Marcel Reich-Ranicki im Alter von 93 Jahren gestorben

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  • Ich war auch kein großer Fan, aber es ist immer traurig, wenn so eine "Institution" geht. Auch wenn er ja ein gesegnetes Alter erreicht hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das hat mich grade total überrollt. Irgendwie bin ich jetzt sehr getroffen obwohl ich ihn eigentlich eher anstrengend fand. Mir geht es so wie Valentine, er gehörte einfach dazu. Seine Liebe zur Literatur war immer sichtbar und mit welcher Leidenschaft er für sie eintrat war schon auch toll.

  • Das war nach den Meldungen der letzten Monate schon zu erwarten. Trotzdem, trotz alledem, ein echt herber Verlust für die deutsche Literatur, für Deutschland. Man wünscht ihm, dass er jetzt mit seiner Tosia wiedervereint ist, mit anderen Kritikern herrlich über die deutsche Literatur spötteln und lachen kann. Man muss wirklich dankbar sein, für sehr viele Kritiken, für abgrundtiefe Verrisse. Und man muss Bewunderung zeigen für seine Biografie. Die hat mich erschüttert (der Film dazu war zwar schwach), aber umso mehr bewundere ich, dass er der deutschen Sprache und Deutschland nicht den Rücken zugekehrt hat.


    Wer wird seinen Platz ausfüllen können? Die Heidenreich? Dennis Scheck? Die sind anders gut, die kommen lange nicht an ihn ran...

  • Ach je. Ich kann zwar nicht behaupten, dass Reich-Ranicki mir sonderlich sympathisch war, aber ein Verlust für die deutsche Literaturszene ist es schon.
    es ist wohl wirklich an der Zeit, dass ich mir seine Autobiographie einmal vornehme.


    RIP

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich war zwar nicht sein größter Fan, aber schade ist es dennoch dass so ein Großer der Literaturszene von uns gegangen ist.


    Zumindest hatte er ein langes Leben.


    Katrin

  • Sehr bedauerlich. MRR war eine faszinierende Persönlichkeit. Ich habe das Literarische Quartett immer sehr gern gesehen. Er und seine Kritikerkollegen waren mir oft Richtschnur in der unübersichtlichen Bücherwelt. Einen wie ihn gibt es heute nicht mehr und wird es vermutlich auch nicht mehr geben, wohl auch deshalb, weil Literaturkritik und -kritiker heute schon lange nicht mehr den Einfluss auf das Denken und Kulturleben haben wie früher einmal. Diese Zeiten sind wohl vorbei. Selbst hier, in unserem Literaturforum, ist häufig zu lesen, dass professionelle Literaturkritik und ihre Vertreter für viele Leser keine Rolle mehr spielen.

  • Oh, jetzt bin ich aber platt. Ich habe nichts davon mitbekommen, dass es ihm in letzter Zeit nicht gut ging. Das ist sehr bedauerlich. Ich habe ihn gerne gemocht, weil er seine Meinung immer mit solcher Vehemenz vertreten hat. Er hat sich nicht verbogen, um es anderen recht zu machen.


    Sein Platz bleibt wohl leer, da gibt es keinen zweiten.

  • Ich schließe mich euch an.
    Auch ich mochte ihn nicht unbedingt ,aber nachdem ich den Film über sein Leben sah und dadurch erstmal erfahren habe was er alles durchgemacht hat, hatte ich doch ein wenig Bewunderung und Respekt für ihn.
    Er wird in der Literaturwelt unersetzlich sein und ein grosses Loch hinterlassen.


