Sind Klassiker langweilig?

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  • Meiner Meinung entsteht ein Klassiker auch dann wenn er Themen aufgreift die auch nach hunderten von Jahren aktuell bleiben und sich nicht zu sehr auf die Themen ihrer eigenen Zeit beschränken.
    Bsp. Shakespeare


    Sag ich doch :schulterzuck:
    Das ist auch ein Grund, weshalb manche Autoren irgendwann nicht mehr gelesen werden (oder gar verstanden werden Beispiel: Tauben im Grad von Koeppen - dafür braucht man den historischen Kontext sonst versteht man nur Bahnhof... der Roman hat deshalb funktioniert, weil alle Anspielungen klar waren ohne das man sich einlesen musste)


    Anderes Beispiel: Faust von Goethe: Das Ganze funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Man kann ihn aus einander nehmen und interpretieren - wenn man will ;) und man kann es auch einfach sehen/lesen und die Handlung gut finden (oder weniger gut ;) ) usw.

  • Ich finde diese Informationen sehr interessant, wäre aber erfreut, wenn du - sofern dir das möglich ist - mal näher beschreibst, warum man das geglaubt hat und woran es dann (möglicherweise) gescheitert ist.


    Frag mich was ...


    Ich vermute zweierlei.


    1. dass es so etwas wie "Klassiker auf Zeit" gibt. Werke, die über längere Zeit den Nerv der Leserschaft treffen. Und irgendwann hat sich die Einstellung zum Leben so geändert, dass dieser Klassiker verschwindet. Klopstock mit seiner Frömmigkeit und Verbundenheit an eine künstliche Natur war so etwas.


    2. dass Leute wie Körner, Heyse oder Böll die Gefühle ihrer Zeit sehr genau erfasst haben und widerspiegelten. Und dass diese Zeit, wie jede, glaubte, ihre Gefühle seien menschlich-universal und ewig. Weshalb sie zu ihrer Zeit sehr gelesen und als "moderne Klassiker" aufgefasst wurden, Werke also, die für die literarische Ewigkeit sind. In Tat und Wahrheit aber kann keine Zeit erkennen, welche Werke, die in ihr entstehen, wirklich für eine - allenfalls beschränkte, s. Pkt. 1 - Ewigkeit sind.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Sag ich doch :schulterzuck:


    Ick weeß...


    Das ist auch ein Grund, weshalb manche Autoren irgendwann nicht mehr gelesen werden (oder gar verstanden werden Beispiel: Tauben im Grad von Koeppen - dafür braucht man den historischen Kontext sonst versteht man nur Bahnhof... der Roman hat deshalb funktioniert, weil alle Anspielungen klar waren ohne das man sich einlesen musste)


    Da bin ich allerdings nicht einverstanden. "Tauben im Gras" (ich nehme an, Du meinst "Gras" und nicht "Grad" :zwinker: ) funktioniert sehr gut ohne historischen Kontext. Es genügt, dass man sich die Situation eines allgemeinen Wiederaufbaus vorstellen kann. Plus den alltäglichen Rassismus. Plus noch ein paar andere Dinge, aber historische Kenntnisse sind nicht unbedingt nötig. Genau so wenig wie geografische über München. Aber "Tauben im Gras" ist noch zu jung, als dass wir hier schon Definitives sagen könnten.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke sandhofer. Insbesondere Erklärung 2. leuchtet mir ein.


    Gruß, Thomas

  • Da kann ich die Zeitung lesen. Die von heute für mich, und die von 1789 für die Goethe-Zeit. Da brauche ich keine Literatur für ...


    und kommst zu dem Urteil, dass Anouilh bedeutungslos ist, weil er angeblich nur Sophoklos übersetzt hat. Wenn Du die Umstände der Entstehung ignorierst, geht halt auch einiges eines Werkes verloren.


    Zitat

    Ja. Aber so entstehen Klassiker. Indem die Menschen von heute Goethe lesen und finden: "Wow, dieser Werther ist schon ein toller Hecht! Genau so wie ihm geht es mir mit Lieschen Müller. Sniff." Nicht, indem sie finden, dass im "Werther" die Benachteiligung des Bürger in der absolutistischen Zeit besonders gut heraus gearbeitet worden wäre. Was übrigens schon den Zeitgenossen wurscht war.


    Lieschen Müller, die vermutlich in Shades of Grey auch ein Hochwerk der Literatur erkennt und sich plötzlich dank dieer "Literatur" dem BDSM zuwendet und somit für ihr Leben wegen des Buches eine ganz neue Welt eröffnet hat, ist für mich keine Größe, um die Bedeutung eines Werkes festzulegen. Ja, ich lege Wert auf die Meinung von Literturwissenschaftlern und -historikern, weil es da vernündtiges Handwerkszeug gibt, um Literatur zu beurteilen. Nur weil Massen etwas gefällt, muss es nicht im Sinne dieser Wissenschaft gut sein. Es gibt in diesem Sinne sicher zwei verschiedene Bewertungssysteme, die beide ihre Berechtigung haben.


    Zitat


    Weil mit den 68ern - verallgemeinernd ausgedrückt - der Nonsense aufkam, dass Literatur in der Zeit wirksam zu sein habe. 'Politisch relevant' nannten wir das damals. Weshalb Böll, Grass und Walser dann gross geworden sind. Merkwürdigerweise ist das v.a. ein germanisches Phänomen, andere Länder sahen das schon immer lockerer ...


    Ich habe wenig Ahnung von der germanistischen Litertaurwissenschaft, aber ich kann Dir sicher sagen, dass es beispielsweise in Frankreich durchaus Tradition hat, die Bedeutung eines Werkes für die Gesellschaft zu berücksichtigen. Wobei sich hier ja auch verschiedene Felder überschneiden. Ich seh z.B. in Deutschland kaum bedeutenden Philosophen, die mit ihren Büchern in der breiten Gesellschaft Aufsehen erregen. Stéphane Hessel hat sein Indignez-Vous millionenfach verkauft. Vielleicht fühlt sich in 150 Jahren aufgrund der Lektüre jemand dazu berufen, sich zu engagieren, trotzdem würde ich den aktuellen Entstehungskontext (und auch den persönlichen Hintergrund Hessels) für interessant und wichtig beurteilen und nicht als gänzlich überflüssigen Aspekt abtun.

  • Moin, Moin!


    Damals, als sie geschrieben worden sind, waren sie schließlich auch nicht für Literaturkritiker und hochwertige Salons gedacht, sondern für jeden, der sie lesen wollte und es sich leisten konnte, sie zu kaufen. Man darf nicht vergessen, daß beispielsweise die Romane der Bronte-Schwestern, heute als Klassiker angesehen, im viktorianischen England den Ruf hatten, niveaulose Literatur für Frauen zu sein.


    Und auch Jean Paul, den besonders die Frauen lasen und liebten. Ich kapiere nur nicht, daß er einerseits eine normale Leserschaft hatte, andererseits - im Zusammenhang mit dem Nimbus der Schwerlesbarkeit - gesagt wird, daß er schon zu Lebzeiten als unlesbar galt.

  • Moin, Moin!


    Mit einem Klassiker muß man sich etwas mehr auseinandersetzen. Sie sind nicht spannend im Sinne moderner Thriller oder Krimis, es gibt da keine Elfen und Mädchen, welche die Welt retten.


    Es gibt schon spannende Bücher, z.B. Wilkie Collins. Und E.T.A. Hoffmann hält den Leser zu großen Teilen bei Rätsellaune.

  • und kommst zu dem Urteil, dass Anouilh bedeutungslos ist, weil er angeblich nur Sophoklos übersetzt hat.


    Wenn Du schon solchen Wert auf Literaturwissenschaft und - kritik legst: Du solltest genau lesen. Das habe ich nie geschrieben. Anouilh ist gut. Aber nicht weil er irgendwann für seine Zeit wichtig war und ich nun (Literatur-)Geschichte studieren muss, um seine Qualität zu erfassen. Sondern weil er allgemein Menschliches aufzeigen konnte.


    Wenn Du die Umstände der Entstehung ignorierst, geht halt auch einiges eines Werkes verloren.


    Ja. Aber nicht das, was sie zum Klassiker macht.


    Lieschen Müller, die vermutlich in Shades of Grey auch ein Hochwerk der Literatur erkennt


    Das weiss ich nicht, und darum geht es nicht. Es geht darum, dass viele sich und ihr verwickeltes Liebesleben im "Werther" wieder entdecken können und konnten, weshalb der "Werther" sich bis heute im Kanon hält.


    Ja, ich lege Wert auf die Meinung von Literturwissenschaftlern und -historikern, weil es da vernündtiges Handwerkszeug gibt, um Literatur zu beurteilen.


    Die Wissenschafter kommen immer erst post festum. Und stehen - in der Gegenwartsliteratur - immer auf verlorenem Posten.


    Nur weil Massen etwas gefällt, muss es nicht im Sinne dieser Wissenschaft gut sein.


    Nur weil es der Wissenschaft gefällt, muss es nicht ein Klassiker werden. Nebenbei: Ich wage zu bezweifeln, dass es sich bei der Literaturwissenschaft um eine Wissenschaft im strengen Sinn handelt.


    Ich habe wenig Ahnung von der germanistischen Litertaurwissenschaft, aber ich kann Dir sicher sagen, dass es beispielsweise in Frankreich durchaus Tradition hat, die Bedeutung eines Werkes für die Gesellschaft zu berücksichtigen. Wobei sich hier ja auch verschiedene Felder überschneiden. Ich seh z.B. in Deutschland kaum bedeutenden Philosophen, die mit ihren Büchern in der breiten Gesellschaft Aufsehen erregen. Stéphane Hessel hat sein Indignez-Vous millionenfach verkauft. Vielleicht fühlt sich in 150 Jahren aufgrund der Lektüre jemand dazu berufen, sich zu engagieren, trotzdem würde ich den aktuellen Entstehungskontext (und auch den persönlichen Hintergrund Hessels) für interessant und wichtig beurteilen und nicht als gänzlich überflüssigen Aspekt abtun.


    Jetzt wechselst Du das Feld. Wir reden von Literatur, nicht von Philosophie.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Moin, Moin!


    Literatur ist ja auch ein Stück weit repräsentativ für die Zeit, was bleibt dann für die letzten 20 Jahre?


    Was eventuell bleiben wird, interessiert mich nicht. Es geht um MEIN Leben, das von Büchern tangiert wird, die ich lese. Und wenn ich nunmal gerne den vielgeschmähten Heinrich Böll lese und nach wie vor für MICH als relevant ansehe, dann mag das die Literaturgeschichte anders bewerten. Ist mir egal.

  • Moin, Moin!


    Das haben meine Eltern über die Beatles auch gesagt. Und ich über Abba ...


    Auch Oldies können populär sein. Ich jedenfalls höre überwiegend Oldiesender und werde sicher auch in 20 Jahren nostalgisch, wenn Lieder von heute gespielt werden, die ich dann gerne hören werden, heute aber naserümpfend oder achselzuckend wegklicke.

  • Moin, Moin!


    Erst im Spiegel der Vergangenheit wird das eine oder andere hervorgeholt und in einem völlig anderen Nimbus betrachtet. Das verhilft so manchem Buch oder Musikstück zu einem erneuten Durchbruch. Daraus werden dann irgendwann die Klassiker, denn, dessen muß man sich bewußt sein: auch die 08/15 Bestseller sind ein Spiegelbild unserer Zeit und unserer Mentalität und können irgendwann ebenfalls zu Klassikern werden.


    Genau. Es gibt Autoren, die als vergessen galten und nach 50 oder 100 Jahren plötzlich aus der Versenkung auftauchten. Niemand kann diese Mechanismen vorhersagen, wie Literatur untergeht oder wiederaufersteht und in den Olymp einzieht. Franzosen lese andere deutsche Autoren wie z.B. Stefan Zweig, der hierzulande diese Beliebtheit unter Kritikern offenbar nicht besitzt. Bei Hesse kriegen die Wissenschaftler sowieso Schnappatmung usw.

  • Moin, Moin!


    wenn man sich die großen Werke der Weltliteratur ansieht, dann fällt doch auf, dass die meisten eine Geschichte zu erzählen haben, oft sehr komplex oder über mehrere Generationen, aktuelle gesellschaftliche und/oder poitische Themen aufgreifend. Wenn ich die deutsche Beststellerlisten ansehe, dann dominieren dort seit Jahren Krimis, da würde es mich eher wundern, wenn aus diesem Genre sich Werke in die Kategorie der Klassiker einreihen würde.


    Aber gerade die Familiensaga reüssiert ungeheuerlich. Das sind wuchtige Bücher über mehrere hundert Seiten, die dem Leser auch das bieten, was die großen Romane des 19. Jahrhundert auch hatten.


    Mittlerweile scheinen einige Literaturkritiker gute Miene zum bösen Spiel zu machen, indem sie Krimis langsam wahrnehmen und nicht a priori verteufeln. Und gut gemachte Krimis erzählen nicht nur einen Plot, sondern sind auch Gesellschaftsbild. Denis Scheck mag Heinrich Steinfest, der verschrobene Krimis schreibt, wie es eben damals Wilkie Collins auch tat.

  • Moin, Moin!


    Ich denke, dass sich die heutige Gefühlslage geändert hat. Wir haben Mühe mit der Mischung aus Larmoyanz und Zynismus, die Jean Pauls Figuren zur Schau tragen. Und wir haben generell Mühe mit dem Zurschautragen von Gefühlen.


    Das Mäandernde und Abschweifende Jean Pauls müßte der heutigen Internetgeneration eigentlich vertraut sein.

  • Franzosen lese andere deutsche Autoren wie z.B. Stefan Zweig, der hierzulande diese Beliebtheit unter Kritikern offenbar nicht besitzt.


    Auch in Brasilien ist St. Zweig beliebter als Goethe. Liegt sicher auch daran, dass Zweig bedeutend einfacher zu übersetzen ist.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Gibt es bei Gallimard (dem berühmten frz. Verlag) nicht gar eine Ernst Jünger Ausgabe? Wer liest den noch in Deutschland?


    Gruß, Thomas

  • Ich empfinde Klassiker nicht als langweilig. Im Gegenteil. Natürlich kann ich einen spannenden historischen Roman eines aktuellen Autors lesen, aber dieser hat seine Informationen immer aus zweiter Hand. Ein Autor, der in seiner Zeit lebte, sei es nun Hardy, Austen, die Brontes (finde gerade die e-pünktchen nicht, also möge man mir die unkorrekte Schreibweise verzeihen) oder auch Collins und Dickens, da sind wahre Zeitzeugen und das macht es einfach Spaß und ist interessant genau von diesen Autoren an das gesellschaftliche Leben der jeweiligen Zeit herangeführt zu werden.
    Ich mag auch nicht alle Klassiker, denn hier spielt auch ganz viel persönlicher Geschmack mit, unabhängig, was die Literaturkritik dazu sagt. Ich lese, weil es mich erfreut und nicht weil ich denke, ich muss es gelesen haben. Es gibt ein paar Ausnahmen, sowie zum Beispiel Goethes Werther, den ich las, weil ich einfach wissen wollte worum es sich bei diesem berühmten Werk handelt.
    Für viele mag die Sprache der Klassiker schwer verständlich sein, ja vielleicht mag der ein oder andere sie sogar als überkandidelt bezeichnen, aber genau da denke ich, liegt oft der Hund begraben. Im Laufe der Zeit würde die Sprache sehr vereinfacht und nun wird man beim Lesen eines Klassikers auf einmal mit einer Wortvielfalt konfrontiert, die wir nicht mehr gewähnt sind. Ich finde schon, dass unsere Sprache sehr verkümmert ist und das wird mir ganz oft bewusst, wenn ich Klassiker lese.
    Was die Inhalte der Romane anbelangt, so drehen sie sich, die aktuellen, wie aber auch die klassischen, doch meist um ein und die selben Themen, welche die Menschheit schon immer bewegten. Liebe, Ethik, soziales Umfeld, der Umgag mit Extremsituationen und Tod. Da ist es irrelevant, in welcher Zeit sie geschrieben wurden. Die emotionalen Auswirkungen sind die gleichen. Nur der Stellenwert und die Art und Weise wie diese Emotionen geäußert und behandelt werden, der variiert und so kann ich behaupten, dass die meisten Klassiker durchaus aktuelle Inhalte haben.


    Das war jetzt meine einfach und persönliche Meinung, als Literaturlaie zu diesem Thema.


    Viele Grüße Tina

  • Ich empfinde Klassiker nicht als langweilig. Im Gegenteil. Natürlich kann ich einen spannenden historischen Roman eines aktuellen Autors lesen, aber dieser hat seine Informationen immer aus zweiter Hand. Ein Autor, der in seiner Zeit lebte, sei es nun Hardy, Austen, die Brontes (finde gerade die e-pünktchen nicht, also möge man mir die unkorrekte Schreibweise verzeihen) oder auch Collins und Dickens, da sind wahre Zeitzeugen und das macht es einfach Spaß und ist interessant genau von diesen Autoren an das gesellschaftliche Leben der jeweiligen Zeit herangeführt zu werden.
    Ich mag auch nicht alle Klassiker, denn hier spielt auch ganz viel persönlicher Geschmack mit, unabhängig, was die Literaturkritik dazu sagt. Ich lese, weil es mich erfreut und nicht weil ich denke, ich muss es gelesen haben. Es gibt ein paar Ausnahmen, sowie zum Beispiel Goethes Werther, den ich las, weil ich einfach wissen wollte worum es sich bei diesem berühmten Werk handelt.
    Für viele mag die Sprache der Klassiker schwer verständlich sein, ja vielleicht mag der ein oder andere sie sogar als überkandidelt bezeichnen, aber genau da denke ich, liegt oft der Hund begraben. Im Laufe der Zeit würde die Sprache sehr vereinfacht und nun wird man beim Lesen eines Klassikers auf einmal mit einer Wortvielfalt konfrontiert, die wir nicht mehr gewähnt sind. Ich finde schon, dass unsere Sprache sehr verkümmert ist und das wird mir ganz oft bewusst, wenn ich Klassiker lese.
    Was die Inhalte der Romane anbelangt, so drehen sie sich, die aktuellen, wie aber auch die klassischen, doch meist um ein und die selben Themen, welche die Menschheit schon immer bewegten. Liebe, Ethik, soziales Umfeld, der Umgag mit Extremsituationen und Tod. Da ist es irrelevant, in welcher Zeit sie geschrieben wurden. Die emotionalen Auswirkungen sind die gleichen. Nur der Stellenwert und die Art und Weise wie diese Emotionen geäußert und behandelt werden, der variiert und so kann ich behaupten, dass die meisten Klassiker durchaus aktuelle Inhalte haben.


    Das war jetzt meine einfach und persönliche Meinung, als Literaturlaie zu diesem Thema.


    Genau das meine ich. Genau deswegen werden Klassiker überleben. Nicht wegen der Literaturkritiker ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich lese, weil es mich erfreut und nicht weil ich denke, ich muss es gelesen haben.


    Das mache ich auch :winken: Und deshalb langweilen mich die Klassiker, die ich lese auch nicht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Und wenn ich mir Shakespeare anshaue: da findet sich alles was auch heute noch eine wirklich tolle Geschichte ausmacht. Es hat schon seine Gründe warum er immer noch gespielt wird. Jedes Stück hat so seinen Kern der einfach in sich Wahr ist.


    Du sprichst mit aus der Seele, denn nichts, was Hollywood so fabriziert ist bei Shakespeare schon geschrieben worden, jetzt einmal etwas unbekümmert formuliert...
    Und was die so genannte Modernität angeht, bei Heine geht es moderner zu, als es manche modernen "Edelfedern" je formulieren könnten, von Kleist und Fontane, oder G. Keller, L. Sterne und auch Schiller (je nach Geschmack natürlich) dann lieber höflich zu schweigen.


    Ein kleines Problem dabei: Wenn ich Leuten erzähle, das ich Hölderlin und Jean Paul, oder Tschechow und Gogol über "alles liebe", dann gerät man schnell in den Ruch des aufschneidenen Bildungsbürgers und so hält man sich dann lieber etwas bedeckt.


    Ich denke da eher, das man sich in die Klassiker erst einlesen muss, aber wenn man diese Dichter erst einmal für sich entdeckt hat, dann gibt es kein Halten mehr und man ist vor vielen (literarischen) Enttäuschungen sicher, denn das, was viele Schriftstellen uns heute sagen zu meinen müssen, das wurde schon gesagt und geschrieben und das oft viel intensiver, traumverliebter und endgültiger.
    Das ist nun keine Abwertung des heutigen Literaturbetriebes (oder irgendwie doch...), es ist vielleicht nur meine Verliebtheit in die - Wörters, in die wunderschöne Sprache der "alten" und immer ewig jungen Dichter.


    Fällt mir dabei gerade ein: fällt der Trave Thomas eigentlich schon unter die Klassiker?

  • Du sprichst mit aus der Seele, denn nichts, was Hollywood so fabriziert ist bei Shakespeare schon geschrieben worden, jetzt einmal etwas unbekümmert formuliert...


    Hm ... da fehlt eine Negation bzw. es ist eine zu viel, oder?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)