Ich hätte mir den Thread zu Runa vorher genauer ansehen sollen...
Zum ersten Mal wurde ich auf das Buch aufmerksam, als ich einen anderen Roman über die Anfänge der klinischen Psychiatrie las. Deshalb dachte ich, es handle sich bei Runa um etwas vergleichbares. Leider war das nicht der Fall; die Psychiatrie spielt zwar eine Rolle, aber vom Ablauf her ist das Buch ein Krimi. Ich hatte mich schon immer mehr gewundert, warum so vieles unter kriminalistischen Gesichtspunkten dargestellt wurde, aber es dauerte geraume Zeit, bis mir das klar wurde.
Krimis sind nun leider nicht mehr meine bevorzugte Lektüre, dennoch habe ich weitergelesen, weil das Psychologische nicht zu kurz kam, weil es auch für meine Erwartungen spannende Momente hatte und mir darüber hinaus auch stilistisch gefiel. Von der Medizingeschichte her war es interessant, weil viele der Protagonisten reale Personen waren. Auch die Experimente, die an den Kranken durchgeführt wurden, entsprechen den Tatsachen, und die Schilderungen davon sorgten bei mir mehrfach für entsetzte Gänsehaut.
Was mich wirklich störte - und das wäre bei jedem beliebigem Genre der Fall gewesen - ist die Tatsache, wie alle Beteiligten mit ihren individuellen Handlungssträngen sozusagen ohne Vorstellung in den Ablauf hineingeworfen wurden. Natürlich war klar, dass sich alles zum Ende hin zusammenfinden würde, aber das stets gleichbleibende Schema gefiel mir einfach nicht. Ich bin auch nicht daraus schlau geworden, warum als Ich-Erzähler ausgerechnet dieser eine Mensch mit seinem vergleichweise geringen Anteil am Ganzen ausgewählt wurde.
Insgesamt war es für mich eine eher zähe Angelegenheit. Dieses Missgeschick wegen der fehlenden Information meinerseits mag ich dem Buch nicht anlasten, von daher keine Bewertung.