmen, zu denen ich mich hinreißen lasse.

  • Die Potters wurden immer besser und komplexer, da gebe ich Dir völlig recht!


    Die beiden Strike-Bücher, die ich bisher gelesen habe, erinnern mich ein bisschen an Elizabeth George, nur mit weniger verkorksten Charakteren. Strike hat auch sein Päckchen zu tragen, aber er ist dabei erfreulich normal.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die Publicity infolge seiner Ermittlungen im Mordfall des Topmodels Lula Landry hat Privatermittler Cormoran Strike volle Auftragsbücher beschert, allerdings handelt es sich hauptsächlich um langweilige Routinebeschattungen mutmaßlich untreuer Ehepartner. Und so horcht er auf, als Leonora Quine bei ihm vorspricht. Auch sie sucht ihren Mann, aber es scheint sich nicht um gewöhnliches Misstrauen zwischen Eheleuten zu handeln. Owen Quine ist ein bekannter Schriftsteller und Exzentriker, der gelegentlich mal für ein paar Tage untertaucht und dann plötzlich wieder aufkreuzt. Leonora weiß auch, dass er eine Geliebte hat, doch diesmal, so meint sie, ist etwas anders als sonst.


    Strike macht sich auf die Suche und fördert zunächst zwar nicht den Vermissten, aber einige pikante Details zutage: das jüngste Werk, das Quine vollendet hat, eine Art obszönes Fantasyepos, ist gleichzeitig ein hochbrisanter Schlüsselroman über die britische Literaturszene. Kein Wunder, dass es keiner verlegen wollte ... und auch kein Wunder, in welchem Zustand er Quine schließlich vorfindet ...


    Robert Galbraith alias J. K. Rowling ist für mich die legitime Erbin von Elizabeth George. Ähnlich wie bei George gibt es viel (London-)Atmosphäre und tolle, detailliert gezeichnete Charaktere, und die Spannung baut sich eher langsam auf und entsteht mehr auf der psychologischen als auf der Action-Schiene. Es gibt allerdings ein paar ziemlich eklige Stellen, die nichts für schwache Gemüter sind.


    Cormoran Strike und seine tatkräftige Assistentin Robin sind mir schon im ersten Band sehr ans Herz gewachsen. Nachdem sie sich in "Der Ruf des Kuckucks" ziemlich gut zusammengerauft haben, kriselt es jetzt ein wenig zwischen Chef und Mitarbeiterin, denn Robin wünscht sich, noch mehr in die Ermittlungsarbeiten involviert zu werden und nicht nur Recherche und Schreibkram zu machen. Außerdem kämpft sie damit, dass ihr Verlobter nicht viel von ihrem Job hält und von Cormoran schon gar nicht.


    Der wiederum hat immer noch Probleme mit seinem Bein, schiebt es aber immer wieder auf die lange Bank, sich darum zu kümmern, weil er so in den Fall Quine vertieft ist, und dass seine Ex demnächst unter steter Pressebegleitung ihren blaublütigen Bräutigam ehelichen wird, hebt seine Laune auch nicht gerade. Mir gefällt es gut, wie Galbraith/Rowling den Leser auch am Privatleben ihres Stammpersonals teilhaben lässt, ohne darüber die Detektivarbeit zu vernachlässigen.


    Neben den laufenden Ermittlungen mit ein paar Szenen, die mich die Luft anhalten ließen, haben mich auch die Einblicke in die Londoner Literaturwelt fasziniert, ein ziemliches Paralleluniversum voller persönlicher Eitelkeiten, Intrigen und Eifersüchteleien.


    Kurz: auch der zweite Band vereint mit Witz und Einfallsreichtum Gesellschaftsporträt, Kriminalroman und Charakterstudie. Mehr davon!


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Mehr davon!


    Bei mir ist diese Woche ein Rezensionsexemplar von Band 3 angekommen - ich bin gespannt. Aller guten Dinge sind 3 :zwinker:

    LG, Dani


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  • Nr. 3 hab ich mir auch vor kurzem (auf englisch) gekauft. Und ich habe kürzlich ein Interview mit JKR gelesen, in dem sie sagt, dass sie noch für zehn weitere Fälle Ideen hätte.



    Noch dazu fand ich "Bombyx Mori" ziemlich abartig und wollte die Beschreibungen seines Inhalts eigentlich garnicht so genau lesen – mag sein, dass mir hierdurch der eine oder andere Hinweis entgangen ist.


    Das ging mir streckenweise ähnlich. Ich habe mich gefragt, ob das ein Seitenhieb auf Autoren sein sollte, die sich in immer ekligeren Phantasien ergehen oder glauben, es sei große Literatur, möglichst wirres Zeug mit möglichst abstoßender Bildsprache zu garnieren.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Der Seidenspinner


    The Silkworm



    Seit dem spektakulären Fall „Lula“ geht es Cormoran Strikes Privatdetektei gut, er kommt finanziell etwas auf die Beine. Mit Robin hat sich eine gute Zusammenarbeit eingespielt. Allerdings hat Robin es sich in den Kopf gesetzt, dass ihr Verlobter Matthew und Cormoran sich an wenig anfreunden oder zumindest akzeptieren sollen, aber das scheint ein steiniger Weg zu werden.


    Der neue Fall der Detektei ist ein literarischer: Ein nicht besonders erfolgreicher Autor ist verschwunden. Seine Frau, die eine erwachsene, behinderte Tochter zu versorgen hat, engagiert Cormoran, um den Ehemann aufzuspüren, da sie kein eigenes Einkommen hat und das Geld knapp wird. Nach kurzer Zeit taucht die Leiche des Gesuchten auf: Er wurde auf bizarre Weise ermordet. Ist es ein Racheakt für sein soeben fertiggestelltes neues Buch, für das noch ein Verleger gesucht wird? In dem Manuskript rechnet der Autor mit vielen Leuten auf sehr unappetitliche Weise ab, so dass der Personenkreis mit Motiv recht groß ist. Lektoren, Verleger, Schriftsteller, Familie, außereheliche Liebhaberinnen – jede Menge Ermittlungsarbeit wartet auf Cormoran, dem zudem sein überstrapaziertes Knie und seine abservierte Ex zusätzliche Probleme bereiten.


    Meine Meinung:
    In diesem Teil war Strike mir zu cool, zu clever. Ich selbst hatte bis zuletzt keinen Durchblick.


    Hier gilt wie so oft: Mit dem ersten Teil kann der zweite nicht mithalten.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Das Ermittlerduo Cormoran und Robin haben es mir im ersten Teil schon angetan, im zweiten Teil fand ich nun den eigentlichen Mordfall von der Idee her spannender und interessanter. Der Roman im Roman "Bombyx Mori" ist tatsächlich voller Perversion und Abnormitäten, was aber auch ein gewisses Interesse bei mir auslöst, woher das wohl kommen mag.


    Allerdings hatte ich gleichzeitig auch ein großes Problem mit Bombyx Mori: die vielen seltsamen Namen im Roman und die Verknüpfung mit den "realen" Personen rund um Quine. Ich konnte mir beim besten Willen nicht merken, wer wen darstellt und ich hatte schon etwas Mühe mit den eigentlichen Namen und wer, wer ist.



    Meine Meinung:
    In diesem Teil war Strike mir zu cool, zu clever. Ich selbst hatte bis zuletzt keinen Durchblick.


    So ging es mir auch, was vielleicht auch mit den vielen Namen zusammenhängt, die ich mir nicht merken konnte. Ich werde gerne von einem überlegenen Ermittler überrascht, hier konnte ich aber immer weniger selbst miträtseln und wusste auch nach der Auflösung nicht so ganz, wie Cormoran das Rätsel nun tatsächlich gelöst hat.


    Dennoch bin ich gespannt auf den dritten Teil. Die Beziehung zwischen Cormoran und Robin hat sich in diesem Band ja deutlich weiterentwickelt und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird und natürlich, welchen Fall die beiden als nächstes lösen werden.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.