Brauchen wir mehr Diversität in der Phantastik?

Es gibt 36 Antworten in diesem Thema, welches 7.445 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dani79.

  • Da ich in den letzten Tagen viel unterwegs war, konnte ich zwar eure Beiträge verfolgen, aber bin bis eben nicht dazu gekommen, die Artikel zu lesen.

    Den ersten Artikel von Lars Schmeink finde ich im Übrigen völlig nichtssagend. Er deutet eine Sache nach der anderen an, umschreibt dies und das, ohne klar zu sagen, worauf er hinaus will. Ich war nicht auf der Veranstaltung und habe nur die Hälfte von dem verstanden, was er geschrieben hat. Egal. Umso besser war der zweite Artikel!


    Ich habe mir bisher keine Gedanken über Rassismus, Sexismus und Homophobie in der Phantastik gemacht. Ich lese hin und wieder Fantasy, aber es ist nicht mein "Hauptgenre". Doch wo ziemlich klar die Linien von Rassismus beschrieben wurden, habe ich mir gedacht: Ja, stimmt. Und es ist wirklich problematisch. Ich habe desletzt ein Buch gelesen, in dem Orks nochmal persönlicher dargestellt worden (ich habe leider den Titel vergessen) und es hat mir wirklich gut gefallen, sie auch mal privat zu erleben, wo sie eben nicht nur grausam sind. Ich denke, solche Schilderungen könnten noch mehr Fanatasy-Büchern gut tun. Allgemein könnte das ganze Schema gut/böse mehr aufgebrochen werden, wie es Bernhard Hennen in seinem ersten Band der neuen Reihe "Azuhr" auch gemacht hat. Denn es gibt ja für beide Seiten immer Gründe, warum man sich so verhält. Warum die Geschichte nicht komplexer werden lassen und genau das erklären?


    Zu den Verlagen: Ja, sie meinen zu wissen, was sich verkaufen lässt. Aber teilweise sind die wohl auch etwas engstirnig. Ein gutes Beispiel ist der Film "Black Panther", der eingeschlagen ist wie eine Wucht. Vollkommen zurecht - es war eines der besten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe und ich will gerne mehr davon! Ich denke, es würde gegen Rassismus helfen, wenn wir mehr schwarze oder auch türkische, marokkanische, syrische, iranische, irakische etc. Menschen auf unseren Fernsehbildschirmen oder Kinoleinwänden sehen. Zumindest wenn es so Filme sind wie "Black Panther". Denn den Menschen in Deutschland fehlt es wohl an Held*innen, die nicht dem eigenen Aussehen entsprechen. Ich denke, dass sich so auch Vorurteile abbauen lassen können.

  • Auch in Game of Thrones wird meiner Meinung nach vieles richtig gemacht.

    Aber auch nur was die Frauenfiguren angeht. Schwarze Menschen sind Sklaven, weiße Herrscher. Und die Darstellung der Dothraki ist auch eher klischeebeladen.

  • Ich lese ja zZ nicht (mehr) sooo viel "Phantastik", aber in den beiden Vertetern, die ich in letzter Zeit gelesen habe, kam sozusagen alles vor - bis hin zu zeitlich wechselndem Geschlecht. :/^^

  • Mhhhhm, ich habe die Diskussion auch jetzt erst entdeckt und mit großem Interesse gelesen. Denn ich finde viel wieder, worüber auch ich schon mit Freunden diskutiert habe.

    Meiner Meinung nach stützen einige Verlage dieses Rollenbild, das in der Phantasie herrscht, schon sehr stark. Immerhin finden diese Bücher, in der die gute, leicht naive Heldin zur Klnigin mit Schwert in der Hand heran reift, Scharen von Käufern. Genauso konnte man vor ein paar Jahren Vampirbücher in jeder Buchladenecke entdecken, schlicht und einfach weil sie sich verkauft haben. Kaum ein Verlag hat sich noch bis vor ein paar Jahren aus seiner Wohlfühlkiste voller Handwerkszeug, das funktionierte, gewagt. Warum sollte er auch neue Wege gehen, wenn die alten doch so gut funktionieren?

