Susanne Goga - Die Tote von Charlottenburg

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  • Die Informationen innerhalb der Spoilermarkierungen kann man mitlesen, muss es aber nicht tun. Sie enthalten keinen Geheimnisverrat, sondern lediglich weitere Informationen zu Personen und Handlungsverlauf.


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    Susanne Goga: Die Tote von Charlottenburg, München 2012, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-21381-3, Softcover, 298 Seiten, Format: 19 x 12 x 2,6 cm, EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A).


    „Wie fasziniert er von ihrem Wesen war, ihren Reisen, ihrem Beruf, ihrer Weltgewandtheit. Buddhismus und Yoga und exotische Gewürze, eine nach Rosenwasser duftende Wohnung (...) – zudem stand sie auch noch mitten im Leben, hatte einen anspruchsvollen Beruf, half anderen Menschen.“ (Seite 276/277)


    Berlin, 1923: Die Ärztin und Frauenrechtlerin Henriette Strauss ist eine eigenwillige und interessante Frau. Auch Bibliothekarin Clara Bleibtreu, die Freundin des Kriminalkommissars Leo Wechsler, ist beeindruckt von ihr, als sie sie im Urlaub auf Hiddensee kennenlernt. Die beiden Frauen tauschen Adressen aus. Doch ehe Clara Gelegenheit findet, zu einem von Frau Dr. Strauss’ Frauentreffen zu gehen, erfährt sie, dass die Ärztin verstorben ist. An einem Lungenödem, heißt es.


    Auch wenn es so auf dem Totenschein steht – der junge Musiker Adrian Lehnhardt, ein Neffe der Verstorbenen, glaubt es nicht. Seine gesundheitsbewusste Tante war viel zu fit, um von jetzt auf gleich an einer Lungenentzündung zu sterben. Dies und eine kryptische Bemerkung, die Henriette Strauss kurz vor ihrem Tod machte, lassen ihn an eine unnatürliche Todesursache glauben. Mit diesem Verdacht geht er aufs Morddezernat zu Kriminalkommissar Leo Wechsler.


    Es stellt sich heraus, dass Henriette Strauss’ Hausarzt sich der Todesursache nicht hundertprozentig sicher ist. Also wird ermittelt. Möglicherweise ist die Ärztin ja tatsächlich vergiftet worden. Dass sie sich Feinde gemacht hat, ist wahrscheinlich.


    Oder liegt das Motiv gar nicht im Beruf, sondern im privaten Bereich? Frau Dr. Strauss war nie verheiratet, hatte aber Liebhaber. Zum Beispiel war sie längere Zeit mit einem Kollegen liiert. Auch ein rätselhafter Brief neueren Datums, der in ihren Unterlagen gefunden wird, könnte von einem Geliebten stammen.


    Ein Freund von ihr, der Arzt und Homöopath Dr. Paul Dahlke, deutet private Probleme an. Henriette Strauß hatte bei ihm Rat gesucht, sich dabei allerdings so verklausuliert ausgedrückt, dass er ihr nicht helfen konnte.


    Kriminalkommissar Leo Wechsler lässt seine Mitarbeiter dem beruflichen und persönlichen Umfeld der Toten gründlich auf den Zahn fühlen. Vor allem der neue Kollege, Jacob Sonnenschein, erweist sich dabei als findig und ehrgeizig.



    Da wird ein Kollege der Ermordeten überfallen und niedergestochen. Hat dieses Attentat etwas mit Henriette Strauss‘ Tod zu tun? Was der verletzte Arzt zu erzählen hat, ist überaus aufschlussreich und lenkt Kommissar Wechslers Ermittlung in eine ganz neue Richtung …


    DIE TOTE VON CHARLOTTENBURG ist ein geradliniger Krimi, der ohne achtunddrölfzig verschiedene Handlungsstränge auskommt. Eine unbequeme Frau kommt auf ungeklärte Weise zu Tode und Kommissar Leo Wechsler ermittelt. Das tut er natürlich nicht im luftleeren Raum, sondern im Rahmen seines berufliche, persönlichen und gesellschaftlichen Umfelds.


    Was das Berufliche angeht, hält sein Vorgesetzter, Ernst Gennart, der Leiter der Zentralen Mordinspektion, große Stücke auf ihn, auch wenn Wechslers Methoden manchmal etwas unkonventionell sind. Mit seinen Mitarbeitern kommt er gut zurecht. An den neuen Kollegen, Kriminalassistent Jakob Sonnenschein, muss sich das Team erst noch gewöhnen. Er ist freundlich interessiert und ehrgeizig. Der Neue ist Jude, aber das nimmt nur Wechslers bestgehasster Kollege Herbert von Malchow zum Anlass, mobbende Bemerkungen zu machen. Für die anderen ist das kein großes Thema. Dass Sonnenschein in der Gormannstraße zu Hause ist, mitten in der Spandauer Vorstadt, wo die orthodoxen Ostjuden leben, das überrascht Leo Wechsler doch.
    „Ich …“ Er suchte nach den richtigen Worten, um den Kollegen nicht zu kränken. „Ich wusste nicht, dass Sie aus dieser Gegend kommen.“
    Zum ersten Mal, seit Leo ihn kannte, wurde Sonnenschein sarkastisch. „Das sollten Sie auch nicht. Es war ein hartes Stück Arbeit, das zu werden, was ich jetzt bin.“
    (Seite 172)


    Als es im Scheunenviertel zu einem Pogrom kommt, will Leo seinem Kollegen und dessen Familie zu Hilfe eilen. Weit und breit ist er der einzige Polizist, der versucht, gegen den Mob einzuschreiten …


    Die Situation im Lande ist explosiv. Die Inflation galoppiert. Arbeiterinnen dürfen morgens noch vor Arbeitsbeginn Lebensmittel einkaufen gehen, weil das Geld nach Feierabend noch viel weniger wert ist als in der Früh.


    Dem verwitweten Kommissar und seinen Kindern geht es noch vergleichsweise gut, auch wenn er seine Uhr verkaufen muss, damit seine Schwester Ilse, die ihm den Haushalt führt, die Kinder mit Winterkleidung versorgen kann. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Seit einem Jahr etwa ist Wechsler mit Clara Bleibtreu, der Inhaberin einer Leihbücherei liiert. Er würde sie gerne heiraten, aber was wird dann aus seiner unverheirateten Schwester? Ilse müsste sich eine Arbeit und eine eigene Wohnung suchen, und das ist alles andere als leicht in diesen Zeiten. Dazu kommt, dass Clara die Befürchtung hegt, die nach ihrer Scheidung mühsam errungene persönliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit wieder aufgeben zu müssen, wenn sie Leos Frau wird. Wie kann er ihr diese Angst nehmen?


    Der Kommissar hat also deutlich mehr am Hals als „nur“ einen mysteriösen Todesfall. Doch die Schilderung des Umfelds dominiert den Kriminalfall nicht, er verankert ihn in Zeit und Raum. Das macht manche Geschehnisse erst verständlich – den Fall betreffend und auch die die späteren politischen Entwicklungen. Natürlich kennt man das alles aus dem Geschichtsunterricht. Aber so plastisch und erlebbar wie in diesem Roman konnten uns Schulbücher und Lehrer den Alltag und das Lebensgefühl von damals nicht nahebringen. Und so hat man hier nicht nur einen verzwickten und spannenden Kriminalfall mit interessantem Personal, sondern lernt ganz nebenbei noch allerhand über die deutsche Geschichte.


    Die Autorin:
    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie hat außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler mehrere historische Romane veröffentlicht.

  • Und das Schöne ist, es liest sich so, als hätte man den vorherigen Teil gerade erst gelesen. Die Figuren und die Atmosphäre sind mir gleich wieder vertraut. Ich lese es ja gerade in der Leserunde drüben und finde den neuen Fall toll. Ich hoffe jetzt schon, dass es auch noch weitere geben wird.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Ein Krimi, der in Berlin spielt. Dazu noch in einer sehr interessanten Zeit und mit interessanten Persönlichkeiten. Susanne Goga hat mit ihrem Schreib- und Sprachstil eine Umgebung, eine Geschichte geschaffen, in die man eintauchen kann, wo man mittendrin ist. Wo man durch die Straßen von Berlin zieht, in einen Mord mit vielen möglichen Verdächtigen hineingezogen wird. Wo man Spuren nachgeht und doch immer einen ganz anderen Täter im Visier hat als die Polizei.
    Wir erleben aber auch Berlin von einer anderen Seite – nämlich der privaten Seite aus den Augen von Leo und seinen lieben heraus. Wir erleben was Inflation bedeutet, stehen in der Schlange wegen Brot und Brötchen und lesen dass ein Buch 8 Millionen kostet. Wir erleben die Konventionen dieser Zeit und wie schwer es vor allen Dingen die Frauen hatten.
    Das Ende ist zweigeteilt. Was den Fall angeht ist alles aufgeklärt, aufgelöst und lässt den Leser bzw. mich mit vielen Fragen im Hintergrund zurück. Wie würde ich reagieren wenn ich in der gleichen Lage wäre? Würde ich auch risikieren, alles zu verlieren?
    Was das Private bzw. die Lage im damaligen Berlin angeht, bleibt vieles offen. Und so hoffe ich, dass der Verlag sich doch noch entschließt, einen vierten Teil herauszubringen.
    Für mich war es das zweite Buch der Autorin, aber der erste Krimi. Während mich der historische Roman überhaupt nicht begeistern oder fesseln konnte, war es bei dem Krimi das ganze Gegenteil. Von der ersten Zeile an war ich drin, fühlte mich wohl und hab gern darin gelesen.
    Soweit ich weiß ist es der dritte Band der Serie von Leo Berlin und so bleibt mir nichts anderes übrig, als die ersten beiden Bände noch zu besorgen und zu lesen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Berlin 1923: Leo Wechsler ist Kriminalkommissar und erhält einen neuen Fall. Die Ärztin Henriette Strauss ist an einer Lungenentzündung gestorben, doch sowohl ihr Neffe als auch der Hausarzt haben Zweifel an der Todesursache. Bald stellt sich heraus, dass diese Zweifel berechtigt waren, doch wer hatte ein Motiv, die beliebte Ärztin zu töten?


    * Meine Meinung *
    Obwohl "Die Tote von Charlottenburg" bereits der dritte Fall für Leo Wechsler ist, kann man diesen Krimi bedenkenlos auch ohne Vorwissen lesen. Ich selbst habe leider die ersten beiden Krimis auch noch nicht gelesen, was ich aber nachholen werde!
    "Die Tote von Charlottenburg" hat mich sehr beeindruckt!
    Schon mit den ersten gelesenen Seiten war ich von der Story gefesselt. Die Figuren sind gut dargestellt, wirken echt und haben Charakter.
    Leo ist ein Kommissar, der seinen eigenen Willen hat, dabei aber liebenswert und sympathisch ist. Seine Freundin Clara ist auch eine starke Frau mit eigenem Willen, die für die 1920er Jahre recht fortschrittlich ist.
    Die Krimihandlung ist sehr durchdacht und führt den Leser in verschiedene Richtungen. Man kann miträtseln und wird am Ende doch überrascht.
    Der Schreibstil ist auch nicht zu bemängeln. Das Buch liest sich sehr flüssig, ist spannend und absolut lesenswert!
    Ganz klar: fünf Sterne => ausgezeichnet!



    :jumpies:

    Lesen aus Leidenschaft

  • Susanne Goga lässt mit dem dritten Band um Kommissar Leo Wechsler die 1920er Jahre wieder auferstehen. Ich fühlte mich sofort in diese Zeit hinein katapultiert und genoss es, Berlin durch Leos Wechslers Augen zu sehen.


    Leo Wechsler ist ein Mann und Kommissar, den man mag. Er ist pflichtbewusst hat aber genau das richtige Maß an Eigensinn, um in alle Richtungen denken zu können. Er beschreitet neue Wege, lässt die alten, eingefahrenen aber nicht aus dem Blick. Das gilt auch für sein Privatleben. Er ist ein liebe- und verständnisvoller Vater, Bruder, Freund und Liebhaber, bleibt aber immer ein Mann seiner Zeit und somit für seine Leser glaubwürdig.


    Das Opfer dieses Krimis ist Dr. Henriette Strauss. Sie braucht schon eine ganz besondere Hartnäckigkeit, um sich in den 1920er Jahren als Ärztin zu behaupten. Das gefällt nicht jedem, sie eckt an, weiß es aber mit Bravour zu nehmen. Leider können wir Henriette Strauss nicht lange auf ihrem Weg begleiten, denn Kommissar Leo Wechsler muss sich in diesem Buch mit ihrem Tod beschäftigen. Aber trotzdem gewinnt Henriette Strauss mit jeder Seite mehr Kontur.


    Besonders gut gefallen hat mir, dass nicht nur fiktive Personen auftauchen, sondern auch tatsächliche Persönlichkeiten aus dieser Zeit, wie z. B. Ernst Gennat, der ab 1926 Leiter der „Zentralen Mordinspektion“ war, oder der Arzt und Homöopath Dr. Paul Dahlke.
    Eine Auflistung der echten Personen findet sich am Ende des Buches.


    Ich hoffe, dass es einen vierten Krimi mit Leo Wechsler geben wird!


    4ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Mit "Die Tote von Charlottenburg" schreibt Susanne Goga ihren dritten Krimi über Kommisar Leo Wechsler. Die Geschichte spielt Anfang der 1920er Jahre in Berlin. Auch wenn es wie gesagt der 3. Teil einer Krimireihe ist, kann man dieses Buch ohne die vorherigen sehr gut lesen und die Geschichte verstehen.
    Leo und sein Team sollen einen ungewöhnlichen Todesfall aufklären, der sich dann tatsächlich als Giftmord herausstellt. Die Tote war Ärztin, selbstständig und manchmal unbequem. Sie hat sowohl im Krankenhaus als auch in einer Beratungsstelle für Schwangere gearbeitet und hatte durchaus nicht nur Freunde. Ihr Neffe hing sehr an ihr und setzt sich deshalb auch dafür ein, das Leo ihren Tod untersucht. Ausser dem Neffen gibt es nur noch dessen Mutter, die Schwester der Verstorbenen, als nächte Anghörigen. Trotzdem bleibt das Motiv für die Tat lange im Verborgenen.
    Sehr gut hat mir hier gefallen, das Susanne viel über die damalige Zeit schreibt: Inflation, Hunger, Armut, beginnende Judenverfolgung ...


    Aber nicht nur der Mordfall macht Leo Wechsler zu schaffen, auch in seinem Privatleben stehen einige Turbulenzen an. Als alleinerziehender Vater hat er sich inzwischen mit Clara eine Beziehung aufgebaut, die sie jetzt eine gemeinsame Zukunft planen lassen. Aber Clara ist eine selbstständige Frau und will die Selbstständigkeit nicht unbedingt aufgeben. Ausserdem gibt es auch noch seine Schwester, die bisher den Haushalt und die Kinder versorgt hat, auch hier stehen einige Probleme an.


    Alles in allem hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Er läßt sich leicht und flüssig lesen und die einzelnen Personen haben durchaus Charakter. Sehr schön auch, dass einige historische Personen hier auftreten und die Geschichte sehr authentisch machen. Ich hoffe auf weitere "Leo" Krimis.


    5ratten

    Gruß Mascha

  • Zum Glück hatten die Verlage endlich ein Einsehen und so gibt es nun doch einen dritten Leo Wechlser-Fall. Den habe ich lange herbei gesehnt.
    Das Cover ist diesmal wirklich gut gelungen und wird hoffentlich viele Leser anziehen, so dass die Reihe weiter fortgesetzt werden kann.


    Neueinsteiger müssen aber nicht unbedingt mit dem (auch wieder neu aufgelegten) ersten Band „Leo Berlin“ beginnen. Die Kriminalfälle sind in sich abgeschlossen und Leos Privatleben wird noch mal ausreichend zu Beginn erläutert.


    Wie schon seine Vorgänger besticht der Roman vor allem durch die geschickt eingefangene und bildhaft beschriebene Stimmung der zwanziger Jahre in Berlin. Die plastischen Beschreibungen des damaligen Lebens ziehen den Leser sofort in seinen Bann. Besonders fasziniert haben mich die geschickt eingeflochtenen realen historischen Persönlichkeiten wie Leos Vorgesetzten Gennat oder der Berliner Buddhist und Arzt Paul Dahlke.


    Diesmal stehen deutlich die Folgen der Inflation und der aufflammende Judenhass im Vordergrund. Besonders letzterer erzeugt so eine stetige Spannung, weil wir als Leser ja bereits wissen, was in ein paar Jahren auf unsere Protagonisten zukommen wird.
    So beginnt man sich besonders Sorgen um den Hauptprotagonisten Leo Wechsler zu machen, der sich nicht scheut seine Ansichten deutlich zu vertreten. Selbst, wenn er dabei bei seinen Vorgesetzten manchmal aneckt.
    Leo selbst ist ein sympathischer Mann, den ich sofort in mein Herz schließen konnte. Aber auch die anderen Mitglieder von Leos Ermittlerteam und seine Familie sind in interessante Charaktere, von denen man gerne mehr lesen würde.


    Der größte Teil der Erzählung wird dem Kriminalfall selbst eingeräumt. Dabei lernt man die ermordete Ärztin Henriette Strauss nach und nach besser kennen und bekommt so auch als Außenstehende eine gewisse Beziehung zum Opfer.
    Umso mehr fiebert man mit der Aufklärung mit.
    Die Ermittlungen werden geradlinig und realistisch geführt, so darf man allerdings auch nicht allzu viel Action oder Hochspannung erwarten.
    Aber keine Sorge! Langeweile kommt auch niemals auf!
    Ich fand es spannend den damaligen Ermittlungsmethoden zu folgen, die dank Gennat schon erstaunlich modern waren.
    Ab der Mitte des Romans kann der geübte Krimileser den Täter dann zwar, trotz einiger falscher Spuren, rasch ausmachen, aber in gewisser Weise finde ich das befriedigender und vor allem wirklichkeitsnäher, als wenn am Ende eine abstruse Lösung alleine der Überraschung wegen präsentiert wird.


    Mindestens so unterhaltsam wie die Krimihandlung ist auch Leos Privatleben. Als alleine erziehender Vater hat er es nicht immer leicht, besonders wenn er sich auch noch um Schwester und Geliebte kümmern muss. Kenner der vorigen Bände werden hier sicher am meisten Spaß haben, denn die Beziehung mit Clara muss einige Hürden umschiffen.


    Fazit: Solider und realistischer Krimi, der besonders durch seine plastische Stimmung der zwanziger Jahre Berlins bestechen kann.


    4ratten

  • Inhalt:
    Die Berliner Ärztin Henriette Strauss wird tot in ihrer Charlottenburger Wohnung aufgefunden. Sowohl ihr Neffe als auch ihr Hausarzt zweifeln an einer natürlichen Todesursache und schalten die Mordkommission ein. Könnte ein Motiv in ihrer Arbeit als Beraterin für Schwangerschaftsabbrüche oder in ihrem beruflichen Umfeld als Krankenhausärztin liegen?


    Meine Meinung:
    "Die Tote von Charlottenburg" ist mein erster Roman mit dem Berliner Kriminalkommissar Leo Wechsler, aber es war kein Problem, die beiden Vorgängerbücher nicht zu kennen, man ist sofort in der Handlung und die Charaktere sind auch schnell vertraut. Das Buch spielt im Jahre 1923 der Weimarer Republik, kurz vor dem Höhepunkt der Inflation.


    Ich hatte zwar recht früh eine Ahnung, wer der Täter ist, aber das tat der Handlung keinen Abbruch, weil bestimmte Entwicklungen dennoch nicht vorhersehbar waren. Außerdem machen nicht nur die Ermittlungen den Reiz dieses Buches aus, sondern auch die gesellschaftlichen und historischen Begleitumstände sowie Persönlichkeiten, die die Autorin sehr geschickt in die fiktive Handlung einbaut. So gibt die Autorin historischen Fakten ein Gesicht und greift Einzelschicksale auf, z.B. Opfer der Inflation.


    Außerdem werden weitere Themen wie Schwangerschaftsabbruch oder Versuche an Patienten in Kliniken zur damaligen Zeit aufgegriffen, die man so in Geschichtsbüchern nicht findet. Daneben erlebt man die Anfänge der Judenverfolgung. All diese Themen sind durch die Autorin gut recherchiert; sehr gut fand ich, daß Susanne Goga dem Leser außerdem im Anhang des Buches eine Übersicht der im Buch erwähnten historischen Persönlichkeiten, ein Literaturverzeichnis sowie eine Linkliste anbietet.


    Kriminalkommissar Leo Wechsler hat mir sehr gut gefallen, weil er einerseits ziemlich liberal ist - auf der anderen Seite aber auch immer wieder durchkommt, daß er auch nur ein "Mann seiner Zeit" ist.
    Ich hoffe, daß es einen 4. Band geben wird, um die weitere private und berufliche Entwicklung von Leo Wechsler verfolgen zu können.


    Die ersten beiden Bände haben inzwischen ihren Weg in mein Bücherregal gefunden.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Erster Satz: "Die Hand legte sich wie ein Schraubstock über ihren Mund"


    Inhalt
    Berlin 1923: die unkonventionelle und engagierte Ärztin und Frauenberaterin Henriette Strauss stirbt an einer Lungenentzündung, was aufgrund ihres so starken Gesundheitszustandes das Misstrauen ihres Neffen weckt. Er meldet seine Zweifel der Polizei und Leo Wechsler hat einen neuen Fall, denn erste Nachforschungen bestätigen einen unnatürlichen Tod. Leos Ermittlungen offenbaren einerseits eine interessante und lebensfrohe Frau, die weit gereist ist und besonders auf ihren Neffen eine starke Faszination ausübte. Andererseits lassen sie erkennen, dass gerade ihre gesetzwidrige Unterstützung von ungewollt schwangeren Frauen und ihre ablehnende Einstellung zu Krankenhausforschungen, ihr nicht nur Freunde unter Angehörigen und Krankenhauskollegen gebracht haben könnte. Findet sich hier ein Motiv für einen Mord?


    Meine Meinung
    Nach langem Hoffen und Warten gibt es nun doch einen weiteren Fall für Leo Wechsler! Doch auch, wer die vorherigen Teile nicht kennt, kann diesen Krimi bedenkenlos lesen, denn jeder Fall ist in sich abgeschlossen und Leos private Hintergründe werden natürlich noch einmal kurz aufgegriffen. Für Kenner der ersten beiden Teile ist es dagegen natürlich besonders schön zu lesen, wie sich das Leben für Leo mit Clara, seiner Schwester Ilse und den Kindern weiterentwickelt. Treffen Leo und Clara eine Entscheidung über ihr zukünftiges Leben? Und was wird dabei aus Ilse? Denn auch, wenn der Krimi natürlich jeweils Hauptbestandteil ist, so sind mir die Figuren schon seit dem ersten Buch ans Herz gewachsen und ich habe mich gefreut, sie nun endlich wieder zu treffen. Sie sind sehr liebevoll dargestellt und wirken authentisch in ihrem Verhalten.


    Ebenso gut wird nach meinem Empfinden die Stimmung der damaligen Zeit übermittelt: fortschreitende Inflation mit all ihren Folgen wie Hunger und Armut und die mehr und mehr aufkommenden Aggressionen gegen das jüdische Volk übermitteln in eindringlichen Einzelschicksalen ein emotionales Bild. Und gerade die eher noch sorglosen Beschwichtigungen, das z. T. Noch-nicht-so-wirklich-ernst-nehmen von judenfeindlichen Handlungen und Flugblättern, wirken besonders erschreckend, da man als Leser ja schon weiß, was auf die Menschen noch zukommen wird. Man spürte, wie zwar empört aber auch eher leichtfertig der ein oder andere mit der sich ankündigenden Entwicklung noch umgeht, während man als Leser schon überlegt, wie sich Einzelne wohl in ein paar Jahren verhalten werden. So bekommt z. B. Leo einen jüdischen Kollegen zugeteilt, der Auslöser für unterschiedliche Emotionen unter der Belegschaft wird, wie Hass und Abneigung, Unbehagen und eher widerwillige Akzeptanz bis wachsensende Anerkennung und Zuneigung und man leidet als Leser jetzt schon mit ihm, auch wenn zumindest Leo hier wieder zeigt, dass er das Herz auf dem rechten Fleck hat.


    Historische Begebenheiten wie der schreckliche Pogrom im Scheunenviertel vertiefen die Handlung, ebenso trifft man auf historische Persönlichkeiten, wie Leos Vorgesetzten Ernst Gennat, der mit neuen Organisations- und Ermittlungsmethoden die Polizeiarbeit entscheidend vorantrieb, und den Arzt Paul Dahlke, Gründer des Buddhistischen Hauses in Berlin.


    Eingebettet in diesen Rahmen verfolgt man Leo und seine Kollegen bei der Aufklärung des Mordes. Leo koordiniert die Ermittlungen und er und seine Kollegen haben viele Lauf- und Vernehmungsarbeiten, aber jeder trägt dazu bei, dass mehr und mehr Puzzleteile zusammenkommen. Ich hatte dann zwar irgendwann einen Verdacht, der auch bestehen blieb, aber auch als ich mir sicher war, machte es immer noch sehr viel Spaß, die Ermittlungen zu verfolgen, zu hoffen, dass sie noch rechtzeitig auf den Täter kommen und natürlich dann das genaue Wie und Warum zu erfahren. Das wurde für mich spannend und sehr unterhaltsam beschrieben.


    Für mich stehen bei den Leo-Krimis nicht Action und bluttriefende Spannung im Vordergrund, sondern die Gesamtheit aus interessanten Ermittlungen, lebendig dargestellten Charakteren und einer authentisch geschilderten Atmosphäre einer so interessanten und schicksalhaften Zeit. Dies bieten mir diese Krimis und deshalb hoffe ich sehr, dass es noch weitere Fälle mit Leo und seinen Kollegen geben wird.


    5ratten

  • Berlin, 1923. Dr. Henriette Strauss, eine weltoffene und tatkräftige Ärztin und Frauenrechtlerin, stirbt in ihrer Wohnung in Charlottenburg. Ihr Hausarzt stellt den Totenschein aus, auch wenn ihn Zweifel überkommt, denn im Grunde war seine Patientin eine gesunde Frau, die mit Anfang vierzig durchaus noch in der Blüte ihres Lebens stand. Glücklicherweise ergeht es dem Neffen der Toten ebenso - doch er geht den Weg zu Polizei und bringt sein eigentümliches Gefühl dort zum Ausdruck.


    In seinem dritten Fall ermittelt Leo Wechsler nun im Umfeld von Henriette Strauss und stößt dabei auf ungeahnte Zustände in einem Krankenhaus, trifft Buddhisten und erfährt Details über in Preußen noch relativ unbekannte fernöstliche Lehren und wird zudem Zeuge sehr unschöner Entwicklungen in Berlins Scheunenviertel... Auch privat erleben wir Leo, der sich entscheiden muss, ob er mit seiner Clara zusammenleben möchte und was dann aus seiner sorgenden Schwester Ilse werden soll. Denn auch sonst sind die Zeiten nicht einfach: die Hyperinflation, die hauptsächlich durch die Reparationszahlungen nach dem I. Weltkrieg ausgelöst wurde, fordert auch das Ersparte der Mittelschicht und Arbeiter werden in Suppenküchen und zu sonstigen Notspeisungen gezwungen. Es ist der Beginn der politischen Extremisten, die die Schuld bei Minderheiten suchen...


    Der Autorin ist es von Anfang an gelungen, die Atmosphäre der Weimarer Republik und der Inflation greifbar zu machen. Am Beispiel von Leo und seinen Lieben kann man die steigende Not auch bei ehemals gut bezahlten und sicheren Berufen sehen; am Beispiel von Jakob Sonnenschein den weiter erstarkenden Antisemitismus. Dazu gibt es einen interessanten Fall für Leo und seine Kollegen, dessen Lösung natürlich spannend ist, aber für mich war das Warum im Grunde noch viel spannender... Zugegebenermaßen lese ich Susanne Gogas Bücher um Leo Wechsler nicht nur wegen des Krimiplots, sondern weil ich die Stimmung der Zeit und die toll gezeichneten Figuren mir all ihren Sorgen, aber auch all ihren Wünschen, so sehr mag.
    Auch dieses Mal gibt es mit dem Opfer eine sehr interessante Figur, die für ihre Zeit ausgesprochen fortschrittlich war: jahrelange Reisen durch Asien, ihr Interesse an den dortigen Lehren, ihr ungebundenes Leben, aber auch ihr Engagement in Berlin für Frauen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen lassen wollten... Ich war anfangs kurz enttäuscht, dass uns diese starke und mutige Frau so schnell abhanden kommt, aber dank der Ermittlungen Leos und seiner Kollegen kann man dennoch noch einiges über die Ärztin erfahren.
    Erwähnenswert ist meiner Meinung nach ebenfalls, dass die Autorin auch historische Persönlichkeiten wie Paul Dahlke oder die kriminalistische Legende Ernst Gennat in ihre Geschichte einbaut. Perfekt ist hierfür das angefügte Verzeichnis, ebenso wie eine Liste mit weiterführenden Links.


    Alles in allem hat mir Die Tote von Charlottenburg - wie auch schon die Vorgänger Leo Berlin und Tod in Blau - sehr gut gefallen! Vor allem aber die Atmosphäre, in die ich als Leserin richtiggehend eintauchen konnte... Bleibt zu hoffen, dass es noch viele Fälle von Leo Wechsler zu lesen gibt!


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Inhaltsangabe

    „Die Tote aus Charlottenburg“ ist nach „Leo Berlin“ und „ Tod in Blau“ der dritte Teil der Serie mit Kommissar Leo Wechsler als Ermittler. Die Krimis spielen zur Zeit der Weimarer Republik in Berlin. Der vorliegende Roman beginnt im Sommer 1923, ein Jahr in dem sehr vieles passiert ist. Unter anderem leidet die Bevölkerung unter der galoppierenden Geldentwertung. Wenn man Bargeld hat, muss man es möglichst gleich ausgeben, weil man sich abends schon kaum mehr was dafür leisten kann. In Berlin glimmt Judenhass auf. Jüdische Geschäfte werden boykottiert und überfallen.


    In dieser turbulenten Zeit nähern sich Leo Wechsler und seine Freundin, die Bibliothekarin Clara Bleibtreu immer mehr an. In einem Urlaub auf Hiddensee lernt Clara eine interessante Frau kennen. Sie heißt Henriette Strauß, ist Ärztin und leitet einen Frauengesprächskreis zu dem sie Clara einlädt.
    Kurze Zeit später stirbt Henriette an einer Lungenentzündung. Ihr Neffe Adrian, der sehr eine enge Beziehung zu ihr pflegt, kann nicht glauben, dass seine Tante wirklich so plötzlich erkrankt ist. Er bittet den Hausarzt sowie die Polizei Henriettes Tod zu untersuchen.
    Henriette Strauß war eine sehr engagierte Frau. Neben ihrem Beruf, hat sie sich sehr für die Belange der Frauen eingesetzt und hat unter anderem ungewollt schwangere Frauen beraten und sie an Ärzte verwiesen, wo sie einen sicheren Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen konnten. Es war also anzunehmen, dass sie durchaus Feine hatte.


    Leo Wechslers Privatleben gelangt in eine neue Phase. Seit dem Tod seiner Frau lebt er zusammen mit seinen zwei Kindern und seiner unverheirateten Schwester, die der Familie den Haushalt führt und sich um die Erziehung der Kinder kümmert. Da Leos Beziehung zu Clara immer enger wird, und Clara auch sehr oft in der Familie zu Besuch ist, spürt Ilse, dass eine Frau zu viel ist.


    Auf dem Präsidium arbeitet Leo mit einem neuen Kollegen namens Sonnenschein zusammen. Da dieser Jude ist und sein Vater in seinem Fleischerladen bedroht wird, erlebt man als Leser den aufkeimenden Judenhass sehr anschaulich mit.
    Die Ermittlungen bestehen aus grundsolider Polizeiarbeit, die aus vielen Befragungen von Bekannten und Nachbarn sowie gerichtsmedizinischen Untersuchungen besteht.



    Meine Meinung


    Für mich war dieses Buch der erste Krimi mit Leo Wechsler, ich hatte jedoch keinerlei Verständnisprobleme. Susanne Goga hat alle Figuren sehr sorgfältig eingeführt und glaubhaft charakterisiert. Das Leben einer ganz normalen Familie in dieser schwierigen Zeit wird sehr anschaulich dargestellt. Man erhält ein Gefühl, wie die rapide Geldentwertung den Alltag erschwert hat. So nimmt beispielsweise Ilse für einen Ausflug mit den Kindern in den Zoo eine ganze Einkaufstasche voller Geldscheine mit und hat am Abend alles ausgegeben.
    Neben den Protagonisten treten auch historisch verbürgte Personen im Krimi auf. Hinten im Buch sind sie aufgeführt mit den wichtigsten Informationen.
    Ein Progrom, das 1923 im Scheunenviertel stattfand, ist sehr geschickt in die Geschichte eingewoben, was bei mir einen sehr intensiven Eindruck hinterlassen hat. Weiter ist die Abtreibungsproblematik der Frauen sensibel aufgegriffen.


    Inhaltlich zeichnet sich der Roman durch sorgfältig strukturierte Polizeiarbeit aus, erzählt vorwiegend aus Leo Wechslers Perspektive in der allwissenden Erzählweise. In kursivem Druck ist anhand von Tagebucheinträge von Adrian das Leben des Opfers nachgezeichnet. Am Ende fügen sich diese Schilderungen mit dem Lauf der Geschichte zusammen, sodass keine Fragen offen bleiben.


    Die sprachliche Ausdrucksweise hat mir sehr zugesagt. Susanne Goga schreibt sehr flüssig in heutigem Deutsch, das aber durchwegs glaubwürdig rüberkommt. Die Spannung ist durch das ganze Buch hinweg subtil da. Allerdings ist es jetzt nicht ein „Gänsehaut-Pageturner“, sondern eher ein leiser Krimi, der auf angenehme Art den Blick des Lesers auf einen kleinen Ausschnitt der neueren Geschichte lenkt.



    Mein Fazit


    Ich habe mich mit diesem Krimi gut unterhalten gefühlt und habe in paar angenehme Stunden damit verbracht. Da ich mich sehr für geschichtliche Themen interessiere habe ich sehr eindrucksvoll Einblick in den Alltag während dem „heißen“ Jahr 1923 gewonnen. Ich empfehle dieses Buch Liebhabern von ruhigeren Krimis vor historischem Hintergrund.


    Von mir 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich fand das Buch sehr gut! Der Inhalt war spannend und abwechslungsreich. Zudem gab es ein paar Detailinfos bezüglich Pflanzen und Gifte :)
    Die Story rund um Leo Wechsler ist ideenreich geschriebenl Lediglich das Ende des Buches war einwenig absehbar.


    Die Krimis, die in der Vorkriegszeit spielen, sind ja sehr oft recht spannend. Dies ist der zweite Band, den ich von Susanne Goga gelegen habe - bin nicht enttäuscht worden. Man kann es auf alle Fälle weiterempfehlen.


    Ich vergebe mal


    4ratten mit der Tendenz nach oben


    Werde mir jetzt den "mittleren" Teil (Tod in Blau) noch organisieren. Hab auch gemerkt, dass Inhalte dieses Buches auch im dritten Teil Anklang finden.

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Mitten aus dem Leben der 20er-Jahre


    Die Ärztin und Frauenrechtlerin Henriette Strauss verstirbt für ihre Familie völlig unerwartet. Sie war eigentlich immer gesund und fit. Ihr plötzlicher Tod verwirrt ihre Angehörigen. Leo wird darum gebeten, die Umstände ihres Todes näher zu untersuchen. Auch Clara Bleibtreu ist von dem Ableben der Ärztin erschüttert. Auf ihrer kleinen Sommerreise nach Hiddensee hatte sie die lebhafte Frau kennengelernt und wollte ihre Bekanntschaft eigentlich vertiefen.


    Dieser dritte Fall für Leo Wechsler fängt recht harmlos an, und zwar mit seinem Urlaub auf Hiddensee. Diese privaten Einblicke fand ich sehr schön. Ich finde es gut, wie sich die Beziehung von Clara und Leo im Laufe der Bücher entwickelt. Das Leben in diesem Jahr 1923 wird für die Bevölkerung immer schwieriger, auch für Leo und seine Familie wird es immer problematischer, den täglichen Bedarf an Lebensmitteln und anderen Dingen zu decken. Diese Ereignisse hat Susanne Goga gut und nachvollziehbar in ihre Handlung einfließen lassen.


    Die Ermittlungen im Fall von Henriette Strauss sind dann aber doch nicht ganz so einfach, aber Leo hat auch zunehmend mit den Umständen der Zeit zu kämpfen. Seine Kollegen machen es ihm dabei auch nicht immer leicht. Vor allem mit Kollege von Malchow wird es nicht unbedingt besser. Es gefällt mir gut zu lesen, wie Leo mit diesem Mann zurechtkommt. Die Standesunterschiede werden noch einmal anschaulich ausgearbeitet. Nur weil Malchow ein „von“ im Namen trägt, meint er, er wäre besser als alle anderen. Er wird wohl lernen müssen, dass dies hier nicht unbedingt zutrifft und auch er Erfolge in Ermittlungen vorweisen muss, um bei der Polizei zu bestehen. Es wird aber auch gut herausgearbeitet, dass oft nur Beziehung einem weiterhelfen.


    Der eigentliche Fall ist in diesem Teil allerdings relativ einfach zu durchschauen. Vielleicht nicht unbedingt, was den Tod der Frau betrifft, aber schon die Umstände ihrer Familie, aber auch das ist eine spannende Geschichte. Ich mag die Verflechtungen der Handlungsstränge, die dafür sorge tragen, dass sich die eigentliche Handlung entwickeln kann. Die Mischung aus Krimi und dem täglichen Leben gefällt mir gut.


    Fazit:


    Auch „Die Tote von Charlottenburg“ ist ein spannender Fall für Leo Wechsler. Susanne Goga versteht es, für angenehme Unterhaltung zu sorgen. Ihre Protagonisten wirken wie mitten aus dem Leben der 20-Jahre gegriffen. Ich mag diese Reihe und bin gespannt, wie sich das Leben für Leo und seine Familie weiterentwickeln wird und welche Morde er noch aufklären darf.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus: