Die Sendung "Lesen" wird mit sofortiger Wirkung abgesetzt

Es gibt 190 Antworten in diesem Thema, welches 39.257 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JaneEyre.

  • Hallo zusammen,


    ich finde es schade. Ob „Lesen!“ nun qualitativ besonders hochwertig war oder eben nicht, will (und kann) ich gar nicht beurteilen. Ich habe die Sendung ab und zu ganz gern gesehen. Es gab Dinge, die mir gefielen und andere, die mich störten. Aber wenigstens war es ein Format, das die Literatur in den Fokus setzte. Unabhängig von dem, wie gut oder anspruchsvoll dies letztendlich gelang, freute mich allein die bloße Tatsache.


    Ob Frau Heidenreichs Sendung nicht-Leser zu Lesern missioniert hat, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob das der Anspruch einer Unterhaltungssendung sein kann und sollte. Fakt ist aber, dass es anscheinend viele Menschen gab, die „Lesen!“ ganz gern gesehen haben. Ich vermute jetzt einfach mal, anhand einiger Reaktionen hier, dass das Publikum wahrscheinlich zu einem großen Teil nicht unter denen zu finden war, die dem Lesen sowieso schon so sehr verbunden sind, dass sie sich in Literaturforen austauschen und anregen. Es gibt also noch etwas zwischen dem Literaturverweigerer und dem Literaturjunkie, die Grauzone der Möglichkeiten, und ich nehme an, dass eine solche Sendung eben für genau diese Menschen besonders interessant war.


    Jetzt will ich den ersten Satz des zweiten Absatzes auch fast schon wieder revidieren. Denn eigentlich glaube ich schon, dass (bisherige) nicht-(oder wenig-)Leser durch kleine, lockere und leichte Literatursendungen wie diese zum Lesen angeregt werden können. Irgendwie muss man ja zum Lesen finden. Nicht jede Literaturliebe wurde im Elternhaus, in der Schule oder im Bekanntenkreis erweckt und entdeckt. Manchmal geschieht es auf Umwegen, bei dem einen früher, bei dem anderen später. Vielleicht durch die Musik (wie bei mir), durch Zeitschriften – oder eben durch eine Fernsehsendung, in die man durch Zufall schaltet und bei der man interessiert hängen bleibt (vielleicht stellt der Lieblingsschauspieler gerade ein Buch vor oder was auch immer). Vielleicht kauft man sich dann tatsächlich das vorgestellte Buch und vielleicht hat man Glück, und es ist eben genau das richtige und dann wird mitunter die bisher schlummernde Literaturliebe erweckt und es beginnt ein nicht mehr aufzuhaltender Automatismus. Ein Buch zieht das nächste nach sich, das Feuer ist entfacht, die Faszination Buch gefunden. Genre, Thema, Autor, Stil, das Leseerlebnis an sich - irgendetwas gefiel und man will mehr davon.


    Ja, denkbar ist das also doch. Meiner Meinung nach. Dass nur leidenschaftliche Leser sich unterhaltsame Literatursendungen ansehen, muss vielleicht auch gar nicht sein. Ich selbst sehe nicht viel fern. Müsste ich aber all das, was ich sehe, auch selbst tun, wäre ich zu beschäftigt für ein Leben.


    Ich glaube übrigens auch, dass Frau Heidenreich auf den R-R-Zug aufgesprungen ist. Die Motivation ist mir dabei jedoch nicht ganz klar. Für mich hat es ein bisschen den Anschein, als dürfe sie bei dem Auftakt zu einem möglichen Kulturkrieg, dem Aufbäumen der Intellektuellen, nicht fehlen. Als müsse sie sich früh positionieren, um nicht den Einstieg zu verpassen. Die Zugehörigkeit will signalisiert werden - schließlich gehört nicht jeder zu diesem erlesenen, aussterbenden Zirkel der Kulturliebhaber.
    Unabhängig von der Motivation waren Heidenreichs Äußerungen leidenschaftlich und müde, fast resigniert, zu gleich. Emotional auf jeden Fall. War sie sich der Konsequenzen bewusst, und davon gehe ich aus, finde ich die von ihr gewählte Form völlig legitim.


