Die FAZ über Lese-Communities

Es gibt 108 Antworten in diesem Thema, welches 12.921 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suse.


  • Woher will er das wissen? Meines Wissens gehen selbst Feuilletonleser nicht in die Buchhandlung und sagen: "Guten Tag, ich bin FAZ-Leser und möchte das neue Buch von Tobias Meißner kaufen." :breitgrins:


    Na, Verlag und er hatten das natürlich beobachtet. Die Verkaufszahlen haben sich nicht verändert :winken:


    Es gibt genügend Überwachungsmechanismen, um bestimmte Werbeauswirkungen herausfinden zu können.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich schon. :zwinker: Ich war sogar fast mal mit Dir auf einer Lesung von ihm, habe aber den Veranstaltungsort nicht rechtzeitig gefunden. :breitgrins:


    Und woher kennst du ihn? Von mir oder aus dem Feuilleton? :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Aber das Phänomen, das er beschreibt, gibt es ja. Insofern finde ich auch den Artikel berechtigt.
    Dass in den Feuilletons im Grunde überall die selben Bücher abgehandelt werden (aktuell dann ein Kundera, ein Suter, ein Boyle, ein Williams, etc), dass aber in Social Media der Schwerpunkt woanders liegt.


    Aber das ist ja der springende Punkt. Warum darüber diskutieren? (Ja, mir ist klar, dass ich es gerade selbst tue. :breitgrins:). Ich sehe nicht ein, warum der Verfasser dieses Artikels die Community-Mitglieder (jeglicher Plattformen) nicht einfach in Ruhe lassen kann und stattdessen so einen Artikel schreiben muss. Es geht für mich auch nicht nur um das Wort "anspruchsvoll" an sich, es gibt auch Bücher, die ich als für mich zu wenig anspruchsvoll empfinde. Was mich stört, ist, dass das so dargestellt wird, als wäre es vordefiniert, was anspruchsvoll sein darf und was nicht. Es ist doch für jeden etwas anderes anspruchsvoll. Wer bestimmt denn, was "anspruchsvolle Literatur" ist? Wer hat die Literatur erfunden, um zu behaupten, er könne das allgemeingültig sagen? Das muss doch jeder für sich selbst bestimmen.


    Überdies sind es Formulierungen wie z.B. diese hier:

    Zitat

    die Frauenromane am laufenden Band hervorwuppende Kerstin Gier


    Das finde ich schon abwertend. Egal, ob man die Autorin nun gut findet oder nicht, das könnte man auch neutraler ausdrücken.


    Suse: Die Geschichte gefällt mir. :breitgrins:


  • Wer bestimmt denn, was "anspruchsvolle Literatur" ist?


    Wer bestimmt was "niveauvoller" Fußball ist? Ist es nur die 1. Liga? Oder auch noch die 2. Liga? Das geht natürlich nicht trennscharf, aber die Kreisklasse dürfte definitiv nicht dazu gehören, obwohl das Zuschauen dort genauso viel Spaß machen kann.


    Spiele ich anspruchsvolles Schach? Sicher nicht. Fahre ich niveauvoll Rennrad? Noch sicherer nicht.


    Ich frage mich, was Leser daran stört, wenn ihnen vorgehalten wird, dass sie keine anspruchsvollen Bücher lesen. Und dass ein Autor diese Community Welt einmal beleuchten möchte. Mehr tut er nämlich nicht.


    Daher bin ich mir gar nicht so sicher, ob ein "Stoner" schon als anspruchsvoll zu gelten hat (mein Buchhändler verkauft das Buch an jeden, der nicht so recht weiter weiß mit großem Erfolg), aber bei Modiano dürfte es dann wohl keinen Zweifel geben. So dürfte doch nun klar sein, welche Autoren (zumindest ungefähr) der Artikelschreiber gemeint hat und eben erst auf den zweiten Blick entdeckt hat. Was ist daran schlimm? Und vor allem: Was ist daran arrogant?


    Bei den Schlagworten "FAZ" in Verbindung mit "Feuilleton" scheinen mir bei einigen Lesern die Lampen automatisch auf "arrogant" zu springen. Sorry.


