Rebecca Gablé - Das Lächeln der Fortuna - erweiterte Ausgabe

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 4.263 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • Rebecca Gablé - Das Lächeln der Fortuna - erweiterte Ausgabe


    Ich habe unter den historischen Romanen keinen passenden Thread gefunden, also bin ich so frei, einen neuen aufzumachen. Falls man das doch anderswo anhängen kann, nur zu! Ich dachte mir nur, es wäre vielleicht interessant, ein paar Worte zu dieser auf nunmehr gute 1700 Seiten angewachsenen erweiterten Ausgabe, hier auf zwei Taschenbücher aufgeteilt im schicken Schuber, zu verlieren.


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    Inhalt:
    Der ist, denke ich, nach all den Jahren, die dieses Buch in der sog. "gekürzten" Fassung schon im Umlauf ist, unter Fans zweifellos wohlbekannt. Es geht hier um das wechselhafte Schicksal des Robin of Waringham in England in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in Diensten des Herzogs von Lancaster, John of Gaunt.


    Meinung:
    Ich habe das Buch damals in der Erstausgabe schon geliebt, bevor ich es überhaupt nur begonnen hatte. Ja, sowas gibt es auch! Klar, es ist nicht makellos, aber man darf nicht vergessen, dass es damals (!) 1997 ein bisschen am Beginn der Schwemme an historischen Schinken stand. Und auch wenn mir Gablés Helden, die so gern heilig gesprochen werden und ihre weisen Schwestern und ihre fiesen Feinde und ihre unmöglichen Lieben und ihre Aufs und Abs im Dunstkreis der Mächtigen nach ein paar Büchern leicht auf den Nerv gegangen sind, hier hat mich das noch überhaupt nicht gestört. Und immerhin gibt es hier einen ganz guten Grund, warum Robin ein bisschen zu "20. Jahrhundert" denkt. Trotzdem verhält er sich zeitweise tatsächlich auch erfrischend "politisch unkorrekt"! Der Hauptreiz hier für mich waren aber immer seine Lancaster-Herren, John of Gaunt und sein Sohn, der spätere Henry IV. Gibt nicht viele Romanfiguren (bzw. historische, romanhaft zum Leben erweckte), die ich so geliebt habe, wie diese beiden!


    Wie das so ist, mit ganz alten Lieblingen, besser, man lässt die Finger von ihnen und behält sie so in Erinnerung, wie es beim ersten Mal lesen war. Absolut! Daher habe ich auch nicht mit der Wimper gezuckt, als vor ein paar Jahren diese erweiterte Ausgabe veröffentlicht wurde.


    Vor ein paar Wochen ist allerdings was kurioses passiert, ich habe einen anderen historischen Roman ähnlichen Strickmusters gelesen und war bitter enttäuscht, weil mich dieses "was kann ich meinem Helden als nächstes antun" irgendwann einfach nur genervt hat. Nein, ich bin diesen Romanen offenbar entwachsen. Schade. Oder, bin ich? FortunaFortunaFortuna! Echt jetzt? Ne, oder? Und wenn schon, dann sollte ich doch auf jeden Fall die neue Ausgabe kaufen, die kriege ich aber sicher nicht so. Buchgeschäft. Oh, das liegt es ja. Meins!!! :klatschen:


    Was soll ich sagen? Ich habe schon lange nicht mehr so viel so schnell gelesen. Das Buch ging runter wie Öl. Das war das pure Vergnügen. Klar, heute fallen mir die Schwächen mehr auf und ich bin sehr viel immuner gegen den Charme der Lancasters, obwohl ich sie immer noch mag. Und trotzdem ...


    Aber nun zur langen Fassung. Braucht es die? Nicht wirklich. Es gibt ein paar neue Figuren, die aber nicht ins Gewicht fallen und auch nichts zur Handlung beitragen, was unabdinglich ist. Bis auf eine Ausnahme, die mit dem alternativen Ende zu tun hat, das aber auch nicht sehr viel anders ist als vorher. Es mag sein, dass abgesehen von diesen auffälligen Wiedereinschüben andere Szenen nun länger sind oder ganz neu, aber dazu ist es bei mir einfach zu lange her. Mein Rat daher, man kann, aber man muss nicht!