    Das Gespräch zwischen Reich-Ranicki und Gottschalk hingegen fand ich furchtbar. Die Art, in welcher Gottschalk diesen Moment zur Selbstdarstellung nutze, war für mich kaum erträglich. Das ganze war schlicht überflüssig.


    Na ja, wie auch immer - eine Literatursendung weniger, das finde ich schade (und „Lesen!“ mit Campino hätte ich auch sehr gerne gesehen :smile:).


    Liebe Grüße
    Tia

    Einmal editiert, zuletzt von Tia ()

  • So unterschiedlich sind die Meinungen - ich fand das Ranicki-Gottschal-Gespräch auch furchtbar, aber wegen der sehr allgemein gehaltenen um nicht zu sagen Standardkritik Ranickis.
    Eigentlich hat Ranicki meiner Ansicht nach gar nichts ausgesagt.
    Er hatte vier Tage Zeit, in denen er sich hätte vorbereiten können.
    Spezifische Kritikpunkte und realitätsorientierte Lösugsansätze hätte ich mir nun gewünscht.


    Was hat er aber im Prinzip gesagt?
    Fernsehen ist blöde, ich schaue das auch nicht.
    Bücher, besonders "klassische" deutsche Literatur, sind besser.


    Okay, die Meinung vertreten viele.


    Für mich ist sie heutzutage altbacken, weil wir herausgefunden haben, dass Bücher und TV ganz unterschiedliche Qualitäten und Wirkungsweisen haben und beide gut oder schlecht sein können, gebildete oder ungebildete menschen ansprechen können, die Massen anziehen und floppen können.


    Was Ranicki sagte erinnerte mich an meine Schulzeit vor 15 Jahren (immer wieder wiederholten wir: Bücher sind toll, TV ist schlecht/verblödend).


    Gottschalks Beiträge fand ich wenigstens up to date (wörtlich, also in der heutigen Zeit steckend) und etwas konkreter (zumindest die Fragen).


    Was mir gefehlt hat, ist eine Analyse: Warum sind denn nun "schlechte" Sendungen so erfolgreich?


    Dass alle Geld verdienen wollen, war wichtig zu sagen, den Meisten wohl aber schon klar.


    Einige Sendungen gehen ja schon in die Richtung, gute Unterhaltung mit guter, gleich (etwas) ausführlicher Information zu verbinden, die hätte man nennen können. (Wohlgemerkt: Sendungen, die sich mehr als 5 Menschen ansehen).


    Beispielsweise zeigen doch Phoenix und n-tv öfter mal "Dokufilme", in denen Geschichte oder Naturwissenschaft informativ und spannend vermittelt wird.


    Ehrlich gesagt, die Literaturverweise von Ranicki fand ich furchtbar: Er sagte damit meiner Ansicht nach deutlich, dass er auf seinem irgendwann einmal erlernten Wissen beharrt und alles andere ignoriert.
    Das ist ja für sein Alter legitim, aber dann soll er nicht kritisieren, was er nicht kennt.



    Ich wundere mich auch über Big Brother und DSDS Einschaltquoten und die doch recht lang anhaltende Begeisterung und das Engagement der Fans.


    Ich kann das aber nicht kritisieren, weil ich nicht verstehe, woher dieser Erfolg kommt (was begeistert so viele menschen daran so sehr?) und weil ich auch bspw. die Sänger definitiv nicht beurteilen kann.
    Ich würde aber deshalb nicht meine weniger quotenstarke Lieblingsserie nehmen und behaupten, die sei nun besser.
    Eine richtige Diskussion um das Fernsehen kam jedenfalls nicht auf.


    Dabei wäre DAS doch richtig spannend:


    Was ist gutes, was schlechtes TV?


    Wer bestimmt das (Quote/Inhalt - wann ist ein Inhalt "wertvoll", wann "sinnvoll")?


    Soll das TV überhaupt "Kultur" (eigentlich zählt dazu ja auch Big Brother und DSDS!) vermitteln, und wenn ja, wie?


