Ich habe gerade den ersten Band meiner dreibändigen Ausgabe beendet.
Nein, "spannend" ist zumindest bisher sicher nicht die passende Bezeichnung für dieses Buch, es geht erstaunlich ruhig und gemächlich voran. Aber langweilig finde ich es dennoch nicht. Zum einen ist da die wirklich schöne Sprache und die ebenso schönen Beschreibungen ("She wore a gown the color of storms, shadows and rain and a necklace of broken promises and regrets."). Aber auch die Handlung selbst langweilt mich nicht. Für einen Fantasyroman ist sie recht ungewöhnlich, zumindest nicht das, was ich erwartet hatte. Zu einem großen Teil könnte es einfach ein ganz normaler, im 19. Jahrhundert angesiedelter Roman sein (was mich nicht stört, ich mag diese Zeit, auch ohne Fantasy-Bezug), nur dass es da eben zufällig noch einen Zauberer gibt, der aber so gar keinen magischen Eindruck erwecken will. Und Mr Norrell dürfte auch eine der ungewöhnlichsten Hauptfiguren sein, die mir seit langem untergekommen ist. Er hat keinerlei Ambitionen, seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun, es geht ihm nur darum, sich selbst und seine (und nur seine) Magie voranzubringen, er ist arrogant, würde das aber nie zugeben oder auch nur sich selbst gegenüber eingestehen und man erfährt kaum etwas über sein Innenleben, erst recht nichts, was ihn in ein positiveres Licht rücken würde. Kurz: Sympathische Züge? Fehlanzeige. Und trotzdem funktioniert es; und trotzdem nervt er nicht. Zumal ja auch ein nicht geringer Teil der Geschichte andere Personen in den Mittelpunkt stellt - ich hoffe, dass vor allem Childermass, Black und der Elf noch ein eine größere Rolle spielen werden.
Und jetzt bin ich gespannt, wie es mit Jonathan Strange weitergeht, der nach ca. 250 Seiten doch tatsächlich seinen ersten richtigen Auftritt hatte...