Tom Malmquist - In jedem Augenblick unseres Lebens

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.197 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schlumeline.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung


    »In jedem Augenblick unseres Lebens« ist ein tragisch-schönes Buch über ein Jahr, das alles verändert. Eine Geschichte über Verlust, Elternschaft und das Leben, das wir leben, Augenblick für Augenblick. Hier gibt es kein Dann, kein Später, nur Jetzt. Ein Buch wie ein einziger Atemzug.


    Tom und Karin erwarten ihr erstes Kind, als Karin plötzlich schwer erkrankt und ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Das Baby wird per Kaiserschnitt gerettet, während Tom wie in einem Albtraum in den unterirdischen Gängen des Krankenhauses umherirrt. Zwischen Intensivstation und Säuglingsstation, zwischen Leben und Tod. Als er nach Hause zurückkehrt, hat er Karin verloren und ist allein mit einem Neugeborenen. Um sich seiner Trauer zu stellen und seiner Tochter ein Vater zu sein, beginnt er ein Buch zu schreiben.


    [hr]


    Wer möchte dieses sicherlich sehr emotionale Buch gemeinsam in einer Vorableserunde lesen? Meldet euch schnell an! :winken:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Hmmm :confused: also als Unterhaltungsliteratur würde ich dieses Buch nie und nimmer bezeichnen. Aber wenn ihr meint... :zwinker:
    Obwohl dieses Buch gerade mal 300 Seiten hat, habe ich für meine Verhältnisse eine gefühlte Ewigkeit dafür gebraucht. Nichts mit 100 oder mehr Seiten am Stück weglesen. Das Thema, aber auch der Stil in dem das Buch geschrieben ist, machten es mir schlicht unmöglich, länger 'dran' zu bleiben.
    Der Autor schreibt hier über den bisher wohl entsetzlichsten Abschnitt seines Lebens. Vermutlich damit ihm das überhaupt möglich ist, fehlen im Text praktisch sämtliche Emotionen. Völlig sachlich berichtet er, als ob es gerade geschehe, wie seine schwangere Partnerin schwerkrank ins Krankenhaus eingeliefert wird. Die Diagnose ist katastrophal, man beschließt das Kind sechs Wochen vor der Zeit zu holen und Tom, der Autor, ist von einem Moment auf den anderen plötzlich Vater geworden und zugleich Sterbebegleiter seiner großen Liebe Karin.
    Statt das dies nun eine vor Kitsch und Rührseligkeit überbordende Geschichte wurde, ist es eine nüchterne, fast gänzlich emotionslose Tatsachenbeschreibung, die mich dennoch völlig fassungslos zurücklässt. Was Tom hier darstellt, benötigt keine gefühligen Adjektive oder Adverbien; beispielsweise allein die Beschreibung der aufgedunsenen Karin und weshalb man ihr um die 40 Liter Flüssigkeit zugeführt hat, reicht aus, um vermutlich nur ansatzweise nachzuempfinden, was in Tom vorgehen musste.
    Die beinahe schon dokumentarische Schreibweise empfand ich zeitweilig recht anstrengend, da Dialoge nur mit wenig oder keinen Personalpronomen wiedergegeben werden. Ein Satz folgt dem anderen und man muss konzentriert dabei bleiben, um das Gesagte den richtigen Personen zuzuordnen. Doch es lohnt sich, denn so wirkt es, als ob man unmittelbar an den Unterhaltungen teilhat. Kein 'Ich sagte' oder 'Er antwortete', was sich besonders bei den Behördengesprächen (nach Karins Tod) als Vorteil herausstellt. Noch nie sind mir die Abstrusitäten der Bürokratie deutlicher ins Auge gesprungen als beim Lesen dieser Zeilen. Wenn Tom beispielsweise dem Finanzamt erklären muss, über welches Vermögen bzw. Schulden seine neugeborene Tochter verfügt, kann man nur noch verständnislos den Kopf schütteln. Und da sage mir noch jemand, die Deutschen wären die Weltmeister der Bürokratie. Die Schweden hätten sicherlich mindestens ein Anrecht auf den Vizetitel.
    Alles in allem keine leichte Kost, sowohl im Hinblick auf das Thema wie auf den Schreibstil. Dennoch ist es lesenswert, wenn auch besser an Schönwettertagen ;)

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.    Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  • "Unterhaltungsliteratur" meint nicht nur leichte Unterhaltung, sondern ist unsere Sammelkategorie für alles, was sonst nirgends reinpasst.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • "Unterhaltungsliteratur" meint nicht nur leichte Unterhaltung, sondern ist unsere Sammelkategorie für alles, was sonst nirgends reinpasst.

