"Das Buch war Sch...!" - Von Rezensionen & (Hobby)Rezensenten: Anarchie im Feuilleton

Es gibt 780 Antworten in diesem Thema, welches 106.366 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von booknerds-Chris.


  • Aber wie so vieles sind Bücher und Geschichten eben Geschmacksache, und als ernstzunehmender Autor sollte man so realistisch sein einzusehen, daß man mit seinem Buch eben nicht den Nerv ausnahmslos jedes Lesers trifft.


    Das ist - finde ich - der Schlüssel des Ganzen. Die Meinung des Rezensenten ist immer eine persönliche (egal ob vom Profi oder von privat) und darüber müssen sich Autor und Verlag im Klaren sein. Man kann unmöglich für den Geschmack von jedermann schreiben. Wer ein Werk jedweder Art öffentlich präsentiert, muss das im Zweifelsfall eben lernen.


    Erst die zahlreichen privaten Rezensenten ermöglichen einen vernünftigen Überblick über die Buchvielfalt, die von den Feuilletons dieser Welt unmöglich erfasst werden kann. Im Internet findet tatsächlich jedermann verschiedene Meinungen zu einem der zahllosen Bücher und kann sich einen Eindruck verschaffen. Und an Hand der Rezensionen merken viele Interessierte ja auch, ob ihnen die Rezi hilft oder nicht. Ob der Rezensent auf dieselben Dinge achtet oder nicht.


    Ich hatte mal Ärger mit einem Verleger (Kleinstverlag, gemäß nimue eine kritische Spezies?), der sich auf Facebook ellenlang und immer wütender werdend auf meine Rezension stürzte. Als er dann realisierte, dass er es mit einer privaten Website zu tun hatte, hatte ich in seinen Augen das Recht auf eine Rezension verwirkt und er forderte mich auf, meine Rezension doch bitte vom Netz zu nehmen.


    Freilich ist die Rezension immer noch online. Verständnis für den Verleger habe ich bis heute nicht. Bisher war das die einzige Attacke, und ich hoffe freilich, dass das noch lange so bleibt. Gefälligkeitsrezensionen habe ich bisher jedenfalls nicht geschrieben und werde es auch weiterhin nicht. Damit tue ich nämlich den Lesern keinen Gefallen. Ich hoffe für meinen Teil immer, dass es mir halbwegs vernünftig gelingt, negative Kritiken zu begründen und positive ebenso.


    Interessant finde ich die Idee im verlinkten Artikel, gar keine Wertung mehr zu vergeben. Weiß aber nicht, ob ich das umsetzen werde und umsetzen kann. Vielleicht ist das tatsächlich ein sinnvoller Weg, ausschließlich über die eigenen Eindrücke ein Bild vom Buch zu vermitteln.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Interessant finde ich die Idee im verlinkten Artikel, gar keine Wertung mehr zu vergeben.


    Eine Wertung 5 Sterne / 3 Ratten / goldene Ananas ist für mich meistens nebensächlich, eigentlich nur eine grobe Orientierung.
    Wichtiger sind mir die genannten Kritikpunkte, denn im Prinzip stört sich jeder Leser an anderen Dingen. Was den einen auf die Palme bringt, tangiert den anderen, wenn überhaupt, nur minimal.
    Ich tue mir auch oft schwer, eine Bewertung abzugeben. Im genannten Artikel wurden Gründe genannt, ich finde Mia hat das Problem, das ich dabei habe, gut geschildert:

    Zitat

    Man kann manche Bücher damit einfach nicht richtig bewerten. Wenn ich zum Beispiel einem Erotikroman nur 3 Punkte gebe, dann aus anderen Gründen als einem Thriller. Die Kriterien, nach denen ich bewerte sind viel zu unterschiedlich. Ich frage mich manchmal selbst, wieso ein Buch 4 Punkte von mir bekommen hat und ein Anderes die gleichen, obwohl mir das Erstere viel besser gefallen hatte. Sie stammen aber aus unterschiedlichen Genres, das ist fast so, als ob ich Hunde mit Katzen gleichsetzen wollte.

  • Mir geht es ja genau so. Je nach Buch kommen völlig andere Kriterien zum Tragen und ein reiner Unterhaltungsschmöker kann richtig gut wegkommen, wenn er seinen Zweck gut erfüllt: mich zu unterhalten - obwohl er gar nicht mein Lieblingsspektrum abdeckt. Wenn das den Lesern klar ist, passt es schon. Interessant finde ich die Idee aber trotzdem. Ich habe hin und wieder schon Blogs oder Websites gesehen, die auf Bewertungen verzichten und mit denen ich dennoch zurecht gekommen bin.

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  • Ich orientiere mich eigentlich immer zuerst an den Punkten und lese erst anschließend die Meinung zum Buch. Natürlich ist letztere viel aussagekräftiger, aber ich bin halt ein visueller Mensch, weshalb ich diese Bewertungen auch gerne mag.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich finde die Punkte praktisch. Gerade bevor ich das Buch selbst lese, orientiere ich mich gern kurz nur anhand der Punkte. Die Texte spare ich mir in der Regel für hinterher auf.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.


  • Ich finde die Punkte praktisch. Gerade bevor ich das Buch selbst lese, orientiere ich mich gern kurz nur anhand der Punkte. Die Texte spare ich mir in der Regel für hinterher auf.


    Ich mache es im Forum oft so, wenn ich vorhabe das Buch selbst zu lesen, schnell mal drüberscrollen, wer was vergeben hat, noch viel öfter eigentlich während des Lesens. Erst nach Beenden lese ich die Rezis um mir nichts vorweg zu nehmen.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich finde die Punktevergabe auch sehr, sehr praktisch, so kann ich gleich sehen wer was wie fand und zB auch die Rezensionen von Leuten, von denen ich weiß, dass sie sonst einen ähnlichen Lesegeschmack wie ich haben, besonders berücksichtigen. Außerdem bin ich jemand, der dann gerne eine absolut begeisterte Rezension zu einem Buch und einen absoluten Verriss liest um zu sehen, wo die Stärken oder Schwächen eines Buches liegen könnten. Allerdings nimmt das dann - im Endeffekt - schon einiges vorweg, gerade wenn man mehrere Rezensionen zu einem Buch vollständig liest. Möchte ich mir absolut zunächst ein ganz eigenes Bild machen und kein einziges Element vorwegnehmen, dann schaue ich mir nur die Punkte an.


    An sich zum Thema: Ich bin schon jemand der schreibt/schreiben würde "Das Buch war sch.....!" - allerdings nur, wenn das Buch wirklich sch.... war und dann erläutere ich das meistens auch in meinem Verriss. Begründungen sind für mich am allerwichtigsten bei einer Rezension, egal ob gut oder schlecht, denn schließlich sind ja nur die aussagekräftig für den nächsten. Erst letztens bin ich wieder über negative Bewertungen von einem Romance-Buch mit einem kleinen Crime-Plot gestolpert, wobei allerdings klar erkennbar war, dass diese negativen Rezensionen hauptsächlich von Leuten kamen, die etwas anderes von dem Buch erwartet hatten (hauptsächlich Thriller/Crime). Für einen Romance-Leser wäre das aber in dem Fall egal, aber das kann der nie erkennen, wenn jemand nur schreibt "Ich fands schlecht" ohne Begründung.


    Einige haben geschrieben, dass auch der Ton die Musik macht. Klar, so ist das auch, allerdings bin ich bei Rezensionen dann (mit, wie bereits gesagt, Begründung) doch eine Freundin deutlicher Worte - wenn man etwas wirklich schlecht findet, dann kann man das mMn durchaus schon mal sagen, sonst kommt alles abseits von gut als "so lala" rüber, denke ich.


    Andererseits ist ein Lob von jemandem, der dafür bekannt ist auch fiese Verrisse zu schreiben, natürlich doppelt schön und wertvoll!


    Denis Scheck zB, der wohl dafür bekannt ist, die Bücher, die ihm nicht gefallen gleich mal in die Tonne zu kippen, hält mit seiner Meinung auch nicht wirklich hinterm Berg. Wenn man grundsätzlich einen anderen Buchgeschmack als er hat, dann wird man sich davon nicht beeindrucken lassen und trotzdem weiter die von einem selbst bevorzugte Literatur lesen. Wenn man allerdings einen ähnlichen Buchgeschmack hat, dann ist das sicherlich eine sehr wertvolle, weil deutliche Entscheidungshilfe, was interessant sein könnte und was man sich besser erspart.
    Und ich bin ein fieser Mensch, ich muss dann trotzdem schmunzeln, wenn ein Bestseller-Buch mit den Worten "bedrückend dämlicher Schundroman" in den Abfalleimer plumpst. *g*

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

  • Angesichts des Autor-Reviewer-Kriegs, der auf den amerikanischen Plattformen (Goodreads, Amazon) immer stärker tobt, finde ich, dass wir es hier eigentlich ganz harmonisch haben. :breitgrins:


    Angezickt wurde ich auch schon von Autoren, aber das ist mir reichlich egal. Ich bezahle für ein Produkt, also darf ich auch meine Meinung dazu sagen. Ich bin nicht dazu da, um für gute Verkaufszahlen zu sorgen - weder für Autor noch für Verlag. Wer nur nette Reviews schreibt, um den Autor nicht zu verletzen - oder noch besser, es sich zwecks Leseexemplaren nicht mit dem Verlag zu verscherzen - sollte sich wirklich fragen, ob er aus den richtigen Gründen Bücher bespricht. Die Marketing- und Presseleute sind für Verlag und Autor da, wenn ich Buchbesprechungen schreibe, dann sehe ich mich als jemanden, der für andere Leser da ist und möchte ihnen Orientierung bieten. Und das geht ohne Ehrlichkeit nicht.
    Ich kann verstehen, dass die Kritik den Autor verletzt. Aber er muss sie nicht lesen und es gibt Autoren, die genau das auch nicht tun. Was völlig in Ordnung ist. Wer es trotzdem tut, der muss sehen, wie er es für sich verarbeitet. Kritik kann ja auch eine Chance sein, sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten.

  • Ich verstehe nicht, wie man negative Rezensionen/ Rezensenten als Autor anfeinden kann.


    Wenn man weiterhin Autor ist, also nicht nur ein Buch geschrieben hat und es dabei bewenden lassen möchte, helfen einem doch gerade die negativen Rezensionen dabei, beim nächsten Mal frühere Fehler zu vermeiden.


    Manchmal liest man auf amazon seltsame REzensionen wie "das Buch ist toll" oder "Danke Autor, dass du dieses Buch geschrieben hast!".


    Die besagen rein gar nichts über das Buch selbst.


    Umgekehrt sind natürlich auch Rezensionen wertlos die meinen "Das Buch ist mies!" "Nicht lesen!" ohne weitere Kritikpunkte zu verraten.


    Wenn ich ein Buch geschrieben hätte, würde ich mir zwar positive Rezensionen wünschen, aber vor allem ehrliche.
    Ich würde auch ehrlich wissen wollen, was es noch zu verbessern gäbe:
    War die Sprache schwer verständlich, zu antiquiert, kam sie zu gewollt modern rüber?
    War die Handlung nachvollziehbar und interessant, die Charaktere glaubhaft?
    Falls es ein Sachbuch war: Wurden brennende Fragen nicht beantwortet, konnten die Leser meinen Ausführungen folgen oder haben sie den Faden verloren?
    Gab es gravierende Missverständnisse?
    War das Niveau meiner Zielgruppe angemessen?


    Was nützen mir positive Rezensionen, wenn jeder Leser seinen Freunden mündlich erzählt, dass sich ein Kauf dieses Buches keinesfalls lohnt?


    Nicht umsonst, meine ich, heißt es doch Kritiker - man möchte eine kritische Rückmeldung an den Autor oder für potentielle Leser geben, und die besteht normalerweise ja aus positiven und negativen Aspekten.


    Liebe Grüße von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich finde es einfach wichtig, dass aus einer Rezension hervorgeht, ob das Buch dem Leser einfach nur nicht gefallen hat, oder ob er es tatsächlich schlecht fand.


    In ersterem Fall würde ich es als Autor zwar schade finden, aber wie weiter oben schon geschrieben wurde: man kann nun mal nicht jeden Nerv treffen, und damit könnte ich mich dann wohl auch recht schnell abfinden.


    In letzterem Fall hätte ich vielleicht schon ein größeres Problem, denn das würde bedeuten, ich müsste von meinem hohen Ross heruntersteigen und die Rezi mal möglichst objektiv analysieren. Und wenn ich dahinterkäme, dass die Kritikpunkte Hand und Fuß haben, müsste ich mir womöglich eingestehen, dass ich mit dem Buch tatsächlich Sch... fabriziert hätte. Das wäre natürlich bitter, aber ich vermute, es wäre mir eher unheimlich peinlich, als dass ich sauer auf den Rezensenten wäre.


