Hallo,
ein anstrengender Buchmesse-Mittwoch liegt hinter mir. Als Mitglied der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) kann man auch an den Fachbesuchertagen eine Eintrittskarte zum zugegebenermaßen stolzen Preis von 28,- EUR erwerben. Inzwischen muss man bei der zuvor notwendigen Registrierung jedoch keine Dokumente mehr hochladen. Also im Prinzip könnte jeder … Der Vorteil eines Besuches an den Fachbesuchertagen liegt auf der Hand, die Buchmesse ist leer, na ja etwa 50.000 Besucher sind schon anwesend, aber das ist die Hälfte gegenüber den Wochenendtagen. Man kommt an alle Autoren wirklich nah dran.
In diesem Jahr wollte ich weniger Prospekte sammeln, sondern verstärkt Veranstaltungen und Interviews besuchen. Leider muss man inzwischen die ganze Zeit sein „Gepäck“ (meine zu signierenden Stücke) mit sich rumtragen. Die Schließfächer in der Nähe der Halle 4 sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich. Das fand ich bei meinem letzten Besuch 2008 sehr angenehm, zwischendurch seine Prospekte ablegen zu können. Ich muss mir also überlegen, im nächsten Jahr auch mit dem Rollkoffer anzureisen, auf der Buchmesse wird man dann als „Altpapiersammler“ bezeichnet.
Beim Knesebeck Verlag sind Proust und Kafka als Graphic Novel erschienen.
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Ich habe am Stand nachgefragt und man hat mir versichert, dass bei Proust nun halbjährlich jeweils einer der bereits auf Französisch erschienenen Bände auf Deutsch herausgegeben wird. Der Zeichner Stéphane Heuet, der bis zu drei Jahre an einem einzigen Band arbeitet, ist heute sogar auf der Buchmesse, leider bin ich es nicht mehr.
Um 10:15 verfolgte ich im Focus Hörbuchforum eine dreiviertelstündige Diskussion mit Teilnehmern aus fünf Hörbuchverlagen, die in diesem Jahr fünf- bzw. zehnjähriges Jubiläum begehen. Darunter auch der mit sehr anspruchsvoller Literatur vertretene Verlag „parlando“ mit Christian Brückner und seiner Frau. Gerade eingelesen wurde beispielsweise der vollständige Text von „Schau heimwärts Engel“.
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Nur etwas 15 Teilnehmer verfolgten die hier gegebenen interessanten Einblicke in das Hörbuchverlagswesen. Die Hörcompany Hamburg mit etwa 15 Neuerscheinungen je Jahr besteht nur aus zwei Frauen, die den Sprung in die Selbständigkeit gewagt haben. Ihr allererstes Hörbuch „Die wilde Charlotte“ ist auch nach 10 Jahren noch lieferbar.
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Bemängelt haben alle Teilnehmer die kurze Verweilzeit von Büchern im Handel. Oft werden nach drei Monaten nicht verkäufliche Titel remittiert, auch wenn bei Hörbüchern die Verfallszeit etwas größer eingeschätzt wurde. Nur dank Amazon und den dort bestellenden Kunden werden auch Titel der Backlist verkauft.
Am Ende der Veranstaltung signierte mir Christian Brückner noch eine seiner CDs.
Um 11 Uhr ging es beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit einer Diskussion über „Wahre Bücher“ weiter, in der über die Zukunft von schön gemachten Büchern sinniert wurde und die Rolle des E-Books näher beleuchtet wurde. Viel Neues konnte man dabei jedoch nicht erfahren, viele Selbstverständlichkeiten wurden ausgetauscht. Vielleicht charakterisiert das Schluss-Bonmot die Lage des Marktes: Für das I-Pad gibt es von einem Papierhersteller ein Buch mit Ausschnitt, in den man sein I-Pad einlegen kann, um so dem I-Pad Leser das Buchgefühl zurückzugeben.
Am Stand der FAZ wurde Antje Vollmer, von 1994-2005 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages über ihr Buch „Doppelleben“ interviewt, welches dem wenig bekannten Widerstandskämpfer und zugleich dem engsten Kreis Hitlers angehörenden Heinrich Graf Lehndorff gewidmet ist.
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Das Buch aus der Anderen Bibliothek im Eichborn Verlag ist sehr schön aufgemacht, es gibt aber bereits jetzt schon eine günstigere Erfolgsausgabe. Am Stand der FAZ befanden sich ca. 30 Interessierte, ich saß nur 1,50m von der Autorin entfernt, diese Nähe zu einem so bekannten „Fernsehbild“ ist eine merkwürdige Erfahrung. Frau Vollmer wurde (wohl von der Familie) gefragt, ob sie ein solches Buch schreiben wolle. Die Geschichte, die sie hier den vielen Büchern über den Widerstand hinzufügt, halte ich für lesenswert. Sie selber habe nun, als überzeugte Pazifistin, die früher auch nur die weiße Rose kannte, ein viel positiveres Bild von der Deutschen Wehrmacht, da es dort insgesamt immerhin 35-40 (sic!) Versuche gab, das Regime zu stürzen.
Einer der derzeit besten deutschen Autoren war auf dem Stand der ZEIT. Martin Mosebach sprach über sein neuestes Buch „Was davor geschah“, welches im professionellen Feuilleton auch auf viel Ablehnung gestoßen ist. So wurde kritisiert, die Sprache sei zu „barock“ und die ganze Bürgertums-Szenerie altbacken. Der Autor mache sich über seine Sprache gar keine Gedanken, sie sei ihm naturgegeben und er schreibe über das Milieu – und das empfahl er allen Autoren – welches er gut kenne.
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Anschließend konnte Bret Easton Ellis sein Neues Buch „Imperial Bedroom“ vorstellen. Nun Ellis ist durch und durch Amerikaner, es wurde viel geflachst und es ging meist recht oberflächlich zu. Irgendwie passte das natürlich zum Stil seiner Bücher.
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Ellis ist bedeutender Vertreter der modernen amerikanischen Literatur, ich ließ mir den „Klassiker“ „American Psycho“ von ihm signieren.
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Dazu passend ist bei Metzler eine neu aufgelegte Amerikanische Literaturgeschichte erschienen, die sich auch im Schriftsatz wohltuend von den anderen durchaus auch guten Ausgaben unterscheidet.
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Ein Besuch bei der Stiftung Buchkunst darf natürlich nie fehlen. Als Sieger für das schönste deutschsprachige Buch wurde der „Atlas der abgelegenen Inseln“ ausgezeichnet. Mich überzeugt der Inhalt trotz vieler positiver Kommentare auf Amazon nicht, mein Leseeindruck deckt sich ziemlich mit den wenigen ablehnenden Rezensionen.
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Interessant natürlich immer auch die weiteren prämierten Bücher so wie die vielen abgelehnten Bücher. In jedem Buch steckt der Wertungszettel als Kopie, so dass man dort einen Einblick bekommt, was ein schönes Buch ausmacht. Nicht ganz uninteressant ist übrigens auch die Angabe der Erstauflage, bei einem ausgezeichneten Kochbuch waren 12.000 angegeben während der neueste Kindler immerhin noch mit 2000 Exemplaren aufgelegt wird.
Schön gemacht, aber m.E. der Reihe „Bücher, die die Welt nicht braucht“ einzuordnen war die Vorstellung des Buches vom Herausgeber Helmut Karasek „Briefe bewegen die Welt“. Eine Briefsammlung von Goethe bis Gottschalk, die mit Unterstützung der Deutschen Post und der Stiftung Lesen bei TeNeues erscheinen. Das Buch soll kostenlos an Schüler verteilt werden, um Lesefreude und Briefkompetenz zu erzeugen. Karasek deutete an, dass es zielgruppenorientierte Folgebände, z.B. mit den schönsten Liebesbriefen, geben soll. Die beliebige Zusammenstellung macht dieses Buch leider recht beliebig. Ich empfehle dann lieber den Briefwechsel zwischen Unseld und Bernhard oder wer es klassischer mag zwischen Goethe und Schiller.
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Im nächsten Jahr findet die Buchmesse dann eine Woche später vom 12. – 16. Oktober 2011 statt.
Schöne Grüße, Thomas