"Mein Kampf" soll nicht erscheinen dürfen

Es gibt 64 Antworten in diesem Thema, welches 12.152 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Davon abgesehen, würde mich ein guter Kommentar durchaus interessieren, der auch ein wenig aufschlüsseln würde, was Hitler selbst gelesen hat usw.


    Finde ich auch. Was verboten ist, ist geheimnisvoll.


    Im Klassikerforum habe ich übrigens zum selben Thema einen Thread aufgemacht. Wen es interessiert: Mein Kampf soll nicht erscheinen


    Vor allem Giesberts Kommentar, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt, ist sehr lesenswert.


    Gytha: Mal sehen ob ich mir das Buch aus dem Internet laden kann um einfach mal reinzulesen.


    Katrin

    Einmal editiert, zuletzt von Jaqui ()

  • In der Germanistik hatte ich ein Seminar namens "Sprache und Politik". Da haben wir uns in einer Sitzung ein bisschen mit "Mein Kampf" beschäftigt. Hauptsächlich haben wir uns die sprachlichen Mittel angeschaut, mit denen Hitler die Juden degradiert und die Arier hochgelobt hat.


    Ich finde eine kommentierte Fassung sehr vernünftig und hoffe, dass diese es auf den Markt schafft. Das gibt den Leuten die Chance, sich mit der Thematik zu beschäftigen und gleichzeitig hinter die Fassade blicken. Mit dem richtigen Kommentar wissen die Leute dann, dass es Bullshit ist und sind dann hoffentlich nicht so empfindlich gegen rechte Propaganda, welche sich anfangs ja manchmal doch ganz hübsch anhört.

  • Ich bin euerer Meinung. Ich verstehe nicht weshalb man das Buch nicht kommentiert zugänglich macht. Das macht man ja mit Filmen die Judsüß in Filmvorführungen auch (nur dann darf der Film gezeigt werden) und gerade hier könnte man Hitler so leicht entlarven. Ich verstehe das absolut gar nicht, schon gar nicht aus Sichtweise von Historikern.


  • Ich bin euerer Meinung. Ich verstehe nicht weshalb man das Buch nicht kommentiert zugänglich macht. Das macht man ja mit Filmen die Judsüß in Filmvorführungen auch (nur dann darf der Film gezeigt werden) und gerade hier könnte man Hitler so leicht entlarven. Ich verstehe das absolut gar nicht, schon gar nicht aus Sichtweise von Historikern.


    Dieses "absolut gar nicht" - das glaube ich dir nicht ganz. Es besteht die Gefahr, dass solch ein Buch durch freie Zugänglichkeit in gewissen Jugendkulturen zum Kultbuch erhoben wird. Das es einfach "cool" ist im Unterricht ein Exemplar auf seinen Schülertisch zu legen. Natürlich provoziert so etwas die Lehrerschaft. Das Buch ist für das Verständnis des NS nicht notwendig, wir haben über die NS-Zeit sooooo viel gelernt, auch ohne dieses Buch, mir scheint da nichts Wesentliches zu fehlen. Auch in Fernsehdokumentationen beruft man sich ja nicht auf dieses Buch als wesentliches Glied. Anders ist es natürlich in einem Geschichts-Leistungskurs. Da kann man dann schon mal die Beschäftigung mit solchen Details erwarten und daher begrüße ich auch eine Veröffentlichung. Das damit aber gar keine Gefahren verbunden sind, das sollte man nicht bestreiten. Man sollte eine mögliche Presse des Auslandes wie "Mein Kampf" verkauft sich in Deutschland mit 100.000 Exemplaren auch nicht außer Acht lassen. Das sind alles Gründe, eine Veröffentlichung zu verbieten. Schaden und Nutzen muss man abwägen. Den Nutzen sehe ich nicht als sehr groß, ein Historiker kommt ohnehin an eine Ausgabe.


    Gruß, Thomas


  • Ich finde eine kommentierte Fassung sehr vernünftig und hoffe, dass diese es auf den Markt schafft. Das gibt den Leuten die Chance, sich mit der Thematik zu beschäftigen und gleichzeitig hinter die Fassade blicken. Mit dem richtigen Kommentar wissen die Leute dann, dass es Bullshit ist und sind dann hoffentlich nicht so empfindlich gegen rechte Propaganda, welche sich anfangs ja manchmal doch ganz hübsch anhört.


    Das vermeintliche "Witzige" ist ja, dass es schon heute zig Bücher und Dokumentationen zu Hitler und der NS-Zeit gibt. Und dass die meisten dieses Thema nicht mehr hören können ("lass mich damit in Ruhe, wir haben damals noch nicht gelebt ..."). Mit "Mein Kampf" ist man Hitler, quasi dem lebendig gewordenen Satan, wieder näher. Das scheint zu faszinieren. Ich verstehe das sogar. Aber solch eine Faszination ist zweifelhaft, genauso zweifelhaft wie die Besichtigung des "Adlernestes" (Kehlsteinhaus in Berchtesgarden) (auch wenn es mich auch erschauern ließ, dass an gleicher Stelle vor nicht allzu vielen Jahren Hitler persönlich langmarschiert ist). Oder warum sollte ich mich ausgerechnet mit "Mein Kampf" beschäftigen, aber weder Ruth Klüger noch Hans Fallada lesen?