    Ist es sinnvoller, mit bestimmten Formaten bestimmte Schichten anzusprechen (DSDS - Jugend/ungebildet(er?)?; Maischberger (?) Erwachsene, eher gebildet(?))? Oder wäre es besser, durch ungewöhnliche Formate Inhalte an Zielgruppen zu bringen, die diese normalerweise nicht sehen (Jugend: Maischberger; Erwachsene: DSDS)?


    Was sind die Kriterien für "gutes TV" in den einzelnen Sparten?


    Weiß man eigentlich, was der Zuschauer will, oder gibt sich der Zuschauer mit dem gezeigten in Ermangelung von etwas besserem zufrieden?


    Besonders die letzte Frage würde mich persönlich brennend interessieren, ich gehöre nämlich zu den Leuten, die oft um 20:15 eine halbe Stunde zappen und dann notgedrungen irgendwo hängenbleiben, auf halber Strecke ausschalten und sich über die vertane Zeit wundern!


    LG,
    Susan


  • An der Intelligenz der Zeitgenossen kann man verzweifeln, wie schon Albert Einstein richtig feststellte - das Universum und die menschliche Dummheit sind unendlich - beim Universum bin ich mir nicht so sicher... (paraphrasiert, nicht zitiert) -; wer einen Sender guckt, der einen Handlungsstrang oder Gedankengang alle paar Minuten durch Werbung zerfetzt, an dessen "Klugheit" wage ich tatsächlich zu zweifeln ... - aber sicher ist Lesen alleine noch kein Zeichen von Intelligenz, es kommt auch darauf an, was man liest - und da kommt mir das kalte Grausen angesichts der Listen dümmster und dümmlicher Druckerzeugnisse, die auch hier immer wieder auftauchen (und die eine Frau H. oft auch hochjubelte)...


    Wenn das wirklich Deine Meinung ist, frage ich mich, was Du in diesem Forum hier suchst? Es passt dann einfach überhaupt nicht zu Dir, denn wir legen hier sehr viel Wert auf gegenseitige Achtung und Toleranz. Das mag zwar nicht für Intelligenz zeugen, wohl aber für Menschlichkeit.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @ nimue
    Oje, noch so ein Gutmensch, an dem die Welt eher scheitert als gelingt...
    ...ganz einfach, um der Flut an Dummheiten ein bisschen Niveau entgegenzusetzen...
    ...aber ich weiß, dass ist ein Sisiphos-Projekt...


  • @ nimue
    Oje, noch so ein Gutmensch, an dem die Welt eher scheitert als gelingt...
    ...ganz einfach, um der Flut an Dummheiten ein bisschen Niveau entgegenzusetzen...
    ...aber ich weiß, dass ist ein Sisiphos-Projekt...


    Hier in diesem Forum auf jeden Fall. Also lass es in Deinem Sinne einfach bleiben. Wenn man als Gutmenschentum den Versuch bezeichnet, Polemik und Beleidigungen von einem Forum fernzuhalten: ja, dann bin ich doch gerne Gutmensch. Mir sind naive Weltverbesserer hier lieber als rücksichtslose (vermeintliche) Intelligenzbestien, die andere Menschen abwerten. Zum Glück (oder vielleicht auch Pech) scheitert die Welt aber an ganz anderen Dingen.


    Ich finde die Verwendung dieses polemischen Schlagwortes übrigens immer wieder sehr interessant. Es heißt zum Beispiel:


    Zitat

    Gutmensch ist in der politischen Propaganda ein rechtsextremer Kampfbegriff zur Abwertung von Personen, die als Vertreter der politischen Korrektheit angesehen werden.


    Quelle - sowie diverse andere Quellen mit gleicher oder ähnlicher Aussage.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • @arbor