    Trotzdem, schön zu sehen, dass das Buch auch nach so langer Zeit immer noch Spaß macht! Auch wenn es jetzt nur noch
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    von mir kriegt.

  • Eine richtig schöne Grisel-Rezi :breitgrins: Danke für Deine Eindrücke! Und es freut mich für Dich, dass es kein Reinfall war. Das tut ja immer weh, wenn alte Helden beim Wiederlesen entthront werden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ein Grund weshalb ich zwar neue Gable Romane lesen, aber lieber keine alten in die Hand nehme. Hier lass ich mir gerne die gute Erinnerung. ;)
    So eine erweiterte Ausgabe ist sicher nett, grade als besonderes Geschenk.


  • Eine richtig schöne Grisel-Rezi :breitgrins: Danke für Deine Eindrücke! Und es freut mich für Dich, dass es kein Reinfall war. Das tut ja immer weh, wenn alte Helden beim Wiederlesen entthront werden.


    Absolut! Und es klappt zwar nicht immer, dass diese KaufundliesdasjetztSOFORT-Befehle im Hirn - bitte sagt mir, Ihr kriegt die auch! :breitgrins: - wirklich zum Erfolg führen, aber wenn ist es umso schöner. Und ganz besonders bei einem alten Liebling. Obwohl es mich schon ein bisschen verstört, dass ich das Buch zum ersten Mal tatsächlich 1998 gelesen habe. :entsetzt: Ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen, wie ich es zum ersten Mal in der Hand hatte, in einem leider schon lange nicht mehr existierenden Buchgeschäft.


    Übrigens, das klingt oben sehr viel ätzender als es gemeint ist, denn bis vor kurzem habe ich Gablé immer noch sehr gern gelesen und plane auch, ihren Waringhams treu zu bleiben, wenn auch per Taschenbuch und nicht mehr wie früher sofort. Aber ich habe "Das Haupt der Welt" erstmal verweigert, weil ich mir bei der Inhaltsangabe dachte, das klingt alles viel zu vertraut. Ich wünschte wirklich, sie würde mal von ihrem Lieblingsformat abkommen, denn unterhaltsam und flüssig schreiben, das kann sie allemal.

  • Grisel
    Jap ich hab diese Befehle ständig. :err:
    Ich weiß was Du meinst, ich denke da macht ihr wohl auch der Verlag einen Strich durch die Rechnung. Sicher. weil ihre Fans einfach historisches von ihr erwarten. Ich habe schon dein Eindruck das da viele Autoren, dann einfach keine Experimente wagen. Was ich sogar auch verstehen kann, es ist eh schon schwer genug, sich langfristig auf dem Markt zu behaupten. Aber mir geht es schon auch wie Dir, ein neuer Wahrringham darfs gerne doch noch sein (auch wenn ich nach wie vor finde, das die eigentlich vor allem ins Mittelalter gehören) aber ich kaufe sie mir normalerweise nicht. Ihre Romane die in Deutschland spielen habe ich z.B gar nicht erst angefangen. Das liegt aber auch daran, das ich in der Uni viel zum deutschen Mittelalter hatte und da einfach schwierig bin. Ich weiß zwar, das sie gut recherchiert, aber manche Themen lese ich lieber in sachlicherem Ton.^^


  • Grisel
    Jap ich hab diese Befehle ständig. :err:


    Danke, jetzt geht es mir besser! :breitgrins:


    Zitat

    Ich weiß was Du meinst, ich denke da macht ihr wohl auch der Verlag einen Strich durch die Rechnung. Sicher. weil ihre Fans einfach historisches von ihr erwarten. Ich habe schon dein Eindruck das da viele Autoren, dann einfach keine Experimente wagen. Was ich sogar auch verstehen kann, es ist eh schon schwer genug, sich langfristig auf dem Markt zu behaupten.


    Sie kann ja auch gern historisch bleiben, aber ich war zB bitter enttäuscht, als sie in "Hiobs Brüder" mal ein ganz anderes Setting hatte -


    Zitat

    Aber mir geht es schon auch wie Dir, ein neuer Wahrringham darfs gerne doch noch sein (auch wenn ich nach wie vor finde, das die eigentlich vor allem ins Mittelalter gehören) aber ich kaufe sie mir normalerweise nicht. Ihre Romane die in Deutschland spielen habe ich z.B gar nicht erst angefangen. Das liegt aber auch daran, das ich in der Uni viel zum deutschen Mittelalter hatte und da einfach schwierig bin. Ich weiß zwar, das sie gut recherchiert, aber manche Themen lese ich lieber in sachlicherem Ton.^^


    Und ich warte halt drauf, dass sie sich entweder von ihren Lieblingssettings und -details mal trennen kann oder zumindest über ein Thema schreibt, dem ich nicht widerstehen kann.


