Eben
Charlotte Bronte - Jane Eyre und das Spinn-off Jean Rhys - Wide Sargasso Sea
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Und nicht vergessen, Charlotte ist selbst eine Pfarrerstochter!!
Das ist Jane Austen aber auch, trotzdem geht sie in ihren Werken anders mit der Religion um.
Wahrscheinlich ist die Frage, welche Autorin bzw. welche Werke der Autorinnen man lieber mag, einfach wieder subjektiv (wie wir das ja neulich schon in Bezug auf Bewertungen in der Frage der Woche diskutiert haben). Ich bin mir sicher, dass ich Jane Eyre nicht zum letzten Mal gelesen habe, bis zum nächsten Re-Read darf aber ruhig ein bißchen Zeit vergehen.
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In den letzten Tagen hatte ich weder Lust aufs Buch noch Lust aus Posten. Daher hinke ich euch meilenweit hinterher. Ist aber egal, denn im Moment nervt mich an dem Buch irgendwie alles. Ich weiß nicht, ob das an der Übersetzung liegt, oder daran, dass ich täglich nur 5-10 Seiten lese und überhaupt nicht vorankomme.
Inzwischen bin ich bei der Szene angekommen, in der Jane von ihrer nächtlichen Besucherin erzählt. Ich "fliege" alle drei Sätze aus der Handlung, weil ich immerzu denken muss: So erzählt doch niemand!
Jane berichtet Rochester von ihrem Erlebnis, aber sie tut es auf eine Weise, die viel erzählt und nix sagt. Hier ein Heulen des Windes, dort ein Vermissen, dann der kalte Kamin etc. Ich weiß, historischer Kontext... Damals schrieb man so. Ich finde es aber aus heutiger Sicht sehr hochtrabend und ermüdend.
Adèle soll in eine Schule abgeschoben werden. Wie so ein lästiges Haustier... Auch wenn das Mädchen alles hat, was ein Mädchen aus guter Familie damals haben musste (Erziehung, gute Manieren, reicher Verwandter/Vormund), ist sie gar nicht so anders als Jane. Kein Mensch braucht sie. Ich finde das traurig.
(Um noch mal auf den Post von weiter oben zu kommen: Es ist Jane, die sie Adela nennt. Ich tippte hier auf die Unaufmerksamkeit von Charlotte.)
Apropos, Namen. Ich reagiere ziemlich empfindlich darauf, wenn jemand keinen Namen hat, vor allem, wenn es um die weiblichen (Neben)Figuren geht. Bis zu der Stelle, an der ich gerade bin, wird z. B. der Name von Johns Frau nicht erwähnt. Der Kutscher hat einen Namen, seine Frau ist bloß die Köchin, die braucht keinen Namen.
Ich weiß, es ist eine Kleinigkeit, aber sie ist mir ein Stachel im Lesefleisch.
Rochester! Warum mochte ich den nochmal? Kann ich mir gerade nicht erklären. Heute würde man das, was er mit Jane macht, als Manipulation bezeichnen. Er gaukelt ihr vor, er wolle Blanche heiraten, nur um Jane, wie er später behauptet, eifersüchtig zu machen? Red flag, Mädels.
Ach ja, Jane heißt offenbar tatsächlich Janet. Rochester nennt sie bei mindestens drei Gelegenheiten so. Oder führt er uns in die Irre? Antoinette nannte er ja auch Bertha.
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Ich kann Dich gut verstehen, Aeria , zwischendurch hatte ich auch keine Lust, den Roman weiterzulesen. Das muss bei kleineren Abschnitten noch extremer sein, weil es oft nicht leicht ist, wieder in die Handlung reinzukommen.
Rochester ist eine schwer einzuordnende Figur: einerseits scheint er Jane wirklich zu schätzen und auch ernst zu nehmen, andererseits behandelt er sie dann wieder sehr von oben herab, und diesen Betrug rund um Blanche, nur um zu testen, ob Jane eifersüchtig wird, finde ich einfach gemein (beiden gegenüber).
Und mit der Verniedlichung ihres Namens Jane zu Janet setzt Rochester sie eigentlich auch herab, wer möchte schließlich mit einem anderen Namen angesprochen werden?
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Ach ja, Jane heißt offenbar tatsächlich Janet. Rochester nennt sie bei mindestens drei Gelegenheiten so.
Ich habe das eher andersrum interpretiert, als Kosenamen.
Und mit der Verniedlichung ihres Namens Jane zu Janet setzt Rochester sie eigentlich auch herab, wer möchte schließlich mit einem anderen Namen angesprochen werden?
Das würde ich gar nicht mal so eng sehen ... es gibt ja auch heute noch diverse Hasischatzipupsis, die sich gerne und freiwillig so nennen lassen Allerdings weiß ich in Janes Fall nicht mehr, ob das ein "gewachsener" Kosename war oder ob Rochester ihr den übergestülpt hat. Kann man ja so oder so empfinden.
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Das war eine schwere Geburt! Aber nun bin ich fertig.
In der Vergangenheit habe ich den ganzen Teil mit dem Fanatiker St. John immer langweilig gefunden.
Diesmal nicht.
Ich finde sogar, diese Figur ist viel besser gezeichnet als Rochester, sehr viel plastischer, irgendwie echter. Ich habe mich gefragt, ob Charlotte so jemandem vielleicht mal persönlich begegnet ist.
Jane ist ihm regelrecht hörig, unterdrückt den leidenschaftlichen Teil von sich, nur um diesem Eisklotz von Mann zufrieden zu stellen. Erstaunlich, dass sie den sogenannten Heiratsantrag ablehnt. Ich glaube, wenn St. John noch ein wenig gewartet hätte, hätte er sie endgültig unter seine Kontrolle bekommen, sie wäre dann nicht mehr fähig gewesen ihn abzuweisen.
Kennt ihr Jasper Ffordes "Der Fall Jane Eyre"? In dem Buch geht Jane mit St. John nach Indien Empfehlenswerter Roman, sehr ungewöhnlich.
Mir ist beim Lesen eine ganz unerfreuliche Erkenntnis gekommen. Ich habe schon wieder plagiiert... In meiner Novelle "Traumverloren" steht die Heldin vor einer ähnlichen Entscheidung wie Jane. Ich war damals so zufrieden mit mir, dass ich eine Lösung für ihr Problem gefunden hatte. Und nun stellt sich heraus, dass mein Unterbewusstsein mir einen Streich gespielt hatte . Das ist frustrierend. Ich tröste mich damit, dass so etwas nur denjenigen nicht passiert, die keine Bücher lesen.
Im Buch gibt es einige unglaubwürdige und übersinnliche Szenen. Dass Jane ausgerechnet bei ihren Verwandten landet, Rochesters Stimme - das alles hat mich noch nie gestört. Ich habe diese Szenen immer ganz unaufgeregt gelesen. So etwas gehört einfach in einen Gothic-Roman. Ich glaube sogar, diese Stellen machen einen Teil des Zaubers des Buches aus.
Bis zum nächsten Lesen des Romans werden sicher wieder etliche Jahre vergehen. Ich werde dafür wieder zum Hörbuch greifen (das geht schneller), das zwar von der Vorleserinnenstimme her nicht ganz passt, aber frau kann nicht alles haben.
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Aeria