    ich weiß nicht inwieweit du zugänglich bist für eine Antwort und für Fragen oder ob du einfach nur Wut ablassen musst. Ich probiere es nochmal: ich kenne diese Wut auf die "Dummheit der Menschheit": mein Vater hat aus diesem Grund seinen Lehrstuhl hingeworfen. Mich hat das sehr erschüttert. Ein super intelligenter Mensch schmeißt mit einem solchen Allgemeinplatz sein Leben hin.
    Mag sein, dass es Menschen gibt, die es tatsächlich nicht ertragen, wenn ihnen "dumme Menschen " begegnen. Und die Masse wird natürlich oft durch die Massenbewegung eher "dumm".
    Aber wenn du dich hier oder im Fernsehen oder sonstwo umschaust, dann triffst du doch auf Menschen, die sehr viel nachdenken, sehr viel wissen und auf ganz verschiedene Weise intelligent sind.
    Ein Berufsschüler sagte mal zu mir: Sie sind eine Schulgescheite. Er hatte auf seine Art Recht, denn mir fehlt eindeutig die "praktische Intelligenz", die dieser Elektriker hatte.
    Um es nochmal zu sagen: ich denke, dass besonders junge Leute die Privatsender lieben. Und natürlich hast du recht: es ist grausam die Werbung zu ertragen.
    Aber du hast Leute da sitzen, die beides erfüllen: Spaß an soaps und gleichzeitig ernsthafte Nachdenker.


    Ich würde gern verstehen warum du so wütend bist. In einem anderen thread hast du ja mal geschrieben, dass dich auch die Kritiker ärgern. Du möchtest also nichts vorgesetzt bekommen. Das kann ich verstehen. Aber gleichzeitig scheints dich ja auch zu reizen diese Sendungen anzuschauen. Warum? Ärgerst du dich gern?
    Du bist hier in dem Forum und da scheint dich auch zu ärgern, dass bestimmte Bücher anerkannt werden. Aber warum ärgert dich das? Ich verstehe es wirklich nicht und ich würde es gern verstehen. Wirklich. Aber nicht, weil ich ein "Versteher" bin, sondern, weil ich unter anderem an der Tragik meines Vaters leide, der selbst jetzt im hohen Alter nur in seinem Zimmer sitzt und die Bücher studiert. Weit weg von den Menschen.


    Herzliche Grüße,
    Judith


  • @ nimue
    Oje, noch so ein Gutmensch, an dem die Welt eher scheitert als gelingt...
    ...ganz einfach, um der Flut an Dummheiten ein bisschen Niveau entgegenzusetzen...
    ...aber ich weiß, dass ist ein Sisiphos-Projekt...


    Anscheinend hast du ja das Recht zu meinen so überheblich sein zu können - wieso auch immer. Du musst hier ja nicht mitlesen. Und meinst du wirklich du kannst dieser Flut an Dummheit hier etwas entegegensetzen. :grmpf:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane


  • Anscheinend hast du ja das Recht zu meinen so überheblich sein zu können - wieso auch immer. Du musst hier ja nicht mitlesen. Und meinst du wirklich du kannst dieser Flut an Dummheit hier etwas entegegensetzen. :grmpf:


    *Whooosa* Nicht aufregen :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • *Whooosa* Nicht aufregen :zwinker:


    Nee wirklich, ich glaube, dass ist es wirklich nicht Wert. :zwinker:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • So unterschiedlich sind die Meinungen - ich fand das Ranicki-Gottschal-Gespräch auch furchtbar, aber wegen der sehr allgemein gehaltenen um nicht zu sagen Standardkritik Ranickis.
    Eigentlich hat Ranicki meiner Ansicht nach gar nichts ausgesagt.
    Er hatte vier Tage Zeit, in denen er sich hätte vorbereiten können.
    Spezifische Kritikpunkte und realitätsorientierte Lösugsansätze hätte ich mir nun gewünscht.


    Hallo Susan,


    da gebe ich dir absolut Recht. Dass ich Ranicki nicht noch einmal gesondert kritisierte, liegt lediglich daran, dass mir Gottschalks Pochen darauf, dass auch er ja eigentlich nicht blöd ist, weit mehr auf die Nerven ging. Das wäre nicht nötig gewesen und nahm Zeit, die informativer und konstruktiver gefüllt hätte werden können. Gottschalk stellte sich für das angestrebte Vorhaben zu sehr in den Vordergrund. Das ist sein Job, vermutlich kann er nicht anders. Hier fand ich es aber unpassend.