    Ah, ok. Dann verstehe ich jetzt, was so manches Buch hier macht :zwinker:

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.    Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  • Ich habe mich auch sehr gewundert, es unter "Unterhaltungsliteratur" zu sehen. Das ist ungefähr der unpassendste Begriff für das Buch, den ich mir vorstellen kann.


    Hier meine Rezension:
    Ein Mann gibt sich preis: Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die Mutter, die noch eine Weile um ihr Leben kämpft, kann ihr noch diesen Namen geben - überlebt, die Mutter muss ihre Familie verlassen, noch bevor diese zu einer geworden ist: Karin hat eine schreckliche Krankheit, eine seltene, die spät entdeckt wird und unheilbar ist, sie erlebt ihre Mutterschaft nur noch kurz und quasi in einer Zwischenwelt - zwischen Leben und Tod.


    Tom erlebt diese unfassbare Zeit, in der er - quasi automatisch - zum alleinerziehenden Vater wird - wie durch einen Film, durch den falschen Film, in den er geraten ist. Und das Schlimme - der Tod ist weiterhin um ihn herum, sein Vater und Schwiegervater ringen damit.


    Und das Unfassbarste an allem - Tom Malmquist, der Autor, IST Tom, er hat diese erschreckenden Erfahrungen hinter sich, hat seine Geschichte aufgeschrieben - als Roman.


    Tom ist ein Dichter, ein junger Mann, der der Poesie verpflichtet und nicht so recht von dieser Welt ist. Sprache benutzt er als Waffe, so scheint es, als eine Art Abwehrmittel gegen die Welt um sich. Und daher wirkt seine Geschichte oft sehr befremdend, sehr distanziert.


    Ich kann mir vorstellen, dass das die einzige Art ist, mit diesen Schicksalsschlägen klarzukommen, sie in irgendeiner Form aushalten, ja: parieren zu können. Und deswegen hat er, der Mann des Wortes seine Geschichte in einen Roman gepackt, in dem er sie aus der Ferne erlebt: seinen Lesern gibt er sich und sein trauriges Schicksal dadurch preis. Eine sehr mutige Art, mit seinem Schicksal umzugehen, finde ich.


    Ob ich das Buch empfehle? Ja, natürlich, aber die Lektüre kostet viel Kraft, man sollte es also nicht in jeder Lebenslage lesen - sondern eine wählen, in der man eine gewisse Stabilität an sich feststellt, in der man sich ein wenig auf sich selber verlassen kann. Sonst kann ich - und Tom sicher auch nicht - für nichts garantieren.
    5ratten

  • In welcher Rubrik seht ihr das Buch denn? Als ich den Thread erstellt habe, hatte ich es ja noch nicht gelesen :redface:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Das ist lustig, dass Du fragst, ich habe mir die Rubriken gerade angeschaut, eben genau mit dem Ziel, eine passende zu finden und dies ist aus meiner Sicht die Autobiografie. In dieser Spalte können doch auch Bücher unterschiedlichster Aufmachung eingefügt werden, oder? Es geht um die Inhalte und der ist - obwohl er als Roman "verkauft" wird, eindeutig autobiografisch.

  • Da hatte ich auch drüber nachgedacht, aber ohne das Buch gelesen zu haben, war ich zu unsicher, ob das autobiographisch ist. Aber wenn ja, sehe ich das wie du - danke :winken:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Toms hochschwangere Freundin Karin wird plötzlich ins Krankenhaus eingeliefert. Dort diagnostiziert man Leukämie und sie verstirbt kurz nach dem Kaiserschnitt. Tom steht nun allein mit einer Tochter da und muss sich neben seiner Trauer mit den schwedischen Behörden herumärgern.