    Möge er in Frieden ruhen

    :biene:liest :lesen: und hört

    18/60 :rolleyes:

    6333 /25.525 Seiten :rolleyes:


  • Mir geht es auch so, wie den meisten Vorpostern und ich fühle mich bedrückt und bin irgendwie doch überrascht über meine eigene Reaktion.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich war auch ganz geschockt gestern als ich es gesehen habe.Er war schon ein Großer - wenn auch nicht immer sooo beliebt - sehr schade.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Nun ist er also tot. Die Erinnerung an ihn ist gar nicht mehr so präsent in mir. Ich laufe eigenständig durch die Literaturwelt ohne Reich-Ranicki noch zu beachten. Viele Auftritte hatte er in den letzten Jahren ohnehin nicht mehr. Wer würde ihm das verdenken, mit über 90 Jahren. Dabei gab es eine Zeit, in der meinen literarischen Geschmack geprägt hat. Ohne ihn würde ich vermutlich gar keine ernsthafte genrefreie Literatur lesen. Das Literarische Quartett gehörte schon zu meiner Lieblingssendung als ich noch ausschließlicher Sachbuchleser in meiner Zeit als Oberstufenschüler war. Keine Sendung habe ich verpasst. Als Student besaß ich dann einen Videorecorder und wenn man am nächsten Morgen früh rausmusste, dann wurde halt aufgezeichnet. Das ein oder andere Buch las ich nach seinen immer engagierten Lobpreisungen. Ruth Klüger und Günther de Bruyn sind mir in Erinnerung. Wenn ich heute die Liste der besprochenen Autoren im Internet durchschaue, dann staune ich, da sie mir die Namen und Werke so unbekannt erscheinen. Heute kenne ich fast alle Namen, aber dass all diese berühmten Namen auch im literarischen Quartett vorkamen, ist mir gar nicht präsent. Javier Marias hat er entdeckt, ich habe das Buch seinerzeit nicht gekauft, schon der lange erste Satz hat mich abgeschreckt. Erst viel später wurde dann dieser Autor einer meiner Lieblingsautoren. Gelesen habe ich nach dem Abitur immer. Aber nicht sehr intensiv. Es war im Jahre 2004 als mir mein Fernsehkonsum auf den Geist ging und ich mir vornahm im Jahr 10.000 Seiten zu lesen. Eine ungeheure Menge, wenn man bedenkt, dass ich nur wenige Bücher im Jahr gelesen habe. Und da tauchte Reich-Ranicki wieder auf. Sein Kanon der Erzählungen war das erste Werk meiner neu entfachten Leidenschaft einer Büchersammlung der Weltliteratur. Kurze Zeit später fand ich hier ins Forum. Mit Arbeitskollegen gründete ich einen Literaturkreis und wir gingen zu einer Lesung mit Marcel Reich-Ranicki und Volker Weidermann, der gerade eine Biographie über ihn herausgab. "Mein Leben" und "Meine Bilder" ließ ich mir signieren. Später kam der bewegende Film zum Buch. Im Spiegel erschien sein Kanon für Leser. Eine Ausgabe, die ich archiviert habe. Das mache ich fast nie. Lediglich die Serie über das amerikanische Raketenabwehrsystem SDI habe ich in den 1980er Jahren ausgeschnitten und in Folie eingetütet. Reich-Ranicki bedeutete mir immer viel. Dann interessierten mich jedoch auch leisere Töne, ich entdeckte unabhängig von ihm viel Bibliomanes und interessante genrefreie Literatur. Reich-Ranicki hatte mir das Lesen beigebracht. Oder zumindest einen kleinen Ausschnitt geöffnet. Und erst vor kurzem entdeckte ich die wunderbaren Besprechungen von Gedichten in jeder Samstagsausgabe der FAZ. Die Redaktionsleitung hatte immer noch Marcel Reich-Ranicki. Eine ganz andere Welt, der ich mich erst jetzt langsam nähere. Nun ist er also tot. Weinen kann ich nicht, die Welt mit ihm, in der ich mich schon Tage zuvor auf das Literarische Quartett wie ein kleines Kind gefreut habe, habe ich hinter mir gelassen. Wichtig war er dennoch.


    Möge er in Frieden ruhen.


    Schöne Grüße, Thomas

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