    Und dann gibt es natürlich noch die dritte Art von negativen Meinungen - nämlich die völlig unbegründeten, einfach in den Raum geworfenen. Sowas würde mich wohl ärgern und vielleicht auch etwas beschäftigen, aber im Prinzip kann man das als Autor getrost an sich abperlen lassen, denke ich.


    Einen auf beleidigt machen finde ich aber immer blöd, auch im richtigen Leben.


    EDIT - was ich noch schreiben wollte: Man kann das Problem auch ganz leicht umgehen, indem man Bücher von mittlerweile Toten liest. :breitgrins:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • @ Myriel: Jetzt bin ich aber neugierig - tummeln sich in diesem Forum denn so viele Autoren unerkannt rum oder dient dein Link der allgemeinen Information?



    EDIT - was ich noch schreiben wollte: Man kann das Problem auch ganz leicht umgehen, indem man Bücher von mittlerweile Toten liest. :breitgrins:


    *gg* Das ist dann aber wieder zu einfach.
    Vor Jahren war ich schon einmal in einem Bücherforum angemeldet (fragt mich bitte nicht nach dem Namen, ich kann nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, welches es war und möchte nicht das Falsche schlecht machen). In einem meiner ersten Posts widmete ich mich dem Buch "Spiel mit dem Tod" von Erica Spindler, weil ich es gerade gelesen hatte und einen komplett anderen Eindruck davon gewonnen hatte, als die übrigen Rezensionen vermuten ließen - beinahe so, als hätten wir andere Bücher gelesen. Nur Lobpreisungen auf das Buch, das so sehr mit Klischees gespickt ist und keinen Tiefgang entwickelt, dass ich am einzigen fehlenden Klischee glatt bei der Hälfte des Buches erraten habe, wer die Täterin ist. Und dann die Tendenz zu Schwarzweißmalereien und auch die Beschreibung der Charaktere, die hauptsächlich auf äußeren Erscheinungen fußt... Nun gut, leicht verwirrt von den guten anderen Rezensionen machte ich mich an meine eigene, die ich ehrlich und sehr begründet geschrieben habe, wenngleich auch einer meiner Vergleiche (woher die Klischees mir so bekannt vorkamen) aus einer amerikanischen Krimiserie stammte (CSI z.B.).
    Kurze Zeit darauf war mein Post hoffnungslos verschwunden und ich konnte mich zwar noch anmelden, aber keine einzige Antwort mehr auf irgendetwas verfassen. Recht erstaunt forschte ich dem Grund nach - und entdeckte, dass die Autorin des Buches höchstpersönlich im Forum offiziell angemeldet ist. (Wenn ich genauer darüber nachdenke, hatte die Seite keine allzu große Ähnlichkeit mit einem Forum, was für eine war das wirklich? Muss ich mal nachschauen... :gruebel: ) Und ratet mal: Alle Bücher besagter Autorin waren ausschließlich positiv beurteilt - was auch schon wieder eine Untertreibung ist: den Rezensionen nach zu urteilen muss sie die gerissenste Thrillerautorin Amerikas sein.
    Zugegeben, wie ihre anderen Bücher sind, weiß ich nicht. Aber nach diesem Erlebnis habe ich auch keine große Lust mehr irgendetwas von ihr zu lesen. So viel zu Autoren, die keine Kritik vertragen können. Aber ihrer Verkaufszahl schadet ihr Verfahren sicher nicht. :lachen:


    PS: Sollte ich das obere Beispiel wieder rausnehmen? Wie schnell bekommt man denn tatsächlich Schwierigkeiten für die eigene Meinung heutzutage? Das Erlebnis damals war schon etwas unheimlich, auch wenn mir selbst nichts passiert ist...



    Angezickt wurde ich auch schon von Autoren, aber das ist mir reichlich egal. Ich bezahle für ein Produkt, also darf ich auch meine Meinung dazu sagen. Ich bin nicht dazu da, um für gute Verkaufszahlen zu sorgen - weder für Autor noch für Verlag. Wer nur nette Reviews schreibt, um den Autor nicht zu verletzen - oder noch besser, es sich zwecks Leseexemplaren nicht mit dem Verlag zu verscherzen - sollte sich wirklich fragen, ob er aus den richtigen Gründen Bücher bespricht. Die Marketing- und Presseleute sind für Verlag und Autor da, wenn ich Buchbesprechungen schreibe, dann sehe ich mich als jemanden, der für andere Leser da ist und möchte ihnen Orientierung bieten. Und das geht ohne Ehrlichkeit nicht.
    Ich kann verstehen, dass die Kritik den Autor verletzt. Aber er muss sie nicht lesen und es gibt Autoren, die genau das auch nicht tun. Was völlig in Ordnung ist. Wer es trotzdem tut, der muss sehen, wie er es für sich verarbeitet. Kritik kann ja auch eine Chance sein, sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten.


    Absolut deiner Meinung! Wenn ich mich hier im Forum einlogge, freue ich mich doch auch darauf über ein Buch viele unterschiedliche Meinungen zu hören - nur der Vergleich verschiedenster Zugänge ermöglicht es mir mein eigenes Urteil zu bilden. Darum ärgert mich das Löschen negativer Rezensionen durch einen Autor doppelt. Gibt es etwa nur Menschen auf dieser Welt, die Karamellbonbons lieben?

    Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.<br />- Elias Canetti


  • Na ja, "objektiv schlechte" Kritiken, die man also mit Zitaten oder anderen Hinweisen (schlecht lesbare Type oder so) "beweist", können auch subjektiv verstanden werden.
    Der Autor kann immer sagen "das hast du falsch verstanden!" und andere können es natürlich genau gegenteilig empfinden (vielleicht mag jemand kleine Schrift etc.).
    Ich habe mal ein Buch gelesen, das teilweise orange Seiten mit blauer Schrift hatte - ich hatte Augenschmerzen und echte Probleme, mich auf den Text zu konzentrieren.
    Alle anderen Leser, die sich dazu geäußert haben, fanden die Farbgebung fantastisch.
    Nun weiß ich ja nicht, ob sich nur die Fans der Farbgebung geäußert haben.


    Ich finde es aber sehr schade, dass scheinbar immer mehr Autoren direkt oder indirekt durch Freunde oder Fangemeinde Einfluss auf die Rezis nehmen, so dass schlechte gelöscht, kommentiert oder gar per Anwalt "verfolgt" werden und dann unwissende Leser das Buch kaufen und enttäuscht werden (weil es nicht das war, was sie nach den ganzen guten Kritiken erwartet hätten).


    Es gibt immer noch viele nebenberufliche Autoren.


    Gerade die, sollte man meinen, könnten doch offen sein für objektive und subjektive Kritik und auch mal sachlich darüber nachdenken, ob sie vielleicht in der zweiten Auflage etwas verbessern könnten (missverständliche Formulierungen, Schrifttype oder wie oben Farbgebung).


    Wenn nun aber Rezensionen von (der Angst vor dem (Anwalt der) den Autoren) beeinflusst werden, kann man ja gar keiner öffentlichen Rezension mehr trauen.
    Das würde bei mir dazu führen, weniger Bücher zu kaufen, auf keinen Fall mehr solche, auf die ich durch Rezis aufmerksam wurde.


    Auch muss man sich fragen, wie die Einflussnahme der Autoren auf Rezensionen die Autoren beim Lesen/ bei der Bücherwahl beeinflusst.
    Die dürften dann ja auch keiner guten Rezension mehr trauen?!


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • PS: Sollte ich das obere Beispiel wieder rausnehmen?


    Wenns den Tatsachen entspricht, sicher nicht. Wäre ja noch schöner, wenn man über solche Spielchen nicht mehr berichten dürfte. So, wie es das Recht der Autorin ist, unliebige Meinungen auf ihrem Webspace zu löschen, ist es dein Recht, dich an anderer Stelle dazu zu äussern. Das wäre nur problematisch, wenn du dich beleidigend über besagte Autorin äussern würdest - aber das hast du ja nicht getan.


    Wie schnell bekommt man denn tatsächlich Schwierigkeiten für die eigene Meinung heutzutage?


    Na, gedroht wird immer wieder gerne - vor allem von Leuten, die immer noch glauben, sie könnten kontrollieren, was im Web über sie geäussert wird. Allerdings ist die Meinungsäusserungsfreiheit eine Errungenschaft, die sehr hoch gewichtet wird. Deshalb finde ich es sehr abenteuerlich, wenn zB Autoren gegen schlechte Rezis klagen wollen. So lange nur ihr Werk (="Sprachlich fehlt jede Eleganz - noch schlimmer, manche Sätze könnten auch aus einem Aufsatz eines Grundschülers stammen.") und nicht sie als Person (="War der Kerl je in der Schule? Der kann ja keinen graden Satz schreiben!") in der Kritik stehen, gebe ich solchen Unterfangen nicht die geringste Chance. Ob der Autor jetzt beleidigt ist oder nicht. Wie bereits von ein paar Vorschreibern erwähnt: Wer sein Werk in die Öffentlichkeit bringt, hat auch mit Kritik daran zu leben.


    Ärger könnte es höchstens geben, wenn ein Autor nachweisen könnte, dass ein Kritiker absichtlich einen Verriss produziert hat, um ihm zu schaden. Aber dafür müsste schon eine persönliche Fehde oder ein Geschäftsinteresse dahinterstecken. Als normaler Leser, der sich ein Buch einfach kauft, davon enttäuscht ist und es entsprechend kritisiert, muss man in unserem Rechtssystem einfach auf der sicheren Seite sein. Sonst wärs meiner Ansicht bald ein Fall für den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte...


    -----------


    Ich schreibe in meinen Kritiken jedenfalls nie etwas, das ich dem entsprechenden Autoren nicht auch persönlich oder via Mail mitteilen würde. Die Leute müssen auch mit harter Kritik umgehen können - sonst sollen sie darauf verzichten, Kritiken zu lesen (was einige ja machen). Finde ich auch ok. Aber Kritiken lesen und dann die Kritiker angreifen - geht gar nicht, so lange die Kritik dem Werk gilt...

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Wenns den Tatsachen entspricht, sicher nicht. Wäre ja noch schöner, wenn man über solche Spielchen nicht mehr berichten dürfte.


    Ich würde aber bei Gelegenheit Deinen Anrufbeantworter abhören .... ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Na, gedroht wird immer wieder gerne - vor allem von Leuten, die immer noch glauben, sie könnten kontrollieren, was im Web über sie geäussert wird. Allerdings ist die Meinungsäusserungsfreiheit eine Errungenschaft, die sehr hoch gewichtet wird. Deshalb finde ich es sehr abenteuerlich, wenn zB Autoren gegen schlechte Rezis klagen wollen. So lange nur ihr Werk (="Sprachlich fehlt jede Eleganz - noch schlimmer, manche Sätze könnten auch aus einem Aufsatz eines Grundschülers stammen.") und nicht sie als Person (="War der Kerl je in der Schule? Der kann ja keinen graden Satz schreiben!") in der Kritik stehen, gebe ich solchen Unterfangen nicht die geringste Chance. Ob der Autor jetzt beleidigt ist oder nicht. Wie bereits von ein paar Vorschreibern erwähnt: Wer sein Werk in die Öffentlichkeit bringt, hat auch mit Kritik daran zu leben.


    Alfa_Romea kann ich mich nur anschließen. Die jüngste Erfahrung auf meinem Blog ("Strafanzeige wegen Wirtschaftskriminalität, weil ich das Buch boykottieren würde" *hust*) hatte auch keine ernsteren Folgen für mich, als dass die Zahl der Seitenzugriffe zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch gestiegen ist und ich seitdem viel mehr Abonnenten für meinen Blog habe. Von Autor und Verlegerin habe ich seither nie wieder etwas gehört und wie viele Kommentare gezeigt haben, haben sie sich mit ihrem Verhalten nur selbst geschadet. Also wie Alfa schrieb: solange Du nur deine Meinung zum Buch schreibst und niemanden persönlich angreifst oder beleidigst, fällt es unter die Meinungsfreiheit.


    Bücherdiebin:
    Den Link hatte ich nur zur allgemeinen Information gepostet und weil ich mir wünsche, dass möglichst viele Autoren diese Ratschläge befolgen und nicht immer gleich frontal auf die Blogger-(und damit auch Leser-)szene losgehen.


  • ("Strafanzeige wegen Wirtschaftskriminalität, weil ich das Buch boykottieren würde" *hust*)


    :totlach: Das kann doch nicht wahr sein! Lächerlicher geht nun wirklich nicht mehr.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wenn die Negativrezension nicht beleidigend ist – schon gar nicht gegenüber der Person des Autors – dann finde ich auch negative Kritik völlig in Ordnung und berechtigt.
    Beleidigende oder nicht näher begründete negative Meinungen können natürlich verletzend für den Autor sein, und das finde ich auch nicht okay. Andererseits können die Schriftsteller solche sinnlosen Ein-Satz-Verrisse auch getrost ignorieren, sowas muss man nicht unbedingt ernst nehmen.


    Was konstruktive, gut begründete negative Kritik betrifft, so finde ich (und erwarte ich), dass ein Schriftsteller imstande sein sollte, damit umzugehen. Und wenn er das nicht kann, so sollte er es schnellstmöglich lernen, denn Kritikfähigkeit ist für diesen (Neben-)Beruf einfach zwingend notwendig. Ansonsten sollte er seine Berufswahl überdenken, wobei es wohl kaum einen Beruf geben dürfte, bei dem man nie (auch mal grob) kritisiert wird.


    Im Stillen dürfen Schriftsteller natürlich auch mal beleidigt und enttäuscht sein, das ist menschlich, zumal es doch um ihr Werk, um ihr „Baby“ geht.
    Aber wenn jemand dann meint, öffentlich zurückschießen zu müssen, macht er sich damit wohl nur lächerlich. Besonders wenn er dann auch noch einen Ton anschlägt, der jenseits von Gut und Böse ist. Damit zeigt er Unreife und erweist sich als ungeeignet, Bücher zu veröffentlichen.


    Ich selbst habe in letzter Zeit ziemliches Glück mit der Bücherauswahl (wobei dieses Forum hier natürlich nicht ganz unbeteiligt ist :breitgrins:), und deshalb kaum Anlass zu Verrissen und negativen Meinungen. Auch kann ich den meisten Büchern wenigstens ein paar positive Punkte abgewinnen, so dass ich bisher noch nie null Ratten vergeben musste. Toi, toi, toi, dass das auch so bleibt! :zwinker:


    Aber wenn ich mal das Bedürfnis habe, Kritik zu äußern, dann tue ich das auch. Konstruktiv und begründet, aber möglichst ehrlich. Und ich suche immer auch gezielt nach ein paar positiven Punkten, denn auch das gehört für mich zu einer konstruktiven Kritik.
    Aber wenn es wirklich, wirklich grottenschlecht ist, dann darf man natürlich auch das mitteilen. Wofür gibt es denn bitte die Meinungsfreiheit?


    Myriel: Danke für den Link, der Text ist toll geschrieben; genauso sehe ich das auch.



    Die jüngste Erfahrung auf meinem Blog ("Strafanzeige wegen Wirtschaftskriminalität, weil ich das Buch boykottieren würde" *hust*) hatte auch keine ernsteren Folgen für mich, als dass die Zahl der Seitenzugriffe zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch gestiegen ist und ich seitdem viel mehr Abonnenten für meinen Blog habe.


    :lol: Genau solche Leute meine ich mit dem, was ich oben geschrieben habe.
    "Wirtschaftskriminalität" - bevor sie mit solchen Begriffen um sich werfen, sollten sie sich vielleicht erstmal informieren, was das überhaupt ist. Peinlich für den Verlag, peinlich für den Autor!

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen


  • ("Strafanzeige wegen Wirtschaftskriminalität, weil ich das Buch boykottieren würde" *hust*)


    Lol?


    Allerdings ... wurdest du auch offiziell kontaktiert, nicht nur über deinen Blog? Weil ich frage mich da ... wie schadet man einem Autor am meisten ... ?


    Zum Thema Verzicht auf eine Punkte-Ratten-Sterne-Wasauchimmersuchsdiraus-Bewertung ... würde ich nicht machen. Das man ein Sachbuch anders als einen Fotoband anders als einen Roman bewertet ist doch natürlich. Für mich ist die Punktevergabe sozusagen das kürzeste Fazit der Rezension. Ich überfliege hier immer gerne erst die Anzahl der vergebenen Ratten für einen ersten Eindruck und überfliege dann erst die Rezensionen. :zwinker: