Reclam - Die Welt in Gelb. Zur Neugestaltung der Universal-Bibliothek 2012

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  • Reclam - Die Welt in Gelb. Zur Neugestaltung der Universal-Bibliothek 2012


    www.reclam.de


    Eine Buchbesprechung im allgemeinen Thread, das geht doch nicht, wird mancher sagen. Nun, dieser Artikel ist weniger eine Rezension des gleichnamigen Bandes, welchen es auch online gibt, sondern als Information für den interessierten Leser gedacht.


    http://www.reclam.de/data/media/Die_Welt_in_Gelb.pdf


    Schöner liest man das 90 Seiten umfassende Büchlein natürlich als "reales" Reclam-Bändchen. Der Verlag hat mir dankenswerterweise ein Exemplar zugesandt.


    Äußerlich wird die neue Gestaltung durch das nun weiß ausgesparte Schild, in dem Autor und Titel stehen, sofort deutlich. Die Farbe gelb wurde nicht angetastet, so dass ein zu großer Schritt, der die Markenidentität von Reclam unter Umständen gefährdet hätte, nicht erfolgt.
    Unter dem Titel nun wieder ein schwarzer Strich über die gesamte Breite, darunter nun linksbündig der Verlagsname Reclam. Auch Titel und Autor nun statt rechtsbündig immer linksbündig.


    Im Inneren findet man dann acht kurze Artikel. Friedrich Forssmann hat die Reclam-Bände neu gestaltet und erläutert deren Wandel seit 1867. Im inneren fanden die gewichtigsten Wechsel statt. Anstatt der weitverbreiteten Schrift Garamond verwendet man nun die Schriftart Documenta des Niederländers Frank E. Blokland, die tatsächlich ausgezeichnet lesbar ist und sich durch "hervorragende Zeilenbildung auszeichnet." Die Schriftart mag aber manchem Leser ein Tick zu klein daherkommen. Die Kolumnentitel, die bei Reclam das gerade lesende Kapitel auf jeder Seite in der Kopfzeile wieder gegeben haben, wechseln nun in den Fuß. Ebenso die Seitenzahlen, die vom Kopf in den Fuß verlagert werden, dadurch wirkt das Seitenlayout deutlich frischer als in der Vorgängerversion.


    Sicherlich erinnert sich der ein oder andere noch an die aufgedruckten Punkte bei jedem Reclam-Bändchen, wobei jeder Punkt mit dem Basis-Preis zu multiplizieren war und sich aus der Summe der Gesamtpreis ergab. Was es damit auf sich hat und warum man diese Punkte heute nicht mehr auf den Bänden findet (viele Leser glauben, es gäbe sie immer noch), darüber klärt der mit Kürzel "khf" zeichnende Autor auf.


    Insgesamt ein schönes Bändchen, welches Lust macht, doch mal wieder die in der Schule so verhassten Reclam-Bändchen in die Hand zu nehmen.


    Aus der Lister der zehn meistverkauften Reclam-Bändchen seit 1948 führt Schillers Wilhelm Tell mit 5,4 Mio Exemplaren, gefolgt von Goethes Faust I mit 4,9 Mio Exemplaren, auf Platz 3 folgen auflagengleich mit 4,4 Mio Exemplaren Kellers "Kleider machen Leute" und Lessings "Nathan der Weise".


    Zum Schluss ein kleiner humorvoller Beitrag Peter Haffners über sein gelbes iPhone. "Wir vertwittern unsere Zeit und fragen uns, wo sie bleibt." - so geht es los.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Vielen Dank für den Hinweis auf den informativen Artikel, Thomas.



    Sicherlich erinnert sich der ein oder andere noch an die aufgedruckten Punkte bei jedem Reclam-Bändchen, wobei jeder Punkt mit dem Basis-Preis zu multiplizieren war und sich aus der Summe der Gesamtpreis ergab. Was es damit auf sich hat und warum man diese Punkte heute nicht mehr auf den Bänden findet (viele Leser glauben, es gäbe sie immer noch), darüber klärt der mit Kürzel "khf" zeichnende Autor auf.


    Stimmt. Wenn ich heute im Buchladen einen Reclam-Band in die Hand nehme, suche ich immer noch unwillkürlich auf dem Buchrücken nach den Punkten. :breitgrins: Und der Prototyp des Ein-Punkt-Bandes bleibt für mich Goethes "Faust". :smile:


    Viele Grüße :winken:
    Stefan

  • Danke erstmal für den Artikel.


    Ich weiß ja nicht, ob mir die Änderung wirklich zusagt. Dieses weiße Kästchen ist so ... ich weiß nicht, eckig? sperrig? modern? Ich fand die rechtsbündige Schrift und evtl. ein kleines Bildchen darunter immer recht "hübsch". Immerhin ändern sie an der gelben Farbe nichts. (Und orange, rot, grün, blau - je nachdem welche Sprache oder Hilfen man sich noch kauft ;) ) Farbe und Format sollten bleiben, ansonsten wäre irgendetwas falsch im Regal. :zwinker:


    Achso, und das mit den Punkten habe ich nicht verstanden. :redface: Schien wohl vor meiner Zeit gewesen zu sein :redface: Denn meine Heftchen besitzen nur Nummern, aber keine Punkte.

  • Achso, und das mit den Punkten habe ich nicht verstanden. :redface: Schien wohl vor meiner Zeit gewesen zu sein :redface:


    Ich kann mich dafür noch an die Zeit erinnern, wo die Punkte (eigentlich kleine Quadrate) Sternchen waren ... :belehr::breitgrins:


    Im übrigen sind die Heftchen seit den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts keineswegs schöner geworden. Quietschegelb, wenn sie nicht quietscherot, quietscheblau oder quietschegrün sind. Lieber Reclam-Verlag: Pop-Art ist tot, Dezenz ist in! :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke für die Info über die Änderungen und den zugehörigen Link.
    Sehr interessant zu lesen.
    Da ich mit den uni-gelben Heftchen aufgewachsen bin und die Heftchen für mich deshalb einfach GENAUSO auszusehen haben, gefällt mir die Neugestaltung nicht wirklich.
    Aber kleine Veränderungen hat es laut der Chronik ja immer gegeben, und so sei es dem Verlag gegönnt, sich weiterzuentwickeln und zu verändern.
    Zwischen meinen Heftchen tummeln sich sogar noch ein paar elfenbeinfarbene, ich dachte, die wären einfach nur verblaßt, aber die wurden ja tatsächlich mal so herausgebracht :breitgrins:


  • Im übrigen sind die Heftchen seit den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts keineswegs schöner geworden. Quietschegelb, wenn sie nicht quietscherot, quietscheblau oder quietschegrün sind. Lieber Reclam-Verlag: Pop-Art ist tot, Dezenz ist in! :winken:


    Welches Design würdest du vorschlagen?


    Wie gesagt, für mich gehört das quietschgelb, grellrot und giftiggrün unabänderbar zu Reclam dazu.
    Irgendwie schätze ich es, daß Reclam seinem Design treugeblieben ist.
    Immerhin ist das gelb mittlerweile auch das Erkennungs- und vor allem Alleinstellungsmerkmal.

  • Im übrigen sind die Heftchen seit den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts keineswegs schöner geworden. Quietschegelb, wenn sie nicht quietscherot, quietscheblau oder quietschegrün sind. Lieber Reclam-Verlag: Pop-Art ist tot, Dezenz ist in! :winken:


    Wieder zurück zu den alten Farben ist doch auch keine Alternative. Dann hätte man sich schon komplett von den Farben verabschieden müssen. Bei den gebundenen Büchern ist ja kein Verlagskonzept mehr zu erkennen. Da sind andere Verlage besser.


    Gruß, Thomas

  • Bei den gebundenen Büchern ist ja kein Verlagskonzept mehr zu erkennen. Da sind andere Verlage besser.


    Nennst du mir dazu mal ein paar Verlage?
    Bei meinem letzten Beitrag habe ich nämlich überlegt, welcher Verlag bei seinen Veröffentlichungen überhaupt noch so eine einheitliche Linie mit einem so hohen Wiedererkennunswert fährt wie Reclam.

  • Nennst du mir dazu mal ein paar Verlage?
    Bei meinem letzten Beitrag habe ich nämlich überlegt, welcher Verlag bei seinen Veröffentlichungen überhaupt noch so eine einheitliche Linie mit einem so hohen Wiedererkennunswert fährt wie Reclam.


    Hanser hat einheitliche Cover. Rowohlt nicht, S. Fischer auch nicht, Suhrkamp nur teilweise.


    Gruß, Thomas


  • Dieses weiße Kästchen ist so ... ich weiß nicht, eckig? sperrig? modern?


    Fehl am Platz. Sieht aus, als ob der Designer vergessen hätte, die Hintergrundfarbe für das "Titelkästchen" zu definieren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wenn erst mal alle Bände das neue Design haben, dann fällt das gar nicht mehr so auf. Die neuen Geldscheine fand ich zunächst auch ganz schrecklich, nach kurzer Zeit gewöhnt man sich jedoch an die neue Farbgebung.


    Gruß, Thomas


  • Bei meinem letzten Beitrag habe ich nämlich überlegt, welcher Verlag bei seinen Veröffehntlichungen überhaupt noch so eine einheitliche Linie mit einem so hohen Wiedererkennunswert fährt wie Reclam.


    Der Unionsverlag zumindest bei den Taschenbüchern. Auch Lenos fährt recht durchgehend eine einheitliche Gestaltung. Wagenbach kann man im Regal auch sehr gut erkennen. Und das sind sicher noch nicht alle, wenn ich mich zu Hause mal vors Regal stelle, finde ich vielleicht noch den ein oder anderen. Doch, es gibt schon so einige Verlage, denen ihr Wiedererkennungswert wichtig ist.


    Aber die Neugestaltung der Reclams finde ich auch ... gewöhnungsbedürftig. Aber andererseits habe ich aus verschiedenen Jahrgängen schon so viele optische Varianten bei Reclamheften, daß ich diese auch noch überstehe :breitgrins:

  • Reclam ist eine der wenigen Verlage, die noch verlagszusammenhängend präsentiert werden. Das ist ein Vorteil für die Marke, vielleicht aber auch ein Nachteil, da sie damit in eine bestimmte Ecke (für Schüler, Studenten...) gestellt werden. Nur Manesse gelingen noch eigene Regale. Die andere Bibliothek von Eichborn steht bei meinem Buchhändler auch noch zusammen. Ansonsten sind die Verlagsprogramme ja verstreut. Früher in meiner Kindheit hatte die größte Buchhandlung Hannovers die Bücher noch nach Verlag geordnet, da gab es eine ganze Wand mit weißen dtv-Bänden. Reclam ist das letzte Relikt in dieser Hinsicht.


    Gruß, Thomas

  • Mir gefällt die neue Gestaltung nicht besonders. Da sich farblich nichts ändert, sieht es nach einem missglückten oder halbherzigen Versuch aus, das Design zu modernisieren. Der Wiedererkennungswert bleibt durch das Gelb zwar erhalten, aber er ist auch durch das Format gegeben, so dass sich die Verantwortlichen besser Gedanken über eine neue farbliche Gestaltung gemacht hätten, wenn sie dieser Reihe nach all den Jahren eine neue Optik verpassen wollen. Der erste Blick auf ein Buch ist zumeist der Buchrücken, da macht also eine neue Titelseite im ersten Moment keinen großen Unterschied.

  • Hm momentan find ich das auch gewöhnungsbedürftig und seh auch den Sinn nicht so ganz dahinter^^ aber wie hier im Thread ja schon angemerkt wurde auch an die neuen Geldscheine musste man sich gewöhnen (und ich erinner mich noch an die alten braunen DM Scheine *g*) und auch hier heißt es : Wie Du kannst Dich noch an die DM erinnern ;)

  • Der Grafit-Verlag hat auch eine weitgehend einheitliche Gestaltung :winken:


    Den weißen Kasten bei den Reclam-Büchern finde ich auch etwas unharmonisch.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()


  • Reclam ist eine der wenigen Verlage, die noch verlagszusammenhängend präsentiert werden. Das ist ein Vorteil für die Marke, vielleicht aber auch ein Nachteil, da sie damit in eine bestimmte Ecke (für Schüler, Studenten...) gestellt werden. Nur Manesse gelingen noch eigene Regale.


    Das ist, denke ich, bei beiden Verlagen weniger der gleichbleibenden Optik geschuldet, sondern eher dem ungewöhnlichen Format (das natürlich auch mit für die Optik verantwortlich ist).



    Früher in meiner Kindheit hatte die größte Buchhandlung Hannovers die Bücher noch nach Verlag geordnet, da gab es eine ganze Wand mit weißen dtv-Bänden. Reclam ist das letzte Relikt in dieser Hinsicht.


    "Meine" erste Buchhandlung, in der ich mir in den 70ern den ersten Lesestoff selbst besorgte, hatte die Taschenbücher auch nach Verlagen geordnet. Fand ich damals sehr angenehm, da ich wusste, welche Verlagsprogramme mir am ehesten zusagten. Das erleichterte die Suche nach weiteren interessanten Büchern enorm.

    Wir sind irre, also lesen wir!