Ich habe mir lange überlegt, ob dieses Buch unter "Krimis & Thriller" einzuordnen ist, denn es ist weder das eine noch das andere. Da man es aber auch nicht als Sachbuch bezeichnen kann und es unter "sonstige Belletristik" auch nicht wirklich passt, habe ich mich doch für dieses Genre entschieden - schließlich geht es in dem Buch um Verbrechen.
Ferdinand von Schirach – Verbrechen
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Inhaltsangabe: (Klappentext):
„Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe.
Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich es klingt: er hat gute Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der Justiz an Leib und Seele gerettet.
Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe.
Lauter unglaubliche Geschichten, doch sind sie wahr.“
Das Buch beinhaltet insgesamt elf Erzählungen.
Der Autor: (Klappentext):
Ferdinand von Schirach, geboren 1964 in München, arbeitet seit 1994 als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin. Zu seinen Mandanten gehörten das frühere Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, der ehemalige BND-Spion Norbert Juretzko, Industrielle, Prominente und Angehörige der Unterwelt.
Meine Meinung zum Buch::
Ich ging mit einigen Vorbehalten ans Lesen, denn ich erwartete ein paar selbst beweihräuchernde Geschichten im Sinne von „ein Promianwalt erzählt aus dem Nähkästchen“. Weit gefehlt! Ich habe elf phantastisch geschriebene Geschichten gelesen, von denen mich jede einzelne beeindruckt, berührt und nachdenklich gemacht hat.
Jede der elf Geschichten thematisiert voneinander unabhängige Fälle, in denen Schirach tätig wurde. Ob die Geschichten tatsächlich wahr sind, kann ich natürlich nicht beurteilen, hier muss ich mich auf die Angaben des Autoren bzw. des Verlags verlassen. Auf jeden Fall sind sie glaubwürdig.
Die Erzählungen sind sehr sachlich geschrieben. Der Autor bezieht keine Position, er stellt ein Verbrechen dar und schildert dann in knappen Worten, aber sehr präzise, wie es dazu kam. Das bedeutet für den Leser, dass er sich seine Meinung dazu selbst bilden muss. Man bekommt keine Entschuldigungen oder Anklagen geboten und muss für sich selbst entscheiden, was man evtl. als Entschuldigung gelten lässt und was nicht. Kalt lässt einen keine der Geschichten, jede berührt den Leser auf die eine oder andere Art. Einige Geschichten machten mich traurig (z. B. „Das Cello“) oder wütend (z. B. „Der Igel“ oder „Der Dorn“), bei manchen Geschichten war ich froh, dass sie für die „Täter“ einigermaßen gut ausgingen (z. B. „Fähner“ oder „Glück“) und bei manchen graut mir jetzt noch, wenn ich daran denke, was „da draußen“ alles herumläuft (z. B. „Tanatas Teeschale“, „Grün“ oder „Liebe“).
Ganz nebenbei habe ich auch einige Dinge über unser Rechtssystem und die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen gelernt, die ich bisher nicht kannte. Dadurch wurden auch manche der dargestellten Entscheidungen verdeutlicht bzw. überhaupt erst verständlich. Und mein eigener, langweiliger Büroberuf erscheint mir plötzlich in einem viel freundlicheren Licht.
Dieses Buch wird mich nicht so schnell loslassen – und ich habe die Geschichten sicher nicht zum letzten Mal gelesen.
Hier kann ich nur die maximale Wertung geben:
Viele Grüße von Annabas