    "Der Palast der Meere" klingt durchaus interessant, allein durch das Seefahrerelement scheint das mal ein bisschen anders zu laufen. Auf das Buch bin ich echt gespannt, das sollte jetzt irgendwann im Frühling als Taschenbuch erscheinen.


    Wobei aber eben der Vergleich mit dem anderen Buch, das mich zu ihr geführt hat, gezeigt hat, dass sie - meiner Ansicht nach - weit besser ist, als andere, weil sie ihre leicht klischeebeladenen Geschichten dann doch auf eine Weise füllt, die zumindest für mich einfach funktioniert.

  • Grisel
    Ich bin auf deine Meinung zum Palast der Meere gespannt. Für mich hat sie da schon viel verloren. Wenn ich nicht so eine große Schwäche für die Thematik gehabt hätte. ;)
    Ich denke wenn man so lange schreibt wie sie, gibt es immer mal das Problem, in eine Routine zu verfallen. Ich finde es auch schade, das sie da nicht aus ihrer Komfortzone herauskommt. Ich denke auch, sie sollte sich da mehr trauen.

  • Mir hat "Das Haupt der Welt" um einiges besser gefallen als ihre letzten beiden Waringham-Romane. Heuer erscheint "Die fremde Königin", die wieder im deutschen Mittelalter angesiedelt ist. Wahrscheinlich werde ich es lesen, obwohl mich "Der Palast der Meere" nicht mehr überzeugen konnte.


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    Aber nun zur langen Fassung. Braucht es die? Nicht wirklich. Es gibt ein paar neue Figuren, die aber nicht ins Gewicht fallen und auch nichts zur Handlung beitragen, was unabdinglich ist. Bis auf eine Ausnahme, die mit dem alternativen Ende zu tun hat, das aber auch nicht sehr viel anders ist als vorher. Es mag sein, dass abgesehen von diesen auffälligen Wiedereinschüben andere Szenen nun länger sind oder ganz neu, aber dazu ist es bei mir einfach zu lange her. Mein Rat daher, man kann, aber man muss nicht!


    Die Straffung in der ersten veröffentlichten Version hat dem Roman definitiv gut getan. Die erweiterte Ausgabe ist stellenweise langatmig und das alternative Ende konnte mich nicht überzeugen. Allerdings ist es schon länger her, dass ich die Langfassung gelesen habe, ich kann daher nicht ins Detail gehen, warum bei mir nicht ein rundum zufriedenes Gefühl in Erinnerung geblieben ist.

  • Ohje, das gibt mir aber wenig Hoffnung, was Ihr beide da zu "Palast der Meere" sagt! "Die fremde Königin" klingt zumindest mal einen Hauch anders, wenn die unmögliche Liebe des Helden die Königin selbst ist! Leider, da interessiert mich die Thematik halt so überhaupt nicht, Ottonen.


    dodo:
    Ich habe keine Längen verspürt, dankenswerterweise. Und das alternative Ende ist nun auch nicht so viel anders.

  • Grisel: Ich kann mich an das alternative Ende nur sehr bedingt erinnern. Eher daran, dass ich mir dachte, dass damit nicht extra hätte geworben werden müssen und das es mich nicht vom Hocker riss.


    Zum "Palast der Meere": Lass dich von uns nicht verunsichern. Es ist ein gut geschriebener historischer Roman. Das Buch weist im Waringham-Universum einfach Abnützungserscheinungen auf. Gewisse Motive haben sich wiederholt - der rebellierende Waringham-Spross, der davon läuft und auf eigener Faust sein Glück macht und die skandalös lebende Waringham-Schwester, die sich über die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit ungestraft hinwegsetzt und sich trotz oder gerade deswegen im inneren Kreis der politischen Macht befindet. Meiner Meinung nach wurde die Geschichte der Waringhams fertig erzählt. Die letzten zwei Bücher haben wie ein Aufguss auch mich gewirkt.


