J.K. Rowling - Ein plötzlicher Todesfall/The Casual Vacancy

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  • Ein plötzlicher Todesfall


    The Casual Vacancy



    Pagford, eine kleine englische Stadt, ist auf den ersten Blick ein netter Ort. Doch unter der Oberfläche gärt es.


    Als Barry Fairbrother (Nomen est Omen) unerwartet mit Mitte 40 stirbt, gilt es, seinen Sitz im Gemeinderat neu zu besetzen. Es bestehen verschiedene Interessensgruppen innerhalb der Stadt, und nebenher kocht ein jeder sein eigenes Süppchen. Ein politisches Tauziehen, gesellschaftliches Hauen & Stechen, familiäres Kratzen und Beißen nimmt seinen Lauf. Die Situation schaukelt sich kontinuierlich weiter rauf, als das Forum der Gemeindeverwaltung gehackt wird und dort pikante Geheimnisse verschiedener Kandidaten gepostet werden. Die Protagonisten taumeln auf ihre persönliche Katastrophe zu...


    Besonders sympathisch war mir eigentlich kaum eine der Figuren, aber die Schattenseiten machen die Geschichte ja nur realistischer. Obwohl für meinen Geschmack an manchen Ecken zu dick aufgetragen, fand ich diese Kleinstadtgeschichte durchaus lesenswert.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:



    Bechdel: :daumen:

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    Inhalt
    Barry Fairbrother stirbt am Abend seines 19. Hochzeitstages. Die Nachricht verbreitet sich schnell in seinem kleinen Heimatort. Und genauso schnell wird klar, dass die Menschen zwar geschockt sind, aber auch ein wenig geniessen, in diese dramatische Geschichte verwickelt zu sein.


    bis jetzt
    Viel ist noch nicht passiert. Barry ist gerade gestorben und schon klingelt das Dorftelefon in Pagford. Jeder will an der kleinen Sensation teilhaben und derjenige sein, der die Nachricht weitergibt. Ich sehe die braven Menschen direkt vor mir, die sich genüsslich die Lippen lecken, weil es endlich wieder etwas zu berichten gibt? :teufel:


    Wenigstens Barrys bester Freund scheint geschockt zu sein. Aber ist es wirklich wegen des Verlusts, oder weil die beiden gleich alt sind und es ihn genauso gut hätte treffen können?


    Mein erster Eindruck ist ausgesprochen gut und ich freue mich aufs Weiterlesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Oh, da bin ich besonders gespannt auf Deine Eindrücke!



    Viel ist noch nicht passiert. Barry ist gerade gestorben und schon klingelt das Dorftelefon in Pagford. Jeder will an der kleinen Sensation teilhaben und derjenige sein, der die Nachricht weitergibt. Ich sehe die braven Menschen direkt vor mir, die sich genüsslich die Lippen lecken, weil es endlich wieder etwas zu berichten gibt? :teufel:


    Das ist mir auch gleich aufgefallen (und bekannt vorgekommen). Diese Sensationsgeilheit ist nur eins der ersten Dinge am Kleinstadtleben, die Rowling hier unglaublich gut eingefangen hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Oh, da bin ich besonders gespannt auf Deine Eindrücke!


    Wie ich auf deine von Just one evil act :winken:


    Das ist mir auch gleich aufgefallen (und bekannt vorgekommen). Diese Sensationsgeilheit ist nur eins der ersten Dinge am Kleinstadtleben, die Rowling hier unglaublich gut eingefangen hat.


    Es geht eben nichts über eine Katastrophe, bei der man (fast) selbst dabei war.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Wie ich auf deine von Just one evil act :winken:


    Deine mitzulesen habe ich mir ja verkniffen, weil ich das Buch erst morgen kriege.


    Zitat

    Es geht eben nichts über eine Katastrophe, bei der man (fast) selbst dabei war.


    Oh ja *ürgs*

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Pagford ist wirklich ein nettes Dorf :rollen: Anscheinend gibt es nur den schönen Schein, unter der Oberfläche brodelt es geradezu.


    Bis jetzt ist Krystal für mich die Figur, die am meisten heraussticht. Bei ihr muss man schon ein bisschen genauer hinsehen, um zu erkennen, wie sie wirklich ist. Nach Barrys Tod scheint es aber niemand mehr zu geben, der ihr wirklich eine Chance geben will. die Situation bei ihr zu Hause ist schlimm und ich kann nicht verstehen, warum nicht mehr unternommen worden ist.


    Ob es Mr. Pingel wirklich schafft, in Barrys Fußstapfen zu treten? Diese Familie ist auch nicht ohne. Aus dieser Ecke erwarte ich noch großes Drama :popcorn:


    Barry scheint nicht der nette Mensch gewesen zu sein, den ich am Anfang in ihm gesehen habe. Ich lese von Bestechung :entsetzt: Oder hat er einfach nur den Leuten auf die Zehen getreten? Auf jeden Fall freuen sich nicht Wenige im Stadtrat über den Posten, der plötzlich frei geworden ist.


    Es bleibt spannend.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Figur der Krystal hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Sie gehört zu den Menschen, die man gerne voreilig aufgrund ihrer Herkunft, ihres Benehmens und ihres Erscheinungsbildes in eine Schublade steckt und sich nicht die Mühe macht, hinter die Fassade zu schauen, obwohl sie es wie jeder andere verdient hätte.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine: das durfte ich gerade auch erfahren. Aber ganz ehrlich: Krystal ist kein besonders nettes Mädchen- Herkunft hin oder her. Gerade ihre Gewalttätigkeit finde ich erschreckend. Auch wenn das wahrscheinlich ein Ventil für ihre Verzweiflung ist. Man hätte ihr viel früher helfen müsen, denn die Situation ist bestimmt bekannt gewesen, so oft, wie die Mutter besucht wurde. Jetzt ist es natürlich schwierig, den Teufelskreis in dem sie steckt zu brechen.


    Krystals Probleme sind auffällig, alles verschwindet unter einer Decke. Cybermobbing, gewalttätige Eltern, Rassismus und vor allem die schrecklich "guten" Spießer entschuldigung: Bürger von Pagford finde ich zum :kotz:


    Trotzdem bleibe ich bei meiner ersten Aussage: da hat Frau Rowling bis jetzt einen wirklich guten Roman hingelegt :smile:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • In Pagford bekommt jeder, was er verdient. Auch wenn es bei Krystal schon eine ziemlich harte Strafe ist. Aber wenn sie (und auch einige andere Bürger) besser aufgepasst hätten, wäre das Unglück nicht passiert. Es ist nur schade, dass niemand aus seinem Fehler zu lernen scheint. Außer vielleicht Kay, die Gavin ziemlich abgebügelt hat (gut so, Mädchen :daumen:).


    Barrys Tod hat seinen kleinen Heimatort in Aufruhr versetzt. Auch wenn er im Leben eher ein unauffälliger Bürger seines Heimatorts war, so hat sein Tod doch eine Lücke gerissen. Bei dem Versuch, sie zu füllen, sind einige hineingepurzelt :zwinker:


    Auch wenn es so aussieht, als ob es für manche ein Happy End geben würde: so ist es bestimmt nicht. Man versucht, die Dinge zu verändern und zu verbessern, aber geredet wird immer noch nicht. Und solange das nicht passiert, kann sich nicht wirklich etwas ändern.


    Mir hat der Besuch in dem kleinen, spießigen Ort sehr gut gefallen. Ich freue mich schon auf weitere Romane dieser Art.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich bin zur Zeit beim zweiten Durchgang. Diesmal höre ich das Hörbuch und es gefällt mir fast noch besser als das Buch. Zum einen ist Christian Berkel ein wirklich guter Sprecher und zum anderen kenne ich die Geschichte schon und weiß, wohin das Ganze steuert. Ich konzentriere mich weniger auf die Story als auf die Charaktere. Und die sind hervorragend gezeichnet. Eine Fundgrube für jeden Hobbypsychologen.


    Auf Amazon habe ich mir einige der Einsterner durchgelesen und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Wie kann man dieses Buch als langweilig bezeichnen? Es ist nun mal kein Krimi mit Verfolgungsjagden und Schießereien. So etwas braucht dieser Roman gar nicht.


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    ***
    Aeria

  • Das Buch war eines meiner Highlights letztes Jahr! Anschließend habe ich es mir gekauft, weil ich es zuvor nur aus der Bücherei ausgeliehen hatte.
    Eigentlich müsste ich es wieder lesen - wie du gesagt hast Aeria, ist es bestimmt noch interessanter, wenn man die Personen und Beziehungen untereinander kennt und sich auf die Persönlichkeit und Charakterzüge konzentrieren kann.
    Wenn nur nicht so viele andere Bücher wären - das Hörbuch ist da bestimmt eine tolle Alternative!
    Ab auf die Wunschliste! :daumen:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Ich habe gestern rund 200 Seiten gelesen und muss gestehen, dass ich eher genervt, als erfreut bin von der Lektüre. Das ständige Lästern über alles und jeden stört mich gewaltig. Wird die Geschichte noch so bahnbrechend, dass man diesen Aspekt ignorieren kann?
    Ansonsten wird das Buch abgebrochen, so leid es mir tut. :rollen:

  • Dieses Hintenrumgelästere spielt schon eine wichtige Rolle im Buch (weil das auf'm Dorf nun mal so ist, leider). Die Handlung nimmt aber, wenn ich mich richtig erinnere, in der zweiten Buchhälfte deutlich mehr Fahrt auf.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, ich kann mich Valentine nur anschließen. Ich empfand das Buch zu Beginn auch ein wenig mühsam, aber es lohnt sich wirklich und was das Gelästere anbelangt, da muss ich nur nach links und rechts aus dem Fenster schauen und ich habe das Pendant in Deutschland dazu. :rollen:

  • Ich kenne diese ganzen Lästereien alleine schon aus meinem Studiengang, weswegen mich so was doppelt so schnell auf die Palme bringt. Mal sehen, weitere 50 Seiten schaffe ich heute bestimmt.

  • Nachdem ich das Buch nun beendet habe, kann ich sagen, dass mir die zweite Hälfte richtig gut gefallen hat.



    In Pagford bekommt jeder, was er verdient. Auch wenn es bei Krystal schon eine ziemlich harte Strafe ist.


    Das stimmt, nur Robbie konnte für all das nichts und hat den höchsten Preis zu zahlen.


    Insgesamt lässt mich das Buch eher bedauerlich zurück: ich finde es tragisch, was den Menschen dort passiert ist, auch wenn jeder im Endeffekt selber Schuld ist.



    Die Figur der Krystal hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Sie gehört zu den Menschen, die man gerne voreilig aufgrund ihrer Herkunft, ihres Benehmens und ihres Erscheinungsbildes in eine Schublade steckt und sich nicht die Mühe macht, hinter die Fassade zu schauen, obwohl sie es wie jeder andere verdient hätte.


    Vieles hätte anders laufen können, wenn die Menschen ein wenig wie Barry wären. Auch dieser ist nicht perfekt, aber er sieht einen Menschen hinter der Fassade und konnte sogar zu ihr durchdringen.
    Ihre Gewalttätigkeiten sind natürlich schlimm, aber da sehe ich die Schuld nicht primär beim Mädchen. Bei ihrem sozialen Umfeld wäre es eher verwunderlich, wenn es anders wäre.


    Vielleicht war es der falsche Zeitpunkt für das Buch, denn wirklich begeistert hat es mich nicht. 3ratten

  • Freut mich, dass Du drangeblieben bist. Ich fand die zweite Hälfte des Buchs auch besser als die erste.


    Nachdem ich das Buch nun beendet habe, kann ich sagen, dass mir die zweite Hälfte richtig gut gefallen hat.


    [quote]Vieles hätte anders laufen können, wenn die Menschen ein wenig wie Barry wären. Auch dieser ist nicht perfekt, aber er sieht einen Menschen hinter der Fassade und konnte sogar zu ihr durchdringen.
    Ihre Gewalttätigkeiten sind natürlich schlimm, aber da sehe ich die Schuld nicht primär beim Mädchen. Bei ihrem sozialen Umfeld wäre es eher verwunderlich, wenn es anders wäre.


    Das stimmt wohl leider. Ich habe mich beim Lesen öfter gefragt, wie man ihr schon viel früher hätte helfen können ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe vor ein paar Tagen mitbekommen, dass das Buch als BBC-Kurzserie verfilmt wurde.
    "Dumbledore" spielt scheinbar auch mit. :zwinker:
    Wie blöd, dass wir hier davon wohl nichts oder erst später etwas haben werden!

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

    Einmal editiert, zuletzt von British_Soul ()