Kate Morton - Das geheime Spiel

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    Allgemein:
    688 S.; Diana Taschenbuch; 2007; 9.95 €



    Inhalt:
    Durch einen Film, den eine entfernte Verwandte der Hartfords drehen möchte, erinnert sich Grace Bradley wieder an ihre Jugend, in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Dort war sie in Riverton Manor als Dienstmädchen angestellt. Vor allem Emmeline und Hannah, die Nichten des Besitzers, Lord Harford of Ashbury, aber auch derren Bruder David faszinieren sie. Heimlich beobachtet sie die Geschwister bei ihren geheimen Zusammenkünften im Kinderzimmer. Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges lernen die Schwestern einen Freund ihres Bruders kennen,den jungen Dichter Robert Hunter, eine eher unwichtige Sache so scheint es zunächst. Keine der beiden ahnt das dieser Mann einmal ihr Schicksal sein würde. Die Jahre gehen ins Land und der erste Weltkrieg verändert nicht nur das Leben der Hartfords. Eines Tages steht plötzlich Robert unerwartet vor Hannahs Haustür in London... Grace bewahrt das Geheimnis der beiden Schwestern ihr ganzes Leben lang, denn sie hat Hannah versprochen für immer zu Schweigen. Damals hatte sie versucht ein Unheil zu verhindern, noch immer fühlt sie eine Tiefe Schuld in sich...



    Meine Meinung:
    Ein wunderbares Buch mit einer ganz wunderbaren, traurigen Geschichte. Das beschreibt diesen Roman wohl in einem Satz am besten. Den traurig, aber auf eine schöne Weise, ist dieser erste Roman der Autorin Kate Morton. Das Schicksal der Schwestern Hannah und Emmeline hat mich sehr berührt und ich konnte kaum aufhören zu lesen, denn der Roman konnte mich von Angang an fesseln.


    Im Rückblick lässt die Autorin ihre Hauptfigur Grace die 20er Jahre wieder auferstehen. Da ich eine Schwäche für Romane aus dieser Zeit habe bzw. die in dieser Zeit spielen kann ich sagen das dies der Autorin sehr gut gelungen ist. Vor allem die Athmosphäre des Herrschaftlichen Hauses mit seinen Bediensteten hat mir gefallen^^ es erinnerte mich ein wenig an Gosford Park (dieser Film hat laut Nachwort auch die Autorin inspieriert). Aber eben auch die Dekadenz der höheren Gesellschaft, ihre Feste und vor allem auch wie sich die Frauen gefühlt haben als sie anfingen sich zu emanzipieren. Das alles hat Kate Morton schön eingefangen und gut umgesetzt. Vor allem auch die Hilflosigkeit, das Gefühl eingesperrt zu sein, nicht mehr atmen zu können. Das wirkte auf mich sehr real, ich konnte mir gut vorstellen das es einigen Damen ebenso erging. Ich nahm ihr die Figurnen jedenfalls ab, sie wirkten authentisch. Die Autorin hat ein Auge für die Beschreibung von Gefühlen, der Beschreibung von ungesagtem, zum Teil wurde ich so sehr mitgenommen, das ich die ein oder andere Figur am liebsten geohrfeigt hätte, weil sie etwas tat was ich nicht gut fand.


    Doch bei aller Dekadenz, auch der erste Weltkrieg spielt eine wichtige Rolle und so erfahren wir auch etwas von vielen psychischen Kriegsfolgen der damaligen Zeit, da ich durch den Geschichtsuntericht in der Hinsicht sehr viel weiß, war ich über die Beschreibungen der Autorin erschüttert, ich fand das sie dies so beschrieben hat wie ich es aus einigen Filmen (es gibt Aufnahmen von Soldaten die z.B. Zitteranfälle zeigen aus dieser Zeit) kannte, auch die Reaktionen auf diese Folgen, vor allem von Mitmenschen aber auch von den Betroffenen selbst, war mehr als realistisch. Das gab dem Ganzen noch einmal eine völlig andere Sichtweise und lies das leben in Riverton Manor in einem völlig anderen Licht erscheinen. Dort erscheint alles weitweg fast schon in eine Art eigenem Kosmos zu exestieren.


