Jeffrey Eugenides - Middlesex

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.756 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

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    Klappentext
    In einem kleinasiatischen Dorf fängt alles an. Ein junger Mann und eine junge Frau, Bruder und Schwester, fliehen vor den Türken nach Smyrna und, als die Stadt brennt, nach Amerika. Es ist das Jahr 1922. Auf dem Schiff heiraten sie und lassen sich später in der Autostadt Detroit nieder. Niemand ahnt das Geheimnis dieses Paares, doch nach Jahrzehnten hat der Tabubruch der beiden ungeahnte Folgen.


    Meine Meinung
    Ungeahnte Folgen hat die Liaison der Geschwister nämlich zwei Generationen später: Ihre vermeintliche Enkelin Callie wird als Hermaphrodit geboren. Callie bzw. Cal erzählt in diesem Roman seine Lebensgeschichte, wie er als Mädchen aufgezogen wurde und nun als 41jähriger Mann in Berlin lebt. Dabei springt er zwischen seinem derzeitigen Leben, in dem er sich in eine asiatischstämmige Amerikanerin verliebt, und seiner Familiengeschichte. Hier holt er sehr weit aus und fängt damit an, wie sich seine Großeltern ineinander verlieben und wie sie schließlich nach Amerika kommen. Das Leben seiner Eltern wird genauso geschildert, wie Callies Leben als Kind und Teenager.


    Spannend wird es dann vor allem, als Callie merkt, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Obwohl der Ich-Erzähler zwischendurch das Geschlecht wechselt, fiel es mir trotzdem nicht schwer, mich mit ihm/ihr zu identifizieren. Auch die anderen Charaktere sind sehr lebhaft, humorvoll und individuell gezeichnet. Es fällt auf, dass Eugenides sich von seiner eigenen Familiengeschichte zumindest hat inspirieren lassen. So ist er ebenfalls in Detroit geboren, seine Großeltern sind aus Griechenland und er hat sogar einige Jahre in Berlin gelebt. Auch wenn der Roman mit Sicherheit nicht autobiographisch ist, so trägt Eugenides’ Hintergrund sehr zur Authenzität des Geschilderten bei.


    Der Autor packt sehr viel in sein Buch. Die Zerstörung von Smyrna, die eintönige Fabrikarbeit bei Henry Ford, die Rassenunruhen der 60er Jahre, das sind nur einige der zahlreichen Themen, die gestreift werden. Doch dies tut er so gekonnt, dass die Geschichte nicht überladen wirkt und man der Handlung fast atemlos folgt. Dennoch bietet das Buch viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren – ein Kunststück, das nicht vielen Autoren gelingt.


    Bei mir hat sich fast sofort ein Lesefluss eingestellt und die über 700 Seiten flogen nur so dahin. Nur bei manchen Stellen habe ich etwas gestockt, z.B. bei den Rassenunruhen oder zum Ende hin, als Cal nach San Francisco abhaut. Auch hätte ich gerne mehr über Cals Zeit zwischen seinem 15. und 40. Lebensjahr gelesen. Dennoch hat der Roman ein stimmiges Ende, zumindest was die Erzählebene der Gegenwart betrifft.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo!


    Bei mir hat sich fast sofort ein Lesefluss eingestellt und die über 700 Seiten flogen nur so dahin.


    Der hat sich bei mir auch gleich eingestellt :winken: Middlesex hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann gehalten. Callies/Cals Leben ist einfach faszinierend und ich habe gespannt jede Minute davon verfolgt. Aber mir ging es auch wie Cuddles: über ein paar Jahre in Cals Leben hätte ich gerne mehr erfahren. Trotzdem ist Middlesex ein Buch an das ich mich gerne erinnere.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Story an sich hat mir sehr gut gefallen, nur fand ich sie recht ungewöhnlich umgesetzt. Natürlich ist es vorteilhaft die Vorgeschichte zu wissen, trotzdem fand ich, dass viele Sachen nicht in die Geschichte reingepasst haben, wie z.B. die Aufstände in Detroit. So hatte ich das Gefühl, das Eugenides NIE zum Punkt kommen würde. So kommt alles, zum Schluss, sehr hektisch rüber.


    Fazit: Wirklich interessante Story, leider falsch umgesetzt.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Autor: Jeffrey Eugenides
    Titel: Middlesex
    Originaltitel, Jahr: Middlesex, 2002
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN: 3-499-23810-1
    Ausgabe: Taschenbuch
    Seiten: 733


    Inhalt lt. Amazon
    In einem griechischen Bergdorf am Hang des kleinasiatischen Olymp fing alles an. Ein junger Mann und eine junge Frau, die Geschwister Eleutherios und Desdemona Stephanides, fliehen vor den Türken nach Smyrna und, als die Stadt brennt, weiter nach Amerika. Es ist das Jahr 1922. Auf dem Schiff, weit weg von allem, erschaffen sie sich als einander Unbekannte neu: Sie heiraten, verbringen ihre erste gemeinsame Nacht in einem Rettungsboot.


    Meine Meinung
    Ächz. Stöhn. Das war teilweise ziemlich harte Arbeit.


    Empfohlen wurde mir das Buch von meinem Prof. für Verhaltensbiologie, der davon rundum begeistert war. Nun ja. Anfangs noch ziemlich mitgerissen von der Geschichte der Großeltern, wurde ich von Seite zu Seite immer ungeduldiger. Ein langsames Erzähltempo und Detailgenauigkeit zeichnen dieses Buch aus. Dass die Geburt des Protagonisten erst auf ca. Seite 300 stattfindet sagt ja wohl einiges. Alles davor erzählt das Leben der Großeltern, der Eltern, die Auswanderung im Jahre 1922 in die USA, Rassenunruhen in Detroit etc.pp.. Da ein Großteil davon in keinem direkten Zusammenhang zu Callie/Cal steht oder mit der Grundthematik des Buches zusammenhängt, verstehe ich nicht so recht, was das in diesem Ausmaß im Buch zu suchen hat. Einzig und allein die letzten 300 Seiten drehten sich um das eigentliche Thema, den Hermaphroditismus, erst da tritt Callie/Cal wirklich in Erscheinung. Und genau diese Seiten sind es, die mir am besten gefielen. Was mir außerdem auffiel, es wird alles, angefangen von der Inzestbeziehung bis hin zu Callies/Cals "Problem", sehr nüchtern beschrieben. Was auch dazu führte, dass ich zu keinem der Charaktere eine Beziehung aufbauen konnte.


    Schlecht ist das Buch keineswegs, ich glaube dass es von der Qualität her sogar recht gut ist und über den Pulitzer Preis wundere ich mich nicht. Aber alles in allem kann ich mich den Begeisterungsstürmen zu diesem Buch nicht anschließen. Das Buch lag über zwei Jahre auf meinem SUB. Vollkommen zu Recht, sicherlich kein Buch das ich ein zweites Mal in die Hand nehmen werde.


    Aber über eine Frage denke ich seit dem Lesen ständig nach: Was prägt, was "macht", einen Menschen mehr... die Gene oder das Umfeld?


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Ich weiß das dieses Buch mich bei meiner Lektüre Streckenweise sehr begeistern konnte und an andren Stellen eher weniger. Aber was genau ich gut oder schlecht fand kann ich heute nicht mehr sagen. Wenn ich die Zeit finde werd ich es aber sicher einmal wieder lesen, das hatte ich so oder so vor.


  • Wiedermal sehr durchwachsene Meinungen hier - ich hab das Buch erst vor kurzem gekauft und irgendwie schon wieder verlegt. Vielleicht sollte ich es suchen und ganz oben auf den SUB legen?


    Das solltest Du. Ich habe Middlesex vor ca. 5 Jahren gelesen und war sehr angetan. Besonders hatte mir damals die Art des Erzählens gefallen, auf Details kann ich aufgrund der vergangenen Zeit aber nicht mehr eingehen.
    Allerdings hat das Buch heute noch einen Platz im Regel mit den Büchern, welche mich am meisten beeindruckt haben.


    Eine Meinung mehr kann da sicher nicht schaden.

  • Ich habe das Buch ungefähr zur gleichen Zeit wie Papyrus gelesen und fand es auch ziemlich gut.


    Allerdings hatte ich auch zwei Kritikpunkte:


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Deinem zweiten Kritikpunkt schließe ich mich an. Für mich hat das überhaupt nicht zum Rest des Buches gepasst, das doch sehr gemächlich und nicht reißerisch daherkommt. Die Szene wirkt darin irgendwie wie ein Fremdkörper.


    Übrigens würde mich interessieren, was es mit diesem Bruder namens Pleitegeier auf sich hat. Im Original wird er ja Chapter 11 (was wohl soviel wie Bankrott bedeutet) genannt. Alle anderen hatten ja auch normale Namen, warum er nicht :gruebel:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Auch mir hat das Buch seinerzeit sehr gut gefallen. 4 Sterne ist es auf jeden Fall wert.


    Gruß, Thomas