Corinne Hofmann - Die weiße Massai

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  • Corinne Hofmann - Die weiße Massai

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    Kurzbeschreibung nach Amazon:
    In diesem Buch beschreibt die Autorin ihre im kenianischen Busch verbrachten vier Jahre. Das Buch erzählt die Geschichte einer schweizer Geschäftsfrau, die sich auf einer Fernreise in Kenia in den Nomaden Lketinga verliebt, sich entschließt bei ihm zu leben und ihn schließlich heiratet. Schon nach kurzer Zeit wird die gemeinsame Tochter Napirai geboren, die das Glück der beiden zu krönen scheint. Jedoch verläuft das Alltagsleben im paradiesischen Kenia nicht ohne Probleme. Lebensbedrohende Krankheiten, Hungersnot und schließlich nicht mehr überbrückbare kulturelle Konflikte machen dem Paar schwer zu schaffen. Nach vier Jahren des Zusammenlebens, in denen die Autorin "Himmel und Hölle" erfahren hat, ist die einst große Liebe endgültig zerstört.


    Meine bisherige Meinung:
    Ich habe gerade mal ein Viertel des Buches gelesen, bin jetzt auf Seite 133 von 452 und muss mir noch sehr gut überlegen, ob ich mir das weiterhin antun will oder nicht. Ich hätte wohl tatsächlich auf Aldawen hören und dieses Buch erst gar nicht anfangen sollen zu lesen. So wütend hat mich noch nie ein Autor gemacht. Es geht hier nicht um Sprache oder Ausdruck – die nicht gut sind – sondern um die Dreistigkeit, die Ignoranz und Naivität von Frau Hofmann.


    Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... Was für eine Art Charakter sie hat konnte ich mir schon zu Beginn denken. Sie macht sich mit ihrem festen Freund auf in den Urlaub in einem fremden Land und lässt diesen dann dort mehr oder weniger von einer Minute auf die andere im Regen stehen um einem wildfremden Mann nachzulaufen, den sie überhaupt nicht kennt. Ständig spricht sie von der großen Liebe und weiß dabei überhaupt nicht wie er fühlt oder denkt, weil sie sich nicht einmal mit ihm unterhalten kann. Aber was soll's...Englischkenntnisse braucht man ja nicht... Und Anzeichen von Liebe seinerseits, also ein Gefühl der Sicherheit worauf sie ihr Wunschdenken aufbauen kann, konnte ich auch nicht herauslesen.


    Noch dazu sollte man doch wirklich mal sein Hirn einschalten und eventuell zumindest kurz darüber nachdenken warum alle, wirklich ALLE Menschen - selbst eine Weiße, die ebenfalls mit einem Massai verheiratet ist - ihr davon abraten sich mit ihm, einem Massai, einzulassen – zu viele Probleme! Aber nein, sie, stur wie ein Esel, macht jetzt einen auf „jetzt erst recht! Ihr sagt mir gar nichts!“


    Ich kann auch nicht fassen wie ignorant und beleidigend sie anderen Menschen gegenüber ist, die ihr helfen wollen bzw. bei denen sie sich aufdrängt, damit sie ihr helfen. Sie belästigt wirklich jeden, der mit ihr spricht und einigermaßen freundlich zu ihr ist, zieht jeden in ihre Probleme rein. Und wenn sie jemand Besseren findet, dann lässt sie den anderen einfach stehen...sehr nett!


    Was mich auch geärgert hat sind manche Kommentare ihrerseits. Zum Beispiel gegenüber Priscilla – einer Massai-Frau, die Hofmann ohne wenn und aber bei ihr wohnen lässt und sich das kleine Bett mit ihr teilt. Da meinte sie einmal, dass sie sich nicht vorstellen kann, dass „bei ihrer Fülle sie jemals ein Weißer überhaupt ansehen würde.“ Und wieder: sehr nett...
    Außerdem ist sie ständig am jammern, dass diese Frau sie nicht versteht oder nicht verstehen will! Das gerade sie sich das überhaupt sagen traut! Eine Person, die absolut alles ignoriert und nicht verstehen will, was ihr Angebeteter Lketinga ihr versucht über seine Kultur zu erklären. Zum Beispiel „zeig deine Beine nicht, das machen Frauen bei uns nicht“ – wird ignoriert und schon sitzt sie nackt im Fluss und er muss sich ständig umblicken, ob das eh niemand sieht... :confused: :hm:. Also zumindest ein bisschen Respekt vor deren Kultur sollte man schon haben, wenn man zusammen mit ihnen leben möchte. Vor allem, wenn's um solcher Art Kleinigkeiten geht...


    Auch die Leute sprechen schlecht über sie und versuchen beiden alles mögliche einzureden, damit sie nicht zusammen sind. Er haut daraufhin immer beleidigt ab und kehrt eines Tages zurück in sein Dorf, zu seiner Mutter. Was macht sie? Sie packt kurzerhand ihre Sachen und verfolgt ihn dorthin um sich dann in ihrer Hütte einzunisten. Kommt Stalking schon recht nahe und außerdem empfinde ich das irgendwie als respektlos.
    Und wie kann man nur so naiv sein? Dort angekommen meint er „now you are my wife, you stay with me like a Samburu-wife.“ Sie hinterfragt nicht einmal die Bedeutung dieses Satzes. Man sollte doch meinen, dass man zuerst ein bisschen mehr von einer fremden Kultur wissen möchte, bevor man sich darauf einlässt...


    Noch dazu krieg' ich die Krise, wenn ich noch einmal „mein Massai“, „mein Krieger“ oder sowas wie „mein Volk“ (!!!) lesen muss! Da lernt sie zum Beispiel einen pampigen italienischen Missionar kennen, der sie nicht mit Samthandschuhen anfasst, wie sie es gewohnt ist und sie meint „Wut steigt in mir auf und ich schäme mich, weiß zu sein. Langsam gehe ich zurück zur Manyatta und zu meinem armen Volk.“ Ich kann nicht mehr...


    Noch ein Beispiel: Sie ärgert sich über das Ziegenfleisch, weil es ihr zu zäh ist, nicht schmeckt und ihr danach immer die Zähne weh tun. Etwas zimperlich, wenn ihr micht fragt und bedenkt, dass dort gerade eine Hungersnot herrscht und sie nichts anderes als ein paar Ziegen zu essen haben. Aber bitte... :grmpf:


    Da ich nicht denke, dass sich meine Meinung noch ändern wird: :flop:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

    Einmal editiert, zuletzt von Juggalette ()


  • Ich habe gerade mal ein Viertel des Buches gelesen, bin jetzt auf Seite 133 von 452 und muss mir noch sehr gut überlegen, ob ich mir das weiterhin antun will oder nicht. Ich hätte wohl tatsächlich auf Aldawen hören und dieses Buch erst gar nicht anfangen sollen zu lesen.


    Auf mich hört ja keiner :heul:


    Ich habe meinen damaligen Kommentar wiedergefunden, und ich habe keine Veranlassung, daran etwas zu korrigieren (nur etwas ergänzt):
    Frau Hofmann ist im besten Falle „naiv“ zu nennen, obwohl mir auch noch eine Reihe weniger schmeichelhafter Bezeichnungen einfallen würden. Nicht nur, daß sie sich ja offensichtlich nicht im voraus mit der Kultur ihres Mannes beschäftigt hat (ok, das ist von Europa aus auch nicht ganz so einfach, aber möglich), sie hat auch offensichtlich Dinge wie Malaria-Prophylaxe gepflegt ignoriert, in den zwei Jahren die Sprache ihres Mannes nicht ansatzweise gelernt und einigermaßen hemmungslos die Hilfsbereitschaft anderer Menschen - besonders des Missionars Pater Giugliano - in Anspruch genommen und sich selbst als Opfer von allem möglichen betrachtet.


    Ich hatte eher Mitleid mit Lketinga, denn seine Frau hat von ihm kulturelle Transferleistungen verlangt, die er nicht leisten konnte – eine Differenz, die sie eindeutig besser überschauen konnte. Naja, oder vielleicht auch nicht, dafür müßte man ja mal das Gehirn einschalten. Auch ihre Wortwahl zeigt, daß sie Vorstellungen auf ihn projiziert hat, die nie der Realität entsprochen haben. Eher hatte ich manches Mal den Eindruck – nämlich immer dann, wenn sie von „meinem schönen Krieger“ spricht (ich glaube, das war ihre Lieblingsphrase) –, den gleichen „Liebhaberstolz“ könnte jemand auch für ein besonders schönes Möbelstück empfinden. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß Lketinga, bei allen Fehlern, die er bestimmt auch hat, das nicht verdient hat.


    Das alles mag jetzt bösartig klingen, aber dieses Buch ist ein ziemlich typischer Vertreter einer europäischen Afrika-Literatur, die vor allem Stereotype und Vorstellungen von Exotik bedient, die keine sachliche Grundlage haben, sondern außer Unwissenheit und Mißverständnissen resultieren. Das ganze ist derartig unterirdisch miserabel und eine Frechheit nicht nur dem Kontinent und seinen Bewohnern gegenüber, sondern auch den Leuten, denen hier damit das Geld aus der Tasche gezogen wurde, daß ich nur hoffen kann, es möge so schnell und dauerhaft wie möglich in der Versenkung verschwinden. Wer sich mittels Lektüre über Afrika informieren möchte, darf mich gerne fragen, ich empfehle dann gerne geeignetere Literatur.


    Man denke sich hier bitte eine Bewertung von ungefähr minus fünf Leseratten.


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Es gibt Bücher, für die braucht es keinen Thread. Nur einen Abfalleimer.


    (Ich habe die gute Frau mal in einem Interview erlebt. Ist mir übel geworden ...)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Man denke sich hier bitte eine Bewertung von ungefähr minus fünf Leseratten.


    :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Negative Ratten, kann man da nicht irgendwie einen Smilie basteln? Leseratten wo man nur die Kontur erkennt in grau, o.ä.

  • Aldawen und Juggalette, es ist ewig her, seit ich dieses Buch gelesen habe.............(daher fehlen mir viele Einzelheiten).
    Aber ich erinnere mich noch genau (!), wie sehr mich dieses Buch aufgeregt hat ( hat bisher noch kein einziges wieder geschafft. :wand:)
    Für diese Art Naivität gibt es eigentlich keinen passenden Ausdruck mehr.Ich habe immer wieder versucht, sie zu verstehen- blind vor Liebe, geistige Umnachtung, totale Hoffnungslosigkeit, einfach mal einen kompletten Neustart wagen,......- ich habe es echt nicht geschafft, sowas nachzuvollziehen, sorry :grmpf:.

    Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark.Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.Hermann Hesse

  • Ich habe das Buch auch vor ein paar Jahren gelesen. So schlecht fand ich es gar nicht, weil man auch viel über afrikanische Sitten (und Unsitten) erfuhr. Am spannendsten war aber tatsächlich, was Corinne Hofmann in ihrer Naivität noch alles einfällt bzw. was sie sich weiter von ihrem afrikanischen Ehemann bieten lässt. Ich wurde gar nicht mehr fertig mit Staunen und Kopfschütteln.


  • Ich habe das Buch auch vor ein paar Jahren gelesen. So schlecht fand ich es gar nicht, weil man auch viel über afrikanische Sitten (und Unsitten) erfuhr.


    Von denen sie das meiste ja nicht verstanden hat, weil sie nicht mal ansatzweise die Sprache gelernt hat. Und gelernte Ethnologin ist sie ja nun auch nicht, darauf ist also nur bedingt, wenn überhaupt, etwas zu geben.



    Am spannendsten war aber tatsächlich, was Corinne Hofmann in ihrer Naivität noch alles einfällt bzw. was sie sich weiter von ihrem afrikanischen Ehemann bieten lässt. Ich wurde gar nicht mehr fertig mit Staunen und Kopfschütteln.


    Mir ging's genau umgekehrt: Ich war überrascht, was er sich alles von ihr hat bieten lassen, das war nämlich auch eine ziemliche Menge, wenn man das schon aufrechnen will. Und ich hatte nicht den Eindruck, daß sie dabei am schlechtesten von beiden wegkäme ...

  • Eigentlich ist es ja auch logisch das es für die Autorin negativ geendet hat, wen man sich auf den Anderen und dessen Kultur nicht einlassen kann, aber von dem anderen immer nur erwartet das er einem entgegen kommt, kann das ja nichts werden.


  • Mir ging's genau umgekehrt: Ich war überrascht, was er sich alles von ihr hat bieten lassen, das war nämlich auch eine ziemliche Menge, wenn man das schon aufrechnen will. Und ich hatte nicht den Eindruck, daß sie dabei am schlechtesten von beiden wegkäme ...


    Ich habe jetzt nicht mehr im Kopf, was der Afrikaner alles über sich ergehen lassen musste, aber sicher hat auch er einige Zugeständnisse gemacht. Da trafen eben Menschen aus zwei völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander und keiner war bereit, mehr als nötig auf den anderen zuzugehen. Hofmann war bestimmt nicht zur Gänze klar, auf was sie sich da einlässt, aber sie fühlte sich ihrem afrikanischen Mann nicht nur in intellektueller Hinsicht überlegen, und das kam in dem Buch deutlich zum Vorschein. Ich habe sie mal in einer Lesung gehört und empfand sie als einen Menschen, der sich seinem Umfeld grundsätzlich für überlegen hält.


  • Da trafen eben Menschen aus zwei völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander und keiner war bereit, mehr als nötig auf den anderen zuzugehen.


    Richtig, aber wie ich oben schon geschrieben habe: Sie hat von ihm an dieser Stelle Anpassungen und Reaktionen verlangt, die er auf Grund seiner Herkunft und Sozialisation gar nicht leisten konnte. Und sie hätte auf Grund der gleichen Faktoren in der Lage sein müssen, dies zu überblicken. Daher sind ihr hier mehr Vorwürfe zu machen.



    Pass bloß auf sonst denkt sich das Aldawen noch als Strafe für den nächsten SWL aus ;)


    Bestimmt nicht, damit würde diesem Mist, der am besten in Altpapiertonnen verschwindet, ja noch mehr Aufmerksamkeit zuteil, die er nicht verdient.

  • @ Aldawen
    Du hättest bei der Lesung von Corinne Hofmann sein sollen, die ich besucht habe. Da konnten die Zuhörer Fragen stellen, und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie du sie mit deinen Argumenten demontiert hättest :breitgrins:. Ich habe sie später per E-Mail noch etwas gefragt, was ich mich während der Lesung nicht so recht getraut hatte, aber sie antwortete nie darauf.

  • So, ich habe mich doch noch durch das Buch gequält und es heute beendet. Der einzige Grund, der mich noch am Ball bleiben ließ war der, dass ich wissen wollte, warum sie "ihren Massai" letztendlich doch verlassen hat und wieder zurück in die Schweiz gegangen ist. Und ich muss sogar zugeben, dass das Ende interessant zu lesen war, weil ich ihren Grund irgendwie nachvollziehen konnte. Das reißt das Buch trotzdem nicht raus und meine obige Meinung hat sich nicht geändert, aber wenigstens etwas.


    Allerdings muss ich gestehen - und das ärgert mich :breitgrins:: mich interessiert, wie es weitergeht und da ich die beiden Folgebände zu Hause habe, werde ich diese vielleicht auch irgendwann lesen. Mich interessiert aber weniger wie es Hofmann zu Hause ergangen ist, sondern die Reaktion von Lketinga und ihrer afrikanischen Familie, nachdem sie nach Jahren doch wieder nach Kenia zurückkehrt... :redface:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

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