    Gruß, Thomas

  • naja, jedes Phänomen ist es wert, darüber berichtet zu werden :breitgrins:


    Und die lustigen Taschenbücher sind weniger anspruchsvoll als der Faust. Aber irgendwo dazwischen gibt es eine Grauzone ;)


    Ich glaube aber schon, dass zb wenn der Boyle einen Roman über das wütende Amerika schreibt, da ein anderer Anspruch dahinter steht, als wenn eine Fantasy-Reihe fortgesetzt wird, deren Anspruch es vor allem ist, zu unterhalten. Wenn sie das gut macht: wunderbar.

  • Analogie:
    Ich gehe ja auch ins Kino, um unterhalten zu werden und den Inhalt des Films kennenzulernen. Evtl. noch, weil mich bestimmte Schauspieler, Drehorte oder Spezialeffekte reizen (gut, mich persönlich weniger :zwinker:).
    Die wenigstens Menschen gehen ins Kino, um den Film zu analysieren, um sich intellektuell anregen zu lassen und tiefgründige Filmanalysen durchzuführen.
    Das weiß man doch!


    Was man eben nicht weiß, und das stellt der Autor eben da, wie Verlage mit solchen Communities umgehen. Und es wird eben auch Leser geben, die in Communities bisher nicht zu Hause sind. Im Grunde also Werbung für die Communities. Manch einer wird mal reinschauen.


    Gruß, Thomas

  • Wer bestimmt was "niveauvoller" Fußball ist? Ist es nur die 1. Liga? Oder auch noch die 2. Liga? Das geht natürlich nicht trennscharf, aber die Kreisklasse dürfte definitiv nicht dazu gehören, obwohl das Zuschauen dort genauso viel Spaß machen kann.


    Eben, das hat irgendwann einmal irgendjemand festgelegt. Heisst aber nicht, dass Kreisklasse schlechter ist, wenn ich dich richtig verstehe? :zwinker: (Mit Fussball kenne ich mich nämlich zu wenig aus). Auf mich wirkt der Artikel aber so, als wollte er das so darstellen. Das ist es, was ich als arrogant empfinde. Die Art und Weise, wie das bei mir ankommt.


    Warum mich das stört? Natürlich stört mich das, wenn man mir vorwirft, weniger intelligent oder an der Welt interessiert zu sein, nur weil ich sogenannte Unterhaltungsliteratur bevorzuge und meine subjektive Meinung dazu abgebe und - um Himmels Willen! - auch noch zugebe, dass es eine subjektive Meinung ist! :zwinker: Ebensolche Literatur kann übrigens auch durchaus tiefgründig sein, siehe Nimues Beispiel.


    @faxefaxe: Das ist eine andere Diskussion, aber ich glaube, das kann man so nicht sagen. Ich bin der Meinung, dass jede Literatur (unter anderem) das Ziel hat zu unterhalten, auch wenn der Autor im Zuge dessen die Missstände in seinem Land, seiner Zeit oder seinem Umfeld thematisiert. Wollte er das nicht, könnte er einen nackten, schmucklosen Tatsachenbericht ohne jegliche sprachliche oder stilistische Kunstgriffe schreiben.

  • Eben, das hat irgendwann einmal irgendjemand festgelegt. Heisst aber nicht, dass Kreisklasse schlechter ist, wenn ich dich richtig verstehe? :zwinker:


    Natürlich spielen sie dort nicht auf gleichem Niveau! Im Sport ist das ja einfach messbar. Nur weil es in der Literatur nicht in gleicher Weise messbar ist, kann man die Unterschiede nicht wegwischen.


    Bei der Literatur kommt halt als Phänomen hinzu, dass "Kreisklasse" mehr gelesen wird als "Bundesliga" und dennoch berichtet das Feuilleton fast ausschließlich über "Bundesliga-Literatur".


    Gruß, Thomas

  • Es finden auch mehr Fußballspiele in der Kreisklasse statt :)


  • Natürlich stört mich das, wenn man mir vorwirft, weniger intelligent [...] zu sein, nur weil ich sogenannte Unterhaltungsliteratur bevorzuge


    Bitte: Wo steht das im Artikel?


    Außerdem: Selbst wenn es dort stände, frage ich mich, ob es nicht stimmt. Zumindest hinsichtlich Literatur.


    Ich spiele nicht wie Carlsen Schach, und da Schach ein reines Denkspiel ist, muss ich dies meinem Intellekt zuschreiben. Hinsichtlich Schach bin ich weniger intelligent. Jeder Spieler, der schlechter spielt als der amtierende Weltmeister, ist weniger intelligent. Natürlich nur in der Dimension "Schach".


    Gruß, Thomas

  • Mir scheint, das der "Niveau"-Begriff von den meisten im Forum in Sachen Literatur abgelehnt wird und dass dies keine ädaquate Unterscheidung darstellt. So wie man nicht sagen kann, man sei der "niveauvollere" Zugpassagier. Oder Liebhaber.


    Ich folge dieser Ansicht jedoch ausdrücklich nicht. Und jeder, der ihr ebenso nicht folgt, kann doch an einem Satz nichts aussetzen, dass in Foren überwiegend weniger anspruchsvolle Lektüre besprochen wird. Das ist weder beleidigend noch arrogant.

  • Überdies sind es Formulierungen wie z.B. diese hier:


    Das finde ich schon abwertend. Egal, ob man die Autorin nun gut findet oder nicht, das könnte man auch neutraler ausdrücken.


    Ja, abwertend. Wenn die FAZ das schreibt, dann heißt es gleich "abwertend" oder "arrogant". Wenn Denis Scheck die Bücher zerreißt und sich noch viel deutlicher über sie lustig macht, dann wird das hingegen als witzig empfunden.


    Verstehe einer die Forums-Seelen. :zwinker:

  • Bitte: Wo steht das im Artikel?


    Der gesamte Ton, die ganze Darstellung wirkt auf mich so. Es steht nicht explizit da, aber der Artikel gibt mir das Gefühl, als User von Communitys wie LB so hingestellt zu werden.



    Mir scheint, das der "Niveau"-Begriff von den meisten im Forum in Sachen Literatur abgelehnt wird und dass dies keine ädaquate Unterscheidung darstellt. So wie man nicht sagen kann, man sei der "niveauvollere" Zugpassagier. Oder Liebhaber.


    Wer ist denn der niveauvollere Zugpassagier oder Liebhaber? Wer ist niveauvoller als der andere? Nach wessen Massstäben wird das bestimmt, nach denen des selbsternannten niveauvolleren (Menschen)? Sorry, der Vergleich wirkt auf mich, als bestimme diese Niveau-Unterscheidung, wer die besseren Menschen sind als andere. Oder die besseren Leser, um beim Thema zu bleiben. Wer bestimmt denn, was besser ist? Es gibt Leute, die finden "Fifty Shades..." ganz grosse Klasse, ich kenne sogar welche. Bin ich nicht der Meinung, bin ich jetzt deswegen ein besserer Leser? In meinen Augen ja, denn in meinen Augen ist das, was ich lese, besser. In deren Augen ist das, was ich lese, aber nur brutal, unheimlich und unnötig. Nur so als Beispiel. Wer hat jetzt mehr "Niveau"? Die, die sich mit für mein Empfinden weniger begnügen und damit zufrieden sind oder ich, die über mehr Dinge nachdenkt, als sie betreffen und sich in die Fantasy flüchtet? Für die anderen ist ersteres das Richtige für mich ist letzteres das Richtige. Genau so ist es doch mit der Unterscheidung von "Hochliteratur" und "Unterhaltungsliteratur".

  • Ich verstehe Deine Argumentation nicht ganz.


    Es ist doch unstrittig, dass es Niveauunterschiede in der Literatur gibt.
    Aber es hat doch niemand behauptet, dass jeder dumm ist, der weniger anspruchsvolle Literatur liest.

  • Es gibt sogar dumme Leute, die anspruchsvolle Literatur lesen.

  • Wer ist denn der niveauvollere Zugpassagier oder Liebhaber? Wer ist niveauvoller als der andere?



    Lies bitte genau. Das kann man eben _nicht_ sagen.


    Aber man kann sagen, dass es niveauvollere Literatur gibt! Wenn wir uns darüber nicht einig sind (und mir scheint, einige vertreten hier die Ansicht, es gebe keine Unterschiede - was mich jedoch sehr verwundert), kann man die Diskussion beenden.


  • , bin ich jetzt deswegen ein besserer Leser?


    Man ist ein "Leser niveauvollerer Literatur". Ob man das zu einem "niveauvolleren Leser" verkürzen darf, sei mal dahingestellt. So verkehrt halte ich das aber nicht.


    Bei allen anderen Dingen ist man sich schnell einig: Wenn man auf höherem Niveau kocht, dann ist man der bessere Koch, wenn man auf höherem Niveau Sport treibt, dann ist man der bessere Sportler.


    Beim Leser offensichtlich nicht erlaubt. Darüber könnte ich jetzt eine Kolumne schreiben. Aber das wäre arrogant. :breitgrins:


    Als Freizeitkoch, Freizeitsportler und Freizeitleser interessiert mich dieses "besser" aber nur sehr bedingt.


    Gruß, Thomas

  • Man ist ein "Leser niveauvollerer Literatur". Ob man das zu einem "niveauvolleren Leser" verkürzen darf, sei mal dahingestellt. So verkehrt halte ich das aber nicht.


    Ach so. Dann habe ich dich lediglich falsch verstanden und wohl eine Menge unnötigen Staub aufgewirbelt. Sorry. :zwinker: Natürlich, ich denke auch, dass es Unterschiede gibt, sage ich ja. Aber ich glaube auch, dass diese Unterschiede sehr individuell wahrgenomen und bewertet werden.

  • Ich stimme Klassikfreund absolut zu, dass es Unterschiede beim Niveau von Büchern gibt. Das ist unbestreitbar.


    Meine Kollege macht sich auch öfter darüber lustig, dass ich vor allem Thriller etc. lese und nichts "niveauvolleres".
    Mir persönlich ist das aber eigentlich Wurscht. Ich lese für mich und zu meinem Vergnügen und nicht, weil ich irgendwen damit beeindrucken muss.
    Warum sollte ich mich also durch etwas quälen, was mir persönlich nichts gibt, nur weil es z.B. ein "Klassiker" ist? Ungekehrt würde ein Klassikleser mir vermutlich zustimmen, dass er sich nicht durch die neusten Bücher von Poppy J. Anderson quälen möchte, nur weil die grade in sind. Und wieder andere lesen eben von allem etwas.
    Ist doch auch völlig okay, solange jeder selbst damit glücklich ist :smile:

  • Ich finde den Artikel auch nicht so schlimm, aber vielleicht hätte ich das früher auch anders gesehen. Ich weiß nicht genau.


    Zur Zeit gehöre ich zu den Lesern anspruchsloser Literatur. Da schummelt sich kaum etwas Komplexes rein, aber mein Ziel ist momentan auch in erster Linie, unterhalten zu werden. Daran kann ich nichts schlimmes finden, aber ich habe mich auch früher schon nicht geschämt, wenn ich einen Nackenbeißer gelesen habe. Man muss aber auch dazu sagen, dass mein Selbstbewusstsein groß genug ist und ich mich nicht über meinen Lesestoff identifiziere. Ich identifiziere mich auch nicht über meinen Lebenststil als Veganerin. Oder darüber, dass ich ein langweiliges, großes, graues Auto fahre. Oder dass ich keine gruseligen Horrorfilme, dafür aber ganz gerne Tarantino-Splatter mag. Oder dass ich als Softwareentwicklerin arbeite. Es ist die Summe aller Dinge, die mich ausmacht. Mit Intelligenz hat das nicht zwingend etwas zu tun, aber mir ist durchaus bewusst, dass es jede Menge intelligentere Menschen als mich auf dieser Erde gibt (auch wenige Dümmere :breitgrins: ).


    Das Fußballbeispiel ist doch sehr schön: Es gibt Menschen, die spielen in ihrer Freizeit zum Spaß Fußball und erhöhen damit ihre Lebensqualität. Und es gibt Menschen, die entweder so richtig hochwertigen Fußball spielen (oder ihn sich ansehen und abfällig kommentieren :breitgrins: ).

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.