Inhalt
"Vor der Geburt des Paris träumte Königin Hekabe, sie habe eine Fackel geboren, durch die Troia bis auf die Grundmauern niederbrennen würde."
Im Königspalast von Troia werden Zwillinge geboren. Paris, der Sohn, muss unbekannt als Hirte in den Bergen aufwachsen, denn man fürchtet das böse Omen von Hekabes Traum. Zwillingsschwester Kassandra bleibt jedoch am Hof der Eltern. Schon früh entdeckt sie ihre seherischen Kräfte. Es ist Kassandras Gabe und Fluch, dass sie in Visionen die Zukunft erblickt und den Willen der Götter spürt. Aber sie kann nicht verhindern, dass die Geschichte ihren Lauf nimmt. Als Frau ist sie in so untergeordneter Stellung, dass man ihre Warnrufe nicht hören will. Bei ihrer Tante, der Königin der letzten Amazonen, lernt Kassandra einige Jahre lang das harte Leben dieser mutigen Frauen kennen. Kassandras Mutter, Königin Hekabe, war früher selber Amazone und Kriegerin. Durch ihre Heirat mit dem König von Troia hatte sie sich dem neuen Gesetz der Männer, die der Frau und damit der Herrschaft der Göttin Erdmutter einen untergeordneten Platz zuweisen, unterworfen. So verschob sich das Gleichgewicht der Kräfte. Der Sohn und nicht mehr die Tochter übernimmt nun das Erbe und die Verantwortung.
Zurück in Troia, fühlt Kassandra sich nicht für einen Mann bestimmt und weiht ihr Leben dem Sonnengott Apollon, wird Priesterin in seinem Tempel. Auch Paris ist inzwischen nach Troia zurückgekehrt. Bei öffentlichen Wettspielen wird er Sieger und mit offenen Armen wieder am Hof aufgenommen - allen bösen Omen zum Trotz. Als Paris die bereits verheiratete schöne Helena aus Sparta entführt, nimmt der griechisch-troianische Krieg, der sich über Jahre hinziehen soll, seinen Anfang. Kassandra sieht das drohende Schicksal voraus, ohne Glauben zu finden. In der dramatischen Zeit der Belagerung Troias sucht Kassandra einen Ausweg vor dem Untergang. Steht Troia nicht mehr unter dem Schutz der mächtigen Götter? Sind die Menschen nur Spielbälle der Götter oder können sie ihr Handeln beeinflussen? Und welche Rolle ist ihr selber und ihren Visionen zugedacht? Kassandra ist dem Ruf Apollons gefolgt, aber sie widersetzt sich seinem Zugriff, als er sie als Mann verführen will. Aber macht sie sich Aphrodite nicht zur Feindin, wenn sie sich allen Männern verschließt? Werden sich ihre dunklen Vorahnungen erfüllen?
Meine Meinung
Der bekannte Heldenmythos um den Untergang von Troia wird in diesem Roman aus der Sicht der Seherin Kassandra erzählt. Am Ende des Buches befindet sich ein Namensverzeichnis und ein sehr nützlicher Stammbaum der Götter - anfangs bin ich mit den vielen Göttern nämlich immer durcheinander gekommen. Im Roman spielen zum Glück auch nur einige Götter eine Rolle, so hält sich die Verwirrung noch in Grenzen und die Geschichte lässt sich auch für Götter-unkundige leicht lesen.
Das Buch lässt sich flüssig lesen, zu Kassandra hatte ich einen guten Zugang. Die Beschreibung der unterschiedlichen Personen ist sehr gelungen: einige mochte ich seit dem ersten Moment, andere hasste ich leidenschaftlich - und wieder andere haben sich im Verlauf der Geschichte entwickelt. Eine besonders intensive Beziehung hatte ich zu Kassandra und Penthesilea, der Amazonenkönigin, aufgebaut.
Die Ansichten der "Männerwelt" kommen auch sehr emotional rüber, ich hatte oft das Bedürfnis mich dort einzumischen und denen einfach mal was auf die Nase zu geben. Es sind allerdings nicht alle Männer so beschrieben, wäre ansonsten auch recht langweilig, Odysseus fand ich z.B. interessant. Sehr aufgeregt habe ich mich dafür über Achilleus, der scheint weder Anstand noch Gefühle zu besitzen...