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • @klassikfreund
    Gestern war ich natürlich auch etwas hitzig im ersten Moment. Natürlich hast Du auch recht damit das es auch Gefahren gibt. Und die sehe ich natürlich auch, andererseits glaube ich durchaus nicht das sich jemand aus dem rechen Spektrum eine kommentierte Ausgabe holen wird. Eher im Gegenteil, diese wird garantiert medienwirksam (wie auch immer das dann aussehen wird) boykottiert werden. So eine Ausgabe hat ja auch oft mehr mit Positionierungen und unterstreichung eines Bildes nach außen hin zu tun als mit der Sache selbst...

  • Die rechtliche Frage, die ich mir stelle, ist, ob es alleinig eine kommentierte Ausgabe geben kann. Ist der Text freigegeben, kann ihn jeder drucken, eine kommentierte Ausgabe wird dann nur eine Ausgabe unter vielen sein. Schafft man es hingegen, den Text zu verbieten (so verstehe ich das Ansinnen des Freistaates Bayern), dann wird es keine öffentlich zugängliche Ausgabe geben.


    Gruß, Thomas

  • Das scheint zu faszinieren. Ich verstehe das sogar. Aber solch eine Faszination ist zweifelhaft, genauso zweifelhaft wie die Besichtigung des "Adlernestes" (auch wenn es mich auch erschauern ließ, dass an gleicher Stelle vor nicht allzu vielen Jahren Hitler persönlich langmarschiert ist). Oder warum sollte ich mich ausgerechnet mit "Mein Kampf" beschäftigen, aber weder Ruth Klüger noch Hans Fallada lesen?


    So sind Menschen. Das ist psychologisch begründbar. Hier ein kleiner Artikel dazu: Die Faszination des Grauens


    Ich glaube, es ist ganz einfach: Konfrontieren wir uns selbst mit solchen Dingen, dann bewirkt dies mehrere Dinge in uns:


    1. Aufregung, Adrenalin --> und trotz des Themas werden Glücksgefühle ausgeschüttet
    2. Das Wissen, dass es uns gut geht, dass wir Glück haben im Leben, weil uns das nicht passiert ist.


    Vielleicht fühlen wir uns sogar Tick überlegen.


    Die Gedanken sind frei und solange man andere dabei nicht verletzt, ist dagegen auch nichts einzuwenden, finde ich.


    Aber den Einwand mit den Verkaufszahlen sehe ich auch ein. Wirklich nicht so leicht zu beantworten.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Bei der Diskussion um "Coolness" des Buches bei (rechten?) Jugendlichen sollte man ins Kalkül ziehen, dass in vielen Familien durchaus noch alte Exemplare des "Kampfes" existieren (auch wenn man es in der Öffentlichkeit nicht breittritt ;) ) - nicht mal aus irgendeiner Überzeugung heraus, sondern weil die Teile "wertig" aussehen und ältere Generationen sich durchaus schwer tuen, so ein Buch einfach wegzuwerfen - und weil viele sich des historischen Wertes, den alte Ausgaben zweifellos einmal haben werden, bewusst sind.
    Überlegt mal, wie "cool" diese Exemplare erst wären, wenn es sich um ein "verbotenes" Buch handelte?
    Nein - mMn wäre eine Buchzensur in diesem Fall nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv.

  • Bei uns war dieses Buch immer ein Mythos und als es dann hiess, einige hätten es gelesen, schauten wir zu denen auf. Schliesslich haben sie ein verbotenes Buch gelesen. Das war schon irgendwie cool. Wie sprayen oder dem Lehrer die Meinung sagen :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Jeder der will kommt heute schon an eine Ausgabe. Im Netz gibt es das Werk kostenlos als ebook. Dennoch finde ich ein Verbot falsch.


    Die verkaufszahlen sind aber wirklich ein Argument.


  • So sind Menschen. Das ist psychologisch begründbar. Hier ein kleiner Artikel dazu: Die Faszination des Grauens


    Guter Artikel, der auch meine Beweggründe beschreibt, solche Orte schon mal aufzusuchen. Gerade vor diesem Hintergrund ist es nicht nötig, noch einen solchen "Ort" (hier in Form eines Buches) hinzuzufügen. Wenn man eine kommentierte Ausgabe allein veröffentlichen kann, ohne dass es unkommentierte Nachdrucke geben darf, dann wäre ich unbedingt dafür; Wenn sich die rechtliche Lage anders darstellt, bin ich aufgrund dieser Diskussion eher skeptisch.


    Gruß, Thomas


  • Das wird rechtlich nicht möglich sein. Entweder dürfen alle drucken oder keiner. Daher wird ja auch die kommentierte verboten.


    Das Verbot wird sich dann aber auch nur auf Deutschland beschränken. Es wird kein Problem sein für ausländische Verlage. Und kein Problem, sich diese Exemplare dann im Ausland online zu bestellen :schulterzuck: Oder verstehe ich das falsch?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich bin ja kein Jurist aber so wie ich das verstehe will der Freistaat jeden verklagen der das Buch drucken will. Allerdings gibt es dafür keine gesetzliche Grundlage. Außer sie schaffen noch schnell eine.