    In letzter Zeit beobachte ich, dass immer mal wieder ein Charakter aus der LGTB-Riege durchs Bild läuft und artig winkt, um zu zeigen, dass der Autor so weltenoffen ist. (und nein, ich finde solche Beziehungen durchaus ansprechend, wenn sie richtig in die Geschichte passen und richtig thematisiert werden, aber nicht als Mittel zum Zweck!) - Eigentlich echt traurig.

    Im Großen muss ich euch allen zustimmen - wir lesen aus Eskapismus und wir lesen in bestimmten gesteckten Rahmen - und leider denken wir viel zu wenig darüber nach, was uns da eigentlich vorgesetzt wird.


    PS: Ein Verlag, der mir einfällt, der wirklich mal was ausgetestet hat, war meiner Meinung der Königskinderverlag (ein Imprint von Carlsen) - mit wirklich wunderschönen Jugendbüchern (zwar nicht oder kaum im fantastischen Bereich, aber das tut nichts zur Sache) - Der Verlag musste seine Tore schließen, da er nicht den gewünschten finanziellen Erfolg gebracht hat. So viel zum Thema schöne bunte Welt =(

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • HoldenCaulfield Ja, es geht halt wie immer nur ums Geld. Na ja, schränken wir es mal ein und sagen in den allermeisten Fällen. Und, dass, was unrentabel ist, wird eben gestrichen. Traurig, aber war ...

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Wie es beim Königskinder Verlag genau war, kann ich nicht beurteilen. Aber ich finde man sollte den Faktor Marketing nicht vernachlässigen, gerade bei der Masse an Neuerscheinungen, die es gibt. Das ist ja auch hier schon diskutiert worden und durch die Blogbeiträge von Melanie Lahmer gut dargestellt worden.
    Als Leser muss man die interessanten Bücher ja auch erst mal finden, und wenn aber ganz andere Bücher groß vermarktet werden, dann neigen die Leute auch eher dazu, sie zu kaufen ("wenn das Buch überall so groß aufliegt, dann muss es doch gut sein oder?"). Gerade die Gelegenheitsleser und Buchgeschenkkäufer.

    Und welche Bücher gut und groß vermarktet werden, entsprechen halt den aktuellen Trends in Richtung Verkaufszahlen. Und es verkauft sich das gut, was gut vermarktet wird. Also ich finde, dass sich da irgendwie die Katze in den eigenen Schwanz beißt.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

    Einmal editiert, zuletzt von tári ()

  • Diversität finde ich gut, es nervt allerdings, wenn sie erzwungen wird. Ich bleibe mal bei dem Filmbeispiel.


    Beispiel Black Panther: die Figur gibt es seit Jahrzehnten, und es ist cool, dass das ganze nun verfilmt wurde. T'Challa fand ich schon immer klasse.


    Beispiel Nick Fury: Auch diese Figur gibt es seit Jahrzehnten. Im Film Avengers wurde sie mit Samuel L. Jackson besetzt, obwohl sie in den Comics eher so aussah wie Clint Eastwood mit Augenklappe. Hat mir nicht gefallen, weil die Figur komplett anders aussah als sie jahrelang geschildert wurde. Das ist für mich so, als hätte man Gandalf als Asiate besetzt.


    Auch schlimm: die Diskussion um das Spiel Kingdom Come: Deliverance. Bei einem Spiel, was in einem möglichst realistischen Setting Böhmen im Mittelalter darstellen soll wird kritisiert, dass keine Afrikaner dabei sind...


    Es gibt jede Menge Möglichkeiten, Geschichten mit Menschen egal welchen Geschlechts, Hautfarbe oder sexueller Orientierung zu erzählen. Das müßte nur besser genutzt werden, nicht wie in einer Liste zum Abhaken.
    Bei The Shannara Chronicles macht es z.B. einfach Sinn.

  • Das ist für mich so, als hätte man Gandalf als Asiate besetzt.

    Oder als würde man gleich sämtliche ägyptische Götter mit Weißen besetzen. Völlig absurd... Wobei, Moment mal :/


    Filmfiguren wurden so lange und so oft in zum Teil völlig absurden Szenarien mit weißen Darstellern besetzt, dass ich es irgendwie seltsam finde, wenn man sich beschwert, weil in ein, zwei Filmen ein ursprünglich weißer Charakter seine Hautfarbe ändert - oder ihr Geschlecht, nebenbei bemerkt -, während uns das Whitewashing oftmals nicht mal auffällt. Da fehlt mir irgendwie die Verhältnismäßigkeit.


    Für mich sind Film und Buch auch zwei unterschiedliche Kunstformen, die sich nicht 1:1 spiegeln müssen. Von daher hätte ich auch kein Problem mit einem asiatischen Gandalf, der Balrog wird sich davon auch nicht beirren lassen ;) (Vor allem wenn man bedenkt, dass Tolkiens Weltbild aus heutiger Sicht nicht unproblematisch ist.)

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Suse : Du siehst - die Frage ist nicht, ob wir mehr Diversität in der Phantastik brauchen, sondern ob wir uns einen Gandalf ohne Rauschebart vorstellen können. :D

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Was ich mit diesem anschaulichen Beispiel eigentlich sagen wollte, dass mir persönlich die Hautfarbe bei Fantasy-Held*innen so gut wie egal ist, solange andere Charaktereigenschaften stimmen. Wie bspw. Gandalfs Bart oder wie bei dem Hermine-Beispiel ihre lockigen (fast buschigen) Haare, gerade an diesem Beispiel passt für mich sogar eine schwarze Frau mit sehr lockigem Haar viel besser als Emma Watson mit ihren doch recht glatten leicht gelockten Haaren. ;) Denn dass auf Gandalfs oder Hermines Hautfarbe mal in der Beschreibung eingegangen wird, daran erinnere ich mich zumindest nicht.

  • Avila Deshalb verstehe ich auch den Aufschrei nicht, als für The Cursed Child eine schwarze Frau besetzt wurde. Auch Rowling hat dann darauf hingewiesen, das ihre Bücher ihre Hautfarbe gar nicht thematisieren. Emma Watson passt da in die Beschreibung bei Film 1 und 2, aber dann eigentlich nicht mehr. Weshalb das im Theather so ungewohnt wirkte, war ja nur deshalb so, weil die Filme so populär wurden, das fast zwangsläufig eine starke Identifikation mit den Schauspielern und den Figuren passierte, grade weil es eben 7 Filme sind.

  • Deshalb verstehe ich auch den Aufschrei nicht, als für The Cursed Child eine schwarze Frau besetzt wurde.

    In der Rolle der Hermine? (sorry, wenn ich so dumm frage, ich habe das gar nicht mitbekommen)


    Emma Watson passt in den späteren Filmen tatsächlich überhaupt nicht mehr. Sie ist schlicht zu hübsch geworden - aber das kann man bei 11jährigen Kindern ja noch nicht unbedingt absehen. ;)


    Zu dunkelhäutigen Protagonisten habe ich auch erst vor kurzem ein Buch gelesen. Es war allerdings nicht Phantastik, sondern ein Thriller. Erst in der Mitte des Buches habe ich gemerkt, dass die Hauptfigur Afroamerikanerin ist. Vorher wurde ihre Hautfarbe nicht erwähnt. Eigentlich gut, weil es auch nicht erwähnenswert sein sollte. Außerdem war es aus ihrer Ich-Perspektive geschrieben und wer denkt schon "hach, ich habe die-und-die Hautfarbe". Aber in meinem Kopf war die Protagonistin eben bis dahin eine Weiße, weil man das so gewöhnt ist.

  • Irgendwann wird dann beim Thema "Hautfarbe" Earthsee erwähnt. Zu Recht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Keine Phantastik, fiel mir aber gerade zu dieser Diskussion hier ein.

    Ich höre gerade so ein Jugend-Romanzen-Buch und mir ist am Anfang ganz extrem aufgefallen, dass sich die Autorin anscheinend um Diversität bemüht. Die Schwester der Protagonistin ist dick, ihre beste Freundin Asiatin, dann ist da noch eine Schwarze, einer der Kumpel des männlichen Protagonisten ist schwul...

    Alles wunderbar und bestimmt gut gemeint - bei mir kommt es aber total gekünstelt an, als würde die Autorin eben unbedingt alles abdecken wollen, damit ihr niemand irgendwas vorwerfen kann.


    Die beiden Protagonisten sind aber natürlich weiß, gutaussehend, hetero und schlank...

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**