  • Grisel: Ich kann mich an das alternative Ende nur sehr bedingt erinnern. Eher daran, dass ich mir dachte, dass damit nicht extra hätte geworben werden müssen und das es mich nicht vom Hocker riss.


    OK, dann ging es mir doch genauso, denn ich hatte mir auch ein grundlegend anderes Ende erwartet.


    Zitat

    Zum "Palast der Meere": Lass dich von uns nicht verunsichern. Es ist ein gut geschriebener historischer Roman. Das Buch weist im Waringham-Universum einfach Abnützungserscheinungen auf. Gewisse Motive haben sich wiederholt - der rebellierende Waringham-Spross, der davon läuft und auf eigener Faust sein Glück macht und die skandalös lebende Waringham-Schwester, die sich über die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit ungestraft hinwegsetzt und sich trotz oder gerade deswegen im inneren Kreis der politischen Macht befindet. Meiner Meinung nach wurde die Geschichte der Waringhams fertig erzählt. Die letzten zwei Bücher haben wie ein Aufguss auch mich gewirkt.


    Danke schön! Na, schauen wir mal. Ich denke, kaufen werde ich es auf jeden Fall und dann sehen wir weiter!

  • Gerade habe ich die lächelnde Fortuna beendet u den passenden Thread rausgesucht - da.. denk ich, mich trifft der Schlag: "Erweiterte Ausgabe" (eines 1200 Seiten langen 1. Bandes einer inzwischen 6-, ja eigentlich 7-teiligen Romanserie..?! :entsetzt: Dachte echt erst, das sei ein Witz.. :breitgrins:

    An die, die's gelesen haben, hätt' ich jetzt 2 Fragen, wenn Ihr so lieb wärt:


    1. Weiß jemand, warum SIE das gemacht hat?? Schon von ihr selbst, ja?

    Eigene Idee oder Auftragsarbeit zu ieinem Jubiläum??

    2. Was würdet Ihr inzwischen - ja mit etwas Zeitabstand - sagen: Muss ich das jetzt auch noch (irgendwann..) lesen..?? Lohnt sich das??


    Insgesamt fand ich den Roman wirklich sehr gut lesbar, gar nicht zäh oder zu "langwierig". Obwohl ich nach inzwischen mehr als einem Jahrhundert heftiger "Lesetätigkeit" lange nicht mehr so RESTLOS eintauche in ein Buch, sondern quasi ein drittes "analysierendes und beobachtendes Auge" immer mit drüberschwebt, hab ich mich sehr gut unterhalten. Und viel, auch durch animiertes Nachlesen, gelernt. :)

  • 1. Weiß jemand, warum SIE das gemacht hat?? Schon von ihr selbst, ja?

    Eigene Idee oder Auftragsarbeit zu ieinem Jubiläum??

    2. Was würdet Ihr inzwischen - ja mit etwas Zeitabstand - sagen: Muss ich das jetzt auch noch (irgendwann..) lesen..?? Lohnt sich das??

    Das war ja damals ihr erstes Buch und der Verlag hat einiges rausgestrichen. Wahrscheinlich auch, weil sie dachten, niemand liest von einer unbekannten Autorin so einen dicken Wälzer und es ist ja so auch noch sehr lang. Außerdem wurde das Ende geändert.


    Jetzt im Originalmanuskript sind neue Szenen drinnen und ein alternatives, ursprüngliches Ende. Man muss es sicherlich nicht unbedingt lesen. Ich habe mir diese Ausgabe aber besorgt, da ich sowieso einen Re-Read machen wollte. Mal schauen, ob ich die Unterschiede erkenne.:)

    :lesen:





  • Ich wusste gar nicht, dass es so eine Ausgabe gibt. Ich wollte ja noch mal alle Teile lesen, aber ich werde bei der Erstausgabe bleiben.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Ah, soviel ich jetzt verstehe, handelt es sich also gar nicht um neue Ergänzungen, sondern quasi um eine Art Ur-Fassung des inzwischen berühmt gewordenen Lächelns, die sonst einfach weiter in ieiner Schublade vor sich hin gegammelt hätte..??

    Sehr interessant, dann verstehe ich das jetzt schon eher.. :/

    Vielen Dank für Deine Erklärung, gagamaus ! :):blume: