J.K. Rowling - Ein plötzlicher Todesfall/The Casual Vacancy

Es gibt 218 Antworten in diesem Thema, welches 37.489 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von British_Soul.


  • Laut Berliner Zeitung (hab ich grad im Netz gefunden) ist der Verkauf auch insgesamt eher schleppend angelaufen und Amazon listet in
    Deutschland auch nur auf Platz vier


    Finde ich aber doch ganz ordentlich.


    Das Buch habe ich mir Samstag gekauft, habe aber auch noch ein oder zwei Bücher hier stehen, die ich vorher noch lesen möchte.
    Bis dahin versuche ich aber auch, den Kritiken aus dem Weg zu gehen.

  • Ich habe mir das Buch am Wochenende gekauft, will aber vorher auch noch ein anderes zu Ende lesen. Und bevor ich nicht angefangen habe, werde ich keine einzige Kritik lesen. Ich habe Harry Potter geliebt, aber die Frau hat ein Recht darauf auch andere Bücher zu schreiben - da sollte man sich ruhig mal auf was Neues einlassen. Bin gespannt, ob mir das Buch gefallen wird.


  • Wendy, wie weit bist du denn? Ich habe jetzt ein Drittel weg und allmählich weicht so die Spannung. Ja, die Charaktere sind gut beschrieben und all die menschlichen Regungen und Schwächen sind auch schön gezeichnet - aber wo soll die Reise jetzt hingehen?


    Ich bin knapp ein Viertel weit. Aber inzwischen haben wir ja bestimmte Charaktere in mehr als nur einem Kapitel getroffen, so entwickelt sich langsam ein roter Faden. Ich habe übrigens ein Interview mit J.K. Rowling gesehen, in dem sie ein bisschen über die Beweggründe für diesen Roman spricht. Dass sie über bestimmte Zustände einfach schreiben musste, weil diese sie beschäftigen - soziales Elend und die Ansicht der Gesellschaft - und es war wirklich interessant. Wenn ich es auf Youtube finde, verlinke ich es euch natürlich.
    Das Buch ist dadurch aber für mich um einiges interessanter geworden!

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Warum steht das Buch nicht bei Weltliteratur, dürfte doch in recht viele Sprachen übersetzt sein?


    Gruß, Thomas


  • Jetzt bin ich doch ziemlich verwirrt. Das ist gar kein Krimi??? Ist ja unter Belletristik eingeordnet. Aber das Buch liest sich bisher wie ein Krimi. Na, das ist ja was....


    Wurde das Buch denn als Krimi beworben?
    Ich habe nur die Bezeichnung Gesellschaftsroman / Milieustudie in Erinnerung.


    Wobei in den meisten Fällen ja lediglich von einem "Roman für Erwachsene" gesprochen wurde...

  • 'n Abend ihr Lieben!


    Den größten Teil des Nachmittags habe ich mit dem Lesen dieses Buches verbracht und bin tatsächlich schon durch. Eine Rezi folgt, ich muss erstmal sacken lassen. Spätestens ab der Mitte hat mich das Buch richtig gepackt - und zum Ende hin... da gibts für mich nur einen Smily: :heul:

  • Uah! Jetzt hast mich nur noch neugieriger gemacht, Ophelia! Und hab ich doch grad gar keine Zeit zum Lesen :sauer:

    //Grösser ist doof//

  • Ne, aber wahrscheinlich geht es in den hunderten und tausenden von Taschen und Säcken verloren, die ich zum umziehen brauch :err:

    //Grösser ist doof//

  • Vielen Dank für eure Leseeindrücke. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich das Buch lesen will. Aber ich denke, dass ich es mir im November, wenn ich in London bin, kaufen werde. Es sei denn, es läuft mir schon vorher über den Weg und mich juckt es zu sehr in den Fingern.

    Was wäre mein Leben ohne Bücher? Einfach nur leer. <br /><br />Zu viele Bücher, die ich lesen möchte und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.

  • Moin, also ich werde das Buch wohl erst in ein paar Jahren lesen, aber ich kann trotzdem mal was zu dem Verkauf bei uns im Buchladen sagen.


    Wir durften ja auch erst am 27.9. Punkt 9 Uhr das Paket aufmachen, aber dieses Mal haben wir es auch erst einen Tag vorher bekommen und nicht wie bei anderen Sachen, Wochen vorher (wir haben nun mal keinen Platz um groß Pakete zu verstauen). Bis auf einer unserer Stammkunden war keiner da, der die Paketöffnung beiwohnen wollte. Am ersten Tag haben wir auch nur 2 verkauft, dagegen liefen andere Bücher wie z.B. der neue Evers sehr gut. Inzwischen läuft es besser, wir haben vll 8 verkauft von 12 Exemplaren, das ist für eine kleine Buchhandlung schon ein guter Schnitt. Aber bis auf wenige Ausnahmen hatten wir niemanden, der direkt nach dem Buch gefragt hatte sondern es bei uns auf dem Tresen gesehen und mitgenommen.


    Da ich aber unsere Kunden kenne, schaue ich mir eure Meinungen und Rezis sehr genau an, unsere Kunden müssen nämlich von uns überzeugt werden :zwinker:

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • Joanne K. Rowling ~ Ein plötzlicher Todesfall



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    Seiten: 576
    Verlag: Carlsen
    Erscheinungsjahr:2012



    Meine Meinung:
    Kaum ein Buch wurde in letzter Zeit mit mehr Argwohn erwartet als dieses. Und auch nach der Veröffentlichung scheinen sich die Geister an diesem Buch zu scheiden. Verständlich, denn mit Ein plötzlicher Todesfall hat Rowling den krassesten Bruch mit der Potterwelt vollzogen, den man sich vorstellen kann. Wer dieses Buch lesen möchte, sollte also versuchen, sich von Erwartungen freizumachen.


    Worum geht es? Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother stirbt auf einem Parkplatz an einer Hirnblutung als Folge eines rupturierten Aneurysmas. Ganz Pagford ist geschockt, denn Barry war größtenteils sehr beliebt, vor allem bei den Schülern, die Barry als Rudertrainer trainiert hat. Doch schon recht bald kehrt der Alltag für die Bewohner zurück und man beginnt sich Gedanken um Barrys frei gewordenen Posten im Gemeinderat zu machen.


    Doch die Wahl um einen neuen Gemeinderat steht hier gar nicht so sehr im Vordergrund, sie bietet vielmehr den Aufhänger für jede Menge menschlicher Abgründe. Zu Beginn führt Rowling viele Charaktere in die Handlung ein, beschreibt deren Lebensumstände und die einzelnen Reaktionen auf den Tod von Barry. Doch trotz der vielen Handlungsstränge behält man den Überblick. Recht bald wird die Trauer von den eigenen Problemen der Charaktere überlagert. Rowling nutzt ihre gute Beobachtungsgabe, um tief in die Menschen hineinzuschauen und ihre innersten Sehnsüchte und Abartigkeiten hervorzuholen. Dieses Buch ist bei weitem keine leichte Kost. Es ist eine sehr bittere, zynische Milieustudie, die sich mit vielen Themen beschäftigt: Kleingeistigkeit, Spießigkeit, heimliche Affären, Geisteskrankheiten, Drogenmissbrauch, Pubertät, sogar Kindesmisshandlung und -verwahrlosung. Das klingt auf den ersten Blick viel, doch Rowling schafft es, Brücken zwischen diesen Themen sowie zwischen den einzelnen Charakteren zu schlagen und die Charaktere und ihre Handlungen dadurch glaubwürdig erscheinen zu lassen. Durch die zahlreichen Perspektivwechsel wird der Leser stiller Zeuge der dunkelsten Seiten der Menschen von Pagford - wobei dieser Ort überall auf der Welt sein könnte, so allgemeingültig sind die Schilderungen.


    Stilistisch gesehen muss man sich ein wenig an die "neue Rowling" gewöhnen. Ihre Sprache ist sehr direkt, teilweise roh und vulgär mit jeder Menge Kraftausdrücken, was aber dem Inhalt durchaus angemessen ist. Die Jugendlichen reden so, wie es Jugendliche, insbesondere in sozialen Brennpunkten, tun. Alles andere wäre unauthentisch und künstlich. Letztendlich drücken die Jungen ihre Perspektivlosigkeit und vor allem ihr Ungeliebtwerden dadurch aus. Rowling wühlt ziemlich im Dreck und lässt kaum ein gutes Haar an den Menschen, einzig die Kinder werden mit einem mitfühlendem Blick bedacht. Sie sind Gefangene der Lieblosigkeit und des Egoismus ihrer Eltern, jedes Kind rebelliert auf seine Art dagegen, Trost verschafft ihnen nur der Gedanke, eines Tages diesem ganzen Mief zu entkommen.

    Rowling entwirft für jede Figur eine Art "Lösung" bzwl. Läuterung (sowie im positiven als auch im negativen Sinne) für ihre Lebenssituation, was am Ende etwas konstruiert wirkt, doch mich hat es nicht gestört, da es einfach stimmig und glaubwürdig war.


    Spätestens ab der Hälfte hat mich dieses Buch gepackt und die Sogwirkung hat sich eingestellt. Mir sind die meisten Figuren sehr ans Herz gewachsen, vor allem die Jugendlichen (Fats, Krystal, Sukhvinder, Andy) haben mich sehr berührt. Zieht sich die Handlung zu Beginn noch etwas hin, gewinnt sie ab der Mitte deutlich an Fahrt und spitzt sich zu einem dramatischen Ende zu, das ich so nicht erwartet habe und das mich wie ein Hammerschlag traf. Das Buch hat mich aufgewühlt, berührt, teilweise deprimiert, aber auf keinen Fall gelangweilt oder kalt gelassen. Ab und an hat mir ein wenig Leichtigkeit und "Augenzwinkern" gefehlt, die feine Ironie, die wir von Rowling kennen, fehlt hier weitgehend. Es ist ein verächtlicher und zynischer Blick auf die Gesellschaft. Und ja, ich gebe es zu, das Ende hat mich sehr zum Weinen gebracht.

    Das schaffen nicht so viele Bücher.


    Mir hat es gefallen!


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()

  • Ah, das beruhigt mich, dass es ab der Mitte wieder Fahrt gewinnt. Ich habe den Anfang nämlich als sehr spannend erlebt und jetzt bin ich bis zur Mitte gekommen und erlebe das Buch als etwas langweilig. Okay, dann wird jetzt wieder munter weitergelesen! :smile:

    Gruß suray

  • Danke, Ophelia, für die tolle Rezension! :klatschen:


    Ich bin immer noch im ersten Drittel, weil es bisher so ein Buch ist, dass - einmal angefangen - zwar spannend ist und sich schnell liest, aber sobald ich es weglege, reizt es mich nicht mehr so sehr. Ich bin gespannt auf die zweite Hälfte. Ans Herz gewachsen sind mir die Charaktere teilweise auch schon. Genau, wie du sagst, auch eher die Jugendlichen als die Erwachsenen. Aber auch bei denen gefällt mir, dass Rowling uns gewisse Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zeit.


    Aufgefallen ist mir das bei der ersten Szene mit Gavin, in der er mehr oder weniger vor seiner Affäre flieht. Das erste Kapitel aus dem Sicht der "Affäre", also der Frau, hat meine Meinung zu ihr noch einmal ganz umgekehrt. Das ist sicherlich ein Zeichen, dass Rowling großartig schreiben kann - dass ich aus der Seite des Mannes die Frau schrecklich und erdrückend finde, und dann wenige Seiten später aus der Sicht der Frau, diese völlig verstehen kann.

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  • Ich bin immer noch im ersten Drittel, weil es bisher so ein Buch ist, dass - einmal angefangen - zwar spannend ist und sich schnell liest, aber sobald ich es weglege, reizt es mich nicht mehr so sehr.


    Geht mir ähnlich. Ich bin jetzt schon auf Seite 265 und komme viel langsamer voran als ich gehofft hatte. Die Sprache ist toll, aber die vielen Charaktere mit ihren Eigenheiten machen es einem schwer, zügig voranzukommen. Ich finde, das spricht für das Buch, denn egal, um wen es gerade geht, man kann sich prima in ihn oder sie hineinversetzen. Rowling scheint eine gute Psychologin zu sein und eine noch bessere Beobachterin.


    Das einzige, womit ich nicht klarkomme, ist die Erzählweise. Das ist nicht die autokriale, aber auch nicht die personale, sondern eine Mischung aus beiden. Wenn ich ehrlich sein soll - hätte ich das vorher gewusst, dann hätte ich mir das Buch gar nicht erst gekauft, Rowling hin oder her.


    ***
    Aeria

  • Warum hängt niemand dieses Buch in die Weltliteratur um? Hier hat das Buch wirklich nichts verloren.


    Gruß, Thomas

  • Warum hängt niemand dieses Buch in die Weltliteratur um? Hier hat das Buch wirklich nichts verloren.


    Was ist der Unterschied zwischen "Sonstige Belletristik" und "Weltliteratur", so, wie es hier definiert wird - nämlich "Zeitgenössisches aus aller Welt"? Und wenn's nicht zeitgenössisch ist, ist's ein Klassiker. Also ist die "Sonstige Belletristik" eh überflüssig. Aber was soll's ... :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Och, jetzt stänkert doch nicht herum, ihr beiden!


    "Zeitgenössisches aus aller Welt" wird hier halt so handgehabt, dass darin Bücher diskutiert werden, die - von Kritikern, der Presse, der Allgemeinheit - als etwas höhere literarische Kost angesehen werden. Zumindest ordne ich die Bücher gefühlsweise so ein. Also noch-nicht-Klassiker mit Potenzial oder Gewinner von diversen Literaturpreisen etc. etc.


    Ihr habt schon recht, dass das etwas schwammig ist, aber so pingelig brauchen wir nun auch nicht zu sein, oder? :bussi:

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