    Grace, die Figur aus derren Sicht und derren Erinnerung der Leser die Handlung verfolgt, ist eine Figur die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Vor allem als alte Frau mag ich sie sehr. Ich konnte sie mir richtig vorstellen wie sie da sitzt und ihren Erinneungen nach geht. Überhaupt hatte ich alles recht Bildlich vor mir, das Ganze Anwesen und vor allem auch die Bibliothek, das alles stand mir richtig gehend vor Augen wie in einem Film. Das lag auch daran das die Autorin einen schönen Erzählstil hat der einerseits nicht zu ausschweifend ist sich aber die Zeit nimmt am richtigen Platz einen Raum, eine Figur oder eine Situation näher zu beschreiben.
    In gewisser Weise hat der Roman etwas von einem Krimi. Aber eben auf eine völlig andere weise. Man sucht in dem Sinne ja nicht nach einem Mörder. Es geht eher darum herauszufinden welche Geheimnisse Grace seit sie ein junges Mädchen war in sich trägt. Dabei kommt man dem Ganzen erst nach und nach auf die Spur, wobei ich sagen muss das ich schon früh einen Verdacht hatte, der sich am Ende auch bestätigt hat. Aber das hat den Lesegenuss nicht geschmälert, die Auflösung des Ganzen rückte für mich früh in den Hintergrund weil mich viel mehr interessierte wie es dazu überhaupt kommen konnte. Und dies zu erzählen, das ist die Stärke des Romans. Am Ende kann man jede einzelne Handlung nachvollziehen und das Bild wird immer schärfer bis man es im Ganzen betrachten kann und einem so manche Szene im Rückblick klarer wird.
    Für mich war es der zweite Roman den ich von der Autorin gelesen habe. Ich habe zu erst den zweiten Roman der Autorin, Der vergessene Garten gelesen. Das geheime Spiel ist vielleicht einen tick besser^^ ich für meinen Teil werde Kate Morton im Auge behalten und freue mich bereits auf ihren nächsten Roman der 2010 in englisch erscheinen wird.


    5ratten

  • Hallo Holden,


    vielen lieben Dank für die wunderschöne Rezi. Ich bin schon öfters vor dem Buch gestanden und konnte mich nicht so recht entscheiden, ob ich es mir zulegen soll oder nicht. Nach deiner Rezi ist es bei mir auf jeden Fall ganz oben auf der Liste der Bücher gelandet, die ich mir demnächst besorgen werde! :klatschen: :winken:


    Scheint ja eine vielversprechende Autorin zu sein!


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Schreibt doch nicht immer so schöne Rezis - jetzt muss ich schon wieder ein Buch auf meine Liste setzen :sauer:
    Danke Holden - klingt so als müsste ich das auch haben *seufz* :zwinker:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Kate Morton – Das geheime Spiel


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    Inhaltsangabe:


    Die junge Grace Bradley kommt kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Dienstmädchen nach Riverton Manor, dem Haus von Lord Ashbury und seiner Familie. Grace lebt sich schnell ein und erfährt bei ihrer Arbeit im Haus viel über die dort lebende Menschen, ob sie nun der Herrschaft oder den Dienstboten angehören. Mit Hannah Hartford, der Großnichte des Lords, versteht sie sich am besten – so weit es eben zwischen den scharf getrennten Gesellschaftsschichten möglich ist. Über zehn Jahre begleitet Grace die Familie durch Höhen und Tiefen, bis sich eine schreckliche Tragödie ereignet, die alles ändert.


    Jahrzehnte später muss sich Grace aufgrund eines Filmprojektes an diese Geschichte erinnern, und sie muss sich ihrem eigenen Gewissen stellen, denn sie hatte an der Familientragödie einen ausschlaggebenden Anteil ...


    Der eine Handlungsstrang (Graces Erinnerungen) umfasst den Zeitraum zwischen 1914 und 1924, der andere (Grace als alte Frau) spielt im Jahr 1999. Der Handlungsort ist England.


    Der erste Abschnitt:


    „Drehbuch: (...) „Nebelschwaden“ (...)
    Musik: Titelmelodie – wehmütige Musik, wie sie um die Zeit des Ersten Weltkrieges populär war. Eine romantische Melodie, in der gleichzeitig etwas Unheilvolles mitschwingt.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Ich bin an dieses Buch aufgrund der begeisterten Rezensionen mit einer hohen Erwartung herangegangen. Und die wurde auch (meistens) erfüllt und ich habe eine sehr fesselnde und berührende Geschichte lesen dürfen.


    Obwohl ziemlich viele Personen in der Geschichte mitspielen, ist es der Autorin gelungen, jeder einen einzigartigen Charakter zu verleihen. Im Lauf des Lesens glaubte ich, die jeweiligen Personen wirklich zu kennen. Da die Geschichte sich über zehn Jahre hinweg zieht, machen die Figuren auch charakterliche Entwicklungen durch – sei es durch Kriegs- oder sonstige Erlebnisse. Die Hauptperson ist Grace, das Dienstmädchen aus ärmlichen Verhältnissen, die ins reiche Haus des Lords Ashbury kommt. Als Leserin kann man diesen „Kulturschock“ mit Grace miterleben und verfolgt mit ihren staunenden Augen die Geschehnisse. Da Dienstboten zu diesen Zeiten praktisch unsichtbar waren und die Herrschaften sich in ihrer Gegenwart ungeniert über alles unterhielten, erfährt man auch über Graces Ohren viel über die Familie der Ashburys und der übrigen englischen Upper Class sowie über deren Lebensstil.


    Eine Sache hat mich bei Grace ein bisschen gestört: obwohl sie doch recht neugierig ist und alles, was sich um sie herum dreht, mithört und teilweise auch heimlich belauscht, ist sie doch ihrer eigenen Familie und Herkunft gegenüber überraschend gleichgültig. Als Leser ahnt man schon lange vor ihr, was es mit ihren Eltern auf sich hat, aber Grace selbst braucht in meinen Augen viel zu lang, um Interesse zu zeigen. Das war in meinen Augen nicht ganz logisch.


    Sehr beeindruckt hat mich die Beschreibung des Lebensstiles der Geschwister Hannah und Emmeline und damit der, der jungen, adeligen Töchter zur Zeit um den ersten Weltkrieg. Eine Beschäftigung galt als unschicklich, und so mussten sich die Mädchen durch die Tage langweilen und sich zum Zeitvertreib in alle möglichen Spiele und Träumereien flüchten. Und nach der selbstverständlichen Heirat mit einer guten Partie galt es, ein Haus zu führen und Gesellschaften zu geben. Zwar waren die Anfänge der Emanzipation schon spürbar, aber für die Frauen der besseren Gesellschaft war ein Ausbrechen undenkbar. Ich war beim Lesen froh, in der heutigen Zeit zu leben.


    Vom Stil her lässt sich das Buch sehr gut lesen. Die Sprache ist schlicht, aber eindrücklich und glaubwürdig. Die Wechsel zwischen den Erzählungen der jungen und der alten Grace sind gut abgestimmt, ich wusste immer, wer gerade mit dem Erzählen an der Reihe ist. Interessant waren auch die eingestreuten Zeitungsartikel, aus denen der Leser teilweise vorgreifend erfährt, was mit den handelnden Personen einmal passieren wird. Auch die Drehbuchpassagen lockern auf, ohne den Lesefluss zu stören.


    Lediglich in der Mitte des Buches hatte die Geschichte einmal einen Hänger. An dieser Stelle dümpelte die Erzählung seitenlang vor sich hin, ohne dass sie in irgendeine Richtung weiter kam. Hier hätte die Autorin alles etwas straffen können.


    Interessant war, dass man als Leser durch die unterschiedlichen Zeitebenen auch über das Jahr 1924 hinaus erfährt, was mit den verschiedenen Personen noch passieren wird. Sehr schön fand ich die Idee, dass die Geschichte zwischen Grace und Alfred doch noch einmal aufgenommen wird bzw. weiter geht.


    Das Ende der Geschichte habe ich als äußerst tragisch empfunden. Ein „einfaches“ Missverständnis löscht Leben und Freundschaften aus. Ich konnte mit Grace sehr mitfühlen.


    Meine Bewertung: 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo!