    Das ändert nichts daran, dass auch ich im Bezug auf Ranicki dachte: oje, weiß er überhaut wovon er da redet? (sicher weiß er es besser als ich, aber dennoch...). Die Kritik war zu global, zu oberflächlich und ohne sinnvolle Alternativgedanken. Nur, kann er das überhaupt? Ist das sein Job? Nein, ich glaube nicht. Er ist eben Literaturkritiker und kein Fernsehfachmann oder Medienforscher. Man kann nicht mehr von ihm erwarten, als dass er sagt, dass ihm die aktuelle Entwicklung nicht gefällt. Wenn ihm dies auffällt, und wenn es ihm ein großes Bedürfnis ist, seine Sorgen, Bedenken und auch sein Missfallen zu äußern, selbst wenn es nur dieses diffuse Gefühl ist, dann soll er das tun. Alles weitere, die Erforschung der Gesamtzusammenhänge, sollte Menschen überlassen werden, die das können. Das kann man von einem „Literaturpapst“ nicht erwarten, auch wenn er den holden Versuch wagen würde.


    Gottschalks Äußerungen waren up to date, das stimmt. Aber sie waren auch sehr bequem und eben passend zugeschnitten für die Medienfigur Gottschalk. Ich glaube nicht, dass er frei und mutig gesprochen hat. Er hat sich positioniert, gekonnt den Spagat zwischen „intellektuell“ und „doof“ gewagt. Das meine ich mit Selbstinszenierung und das hat mich gestört.


    Deine Fragen, Susan, finde ich allesamt sehr interessant. Ich bezweifele aber, dass Ranicki oder Gottschalk sie beantworten könnten.


    Ich habe mal von einer Theorie gehört, dass viele Menschen immer mehr dazu tendieren fremdleben zu lassen. Z.B. sehen sie sich Kochsendungen mit komplexen Gerichten an, futtern dabei aber ihre Tiefkühlpizza; konsumieren die angebotene Pornografie in einem hohen Maße, leben selbst aber kaum noch eine partnerschaftliche Sexualität usw..


    Ich finde den Gedanken interessant, kann aber nicht beurteilen, inwiefern da etwas dran sein könnte.


    Liebe Grüße
    Tia

  • Ich habe mal von einer Theorie gehört, dass viele Menschen immer mehr dazu tendieren fremdleben zu lassen. Z.B. sehen sie sich Kochsendungen mit komplexen Gerichten an, futtern dabei aber ihre Tiefkühlpizza; konsumieren die angebotene Pornografie in einem hohen Maße, leben selbst aber kaum noch eine partnerschaftliche Sexualität usw..


    Ich finde den Gedanken interessant, kann aber nicht beurteilen, inwiefern da etwas dran sein könnte.


    Oh, das habe ich bisher nicht gelesen, finde den Gedanken aber interessant.


    Um zum Thema dieses Forums zurückzukommen: Lassen sie auch fremdlesen? D.h. sie sehen sich hochgeistige Literatursendungen an, lesen aber dann wieder die einfachen Schundromane? Man hatte dies seinerzeit vom Literarischen Quartett behauptet. Ein Großteil der Zuseher hat nie eines der besprochenen Bücher gekauft (auch wenn MRR durchaus Verkaufstrends beeinflussen konnte).


    Gruß, Thomas

  • Oh, das habe ich bisher nicht gelesen, finde den Gedanken aber interessant.


    Um zum Thema dieses Forums zurückzukommen: Lassen sie auch fremdlesen? D.h. sie sehen sich hochgeistige Literatursendungen an, lesen aber dann wieder die einfachen Schundromane? Man hatte dies seinerzeit vom Literarischen Quartett behauptet. Ein Großteil der Zuseher hat nie eines der besprochenen Bücher gekauft (auch wenn MRR durchaus Verkaufstrends beeinflussen konnte).


    Gruß, Thomas


    Eben, als ich dies schrieb, kam mir genau diese Frage in den Sinn :breitgrins:. Beantworten kann ich sie natürlich nicht, denkbar finde ich es aber bestimmt. Zumindest kenne ich Menschen, die meinen, der Konsum gewichtiger Lektüre sage per se etwas über die Intelligenz aus. Und da man gerne intelligent sein möchte, stellt man sich die entsprechenden Werke ins Regal und besorgt sich ein paar kurze Inhaltsangaben. Statt der Inhaltsangaben (so habe ich es erlebt), kann man bestimmt auch eine Literatursendung nehmen – dann muss man wenigstens gar nicht lesen.
    Dass Lesen einfach nur Genuss und Freude sein kann, und dass die Liebe auch zur Literatur, vielleicht eine aufrichtige sein sollte und könnte, wird in solchen Fällen wahrscheinlich gar nicht erst bedacht. Nein, Literatur, das ist Bildung, womöglich eben sogar noch ein Indiz für Intelligenz.


