Auch auf die Gefahr hin, dass ich in diesem Thread gebannt werde, hier meine Leseeindrücke:
Dieses Buch habe ich nach nur 44 Seiten vor die Tür gesetzt. Auf den 44 Seiten passierten eine Reihe von Dingen, die ich einfach nicht unter meinen Hut bringen konnte. Und je länger ich das Buch ruhen ließ, um vielleicht doch nochmals anzufangen, umso mehr störten sie mich. Dazu kam der Eindruck von gähnender Langeweile. Ich wollte einfach nicht mehr und versuche hier, meine Irritationen zu erläutern.
Raimund Gregorius ist ein waschechter Gelehrter: Minutiöser Tagesablauf, keine Abweichungen. Nichts, was mich stören würde. Dann begegnet er auf dem Weg zur Schule einer Frau auf einer Brücke, die er für eine Selbstmörderin hält. Er will sie vor dem vermeintlichen Tod bewahren. Statt irgendetwas zu sagen, schreibt sie ihm nach vollbrachter Tat eine Telefonnummer auf die Stirn, weil sie die Nummer nicht vergessen dürfe. Ach, man hätte sie sich ja auch selbst auf die Hand schreiben können! Das fällt ihr ein bisschen spät ein - zumal sich der fremde Mann ja einfach hätte umdrehen können und dann wäre die schöne Nummer ebenfalls weg gewesen. Die Szene war merkwürdig und ich fand die Frau nicht schlüssig. War es ein Sprungversuch? Falls ja, hätte ihr die Nummer nicht viel bedeutet und sie hätte erst einmal mit dem Misslingen gehadert. War es keiner, hätte sie sich deutlich ausdrücken können. Die Aktion mit der Telefonnummer wirkte auf mich wie eine theatralische Kunst-Performance.
Gregorius ist so platt, dass er die Frau in die Schule mitnimmt - und sogar ins Klassenzimmer. Und schwupps fällt der Entschluss, dass man das ganze Leben plötzlich umkrempeln könnte, weil die Frau so schön das Wort português gesagt hat, als er sie nach ihrer Muttersprache gefragt hat. Er kauft sich ein portugiesisches Buch, obwohl er die Sprache gar nicht kann - und fängt an, mit Hilfe von Wörterbuch und Grammatiktafeln zu übersetzen. An dieser Stelle war schon ziemlich Schluss und die fehlerfreien, in Sinn und Ausdruck korrekten Übersetzungen eines philosophischen Textes, ausgeführt von einem totalen Sprachneuling, fand ich mehr als merkwürdig. Gregorius schreibt eine Art Abschiedbrief und setzt sich in den Zug. Ich dachte nur noch "Hä?".
Das ist vielleicht in anderen Augen nicht viel, aber ich hatte kein Interesse, das Buch weiterzulesen. Ich nehme durchaus Konstruktionen in Kauf, damit "ein Buch was wird", aber hier hatte ich das Gefühl, ausschließlich über Konstruktionen für Philosophie zu stolpern.