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ZitatWenn du aber in einem Nest wie Redwood Falls aufwächst, ist das ein echter Sprung. Die meisten Menschen dort mögen ihre Stadt, und diejenigen, die davon träumen, den Zug zu besteigen, sind anders. Verstehst du, sie sind immer schon anders gewesen. Sie haben sich nie wirklich dort zu Hause gefühlt. Alle Leute haben gewusst, dass sie anders sind, und alle haben sie auch genauso angeschaut.
„When you‘re growing up in a small town…” bleibt dir irgendwann nur, dich in die große Stadt aufzumachen und dort dein Glück zu suchen. Das hat Faye Archer gemacht und nun lebt sie zufrieden in Brooklyn, arbeitet in einem Buchladen und gibt Konzerte mit Liedern im Stil der 1950er Jahre.
Zitat»Du musst viel erleben«, hat sie mir damals gesagt, »denn darauf kommt es an. Am Ende bleiben dir nur die Erinnerungen an die Momente, die du erlebt hast.«
Die Liebesgeschichte, die Fayes Leben durcheinanderwirbelt, ist voller solcher Momente – guter wie schlechter, denn kaum hat sie sich in Comiczeichner Alex verliebt und ein paar Mails zum Kennenlernen ausgetauscht, trifft sie ihn in Begleitung einer Anderen – und dabei ist er so feindselig, als wäre sie die Böse, die Zerstörerin der aufkeimenden Beziehung. Zwischen Zuneigung und Wut hin- und hergerissen versucht sie den Grund für sein Verhalten herauszufinden, doch seine Erklärung erscheint unglaublich.
Um Christoph Marzi habe ich bisher einen recht großen Bogen gemacht, bei seinem ach-so-tollen Lycidas wirkte der Klappentext bereits so stark von anderen Büchern abgekupfert, dass mir die Lust vergangen ist. Entsprechend skeptisch bin ich an „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ herangegangen, aber das Buch ist mir so häufig, mir stets verlockende Blicke zuwerfend, über den Weg gelaufen, dass ich irgendwann aufgegeben und es gelesen habe.
Warum nur habe ich nicht eher nachgegeben, das ist nämlich ein wunderschönes Herbstbuch. Ein Buch, dass man wahlweise im Altweibersommer unter fliegenden bunten Blättern auf einer sonnigen Bank im Park oder auf der Couch mit einem leckeren Tee in der Hand, während der Regen vor die Fenster schlägt, lesen sollte.
Nun gut, die „Auflösung“ bzw. das phantastische Element ist kompletter Quatsch (dafür gibt es auch den Punktabzug), aber das hat für mich nichts an der allgemeinen Stimmung geändert. „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ ist ein Buch, das einen lehrt, in sich selbst zu ruhen und einen mit einem wohligen Lächeln auf den Lippen zurück lässt.
Nach diesem wunderbaren Roman muss ich vielleicht doch noch Marzis anderen Bücher eine Chance geben, aber zunächst einmal ist endlich "Frühstück bei Tiffany" auf meine Leseliste gewandert.