Literaturkritik spielt keine große Rolle mehr

Es gibt 121 Antworten in diesem Thema, welches 20.891 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anubis.

  • Guten Morgen allerseits,


    und schon der nächste "Skandal" - dieses Mal aber zu einem echten Literaten:


    DEBATTE UM CHRISTIAN KRACHT. Beschwerde beim Dienstherrn


    Den Aspekt, mit Kritik gut oder schlecht umgehen zu können, diskutieren wir ja in dem Thread "Das Buch war Sch...!" - Von Rezensionen & Rezensenten


    Ein ganz eigenes Thema sehe ich in diesem Satz aus dem oben verlinkten Artikel:


    Zitat

    Die Literaturkritik, die in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle mehr spielt, hat plötzlich einen Skandal.


    Ist das wirklich so? Natürlich, die öffentliche Wahrnehmung interessiert sich weniger für Bücher. Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Bei mir ist das so, dass wenn ich auf der Suche nach neuer Lektüre oder der Meinung zu einem bestimmten Buch bin, ich mich eher hier im Forum umschaue. Die Meinung der Mitglieder hier - besonders die von einigen bestimmten - vertraue ich mehr als "irgendeinem" Literaturkritiker.


    Das ist auch größtenteils bei den Bestsellerlisten bzw. bei Empfehlungen von Kritikern so. An denen orientiere ich mich überhaupt nicht. Zum Anfang war ich der Meinung, das die die da drauf stehen unbedingt gelesen werden müssen, da sie ja soooo toll bewertet wurden und war dann ganz deprimiert, wenn sie mir überhaupt nicht gefallen haben - ich damit nichts anfangen konnte.


    Wenn ich hier die Meinung zu einem Buch lese, dann kann ich schnell für mich entscheiden ob das was für mich ist oder nicht und ... das ist das tolle daran - größtensteils stimmt es und ich bin dann hinterher zufrieden und nicht frustriert.


  • Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Ganz genauso. Manche hier "kenne" ich schon seit sieben Jahren und kann Meinungen so einschätzen, dass ich absehen kann, wie es mir selbst gefällt.


    Meistens fahre ich damit sehr gut.


    Die professionelle Literaturkritik interessiert mich weniger. Aktiv gar nicht, wenn ich darüber stolpere schenke ich gerne ein bißchen Beachtung - meistens um dann ein bißchen den Kopf zu schütteln. So hochtrabend und kritisch brauche ich es dann doch nicht, mir ist die Meinung von Ottonormalmenschen wie uns allen hier zehnmal wichtiger und interessanter.


    LG
    Alexa

  • Ist das wirklich so? Natürlich, die öffentliche Wahrnehmung interessiert sich weniger für Bücher.


    Ich halte diese Wahrnehmung bis zu einem gewissen Grade für zweifelhaft. Zum einen war Literaturkritik sicher immer nur für einen vergleichsweise kleinen Kreis von Leuten von Interesse. Und zum anderen haben sich in den letzten Jahren gerade durch das Internet eben auch die Informationsmöglichkeiten vervielfältigt, was naturgemäß die Aufmerksamkeit an einzelnen Stellen verringert, weil sie sich breiter verteilt. Trotzdem hat Literaturkritik nach wie vor ihre Berechtigung und ihr Publikum, sonst würde ein Angebot wie bspw. Perlentaucher sich nicht halten können.


    Entscheidender in diesem Zusammenhang scheint mir zu sein, daß sich die veröffentlichte „offizielle“ Literaturkritik eben nur einem sehr kleinen Ausschnitt aus der Bücherwelt widmet und auch nur widmen kann. Wer sich also über Fantasyschmöker, Liebesromane oder ähnliches informieren will, wird dort auch wenig passendes für sich finden. Ich prüfe die Rezensionen der überregionalen Tageszeitungen via Perlentaucher regelmäßig und kann dort mittlerweile auf Grund der Rezensenten teilweise schon genauso Rückschlüsse darauf ziehen, ob ein Roman etwas für mich sein könnte, wie ich das bei bestimmten Usern hier im Forum kann. Denn sobald man eine „kritische Masse“ von Gemeinsamkeiten ausgemacht hat, ist es ja letztlich egal, ob derjenige in einem Forum oder einer Tageszeitung schreibt.

  • Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Es kommt auf den Kritiker an. Bzw. das Blatt, in dem die Kritik veröffentlicht wurde. Gewisse Links zu Rezensionen aus dem Perlentaucher finde ich z.B. durchaus interessant. Buchbesprechungen z.B. hier im Forum sind für mich schwieriger, da ich die Standards der jeweiligen Beiträger nur selten kenne. Bei einem Profi setze ich einen relativ uniformen Standard voraus. Das einzige, was ich weiss (ich kenne ja nur dieses Forum hier einigermassen) und mir schon lange aufgefallen ist: Dass tendenziell viel zu gutmütig rezensiert wird. Ich sehe oft auch bei Besprechungen, die für mich eher negativ klangen, 4 oder 5 Ratten vergeben, und kann dann weder die Punktevergabe noch den Text mehr einordnen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Nun, die meisten hier lesen ohnehin Bücher, die von der "professionellen Literaturkritik" nicht beachtet werden. Genreliteratur wird nur am Rande behandelt. Als Vielleser von genrefreier Literatur gehöre ich also zur Zielgruppe des Literaturkritikers. Und ich schenke ihnen mehr Beachtung als den Rezensionen im Forum, die aber auch ihre Berechtigung haben. Ich lese die Kritiken auf Deutschlandradio, in der ZEIT, in der FAZ und in der NZZ einfach gerne. Sie enthalten schon mehr Substanz als das ein Nicht-Literaturkritiker zustande bringen kann. Auf der anderen Seite sprechen sie Schwächen eines Buches nicht so offen an wie man es hier tut.


    Gruß, Thomas


  • Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Mir geht es auch so. Mit professionellen Kritiken kann ich meist nichts anfangen, weil sie mir zu oft zu staubig sind. Auch ist eine Kritik ja nie vollkommen objektiv und wenn ich den Leser-Geschmack eines Kritikers nicht kenne, wie soll ich dann wissen, ob ich das ebenfalls gut oder schlecht finden könnte? Ob das etwas für mich wäre? Bei Filmen habe ich es oft, dass ich gegenteiliger Meinung bin als die Kritiker, bei Büchern muss ich aber aus verschiedenen einfach wählerischer sein. Da nützt mir persönlich eine Rezension aus dem Forum von jemandem, dessen Geschmack ich (dank dem Forum) ein wenig kenne, viel mehr. Natürlich sind Rezension nicht der Entscheidungsgrund. Aber es ist schon ein Faktor, der darin miteinfliesst, wie lange ein Buch auf der Wunschliste bleibt, wie weit es nach oben oder unten rutscht, dasselbe beim SuB.


  • Aber ich muss auch für mich zugeben, dass ich der professionellen Literaturkritik weniger Beachtung schenke als den Rezensionen hier im Forum. Wie seht ihr das?


    Das ist bei mir genau umgekehrt. :zwinker: Ich kann nur von mir persönlich ausgehen, und mir ist professionelle Literaturkritik schon sehr wichtig. Aber auch ich habe das Gefühl, dass ihre Relevanz stetig abnimmt, was ich sehr bedaure. Immer weniger Leute lesen noch Bücher, geschweige denn Zeitungen, und das Feuilleton schon gar nicht. Demgegenüber haben die technischen Möglichkeiten des Internet zu einem sprunghaften Anstieg der Kritik von Amateuren (im besten Sinne als "Liebhaber" gemeint) geführt, die den Profis den Rang abzulaufen scheinen.


    Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit der Amateurkritik manchmal ziemlich hadere, sei es auf Bücherblogs oder hier im Forum. Ich habe mit ihr insofern ein Problem, als dass die behandelten Bücher selten in mein Beuteschema passen und außerdem - da schließe ich mich Sandhofer an - generell zu positiv bewertet werden. Ich darf nicht jede gute Meinung für bare Münze nehmen. Gerade hier im Forum hat es eine Weile gedauert, bis ich für mich herausgefunden habe, auf wessen Urteil ich mich verlassen kann und von welchen Empfehlungen ich besser die Finger lasse. Aber das hängt alles vom persönlichen Geschmack ab, und natürlich bin ich mir im klaren darüber, dass auch das, was ich hier lobe, andere stinklangweilig finden, aber damit muss ich leben. :breitgrins:


    Natürlich kann mir das bei professionellen Literaturkritikern ebenso passieren, aber auch unter ihnen habe ich mittlerweile meine Handvoll, auf deren Meinung ich mich verlassen kann. Bei der Vielzahl an Neuerscheinungen bin ich dankbar, wenn Fachleute mich an die Hand nehmen und mich auf interessante Werke hinweisen.