    Ich persönlich kann hier aber nur von Einzelfällen reden. Die zuvor angesprochene Theorie hörte ich so einmal in einer Vorlesung. Das liegt allerdings schon einige Semester zurück.


    Liebe Grüße
    Tia


  • Wut ist so ziemlich das letzte Gefühl, das mich beherrscht, eher eine Art Enttäuschung; denn ich sehe seit über dreißig Jahren, wie die Menschheit in ihrer Dummheit sehenden Auges auf den Abgrund zustrebt (und im Augenblick sieht es so aus, dass sie es bald geschafft hat). Aber egal - sie hat es wohl nicht besser verdient.


    In einem "Leseforum" hatte ich immer gehofft, noch ein paar etwas intelligentere Exemplare dieser ansonsten wohl hoffnungslos verblödeten Gattung anzutreffen - das scheint sich auch in (sehr engen) Grenzen zu halten.


    Wenn du es an deinem Vater schon erlebt hast, müsstest du dir annähernd vorstellen können, dass es bis in die Knochen schmerzt, tagtäglich mit der Dummheit konfrontiert zu werden. Dagegen hilft wohl nur Eigenschutz durch Rückzug. Den trete ich hiermit halt an.


  • Wut ist so ziemlich das letzte Gefühl, das mich beherrscht, eher eine Art Enttäuschung; denn ich sehe seit über dreißig Jahren, wie die Menschheit in ihrer Dummheit sehenden Auges auf den Abgrund zustrebt (und im Augenblick sieht es so aus, dass sie es bald geschafft hat). Aber egal - sie hat es wohl nicht besser verdient.


    In einem "Leseforum" hatte ich immer gehofft, noch ein paar etwas intelligentere Exemplare dieser ansonsten wohl hoffnungslos verblödeten Gattung anzutreffen - das scheint sich auch in (sehr engen) Grenzen zu halten.


    Wenn du es an deinem Vater schon erlebt hast, müsstest du dir annähernd vorstellen können, dass es bis in die Knochen schmerzt, tagtäglich mit der Dummheit konfrontiert zu werden. Dagegen hilft wohl nur Eigenschutz durch Rückzug. Den trete ich hiermit halt an.


    Hallo arbor,


    die Behauptung, dass die Menschheit verblödet, setzt voraus, dass sie zu irgendeiner Zeit besonders intelligent war, und das bezweifele ich. Wann soll das gewesen sein? Wo ist der Unterschied?


    Ich glaube, es gab schon immer jede Menge „dumme“ Menschen. Wir haben heute lediglich bessere Mittel uns dies zu verdeutlichen.


    Liebe Grüße
    Tia


    P.S.
    Die Tatsache, dass jemand Goethe liest, lässt meiner Meinung nach keine tauglichen Rückschlüsse auf seine Intelligenz (immerhin nicht mehr als ein Konstrukt) zu. (Für Goethe kann man jetzt auch S. King, N. Sparks oder beliebig anderes einsetzen - das allein macht keinen Menschen schlau oder dumm)

    Einmal editiert, zuletzt von Tia ()

  • Hi,
    ich denke nicht, dass die Menschheit verblödet, nein, denkt an die supertollen Erfindungen und Wissenschaftler. Ich glaube eher, dass sie verroht. Komplett abstumpft und unerträglich unerzogen wird. Aber gut, vielleicht ist das die neue Zeit. Ich weiß es nicht. Das Fernsehen spiegelt das wieder.
    Ich gebe zu, ich liebe Literatursendungen über alle Maßen. Die HEidenreich hatte nicht meinen GEschmacksnerv getroffen und ihre Sendung war mit einer Geschwindigkeit untermalt, die alles übertraf, aber dennoch bin ich traurig, dass das so gekommen ist.


    Das Fernsehen ist für jeden Geschmack gemacht. Wenn ich Kultur sehen will, dann drehe ich ARTE auf und wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, dann schmeiß ich die Füße auf den Tisch und guck "Immer ärger mit Jim" und amüsiere mich, trotz der 99 sten WIederholung königlich. Ich brauch das. Es ist eh alles so Ernst um uns.


    Ich liebe auch Talkshows - da sieht man menschliche Abgründe (meist ohne Zähne) ganz genau. Genial. Eigentlich.
    Ich gebe auch Tia recht. Wenn jemand hochgestochen redet oder hochgestochenes liest, heißt das nicht gleich, dass er so übermässig intelligent ist.
    Das ist ein Klischee und das mag ich nicht. Interessiert ja, aber net g`scheit, wie wir in Wien sagen würden.


    Ich denke, zu sagen, dass das Fernsehen nur noch Schwachsinn produziert ist meiner Ansicht nicht wahr. Es produziert hauptsächlich Unterhaltung - die hat es immer schon gespielt und die können wir nach einem schweren Tag brauchen. Also, ich finde das halt. Wenn ich mich bilden will, dann schlag ich ein Buch auf.
    Und... wegen den tausenden Kochsendungen... ja... nun ... ist ein unerträglicher Trend. Geht vorbei. Hoffe ich.


    Dennoch, es fehlen wirklich interessante Diskussionen. Das finde ich schade.


    Lg cori


    P.s.: Ich finde nur die Sprache scheußlich, die den Kindern rüber gebracht wird in Kindersendungen. Aber, gut, vielleicht habe ich den Übergang dazu verpasst.

  • Hallo arbor,


    vielleicht schaust du ja als Gast nochmal hier hinein. Zum einen: danke, dass du geantwortet hast. Zum anderen: schade, dass du keine Lust hast dich doch ein bißchen mehr auf die Leute hier einzulassen. Hier gibts ganz bestimmt Menschen, die hochintelligent und äußerst belesen sind. Aber das hast du ja sicher gemerkt.
    Für mich ist es interessant, dass du sagst, dass ich dich falsch interpretiert habe, wenn ich dir Wut unterstelle. Dass du so enttäuscht bist, das hätte ich nicht gedacht, denn bei der Vielfalt hier müsste ja auch was oder wer für dich dabei sein.
    Ich kann deiner Gefühls-Gedankenwelt nur teilweise folgen. Ich erlebe eben die soziale Isolation meines Vaters und sein "vergeudetes" Wissen. Vergeudet, weil er niemanden Anteil haben lässt. Und ich finde es schade, das du uns letztlich eben auch nicht Anteil haben lässt. Ich bin hier, weil mir die Facetten so viel bedeuten und ich "sauge" viele Dinge in mich auf.
    Ich wünsch dir dann einen anderen Ort, der dich vielleicht weniger enttäuscht, ich denke bloß,dass du ihn schwer finden wirst.
    Dass dir die Dummheit körperlichen Schmerz bereitet, das ist schwer nachzuvolliehen, aber genau das sagt mein Vater auch. Er leidet mit körperlichen Schmerzen. Das tut mir bei ihm und bei dir leid, denn das ist ja schrecklich einsam machend.


    Wobei ich nochmal sagen muss: du kannst dich doch auch beteiligen, dass die Menschheit nicht immer tiefer an den Abgrund rutscht. ( diese These teile ich durchaus im Ansatz mit dir)


    Trotz allem,danke, dass du geantwortet hast,
    herzliche Grüße,
    Judith

    Einmal editiert, zuletzt von Judith ()

  • Wut ist so ziemlich das letzte Gefühl, das mich beherrscht, eher eine Art Enttäuschung; denn ich sehe seit über dreißig Jahren, wie die Menschheit in ihrer Dummheit sehenden Auges auf den Abgrund zustrebt (und im Augenblick sieht es so aus, dass sie es bald geschafft hat). Aber egal - sie hat es wohl nicht besser verdient.


    In einem "Leseforum" hatte ich immer gehofft, noch ein paar etwas intelligentere Exemplare dieser ansonsten wohl hoffnungslos verblödeten Gattung anzutreffen - das scheint sich auch in (sehr engen) Grenzen zu halten.


    Wenn du es an deinem Vater schon erlebt hast, müsstest du dir annähernd vorstellen können, dass es bis in die Knochen schmerzt, tagtäglich mit der Dummheit konfrontiert zu werden. Dagegen hilft wohl nur Eigenschutz durch Rückzug. Den trete ich hiermit halt an.


    Hallo arbor,


    ich verstehe gut, was du meinst. Es ist nur so. Mal z.B.: Zur Zeit Goethe haben nicht alle immer Goethe gelesen. Es gab Zeiten, da war "Undine" von de la Motte Fouqué viel beliebter als der Geheime Rath und Christian Althing, der zu diesen Zeiten unsägliche Schmonzetten (Nackenbeißer) geschrieben hat, war (um Gottes Willen), bei den Lesern sehr beliebt. Es war also schon immer so: Sehr viele Leute lesen heute den Bohlen, den Kerkeling, obwohl unter literarischen Gesichtspunkten, diese Bücher unsäglich geschrieben sind wie auch Coelho oder sonst irgendwelche leichtgewaschene Literatur.


    Sicher ist es auch für mich enttäuschend, wenn ich einen jungen Menschen begegne, der nie was von Eichendorff gehört hat (das ist mir mal passiert), aber ich habe die Chance, demjenigen zu verklickern, warum ich sowas schön finde. Nicht alle Menschen kann man unter den Mantel der Hochliteratur glücklich machen. Es gibt aber immer wieder Leser, die so was lesen. Soll ich jetzt enttäuscht sein, warum kaum jemand im Forum Josef Winkler kennt? Da könnt ich ja depressiv werden...Ich kann aber auch eine Rezension schreiben und versuchen zu erklären, warum es sich lohnt, diesen Schriftsteller zu lesen. Immerhin bekommt er den Büchner-Preis 2008. Leider weiß ich nur, dass deine Literatengötter Grass und Walser, der Martin, sind. Sonst habe ich leider keine Ahnung, was dir gefällt. Vielleich ist das Klassikerforum für dich eine geeignete Alternative.


    Natürlich kann die Menschheit zu Grunde gerichtet werden, warscheinlich aber nicht durch Verblödung, eher durch den Klimawandel oder die Gier im Kapitalismus Vielleicht kann man ja Hoffung haben, es haben immerhin 6 Millionen Menschen die erste Folge der Historiensendung über die Deutschen im ZDF angeschaut. Immerhin. Büchsendungen sollte man auch früher senden.


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Hi,


    Ich persönlich finde es schade, dass "Lesen" abgesetzt worden ist. Ich habe die Sendung ganz gerne angeschaut, aber auch nur, wenn ich zufällig drauf gestoßen bin. Also, meistens die Wiederholung im digitalen ZDF-Kanal. Mit Frau Heidenreichs Art hatte ich am Anfang auch Probleme, weil die immer so gehetzt hatte. Da war ich anfangs sehr verwirrt.
    Zu Frau Heidenreichs Kritik kann ich nicht so viel sagen, weil der größte Teil oder die genauen Aussagen irgendwie an mir vorbei gegangen sind.
    Ansonsten bin ich gespannt, was als Nachfolger kommt. Gibt es da schon genauere Angaben?
    Die Sendung mit Gottschalk und Reich-Ranicki habe ich nicht angeschaut. Scheine jetzt auch nicht so viel verpasst zu haben. Das literarische Quartett ist z.B. nicht mein Fall.
    Über das Fernsehen allgemein kann ich sagen, dass schon sehr viel Schrott kommt und ich immer mal am Überlegen bin, ob ich meinen Fernseher nicht einfach abschaffen soll.
    Über die menschliche Dummheit kann ich nicht so viel sagen.
    Über das falsche und richtige Lesen finde ich, kann man nichts sagen, weil das alles subjektiv ist.


    Grüße
    Ciriana

    Was wäre mein Leben ohne Bücher? Einfach nur leer. <br /><br />Zu viele Bücher, die ich lesen möchte und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.