    Das Buch wird als Roman verkauft, ist jedoch offensichtlich sehr stark autobiographisch geprägt. Laut Klappentext verarbeitet Tom die Trauer um Karin in einem Buch - das kommt in der Geschichte selbst aber nicht vor, stattdessen hält man als Leser bereits das Endprodukt in den Händen.


    Ich hatte nach dem Klappentext mit einer erschütternden Liebesgeschichte, hochemotionalen Momenten und tiefer Trauer gerechnet und mir vorsorglich eine Packung Taschentücher bereitgelegt. Doch nichts davon hat mich in diesem Buch erwartet.


    Bereits auf den ersten Seiten wurde klar: Mit diesem Schreibstil kann ich persönlich überhaupt nichts anfangen. Tom beschreibt sehr distanziert und voller medizinischer Fachausdrücke zunächst die Zeit im Krankenhaus zwischen Bangen und Hoffen. Hier mag dieser Stil noch passend sein, da er wie im Tunnel lebt. Doch auch nach Karins Tod und in den Rückblicken auf ihre Vergangenheit ändert sich der Stil nicht. Wörtliche Rede ist ohne Anführungszeichen mitten in die Absätze eingebaut, so dass man sich als Leser sehr konzentrieren muss.


    Vielleicht war es für den Autor nicht möglich, seine Gefühle anders in Worte zu fassen, doch dieser zusammengestückelt wirkende Text, der vermutlich weder Karin noch ihm gerecht wird, wirkte auf mich eher abschreckend und hat mich emotional kein bisschen berühren können. Auch ist keine wirklich "Handlung" zu erkennen, teilweise weiß man nicht einmal genau, ob man sich nun in einem Rückblick oder in der Gegenwart befindet.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch von Kritikern gerade aufgrund des ungewöhnlichen und speziellen Stils hochgelobt wird, doch für mich als Leser war es einfach nur unangenehm. Wer mit einer traurigen, gefühlvollen Geschichte zu Ehren von Toms verstobener Frau rechnet, wird vermutlich ebenso enttäuscht werden wie ich. Da ich keinerlei Bezug zu den Figuren aufbauen konnte und das Buch am liebsten nach den ersten Seiten wieder beiseitegelegt hätte, kann ich leider nur eine Ratte vergeben.
    1ratten