    Das ist auch größtenteils bei den Bestsellerlisten bzw. bei Empfehlungen von Kritikern so. An denen orientiere ich mich überhaupt nicht. Zum Anfang war ich der Meinung, das die die da drauf stehen unbedingt gelesen werden müssen, da sie ja soooo toll bewertet wurden und war dann ganz deprimiert, wenn sie mir überhaupt nicht gefallen haben - ich damit nichts anfangen konnte.


    Wobei Kritikerempfehlungen und Bestsellerlisten nicht immer übereinstimmen müssen. :zwinker:

  • Schade, dass die Frage nach der Relevanz der Literaturkritik hier so wenig Resonanz findet. Ich stelle nämlich immer wieder fest, wie gerne ich die Zeitung aufschlage, das Radio oder den Fernseher einschalte und meinen Lieblings-Literaturkritikern über die Schulter blicke, wenn sie aus dem Nähkästchen plaudern, auf interessante Neuerscheinungen aufmerksam machen oder den Schrott der Bestsellerlisten in die Tonne treten. :breitgrins:


    Ich lese bzw. sehe oder höre mir manche Literaturkritik beinahe schon lieber an, als das dazugehörige Buch zu lesen. Und wenn die Kritik dann auch noch so lebendig und unterhaltsam und überhaupt nicht langweilig oder staubig verpackt wird wie bei Denis Scheck - was will ich mehr? :lachen:


    Schließlich fand ich auch die Debatte um Christian Kracht und sein Buch "Imperium" und das Rauschen im Blätterwald, das da entfacht wurde, sehr unterhaltsam und aufschlussreich. Ich bin froh, dass Bücherthemen heutzutage noch solch eine Resonanz auslösen können. Dafür brauchen wir die Literaturkritik. :smile:

  • Ich glaube fast das gerade diese Nichtresonanz auch ein Zeichen dafür ist wie wenig man der Literaturkritik heute noch seine Ohren leiht. Irgendwie fühl ich mich bei den meisten Büchern die da so besprochen werden (außer mal bei Dennis Schenk der erfrischenderweise eben nicht nur gehobene Literatur bespricht) oft nicht abgeholt. Das ist nicht ganz das was ich so lese. Daher interessiert es mich nicht so stark. Vielleicht hat das auch damit zu tun das ich da auch ganz auf meinen eigenen Geschmack poche und mich davon auch leiten lasse. Die Zeitschrift Literaturen war zu gehoben, die Zeitschrift Bücher ist mir zu lasch in ihren Bewertungen. Ein Mittelding sucht man da vergeblich. Andererseits finde ich es schon auch gut das gerade hier mehr oder weniger öffentlich diskutiert wurde. Du hast schon Recht. Es ist schon schön das auch Bücherthemen zu solchen Diskussionen führen können. Und ja, was wären wir ohne jemanden wie Marcel RR? Unterhaltend war er alle Mal :elch:

  • Ich sehe das wie Aldawen.
    Wann spielte denn die professionelle Literaturkritik in der Öffentlichkeit mal eine große Rolle?


    Selbst im 19. Jahd., als sie vielleicht eine größere Rolle bei Nicht-Literaturissenschaftlern spielte (aber nur, weil z.B. Frauen gar keine Literaturissenschaftlter werden konnten und Männer nur bedingt, indem sie Griechisch etc. studierten ?) war der Kreis der Interessierten eher klein, vielleicht etwa so klein wie heute, wo wieder mehr Menschen durch das Internet auf Literaturkritik aufmerksam werden können.


    Ich glaube mal, wenn man literaturkritische Bücher und Zeitschriften in den Buchhandlungen auslegen würde, wären mehr Menschen interessiert; so muss man erst mal bewusst danach suchen.


    Die Frage wäre erst mal, was man als Öffentlichkeit definieren würde.
    Spezielle Zeitschriften etc. gibt es ja.


    Nur wenn man lamentiert, dass die Literaturkritik in der Öffentlichkeit keine Rolle mehr spielt, sollte man auch sagen, dass die Fortschritte in der Archäologie oder der Austausch über aktuelle Fragestellungen der Philosophie in der Öffentlichkeit genauso wenig eine Rolle spielen.
    Es handelt sich halt um spezielle akademische Fachbereiche.
    Davon spielen fast keine in der Öffentlichkeit eine Rolle, maximal, wenn mal jemand einen Nobelpreis bekommt.


    Insofern finde ich die Aussage seltsam.


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • Nur wenn man lamentiert, dass die Literaturkritik in der Öffentlichkeit keine Rolle mehr spielt, sollte man auch sagen, dass die Fortschritte in der Archäologie oder der Austausch über aktuelle Fragestellungen der Philosophie in der Öffentlichkeit genauso wenig eine Rolle spielen.
    Es handelt sich halt um spezielle akademische Fachbereiche.
    Davon spielen fast keine in der Öffentlichkeit eine Rolle, maximal, wenn mal jemand einen Nobelpreis bekommt.


    Insofern finde ich die Aussage seltsam.


    Naja, wir sind hier nunmal in einem Literatur- und keinem Archäologieforum, da kann man schon mal den schrumpfenden Einfluss der Literaturkritik ansprechen, ohne die Archäologie zu erwähnen. Und für sonderlich akademisch halte ich die Literaturkritik nicht, schließlich reden wir hier ja nicht über universitäre Literaturwissenschaften, die tatsächlich nur einen begrenzten Personenkreis erreichen. Es gibt und gab jedenfalls genügend populäre Literaturkritiker mit großem Einfluss auf die Meinung der Öffentlichkeit. Ich denke da z.B. an Marcel Reich-Ranicki oder Elke Heidenreich: Die Bücher, die in ihren Sendungen besprochen wurden, kletterten regelmäßig hinterher die Bestsellerlisten rauf. Aber es ist schon richtig - diese Zeiten sind möglicherweise vorbei. Die Bemühungen Denis Schecks in allen Ehren, aber meine Beobachtung ist, dass es den Bestsellerlistenbuchkäufern ziemlich egal ist, ob er ihre Bücher in die Tonne wirft oder nicht. :zwinker:

  • Hm, ich muss auch sagen, dass ich mich von professioneller Literaturkritik nicht wirklich angesprochen fühle, und nicht den Eindruck habe, ich sei das Zielpublikum der Kritiker und Kritiken.


    Ich mag auch die Herangehensweise an den Pool an Büchern nicht so, zumindest habe ich das Gefühl, das ganze sei doch etwas "elitär" und auch einseitig.
    In meinen Regalen stehen Albert Camus neben Harry Potter und Carl Sagan zwischen Charlaine Harris und George R. R. Martin. Während die einen durchaus besprochen werden, werden die anderen nur müde belächelt oder wie schon erwähnt in die Tonne geschmissen. Und natürlich erwarte ich auch von keinem Menschen, zu behaupten, wir sprächen hier von bahnbrechender und Gezeiten überdauernder Literatur (außer natürlich es ist zurecht seine Meinung :breitgrins: ). Und ja, es ist viel Mist in den Bestsellerlisten. Aber man muss diesen Büchern trotzdem zu Gute halten, dass sie vermutlich mehr Leser erreichen, als das ein oder andere kritikergelobte Werk. (Was jetzt natürlich auch eine Diskussion darüber auslösen könnte, welchen Wert und welche Funktion Bücher in der Durchschnittsmasse haben. Für mich schließen sich unterschiedliche Funktionen, vom reinen Unterhaltungswert bis hin zu philosophischen Weltsansichten, jedenfalls nicht exklusiv aus.)
    Aber das ganze schweift zu sehr vom eigentlichen Thema ab.


    Lange Rede, kurzer Sinn: fühle mich nicht angesprochen :breitgrins: Man möge mich gerne eines besseren belehren :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Tári, ich fühle mich dir! Ich habe mich oft durch Kritiken gewälzt, meistens aus beruflichen Gründen. Doch die Kritiker selbst sind hochgebildete Leute, die meinen, mit irgendwelchen hochspezifischen Ausdrücken um sich werfen zu müssen. Ich gebe es zu: Bei den meisten Kritiken weiss ich nicht genau, was mir der Kritiker nun sagen will. Wie soll dann jemand, der sich noch weniger mit Fremdwörtern auskennt, in einer solchen Rezension zurecht finden?


    Ich mag diese Überheblichkeit der Kritiker nicht. Ich gebe dir Recht, Tári. Nicht der Durchschnittsbürger scheint die Zielgruppe der Kritiker zu sein, sondern andere Kritiker. Anscheinend herrscht hier ein starker Konkurrenzkampf, jeder will beweisen, dass er besser ist.
    Der Durchschnittsbürger, für den diese Sätze eigentlich geschrieben werden sollten, bleibt auf der Strecke. Schade eigentlich. Ich lese jedenfalls keine Buchkritiken mehr, sondern lasse mich hier im Forum inspirieren. :winken:

    //Grösser ist doof//

  • Der Durchschnittsbürger, für den diese Sätze eigentlich geschrieben werden sollten, [...]


    Sollten sie? Warum? Was ist prinzipiell schlecht daran, dass hier eventuell eine Elite eine Elite (bzw. sich selber) bedient? In jeder Autoshow am TV werden mir Hoch-PS-Sportwagen u.ä. vorgestellt, dazu in einer Sprache, der ich nicht zu folgen vermag. Von Aficionados für Aficionados. Guck ich nicht (mehr), aber es soll Leute geben, die so was toll finden. Ist OK für mich, ich mag da nicht gleich von Überheblichkeit reden. Bin halt nicht die Zielgruppe, so what?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Sollten sie? Warum? Was ist prinzipiell schlecht daran, dass hier eventuell eine Elite eine Elite (bzw. sich selber) bedient?


    Aber wenn das so ist, dann braucht man sich auch wirklich nicht fragen, wieso Literaturkritik in der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein führt :zwinker: Oder anders ausgedrückt: die Elite, die der Elite bedient, ist die Antwort auf die Frage.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Sollten sie? Warum? Was ist prinzipiell schlecht daran, dass hier eventuell eine Elite eine Elite (bzw. sich selber) bedient?


    Nichts. Jedenfalls solange nicht, wie diese sogenannte (oder selbsternannte?) Elite sich nicht darüber beschwert, dass kein Mensch (gefühlt) sich für das von ihr Geschriebene interessiert und im Umkehrschluss alle Nicht-Elitären als unterprivilegierte Dumpfbacken hinstellt, die einfach nicht verstehen, was die Elite ihnen mitteilen will.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ein Mittelding sucht man da vergeblich.


    Lies die ZEIT, die NZZ oder die FAZ. Das sind Kritiken, die jeder Abiturient verstehen kann.


    Gruß, Thomas

  • Ich mag auch die Herangehensweise an den Pool an Büchern nicht so, zumindest habe ich das Gefühl, das ganze sei doch etwas "elitär" und auch einseitig.


    Diese Aussage finde ich interessant und irgendwie lustig. Das richtet sich nicht gegen dich. Ich will das erläutern. Letzte Woche war ich auf einer Podiumsdiskussion mit Roger Willemsen und drei anderen Berufskritikern. Sie beschwerten sich darüber, dass die heutigen Chefredakteure darauf bestehen, dass "Quote" gemacht wird, also populäre Bücher nicht nur besprochen werden, sondern daraus Debatten inszeniert werden. Das wollen diese auf mich sehr sympathisch wirkenden Kritiker gar nicht. Und ich verstehe das.


    In der Diskussion wurde betont, dass man früher auf dem Schulhof über Literatur diskutiert habe und dass man stolz auf diese Art von Intellektualität war. Heute finde man das wohl nicht mehr. Peter Hamm stellte zudem fest, dass es heute kein Bildungsbürgertum mehr gebe. Man könne heute nichts mehr voraussetzen. Und da ist doch was Wahres dran. Literaturkritik ist für ihn nichts anderes als ein Vergleich mit bestimmten Maßstäben. Die Maßstäbe sind heute nicht mehr allgemein bekannt. Und das stimmt doch. Thomas Mann (um mal den bekanntesten? deutschen Klassiker zu nehmen) ist doch vielfach unbekannt.


    Ich muss das Gespräch der Kritiker mal zusammenschreiben, da gab es noch andere interessante Passagen.


    Ich will keine andere Literaturkritik, ich mag es jedoch auch nicht, wenn jemand mit universitären Slang daherkommt. Aber ich finde das weder in den großen Tageszeitungen noch im Fernsehen.


    Gruß, Thomas

  • Und wenn Literaturkritik ohnehin keine Wirkung mehr auf die Verkaufszahlen hat, dann könnte man sich doch eigentlich auf die hohe Literatur konzentrieren, so das einhellige Urteil aller vier Kritiker.


    Gruß, Thomas