    Ich habe gestern "Das geheime Spiel" beendet und bin immer noch etwas erschüttert wegen des Endes. Euren Rezis kann ich nicht mehr viel hinzufügen. Komischerweise blieb mir Grace als Charakter etwas fern, aber die Geschichte konnte mich aufgrund des schönen Schreibstils der Autorin durchweg fesseln. Zwar habe ich lange Zeit gedacht, dass "Das geheime Spiel" mich nicht ganz so begeistert, wie "Der verborgene Garten" das getan hat, aber das Ende hat alles verändert. Es ist tragisch, aber es passt perfekt zur Geschichte. Kate Morton ist definitiv eine Autorin, die ich im Auge behalten werde.


    Meine Bewertung:
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das hört sich ja gut an hier. Bisher hatte ich nur vom verborgenen Garten von ihr gehört - jetzt habe ich mir gleich beide Bücher bestellt! Bin schon ganz gespannt.


    Gruß suray

    Gruß suray

  • So, jetzt habe ich es gelesen. Ich fand "Der verborgene Garten" zwar etwas besser, aber auch dieses Buch konnte mich durchaus überzeugen! Die Geschichten um das Haus aus Dienstbotensicht fand ich sehr spannend - hatte wirklich etwas von dem "Haus am Eaton Place" (habe ich als Kind geliebt). Nur den Titelgeber "das geheime Spiel" fand ich irgendwie unpassend. So viel Aufhebens um dieses Spiel...irgendwie fand ich das übertrieben. Wirkte für mich konstruiert.


    Aber ansonsten hat das Buch 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    durchaus verdient!


    Gruß suray

    Gruß suray

  • Ich habe das Buch gestern auch zu Ende gelesen und kann mich größtenteils den positiven Meinungen anschließen. Kate Morton hat ausführlich recherchiert und die Zeit um den ersten Weltkrieg detailgetreu rekonstruiert. Wie es zu dem tragischen Ende kommen konnte hat mich zwar auch interessiert, aber ich fand die Geschichte von Grace's Leben fast spannender. Auch sehr schön fand ich die kleinen Happy-Ends zwischendurch. Man erfährt, wie viel Schlimmes den Leuten um Grace herum widerfährt und wie sie sich dann weiter bemühen ihr Glück zu finden, meistens mit Erfolg.


    Ich habe vorher auch The forgotten Garden gelesen, allerdings auf Englisch, und mir hat Das verbotene Spiel einen Tick besser gefallen weil dort eine optimistischere, trotz des Krieges lebensbejaende Stimmung herrscht.


    Nicht so gut fand ich, dass das Geheimnis von Grace Herkunft so lange durchgekaut wurde, bis es wirklich auch der letzte Leser kapiert hat. Ich kam mir vor, als ob man mir nicht zutraut 1 und 1 zusammen zu zählen. Ein paar weniger Andeutungen hätten gereicht, bevor die Auflösung kam. Und natürlich hätte ich gern mehr gewusst über die eine oder andere Nebenhandlung. Zum Beispiel wie es dazu kam, dass Graces Mutter ihre Anstellung verloren hat bzw. gekündigt, ob sie freiwillig gegangen ist. Oder auch was Grace's Tochter erlebt hat, man erfährt nur dass sie "vom Leben enttäuscht" wurde. Aber irgendwo muss auch das dickste Buch ein Ende finden :) Ich habe es sehr gern gelesen und würde es weiter empfehlen. Es ist eine schöne Familiensaga. Man könnte daraus gut eine Fernsehserie machen, dachte ich mir beim Lesen hin und wieder.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo Ihr Lieben,


    vor ein paar Wochen habe ich dieses Buch von Kate Morton zu Ende gelesen und musste mir daraufhin gleich das Hörbuch zu "Der verborgene Garten" herunterladen und anhören. Ich muss gestehen, dass ich total begeistert von der Autorin bin und mich schon sehr auf das nächste Buch von ihr freue!


    Aber hier meine Meinung zu "Das geheime Spiel":
    Grace kommt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ein paar Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, als Dienstmädchen nach Riverton Manor. Still und fügsam erledigt sie ihre Aufgaben und ist doch fasziniert von den beiden Mädchen der Familie: Hannah und Emmeline. Zwischen Grace und Hannah entwickelt sich eine Art Freundschaft, so weit das zwischen Dienstboten und Dienstherrin möglich sein kann, und Grace wird Zeugin eines furchtbaren Ereignisses, dass ihr Leben und das Leben der Schwestern für immer verändern soll.


    In Rückblenden spricht die nunmehr im Altersheim lebende Grace ihrem Enkel Markus ihre Lebensgeschichte auf Kassettenbänder. Und was für eine Geschichte! Sie erzählt von ihrem Leben als Dienstmädchen und ihrer engen Verbundenheit zu Hannah. Dem Mädchen, dass sie sie zuerst so faszinierend findet, dem sie auch als Frau treu ergeben ist, deren Vertrauen sie aber schließlich doch irgendwie missbraucht.


    Die Geschichte von Grace fand ich total spannend und ich fand auch gerade die Sicht des Dienstmädchens total interessant. Sehr faszinierend, wie sie als Dienstmädchen einfach nur unterwürfig ihre Arbeit macht und sich auch wirklich als Mensch 2. Klasse ansieht. Sie opfert sogar ihr privates Glück für ihre Dienstherrin Hannah, um ihr dann im entscheidenden Moment doch nicht beistehen zu können, was die gesamte Tragik der Geschichte ausmacht.


    Teilweise empfand ich zwar Grace als fast schon zu unterwürfig, da sie aber das vorbildliche Dienstmädchen gegeben hat, war es gut nachvollziehbar. Auch die beiden Schwestern wurden sehr gut dargestellt und ihre unterschiedlichen Charaktere kamen gut zur Geltung. Spannend ist auch, dass auch die beiden Schwestern, obwohl sie ja eigentlich ein entspanntes Leben haben sollten, jede für sich nicht wirklich glücklich ist und immer etwas hinter her rennen, was sie doch nicht haben können. Auch wird ziemlich gut der "goldene Käfig" der Frauen der gehobenen Gesellschaft beschrieben, in dem v. a. Hannah sich mehr und mehr eingesperrt fühlt.


    Aus dem Leben von Grace nach ihrer Zeit als Dienstmädchen erfährt der Leser nur ab und zu ein paar Hinweise, aber diese kleinen Hinweise haben mir doch immer wieder ein Lächeln entlockt, da Grace schließlich doch noch ihren Weg geht und ein selbstbestimmtes Leben führt. Um das Hannah sie bestimmt sehr beneidet hätte.


    Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte immer wieder von Zeitungsreportagen unterbrochen wurde und Auszüge aus dem Drehbuch, dass das Leben der beiden Schwestern darstellen soll, eingeschoben worden sind.


    Insgesamt ein tolles Buch, dass mir sehr gut gefallen hat und mich sehr neugierig auf die Autorin gemacht hat.


    :tipp:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Ich habe "Das geheime Spiel" gestern Abend beendet. Was ich nicht hätte tun sollen, da ich deswegen überhaupt nicht einschlafen konnte. Ständig musste ich an die Geschichte denken und kam aus dem Grübeln gar nicht mehr raus.
    Ich werde versuchen, die nächsten Tage mal eine Rezi zu schreiben. Auf jedenfall kann ich sagen, dass es mir sehr gefallen hat.

    Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. ~ Altirischer Segenswunsch

  • Über Kate Mortons Romane habe ich bisher fast nur Begeisterungsstürme gehört und generell gefällt es mir sehr gut, wenn ein Autor seine Hauptfigur in lang vergangenen Familiengeheimnissen wühlen lässt. Da war es nur logisch, dass eines ihrer Bücher irgendwann den Weg zu mir findet. Mehr zufällig ist es „Das geheime Spiel“ geworden.


    Der Anfang gefiel mir ganz gut, aber schon bald trat mein Hauptproblem zu Tage, es ging nämlich nicht wirklich, wie vermutet, um ein gut gehütetes Familiengeheimnis. Die Erzählerin kannte von Beginn des Buches an alle Details, sie hat sie halt nur Stück für Stück enthüllt, Nachforschungen hingegen gab es von keiner Seite.


    Während mir die alte Grace ziemlich sympathisch war, gefiel sie mir als junges Mädchen eher weniger. Ihre starke Einbindung in ihre Rolle als Hausmädchen und Zofe und ihr Aufgehen in die daran geknüpfte Position in der Gesellschaft war mir nicht sonderlich sympathisch und passte schlussendlich auch nicht zu ihrem späteren, sehr modernen und selbstständigen Leben, wie man es aus einzelnen Einflechtungen erfahren konnte. Ihre Passivität und Ignoranz ihre eigene Herkunft betreffend vervollständigte dieses negative Bild noch. Also wollte ich sie die ganze Zeit schütteln und als dusseliges Mädchen beschimpfen, das sich endlich mal der Realität stellen sollte. Sie war aber nicht die einzige Person, an der mir diese gewisse Rückständigkeit auffiel. Ich empfand das ganze Geschehen als unbefriedigend, da alle Personen nicht bereit waren, das Gesellschaftskorsett abzuschütteln, obwohl das moderne Leben von allen Seiten auf sie einprasselte.


    Insgesamt betrachtet, muss ich sagen, dass das Buch zwar nicht schlecht war, aber meine doch recht hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die Autorin konnte sich keinen Platz unter meinen „Muss ich haben!“ – Autoren sichern und da ihre anderen Romane recht ähnlich sein sollen, werden sie höchstens über den Wühltisch oder ähnliches zu mir nach Hause finden.


    4ratten

  • illy
    Hm dafür vier Ratten obwohl Du das Buch gar nicht mochtest? Das verwirrt mich ein bisschen.
    Wenn Du doch noch mal Lust haben solltest auf einen Roman von Morton mit viel herumstöbern seitens einer der Haupfiguren dann empfehle ich Dir, "Der Geheime Garten" oder "Die fernen Stunden", dort wird viel mehr geforscht. Die Romane sind sich schon durchaus ähnlich, das stimmt wohl, vor allem weil es eben immer irgendwie um Familiengeheimnisse, Dunkle Seiten in einer Familie geht. Aber in den beiden andren Romanen steht der Part der Nachforschung mehr im Mittelpunkt. Vor allem in "Die fernen Stunden".

  • Ich habe mich selbst gefragt, ob ich "dafür" 4 Ratten geben will, aber eigentlich hatte ich mir die Gesamtnote schon vor dem Rezischreiben überlegt :breitgrins:


    Wenn man nicht auf Geheimnisse aus ist, ist es schon ein gutes Buch. Es ist ein interessantes Sittenbild von Menschen, die in ihrer gesellschaftlichen Rolle gefangen sind und deswegen nicht tun können, was sie wollen (oder nicht den Mut dazu haben).
    Aber
    ich hatte mit einem 4,5 - 5 Ratten - Buch voller Geheimnisse gerechnet -> daraus ergibt sich meine Enttäuschung in der Rezi, die in den Worten deutlicher geworden ist als in der Endnote.


    Wenn z. B. "der verborgene Garten" echte Recherchen enthält, ist das ein Pluspunkt für ihn, aber ich habe die Rezis gerade noch einmal durchgelesen und da beklagst du dich auch darüber, dass die Hauptfigur offensichtliche Hinweise nicht wahrnimmt, die so oft auftauchen, dass sie den Leser schon nerven. Da mich das hier (Graces Herkunft) auch ein wenig gestört hat, bleibt Morton eine "Ich kauf sie nur vom Wühltisch"-Autorin :zwinker:

  • Nach "Der Zauberberg" von Thomas Mann war Kate Mortons "Das geheime Spiel" genau das richtige.
    Ein Buch, dass man einfach weglesen kann. Spannend geschrieben, kurzweilig, nett.
    Ich mochte die Sprünge von der alten Grace zur jungen Grace, hätte mir aber dennoch gewünscht, etwas mehr
    über Grace' Leben nach ihrer Dienstmädchen- und Zofenzeit zu erfahren. Aber das hätte den Rahmen denn wohl
    doch gesprengt.
    Ich konnte viele Geheimnisse (z.B. den Vater von Grace) erraten, das Ende war aber dann doch recht
    überraschend.
    Hinzu kommt, dass ich die Zeit vor und zwischen den beiden Weltkriegen ohnehin sehr interessant finde.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen.
    Von mir gibt es
    4ratten

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