  • Tom Malmquist, schwedischer Journalist und Autor von Gedichten, verliert auf tragische Weise seine hochschwangere Verlobte an eine schreckliche Krankheit. Dieses traumatische Erlebnis versucht er in seinem ersten Roman „In jeden Augenblick unseres Lebens“ zu erzählen und zu verarbeiten. Seine Freundin Karin, mit der er sein erstes Kind erwartet, wird mit akuter Atemnot und schwerem Kreislaufzusammenbruch ins Krankenhaus gebracht. Dort verschlechtert sich ihr Zustand rapide und nachdem man das Kind in einem Notkaiserschnitt auf die Welt geholt hat, stirbt sie nach wenigen Tagen. Tom ist erschüttert und wird gleichzeitig konfrontiert mit einer zu früh geborenen Tochter, den bürokratischen Mühlen, die einen unverheirateten Vater aufs Korn nehmen, dem schlechten Gesundheitszustand seines Vaters, der Einsamkeit des Hinterbliebenen, dem organisieren der Beerdigung, dem ganzen Leben, welches ihn überrollt. Die ganze Geschichte könnte hochemotional, tieftraurig, deprimierend aber gleichzeitig auch tröstlich, Mut machend und wie ein Stück aus dem Leben geschrieben sein. Sie könnte berühren und zu Herzen gehen. Aber der Autor verschreckt den Leser schon auf den ersten Seiten dadurch, dass er alle Regeln von optischer Textbearbeitung, von normaler Gestaltung, über den Haufen wirft. Er schreibt seinen Text ohne jede Form von Absätzen. Weder in der Erzählung, noch – besonders unangenehm – bei Dialogen. Alles wird einfach hintereinander gereiht. Weder das Auge noch das Hirn kommen in einen normalen Leserythmus. Anfangs vermutet man vielleicht noch, dass er damit etwas sagen will. Seine Situation beschreiben will. Die Welle die ihn überrollt, das Gefühlschaos, seine eigenen Probleme, einen Anhaltspunkt in all dem Chaos zu finden. Aber dann hätte sich meiner Meinung nach das Schriftbild irgendwann verändern müssen. Hin zu einem normalen Text. Das hätte ich genial gefunden. Aber so wurde ich von Seite zu Seite unwilliger, der Story zu folgen. Denn Tom Malquist schaffte es auch nicht, mir irgendwelche Gefühle nahe zu bringen. Weder seine Gefühle zum Tod der Frau, zur Tochter oder zum Vater. Noch die Gefühle aller andere Protagonisten. Er erzählt kühl und mit einer sachlichen Distanz, die der Handlung jede Emotion aber auch jeden interessanten Aspekt zu nehmen scheint. Die Gespräche sind meist abrupt zu Ende nachdem die Menschen sich wenig zu sagen hatten. Ich weiß nicht, was der Autor mir damit sagen will? Sollte ihn das Schreiben befreien und erleichtern? Will er die Geschehnisse wirklich auf diese Weise seiner Tochter erzählen? Ihr die tote Mutter auf diese Weise näherbringen? Ab der Mitte habe ich mich wirklich zwingen müssen, weiterzulesen. Ich nehme mal an, das geht auch allen so, die meine Rezension lesen. Das ist von mir auch so beabsichtig. Damit gebe ich definitiv ein Statement ab. Das Buch hat mir nicht besonders gefallen.


    2ratten

    :lesen:





    Einmal editiert, zuletzt von gagamaus ()

  • In jedem Augenblick unseres Lebens


    Emotionslos und anstrengend


    Tom geht durch die Hölle. Kurz vor der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes stirbt seine Frau völlig überraschend. Die Tochter Livia bleibt am Leben.
    Der Autor gewährt uns einen tiefen Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt. Er schildert die Zeit nach dem traumatischen Erlebnis. Da er freischaffender Poet ist, hat er Zeit, sich um seine Tochter zu kümmern. Er blickt auch viel zurück in die Vergangenheit.
    Diese übrigens autobiographische Geschichte ist an sich herzzerreißend. Mich hat sie leider überhaupt nicht erreicht, was an dem Erzählstil lag. Das Buch hat weder eine Kapiteleinteilung noch Überschriften. Auf mich wirkt es wie ein langer Satz ohne Punkt und Komma und dadurch monoton und emotionslos. Durch die unberechenbaren Zeitsprünge in der Erzählung war das Lesen sehr anstrengend. Oft brauchte ich ein paar Sätze, um zu begreifen, ob es gerade um die Gegenwart oder um die Vergangenheit geht. Bei manchen Passagen wurde mir überhaupt micht klar, ob der Autor von heute oder von damals schreibt. Ein Großteil spielt sich in Dialogen ab, die leider keine "Anführungszeichen" haben.
    Da ich an einer Leserunde teilgenommen habe, habe ich mich bis zum Ende durchgekämpft. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das alleine geschafft hätte. Schade.


    2ratten

    Liebe Grüße, Caren

    —————

    Wenn lesen Kalorien verbrennen würde, wäre ich in kürzester Zeit beängstigend dünn.

    —————

    Meine Rezensionen

  • Gagamaus, deine Rezension finde ich klasse! Der Stil passt perfekt (erst habe ich mich gewundert, warum du alles in einen Abschnitt packst) und genau so, wie du es schreibst, habe ich das Buch auch empfunden - aber du hast es an vielen Stellen viel besser formuliert, als mir das gelungen ist. Hut ab!

  • Meine Meinung:


    Der Inhalt ist krass, der Schreibstil ist krass und Tom, als Person ist ebenfalls krass. So jedenfalls wirkt das Buch auf mich.
    Inhalt:
    Mitzuerleben wie deine Freundin einen Notkaiserschnitt hat, ist schon schlimm. Man ist in Sorge um das Kind und seine zukünftige Entwicklung als Frühgeburt. Wenn das ganze aber dann noch davon ausgelöst wurde, dass deine Freundin eine akute Leukämie entwickelt hat und sterben wird, findet man kaum Worte für so eine Situation.
    Tom, der Protagonist und Autor findet viele Worte, leider:
    Stil:
    verschachtelt er alle Worte, Dialoge, Gedanken und Zeitebenen zu langen Sätzen, die ohne Abschnitt aneinander gereiht werden. Das macht das Lesen und Verstehen dieser Geschichte unglaublich anstrengend und wenig empathisch.
    Tom:
    Den Eindruck den ich beim lesen von Tom bekommen habe, ist eine eher unsympathischer und genervter. Er scheint ein schwieriger und anstrengender Mensch zu sein, der andere, auch seine große Liebe Karin, mit seinen Fragen, Gedanken und Penetranz sehr durcheinander bringen kann.


    Bei allem Verständnis für seine wirklich schlimme Situation, konnte ich ihn in ganz vielen Situationen einfach nicht verstehen und nichts von seinen Handlungen, Gedanken nachvollziehen. Etwas, was für mich persönlich aber eine Geschichte zu einer guten Geschichte macht. Mir fehlt leider die Empathie für diese Geschichte.


    Der Anfang und Teile des Endes relativieren den ansonsten negativen Eindruck des Buches aber ein bisschen und so vergebe ich
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Emotionen dringend gesucht!


    Tom Malmquist passiert eines der schrecklichsten Dinge im Leben. Seine hochschwangere Freundin Karin erkrankt an akuter Leukämie und ihr Zustand verschlechtert sich so rapide, dass die Ärzte sich entschließen das Baby per Kaiserschnitt zu holen. Karins Zustand verschlechtert sich weiter und Livia, so der Name des Babys, muss auf die Frühchenstation – so pendelt Tom zwischen den beiden Stationen hin und her, bis Karin, ohne ihre Tochter gesehen zu haben, ihrer Krankheit erliegt.


    Bei „In jedem Augenblick unseres Lebens“ handelt es sich um die autobiografische Geschichte des Autors Tom Malmquist, der nach dem Tod seiner Lebensgefährtin zum alleinerziehenden Vater wird. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit, kann er sich 24 Stunden am Tag um Livia kümmern, das bedeutet aber nicht, dass ihm nicht auch Steine in den Weg gelegt werden. Da Tom und Karin nicht verheiratet waren, „gehört“ ihm Livia gar nicht und er muss sich – neben seiner Trauer – auch noch mit diversen Ämtern herumschlagen.


    Das ist wieder mal ein Buch, bei dem ich mich ärgere, nicht vorher die Leseprobe gelesen zu haben. Es hätte mir echt viel Leid erspart. Da ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe, habe ich tapfer bis zum letzten Punkt durchgehalten. Ohne Leserunde hätte ich es wahrscheinlich nach den ersten Seiten aus der Hand gelegt.


    Anhand des Klappentextes hatte ich ein Buch erwartet, aus dem die Emotionen nur so herausfließen und ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite heule und dabei X Taschentuchboxen verbrauche. Doch schon die ersten Seiten haben mich regelrecht ernüchtert auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.


    Tom hat an irgend einer Stelle im Buch erwähnt, dass er die Abläufe und die Gespräche mit den Ärzten stichpunktartig aufgeschrieben hat, um sich bzw. seine Tochter später einmal daran erinnern zu können. Der Schreibstil in diesem Buch ist dann auch genau so, als ob Tom alle Informationen aus den Stichpunkten einfach hintereinander weg aufgeschrieben hat. Es gibt keine Absätze, es gibt keine Einrückungen, es gibt keine wörtliche Rede, es gibt keinen Hinweis ob man sich gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit aufhält und als Leser muss man sich extrem konzentrieren, wer denn da jetzt mit wem spricht oder von wem oder was gerade die Rede ist. Wer Familienmitglied oder Freund ist, ergibt sich nur aus dem Text und das auch nicht in allen Fällen eindeutig. Ich musste teilweise über ganze Sätze zurückgehen, damit ich verstanden habe, was ich da gerade lese.


    Der extrem schwierige Schreibstil und die Kälte, mit der Tom die Geschehnisse erzählt, haben es unmöglich gemacht, dass ich auch nur ansatzweise Sympathie für Tom und seine Geschichte empfinden kann, ganz im Gegenteil.


    Selbst wenn ich Tom zu Gute halte, dass er in einem gefühlsmäßigen Ausnahmezustand war, kann ich diesem Buch nichts abgewinnen. Ich hatte mich so auf eine Achterbahn der Emotionen gefreut ….. leider war meine einzig Emotion die Freude, die ich empfand, als ich das Buch zur Seite legen konnte.


    Da wäre so viel mehr drin gewesen.


    1ratten

    Viele Grüße Babsi

  • Karin, die hochschwangere Freundin von Tom, landet mit grippeähnlichen Symptomen im Krankenhaus. Die Grippe entpuppt sich jedoch als akute Leukämie, der Zustand von Karin als äußerst kritisch. Schließlich entschließen sich die Ärzte das Kind zu holen. Livia, die gemeinsame Tochter von Tom und Karin, kommt auf die Frühchen Station, für Karin geht der Kampf ums Überleben weiter. Tagelang pendelt Tom in der Klinik zwischen Frau und Kind hin und her. Am Ende verlässt er die Klinik nur mit seiner Tochter. Nun beginnen für ihn neue Probleme. Der Alltag hat ihn wieder, aber auch Steine werden ihm in den Weg gelegt, denn ohne Trauschein ist er offiziell noch lange nicht der Vater des Kindes.


    Diese Geschichte des Autors Tom Malmquist trifft den Leser mit enormer Wucht. Das ist wohl vor allem dem Schreibstil des Autors zuzuschreiben, denn hier wird nichts ausgeschmückt und verschönert, sondern einfach unverblümt so geschildert, wie der Protagonist die jeweilige Situation erlebt. Hier merkt man sehr deutlich wie ein Mensch sich in einer solch schrecklichen Lebenssituation fühlt. Es ist als wäre man in einer dunklen Wolke unterwegs und würde einfach nur noch funktionieren, weil es weitergehen muss, obwohl man nicht weiß wie es weitergehen soll und überhaupt weitergehen kann. Tom macht deutlich, dass man in einer solchen Ausnahmesituation eben mehr einer Maschine als einem menschlichen Wesen gleicht. Vermutlich kann man das als Leser nur dann richtig interpretieren, wenn man selbst einmal eine ähnliche Situation erlebt hat. Ansonsten kann es leicht geschehen, dass man hier denkt was soll das? Oder wie wenig Gefühl hat dieser Mann eigentlich?


    Dieses Buch ist sehr authentisch. Es ist keine leichte Kost und es macht auch etwas schwermütig. Dennoch zeigt es, dass es Menschen gelingen kann auch nach dem Tod eines geliebten Menschen ins Leben zurückzufinden.


    Der Autor lässt den Leser in Rückblicken auch teilhaben an Karins und Toms Vergangenheit und ihren Beziehungen zu Eltern und Familie. Auch hier bleibt der Blick gleich. Aus heutiger Sicht wird alles, jeder Augenblick des Lebens, ohne große Emotion betrachtet und beschrieben. Das wirkt abgeklärt, hat aber seinen Ursprung wohl in der eigenen Gefühlswelt des frischgebackenen Vaters, der gerade den Tod seiner langjährigen Freundin verarbeiten muss.


    „In jedem Augenblick unseres Lebens“ ist ein Roman über ein schlimmes Erlebnis und eine Lektüre, die den Leser bewegt, auch dann, wenn er vielleicht nicht nachvollziehen kann wie sich Tom gerade wirklich fühlt.


    Copyright © 2017 by Iris Gasper


    4ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

    Einmal editiert, zuletzt von schlumeline ()